#222 Der Unheilpraktiker
Shownotes
Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um Suizid und sexualisierte Gewalt, auch gegen Jugendliche.
Christiane ist in ihrer kleinen norddeutschen Gemeinde bekannt wie ein bunter Hund. Ihre Töpferkunst fertigt sie mit viel Herzblut an und lässt sich bei ihren geliebten Spaziergängen immer wieder von der Natur inspirieren. Gemeinsam mit ihrem Sohn und ihrem Bruder wandert sie eines Winters über frostüberzogene Wiesen und Feldwege – bis sie plötzlich zusammenbricht und keinen Schritt mehr gehen kann. Eine folgenschwere Diagnose bestimmt fortan ihren Alltag. Unverhofft tritt wenig später Holger in ihr Leben. Zunächst lindert er durch Akupunktur ihre Schmerzen, doch schon bald wird er zum Mittelpunkt ihres Lebens. Holger eröffnet schon bald seine eigene Naturheilkundepraxis in Christianes Haus – ein Ort, der einige Jahre später wegen eines grausamen Verdachts komplett auf den Kopf gestellt wird. Was dabei ans Licht kommt, ist ein menschlicher Abgrund, der gleich mehrere Opfer in die Tiefe gerissen hat.
In dieser Folge von „Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe“ geht es um ein über Jahre hinweg sorgfältig aufgebautes Lügenkonstrukt, das wohl niemals aufgeflogen wäre – hätte nicht eine Person ihr Schweigen gebrochen und damit alles zum Einsturz gebracht.
Credit
Produzentinnen/ Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers, Marisa Morell Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen
Quellen (Auswahl)
Urteil Landgericht Flensburg vom 12.06.2024 - Aktenzeichen I Ks 106 Js 19856/22
Spiegel: “Wie der falsche Heilpraktiker die Notlagen von Frauen ausnutzte”
sh:z: “Mordprozess in Flensburg”
NDR: “Flensburg: Angeblicher Heilpraktiker wegen Mordes verurteilt”
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Transkript anzeigen
00:00:11: Herzlich willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:00:14: Wir reden hier über Wareverbrechen und ihre Hintergründe.
00:00:16: Mein Name ist Paulina Kraser.
00:00:18: Und ich bin Laura Wohlers.
00:00:20: In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen Warenkriminalfall nach, ordinen ihn für euch ein, erörtern und diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte.
00:00:29: Und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
00:00:31: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
00:00:34: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:00:36: Das machen wir auch.
00:00:37: Selbst dann werden wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
00:00:40: Das ist für uns eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht respektierlich gemeint.
00:00:44: Paulina, bevor wir mit der heutigen Folge starten, in der mit einem Messer und einem Brief eine falsche Fährte gelegt werden soll, würde ich mit dir gerne noch mal Bezug nehmen auf unsere letzte gemeinsame Folge.
00:00:54: Erinnerst du dich?
00:00:56: Ja, da ging es um die Fotografen im Hotelzimmer.
00:00:58: Genau.
00:00:59: Der war ja genau dort im Hotelzimmer gestorben.
00:01:03: Und weil die Täter so professionell vorgegangen sind, war der ja aber gar nicht viel dreckig, ne?
00:01:08: Ja, also nicht nur nichts dreckig, sondern keine DNA-Spuren, keine Fingerabdrücke.
00:01:14: Willst du jetzt darauf hinaus, dass wir aber, obwohl wir weit aus weniger Unsinn im Hotelzimmern anstellen, das immer ganz dreckig machen, wenn wir da waren?
00:01:24: Nee, finde ich auch nicht, dass wir das machen.
00:01:28: Vor allem wenn wir gehen Paulina, sind wir ja so richtig ordentlich und wenn uns keiner beobachten würde, würden wir auch noch das Bett machen.
00:01:34: Ja.
00:01:35: Ja.
00:01:37: Es geht um was anderes, aber schon um die, lache ich jetzt mal, Unversehrtheit eines Hotelzimmers.
00:01:43: Und die war in dem Fall auch vorhanden, weil ja das Opfer relativ schnell auch nach Todeseintritt gefunden wurde.
00:01:51: Ich habe jetzt von einem Fall gelesen, der gar keinen Verbrechen war.
00:01:55: bei dem ein Mann im Hotelzimmer verstorben ist, aber erst einige Zeit später gefunden wurde.
00:02:01: Der war da quasi ein Dauergast in dem Hotel, also der hat auch schon acht Monate gewohnt.
00:02:06: Naja, aber dadurch das halt nicht direkt erkannt wurde, dass der Gast verstorben war, kam es zu sogenannten massiven Verwesungsspuren.
00:02:14: Und ich glaube, du wirst ungefähr wissen, was darunter zu verstehen ist, nachdem wir beide selbst mal einen Ort gereinigt haben, wo jemand gestorben ist.
00:02:23: Ja.
00:02:23: Wie
00:02:23: wahrnbar ist.
00:02:24: Das stinkt.
00:02:25: Genau.
00:02:26: Stinkt?
00:02:27: Ja, was mussten wir da machen?
00:02:28: Ja,
00:02:29: ich habe Angst, dass so viele Leute die Folge beim Frühstück an, deswegen versuche ich es sehr milde zu beschreiben.
00:02:35: Also es treten ja ein paar Körperflüssigkeiten aus und die haben wir sauber gemacht.
00:02:41: Die können leider so ätzend werden, dass das so richtig tief in den Boden sickert und auch gesundheitsschädlich ist, wenn man die Dämpfer einatmet.
00:02:50: Genau.
00:02:51: So war das da dann auch so ähnlich.
00:02:53: Also du kannst dir vorstellen, dass das Zimmer jetzt nicht so direkt an den nächsten Gast vermietet werden konnte.
00:03:00: Da musste also erstmal ordentlich Geld reingesteckt werden.
00:03:03: Tatortreinigung, das heißt immer so, egal ob da jemand umgebracht wurde oder nicht.
00:03:08: Die hat dreizehntausend Euro gekostet.
00:03:09: Neue Möbel, dreitausend.
00:03:11: Der Umbau des Badezammers, neuntausend Euro.
00:03:15: Und eine neue Mini bei hundertfünfzig Euro.
00:03:18: Und auf den Kosten von mehr als von zwanzigtausend Euro wollte das Hotel aber eben nicht sitzen bleiben und verlangte von den Erben des Mannes die Rückerstattung.
00:03:27: Findest du das nachvollziehbar?
00:03:29: Nein.
00:03:30: Nein.
00:03:31: Ich finde das auch nicht nachvollziehbar, weil ich mein, der Mann kann ja nichts dafür, dass er... gestorben ist und dass ihn dann auch länger niemand gefunden hat.
00:03:40: Man könnte ja eher noch sagen, was ist das denn für ein Hotel, wenn man da nicht mal nach zwei Tagen nachschaut oder im Zweifel bei dem Geruch irgendwie suspicious wird.
00:03:50: Naja, und eigentlich gibt es doch auch eine Reinigung jeden Tag.
00:03:54: Ja, hier offenbar nicht.
00:03:56: Das Ganze ging auf jeden Fall vor das Landgericht Regensburg.
00:03:59: Weil das Hotel die Begründung anführte, dass der Gast durch sein Tod eine Pflichtverletzung aus dem Mietvertrag begangen habe.
00:04:06: Durch
00:04:06: den Tod der Pflichtverletzung?
00:04:08: Ja, für diese Nachlassverpflichtung würde nach §.
00:04:10: oneintausundneunhundertsechsich das BGB, der Erbehaften, hieß es vom Hotel-Eigentümer.
00:04:17: Ja, aber
00:04:17: was ist denn jetzt diese Pflichtverletzung,
00:04:19: dass der das so hinterlassen hat?
00:04:22: Also
00:04:23: so
00:04:24: verschmutzt hat, ja.
00:04:25: Also so einen Anspruch kann man doch nicht gegen eine tote Person erheben.
00:04:29: Das Hotel hat das zumindest versucht, beziehungsweise wollte es die Ansprüche ja gegen den Erbengelten machen, weil der Erblasser hier gegen seine Pflicht nicht zu Sterbenfragezeichen verstoßen haben soll.
00:04:43: Das Gericht hat dann erst mal gesagt, dass so ein Hotelaufenthalt jetzt nicht genau das gleiche ist wie Mietvertrag, sondern das heißt Beherbergungsvertrag, also da kommen noch so ein paar andere Sachen dazu.
00:04:53: Und es ist schon so, dass Ansprüche wegen Beschädigung des Zimmers erhoben werden können.
00:04:57: Gegen Tote.
00:04:58: Nee.
00:04:59: Generell sei der Tod eines Mieters oder einer Mieterin aber keine Pflichtverletzung.
00:05:04: Ja.
00:05:05: Also keine Haftung für die Erben.
00:05:07: Frechheit.
00:05:09: Ja.
00:05:09: Ja.
00:05:10: Aber
00:05:10: die Erben mussten dann doch noch für eine offene Restaurantrechnung
00:05:14: aufkommen.
00:05:15: Ja, das kann ich
00:05:16: nicht verstehen.
00:05:17: In Höhe von zehn Euro zwanzig.
00:05:19: Ja,
00:05:20: okay.
00:05:21: Da gehe ich mit.
00:05:21: Also das war dann offenbar seine letzte Mahlzeit, ja.
00:05:24: Also es ist eine absolute Frechheit, dass die die erst vor Gericht zählen und dann auch noch die zehn Euro zwanzig verlangen.
00:05:31: Ja, ne?
00:05:31: Frech.
00:05:33: So, und jetzt kommen wir aber zu unserem heutigen Fall, in dem sich Menschen Linderung ihrer Beschwerden erhoffen, aber stattdessen nur noch mehr Schmerz erfahren.
00:05:43: Einige Namen haben wir geändert und die Trigger-Warnung findet ihr in der Folgenbeschreibung.
00:05:49: Als des Dezember, und wie so oft an einem schönen Wintertag, spaziert Christiane mit ihrem Bruder und ihrem erwachsenen Sohn durch die mit Frost überzogenen Wiesen und Felder ihres Heimatorts im Norden Deutschlands.
00:06:01: Durch ihr dunkelblonde Schulter langes Haar weht die kalte Luft, während ihre neugierigen grün-blauen Augen über die winterliche Landschaft in der Ostsee-Region wandern.
00:06:09: Für viele wäre es zu dieser Jahreszeit zu ungemütlich draußen, aber die fünfundfünfzigjährige Christiane ist gerne an der frischen Luft, völlig unabhängig von der Temperatur.
00:06:19: Und am liebsten macht sie das mit den zwei wichtigsten Männern in ihrem Leben.
00:06:24: Während sie mit Sohn Philipp und Bruder Karl überall tägliche spricht, passiert plötzlich etwas total Ungewöhnliches.
00:06:32: Schlagartig kann Christiane nicht mehr anständig laufen.
00:06:35: Ihre Beine fühlen sich an wie Pudding.
00:06:38: Schwankend wie eine betrunkene knickt sie weg.
00:06:41: Christiane bricht zusammen, versucht sich noch einige Male aufzurappeln, doch aufstehen ist unmöglich.
00:06:46: Was passiert hier gerade?
00:06:48: Ihr Sohn Philipp beugt sich besorgt zu ihr nach unten und fragt, was los ist.
00:06:53: Christiane weiß es selber nicht.
00:06:55: Verzweifelt entgegnet sie, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann.
00:06:59: Sie ist geschockt, dass ihr Körper auf einmal aufgibt.
00:07:02: Es fühlt sich an, als hätte man den Ausknopf betätigt und als wüsste sie nicht, wo der Anknopf ist.
00:07:07: Philipp und Karl helfen ihr hoch, doch den ganzen Weg zurück können sie Christiane nicht tragen.
00:07:13: Die drei verständigen sich darauf, dass Philipp sein Auto holt und die beiden hier auf ihn warten.
00:07:17: Für Christiane ist die ganze Situation furchterregend, sie war einfach nur nach Hause.
00:07:23: Und das sagt sie auch, als ihr Sohn einige Minuten später endlich mit dem Wagen vor ihnen steht.
00:07:28: Sie will nicht ins Krankenhaus, sie will nach Hause.
00:07:30: Es wird schon wieder, redet sie sich und ihrer Familie ein.
00:07:34: Zu dem Zeitpunkt hoffen alle, dass sie recht behalten wird, dass Christiane aber nie wieder die Alte sein wird und dass ein Mensch genau das für sich zu nutzen lernt, um etliche Verbrechen zu begehen.
00:07:45: Das kann sich niemand von ihnen auch nicht in den schlimmsten Albträumen ausmalen.
00:07:51: In den Tagen nach ihrem Zusammenbruch bleibt Christiane wackelig auf den Beinen.
00:07:55: Die fünfundfünfzigjährige ist dennoch zuversichtlich.
00:07:58: Schließlich hat sie als eigenständige und belastbare Frau schon ganz andere Dinge gewuckt.
00:08:03: Doch sie muss sich bald schon eingestehen, dass sie sich geirrt hat.
00:08:07: Normalerweise ist Christiane ständig auf Achse, entweder steht sie in ihrem Töpferstudio, läuft durch den Wald oder empfängt Freundinnen und Bekannte in ihrem großen Backsteinhaus am Ortsrand.
00:08:17: Doch jetzt ist es, als seien die Uhren stehen geblieben, denn Christianes Beine wollen sie nirgends mehr hintragen.
00:08:24: Sie weiß, sie braucht Hilfe und stellt sich schließlich doch im Krankenhaus vor.
00:08:28: Nach verschiedenen Untersuchungen können die Ärztinnen ihr jedoch nur sagen, was es nicht ist.
00:08:33: Kein Schlaganfall, kein Herz entfragt.
00:08:36: Fachärztliche Spezialistinnen müssen übernehmen, um der Ursache ihrer Beschwerden auf den Grund zu gehen.
00:08:41: Damit beginnt für Christiane ein regelrechter Krankenhausmarathon.
00:08:45: Bei fast jedem Termin an ihrer Seite ist so ein Philipp oder ihre Tochter Shelly, ihre beiden Kinder, ihr größtes Glück.
00:08:52: Ihre Nähe gibt ihr Halt, auch wenn die Tage zwischen Warten und Ungewissheit Kräfte zährend sind.
00:08:58: Doch mit jedem neuen Termin wird Christiane Mulmiger zum Mute.
00:09:02: auch wenn sie es nach außen nicht zugeben will.
00:09:05: Es macht ihr Angst, nicht zu wissen, was mit ihr los ist.
00:09:08: Besonders schlimm ist es, wenn sie abends mit ihren Sorgen und Gedanken allein zu Hause sitzt und sie sie mit niemandem außer ihrer Katze teilen kann.
00:09:15: Ein Partner gibt es in Christianes Leben schon lange nicht mehr.
00:09:19: Mit Philipps Vater war sie nur kurz liert, die Ehe mit Schellys Vater zerbrach nach sechs Jahren.
00:09:24: Christiane vermisst es auch eigentlich gar nicht, in festen Händen zu sein.
00:09:27: Sie ist ein echter Freigeist und mag ihr Leben als alleinstehende Frau.
00:09:31: Für sie sind es ihre Kinder und ihre zahlreichen Freundinnen, die für sie ihr Leben lebenswert machen.
00:09:37: Auch ihre Arbeit bedeutet ihr viel.
00:09:39: Vor vielen Jahren hat Christiane ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht, das Töpfern.
00:09:43: In ihrem Haus hat sie sich eine große Werkstatt eingerichtet, ein Ort voller Kreativität, an dem sie ihre Kunst fertigt und verkauft.
00:09:51: Doch all das, was sie sonst antreibt, muss nun ruhen.
00:09:54: In den Wochen nach dem Sturz fällt ihr nicht nur das Gen schwer.
00:09:57: plötzlich scheinen alle Reize übermächtig.
00:10:00: Jedes Geräusch, jedes Licht, jede Bewegung.
00:10:03: Autofahren wird zur Qual, Stimmengewirr unerträglich.
00:10:06: Dabei liebt sie es doch so, wenn viel los ist und sie ihre Liebsten einladen kann, in ihr Reich, in dem die Haustür eigentlich stets offen steht.
00:10:14: Bis Christianes endgültige Diagnose steht, vergehen Wochen.
00:10:17: Und dann kommt sie in Form eines Anrufs aus dem Krankenhaus, der Christianes Leben, von der einen auf die andere Sekunde erneut komplett auf den Kopf stellt.
00:10:25: Denn Christiane hat multiple Sklerose.
00:10:28: Eine chronische Erkrankung des Nervensystems, bei der die Schutzschicht, die die Nerven umgibt, kaputt geht und dadurch Signale im Körper nur verzögert oder gar nicht mehr ankommen.
00:10:38: Die Krankheit verläuft oft in Schüben und gilt als unheilbar.
00:10:42: Jedoch können spezielle Medikamente den Verlauf langsamen.
00:10:45: Im Endstadium sind Betroffene häufig bettlegrig und auf intensive Pflege angewiesen.
00:10:51: Für die Unternehmenslustige und lebensfuehe Christiane gleicht diese Vorstellung einem Albtraum.
00:10:57: Nachdem Christiane den ersten Schock überwunden hat, versucht sie sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
00:11:03: Doch es ist nicht einfach.
00:11:04: Ihr altes Leben gerät mehr und mehr in unerreichbare Ferne.
00:11:09: Sie braucht viel Hilfe im Alltag.
00:11:10: Den Haushalt in dem mehr stärkigen Haus oder ausgiebige Einkaufstouren kann Christiane nicht mehr alleine bewältigen.
00:11:17: Ihre Freundinnen, aber auch Shelley und Philly, besuchen sie so oft, es geht, um zu helfen und ihr Gesellschaft zu leisten.
00:11:23: Aber wenn die Sonne untergeht und sich das Schwarz der Nacht über ihr großes rotes Backsteinhaus legt, führt sich Christiane oft einsam gefangen in ihrem eigenen Körper.
00:11:33: Etwa ein Jahr nachdem Christiane die Diagnose MS bekommen hat, kehrt erneut der Raue Herbst in der Ostseregion ein.
00:11:40: In den vergangenen Monaten hat sich Christianes Zustand verschlechtert und das Gehen ist jedes Mal ein kräftezehrender Akt.
00:11:46: Generell kann sie bei allen möglichen Arbeiten nicht mehr so zu packen, wie sie es früher immer gerne und mit Leichtigkeit gemacht hat.
00:11:53: Deshalb wuchern diesen Oktober in ihrem Garten die Bäume und Hecken.
00:11:57: Von einem Nachbarn bekommt Christiane den Kontakt von einem Mann, der sich darum kümmern könnte.
00:12:02: Holger könne bestimmt helfen, heißt es.
00:12:04: Christiane zögert nicht lange, wählt Holgers Nummer und vereinbart einen Termin für den dreißigsten Oktober.
00:12:11: Als Christiane Holger zum ersten Mal sieht, haben die Bäume die meisten Blätter bereits verloren und den Rasen in einen Laubteppich verwandelt.
00:12:18: Christiane begrüßt den kleinen Mann mit mittelblondem kurzem Haar und Brille auf der Nase, den sie in langsamen Schritten an der roten Ziegelmauer ihres Hauses entlang in den Garten führt.
00:12:28: Während sie zusammen die Bäume und Hecken begutachten, kommen die beiden ins Plaudern.
00:12:33: Holger, der dreizehn Jahre jünger als Christiane ist, erzählt ihr, dass er eigentlich Ergotherapeut und Klauenpfleger ist und das mit der Gartenarbeit nur neben hermacht.
00:12:41: Er muss ihr ansehen, dass sie körperlich nicht mehr ganz fit ist und die beiden kommen auch auf Christianes MS-Erkrankung zu sprechen.
00:12:48: Bei der Gelegenheit erwähnt Holger, dass er auch als Heilpraktiker arbeitet und unter anderem Akkupunktur anbietet.
00:12:55: Die fifty-sech-jährige interessiert sich sehr für alternative Heilmethoden und ist deshalb von Holgers Angebot, sie zu behandeln, sofort angetan.
00:13:03: Hast du schon mal Akupunktur gemacht?
00:13:05: Ja, klar.
00:13:07: Und findest du gut?
00:13:08: Ja, doch.
00:13:09: Also zählt das unter alternative Heilmethoden?
00:13:13: Es ist ja genau traditionell chinesische Medizin, aber ich glaube, weil es nicht zur konventionellen Medizin zählt, kann man das unter alternative Heilmethoden verbuchen.
00:13:22: Ja, finde ich auf jeden Fall gut.
00:13:24: Also natürlich nicht alles.
00:13:26: Ich glaube, da muss man auch die Augen offen halten, was einem da manchmal so angedreht wird und was einem auch versprochen wird damit.
00:13:33: Ich hatte eine ganz tolle Frau, die das bei mir gemacht hat, die mich da vor allem, und das darf man natürlich auch nicht unterschätzen, emotional durch eine Phase begleitet hat.
00:13:43: Deswegen kann ich beispielsweise von Akkupunktur nur gute Sachen berichten, aber ich habe da auch keine absurden Heilversprechen bekommen und erwartet, weil man weiß ja auch, dass die Studienlage zur Wirksamkeit von Akkupunktur insgesamt widersprüchlich ist und dass jetzt kein Wundermittel ist oder so.
00:13:58: Ich habe halt auch die Erfahrung gemacht, dass es total darauf ankommt, wer das macht.
00:14:03: Ich
00:14:03: weiß jetzt natürlich nicht, ob das jetzt damit zu tun hat, dass dann vielleicht manche das halt professioneller können und dann wirklich genau diese Punkte treffen können.
00:14:12: Oder ob das auch einfach an der Person gelegen hat.
00:14:15: Aber ich habe da so unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
00:14:17: Ich glaube, ich habe das insgesamt bei vier verschiedenen Menschen gemacht.
00:14:21: Und bei der Person, bei der ich das jetzt alle zwei Wochen mache, das ist so ein himmelweiter Unterschied bei der.
00:14:27: Das war ja die Paulina.
00:14:28: Ich glaube, ich habe dir das erzählt, die beim ersten Mal zu mir gesagt hat, ich lasse dich jetzt durch den Raum fliegen.
00:14:33: Ja.
00:14:35: Also das ist ja schon ein krasses Versprechen.
00:14:37: Möchtest du das auch ein bisschen dann durch den Raum geflogen?
00:14:41: Ja, also ich hatte ja wirklich dann das Gefühl, also... Ich hab eigentlich das Gegenteil gefühlt, weil ich war ja so, sag ich jetzt mal schwer, aber entspannt, dass ich ja das Gefühl hatte, ich wär auf Propofol.
00:14:55: Also wirklich sehr sediert habe ich mich gefühlt, aber das war ja auch der Sinn der Sache.
00:15:00: Also ich sollte mich entspannen.
00:15:02: Boah, das möchte ich auch.
00:15:04: Ja.
00:15:04: Also ich fand's super.
00:15:06: Meine Freundin Vicky, also ich hab das dann ja eh allen empfohlen und manche gehen auch heute noch zu ihr, aber meine Freundin Vicky zum Beispiel fand's schlimm.
00:15:14: Aber es hat auch damit zu tun, dass sie die Vorstellung von Nadeln in ihrem Körper nicht gut verwendet.
00:15:19: Ich glaub,
00:15:19: das ist ein krasser Abturner, kann ein krasser Abturner sein.
00:15:25: Für Christian ist es quasi das Gegenteil, die ist total interessiert und ... Das Wiedersehen der beiden schon zwei Wochen später hat dann auch wirklich nichts mehr mit Christianes Garten zu tun.
00:15:37: Um halb sieben am Abend kommt Holger direkt ins Rote Backsteinhaus gestiefelt, um sie mittels Akkupunktur zu behandeln.
00:15:43: Kurse Zeit später findet eine winzige Nadel nach der anderen ihren Weg in Christianes geschwächten Körper, um ihre Beschwerden zu lindern.
00:15:51: Holger ist einfühlsam und Christiane begeistert, eine solche Halbehandlung in den eigenen vier Wänden zu bekommen, statt in einem sterilen Krankenhaus oder in einer Praxis.
00:16:01: Während die Nadeln ihre Wirkung entfalten sollen, sprechen Christiane und Holger über Gott und die Welt.
00:16:06: Sie verstehen sich gut und Christiane findet Holger so interessant, dass sie ihm gerne öfter treffen würde.
00:16:12: Aber nicht als Lientin, sondern auf privater Ebene.
00:16:15: Ihr gefällt seine hilfsbereite Art und sein breites Interesse an Naturheilkunde.
00:16:21: Und Christiane muss nicht lange warten.
00:16:23: Schon am nächsten Tag telefonieren die beiden und verabreden sich spontan zum gemeinsamen Essen.
00:16:28: Wieder reden die zwei Stunden lang.
00:16:30: Christiane fühlt sich wohl bei Holger, mag seine ruhige Art.
00:16:34: Gerade jetzt, wo ihr Leben durch ihre Krankheit so durcheinander gekommen ist, sehen sie sich nach Ruhe und Beständigkeit.
00:16:40: Nach diesem Abend ist aus Kundinnen und Heilpraktikern mehr geworden.
00:16:45: Ab da haben die beiden nahezu täglich Kontakt.
00:16:47: Sie telefonieren, frühstücken zusammen und Holger behandelt Christiane bei ihr zu Hause mit Akupunkturnadeln und Massagen.
00:16:54: Christiane schmeichelt es, dass der dreizehn Jahre jüngere Holger nicht davor zurückschreckt Zeit mit einer älteren und dazu noch körperlich angeschränkten Frau zu verbringen.
00:17:03: Im Gegenteil, er sucht sogar ihre Nähe.
00:17:06: Er bemitleidet sie nicht, sondern zeigt ihr, dass sie als Mensch wertvoll ist.
00:17:10: Ein Mensch, der es verdient hat, das ihm geholfen wird.
00:17:14: Schnell entwickelt Holger sich neben den Kindern und Freundinnen von Christiane zur großen Stütze.
00:17:19: Die letzten Monate waren von vielen Sorgen und Schmerzen geprägt, doch jetzt ist Holger da.
00:17:25: Seine Fürsorglichkeit und das Interesse an ihr trotz der Krankheit bringen Christiane dazu, sich in ihn zu verlieben.
00:17:31: Hals über Kopf.
00:17:33: Und aus der frischen Verliebtheit wird kurze Zeit später eine richtige Beziehung.
00:17:37: Christiane und Holger werden ein Paar.
00:17:41: Christiane ist so überzeugt von Holger und auch von seinen Heilbehandlungen, dass sie ihn ihren Freundinnen und Bekannten weiter empfiehlt.
00:17:48: Und weil Holger für die Behandlung nur zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Euro verlangt, können sie sich diese auch leisten.
00:17:54: Unter seinen neuen Klientinnen sind überwiegend Frauen, die sich von der konventionellen Medizin nicht verstanden fühlen und sich bei Holger in den richtigen Händen wehnen.
00:18:02: In den darauffolgenden Monaten wird der dreinvierzigjährige Durchmundpropaganda und Christianes Hilfe immer mehr gebucht.
00:18:09: Mit seiner mobilen Massage-Liege fährt er von einer Kundin zur nächsten und dazwischen ist Christiane dran, die die meiste Zeit zu Hause verbringt.
00:18:17: Gehen kann sie noch allerdings nur sehr langsam und schleppend.
00:18:21: Ihre Freundinnen mit Mitte Fünfzig können noch Sport treiben und auf Partys tanzen und Tagesausflüge an die Ostsee machen.
00:18:28: Für Christiane wird das zunehmend ein Ding der Unmöglichkeit.
00:18:31: Es belastet sie sehr, aber Christiane versucht immer positiv zu bleiben.
00:18:36: So war sie schon immer.
00:18:37: Kleine Spaziergänge und Kaffeetreffen sind noch möglich und daran hält sie fest.
00:18:42: Und an Holger, der nach einem Jahr Beziehung bei ihr einzieht.
00:18:45: So können die zwei noch mehr Zeit miteinander verbringen und er sie besser im Alltag unterstützen.
00:18:51: Zwei Jahre später gehen die beiden noch einen Schritt weiter.
00:18:54: Zumindest, was die gemeinsame Zeit angeht, denn damit Holger auch mehr zu Hause ist, stellt Christiane ihrem Partner das geräumige Obergeschoss ihres Hauses zur Verfügung.
00:19:03: Hier kann er ab jetzt als Heilpraktiker arbeiten und Klientinnen empfangen, anstatt den ganzen Tag von einem Termin zum nächsten zu fahren.
00:19:11: So kann er zwischendurch immer nach Christiane sehen, die ihn mehr und mehr braucht.
00:19:15: Denn während Holgers Geschäft im Obergeschoss floriert, hat Christiane das Gefühl, dass ihr Körper immer mehr verwelkt.
00:19:21: Selbst kleinste körperliche Anstrengung werden für sie mit der Zeit zu viel.
00:19:25: Ihr Körper baut Monat für Monat immer mehr ab.
00:19:29: Und drei Jahre nachdem Holger seine Praxis in ihrem Haus eröffnet hat, ist Christiane nicht mehr in der Lage, alleine aufzustehen.
00:19:36: Ihr Essen kann sie nicht mehr selbstständig schneiden.
00:19:39: Beim Toilettengang braucht die mittlerweile zweiundsechzigjährige Hilfe und Treppensteigen gleich einem Aufstieg zum Mount Everest.
00:19:46: Um ihre Kräfte zu sparen, schlägt Holger vor, dass Christiane in ein Zimmer im Erdgeschoss zieht.
00:19:51: Ihr Leben wird kleiner.
00:19:53: Dafür ist ihre Freude umso größer, wenn Tochter Shelly mit ihrem kleinen Sohn vorbeikommt.
00:19:58: Jeden Freitag bringt Shelly den Kleinen mit zu seiner Oma, deren Augen beim Anblick ihres Enkelkindes zu leuchten beginnen.
00:20:06: leben in ihr Haus und jedes Mal, wenn ihr Enkel lacht, könnte Christiane dahin schmelzen.
00:20:11: In Stunden lang wird man durch die Gegend tragen oder wickeln kann sie nicht, denn die meiste Zeit verbringt Christiane mittlerweile in ihrem Bett.
00:20:18: Im Sommer, es ist dann schließlich soweit.
00:20:21: Holger erklärt Christiane, dass er überfordert ist, mit Arbeit, Pflege und Haushalt.
00:20:27: Sie sieht das ein und erzählt Shelly von ihrer Situation.
00:20:30: Ihre Tochter hat eine Idee.
00:20:31: Durch eine Freundin kennt sie eine polnische Haushaltshilfe namens Susanna, die sehr fleißig und nett sein soll.
00:20:38: Susanna kommt ab da einmal die Woche zu Christiane und Holger zum Putzen.
00:20:43: Doch schnell wird klar, dass Susanna mehr wird als nur eine Hilfe im Haushalt.
00:20:47: Christiane freut sich jedes Mal auf die nette Frau mit den dunklen Haaren.
00:20:51: Christiane kommt aufgrund ihrer Erkrankung kaum noch allein außer Haus, deshalb ist jeder Besuch wie balsam für ihre Seele.
00:20:57: Oft, wenn Susanna mit dem Putzen fertig ist, lädt Christiane sie zum Kaffee trinken oder Eisessen ein.
00:21:03: Der wöchentliche Traat stut Christiane gut, und obwohl die Frau nur gebrochenes Deutsch spricht, entsteht schnell eine Freundschaft.
00:21:10: Susanna ist auch für sie da, als im Oktober, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im
00:21:22: August, im
00:21:22: August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im August, im.
00:21:31: In dieser schweren Zeit schenkt ihr Susanna ein offenes Ohr.
00:21:35: Nach circa einem halben Jahr ist es dann aber Susanna, die Christiane ihr Leid klagt, und zwar über starke Rückenschmerzen.
00:21:42: Susanna arbeitet hauptberuflich im Pflegeheim und muss täglich schwer heben.
00:21:46: Christiane und Holger schlagen vor, dass Holger sie massieren könnte, und Susanna nimmt dankend an.
00:21:52: Ab jetzt legt sich Susanna alle paar Wochen nach getaner Arbeit auf die Massagelege im Obergeschoss.
00:21:58: In dieser Zeit, in der die drei immer mehr zusammenwachsen, vertraut Susanna, Christiane und Holger auch an, dass sie finanzielle Probleme hat.
00:22:05: Offene Rechnungen und eine Nebenkostennachzahlung haben ein Loch von drei Tausend Fünfhundert Euro in ihre Kasse gerissen, erklärt sie ihnen verzweifelt.
00:22:14: Zusätzlich würde sie mit Mitte viert sich gerne endlich ihren Führerschein machen.
00:22:18: Weil Christiane und Holger sie so sehr ins Herz geschlossen haben, beschließen die beiden ihr fünftausend Euro für den Führerschein und ein Auto zu schenken und dreitausend fünfhundert Euro zu leihen.
00:22:28: Susanna zeigt sich dankbar und Christiane freut sich, dass sie auch endlich mal wieder jemandem helfen kann, anstatt selbst nur Hilfe zu empfangen.
00:22:36: Ihr ist es wichtig, dass es den Menschen um sie herum gut geht und wenn sie ihnen etwas zurückgeben kann, dann macht sie das auch.
00:22:43: Angesichts ihrer fortschreitenden Erkrankungen überlegt sich Christiane dann auch, was passieren soll, wenn sie mal nicht mehr in ihrem Haus wohnen kann.
00:22:49: Denn sie möchte nicht, dass Holger dann auch ausziehen muss.
00:22:52: Schließlich hat er seine Praxis im Obergeschoss.
00:22:55: Sie liebt ihn und möchte nicht, dass sich Holgers Leben zu stark verändert, wenn sie gehen sollte.
00:23:00: Also möchte sie Absicherung schaffen.
00:23:03: Und zwar in Form einer Ehe.
00:23:05: Vielleicht nicht der romantischste Grund auf den ersten Blick, aber es ist eine Entscheidung aus Liebe.
00:23:10: Nach siebeneinhalb Jahren Beziehung heiraten Christiane und Holger.
00:23:13: am zwölften Juni-Zw.
00:23:15: stand es amtlich, ohne Gäste und anschließender Feier.
00:23:20: Christiane ist glücklich, ihre Angelegenheiten geregelt zu haben und sieht der Zukunft etwas weniger besorgt entgegen, bis sich plötzlich etwas in ihrem Alltag ändert.
00:23:30: Susanna meldet sich wochenlang krank und meidet in Kontakt zu dem Paar.
00:23:34: Christiane ist perplex und traurig.
00:23:37: Sie vermisst Susanna sehr, nicht nur als Hilfe, sondern auch als Freundin.
00:23:41: Holgers Reaktion ist etwas anders.
00:23:43: Er unterstellt der Haushaltshilfe, sich einfach so aus dem Staub gemacht zu haben, nachdem sie achttausendfünfhundert Euro von Christiane und Holger bekommen hat.
00:23:51: Doch Christiane interessiert das Geld nicht.
00:23:53: Sie braucht Hilfe.
00:23:55: Hilfe, für die Holger jetzt sorgen muss, der schließlich einen Sozialdienst organisiert.
00:24:00: Die nächsten beiden Jahre kommt der Sozialdienst jede Woche und um Christiane und Holger wird es ruhig.
00:24:06: Es liegt zum einen an der Corona-Pandemie, die das Leben vieler Menschen schlagartig ausbremst, zum anderen daran, dass Christiane die meiste Zeit liegt.
00:24:14: Anders geht es mittlerweile nicht mehr.
00:24:16: Draußen hat sie schon lange niemand mehr gesehen.
00:24:19: Holger ist der Einzige, der das große Backsteinhaus noch verlässt.
00:24:22: Bis auch er, im August, im August, ist plötzlich nicht mehr zu sehen.
00:24:28: was da noch niemand ahnt, hinter der alten restaurierten grünweiß gestrichenen Holztür des Hauses hat sich ein Verbrechen abgespielt, das dafür sorgen soll, dass niemand erfährt, welch ein perfides System des Machtmessbrauchs sich in den letzten Jahren hinter den ziegelroten Backsteinwänden aufgebaut hat.
00:24:53: Vor dem ruten Backsteinhaus in ihrer Straße stehen keine Mülltonnen, und das, obwohl heute die Müllabfuhr kommt.
00:25:00: Komisch, sonst sind Christian und Holger immer sehr zuverlässig, was das angeht.
00:25:05: Aber vielleicht haben sie es einfach nur vergessen.
00:25:07: Bianca ruft bei den beiden an.
00:25:09: Es tutet, doch keiner hebt ab.
00:25:12: Kurzerhand geht sie rüber und klingelt.
00:25:14: Niemand öffnet ihr die Tür.
00:25:16: Jetzt, wo sie so darüber nachdenkt, fällt ihr auf, dass sie schon tagelang nichts mehr von Holger gesehen hat.
00:25:22: Eine Mischung aus Verwirrung und Besorgnis macht sich in Bianca breit.
00:25:26: Noch während sie vor der verschossenen Haustür steht, hält ein Auto auf der Straße.
00:25:30: Es ist die Tochter einer guten Freundin von Christiane mit ihrer Ehefrau.
00:25:34: Die zwei kennen Christiane und Holger gut, haben sogar einen Ersatzstöße, weil sie vor Jahren mal Christianes Katze gefüttert haben, als sie nicht da war.
00:25:42: Bianca erklärt den Frauen, dass niemand öffnet und sie sich Sorgen macht.
00:25:46: Kurze Zeit später stehen sie zu dritt auf dem Treppenabsatz und überlegen.
00:25:50: Sollen sie wirklich einfach rein?
00:25:52: Was ist, wenn alles okay ist und sie sich nur etwas zusammenspinnen?
00:25:56: Wäre möglich.
00:25:58: Aber was ist, wenn doch irgendetwas ganz und gar nicht stimmt und ihre Bedenken berechtigt sind?
00:26:03: Beherzt wird der Schlüssel im Schloss umgedreht und die drei Frauen betreten die offenen, hellen Räume.
00:26:09: Es ist gespenstisch still.
00:26:11: Sie gehen den Flur entlang und biegen rechts in den großen Wohnbereich des Hauses ab.
00:26:16: Vor Jahren tug die hier das Leben.
00:26:18: Jetzt suchen die Frauen mit ihren Blicken den Raum ab und bleiben an der Couch hängen, die sich links von ihnen befindet.
00:26:24: Darauf liegt Holger, regungslos.
00:26:28: In einem kleinen Raum dahinter entdecken sie Christiane.
00:26:31: Mit vader gräulicher Haut liegt sie leblos in ihrem Pflegebett.
00:26:35: Ein unbeschreiblicher Schock fährt den Frauen durchs Mark.
00:26:39: Auf dem Esszisch liegt ein Abschiedsbrief mit den Worten, wir gehen jetzt.
00:26:43: Wir wissen, dass es für einige Menschen schwer zu verstehen ist.
00:26:46: Für uns führt es sich richtig an.
00:26:48: Wir bleiben zusammen.
00:26:50: Bianca und die zwei Frauen rufen die Polizei und Rettungskräfte, die kurze Zeit später eintreffen.
00:26:55: Bei Christiane können diese nur noch den Tod feststellen.
00:26:59: Am Bauch der Sechsensechzigjährigen finden sich Stich- und Schnittverletzungen.
00:27:03: Holger, der ganz eliche Wunden aufweist, atmet noch.
00:27:06: Er wird sofort ins Krankenhaus gebracht und dort erst versorgt.
00:27:10: Nach einigen Stunden ist er bereits wieder so stabil, dass eine Polizistin an das Bett des dreieinfünfzigjährigen gelassen wird.
00:27:17: Sie erklärt ihm als Allererstes, dass gegen ihn wegen des Verdachts der Tötung auf Verlangen ermittelt wird.
00:27:24: Schließlich ist es unwahrscheinlich, dass sich Christiane mit ihrer MS-Erkrankung die Stiche in den Bauch selbst zugefügt hat, wo sie nicht einmal mehr alleine ihr S schneiden konnte.
00:27:33: Die Beamtin ist mit ihrer Belehrung noch nicht fertig, da unterbricht Holger sie mit den Worten, ich dachte, ich werde dafür nicht bestraft.
00:27:40: und erklärt dann, dass er sich nicht fit genug für eine Vernehmung fühlt.
00:27:44: Ohne weitere Erkenntnisse muss die Beamte in das Krankenhaus wieder verlassen.
00:27:48: Doch die Ermittlungen gehen weiter.
00:27:50: Und in den folgenden Monaten offenbart sich ein grausames Bild, bei dessen Betrachtung schnell klar ist, dass Holger nicht nur eine Frau zu seinem Opfer gemacht hat.
00:28:01: Zahlreiche Kameras versuchen den Mann abzulichten, der am achtundzwanzigsten März, zwanzigundzwanzig, durch die Saaltür des Flensburger Landgerichts tritt.
00:28:09: Viel zu sehen bekommen sie allerdings nicht, denn der mittlerweile fünfzigjährige Holger hält sich einen schwarzen Aktendeckel vor sein Gesicht.
00:28:17: In seiner Haftkleidung, die aus weißen Tonschuhen einem braunen Pullover und blauer Jogginghose besteht, lässt er sich neben seine beiden Verteidiger nieder.
00:28:25: Links von ihm ist die Richterin Bank, die von einer massiven, Holzvertefelten Wand thront und rechts von ihm ist der preihe gefüllte Publikumsbereich.
00:28:34: Christianes Kinder Shelly und Philipp sitzen nicht im Publikumsbereich, sondern gegenüber vom Angeklagten auf der Nebenklagebank.
00:28:41: Sie wollen Gerechtigkeit für ihre Mutter und Antworten von ihrem Stiefvater darauf, warum sie sterben musste.
00:28:48: Dann wird es schlagartig ruhig im Saal, als der Vorsitzenderichter die Verhandlung eröffnet und um Anklageverlesung bittet.
00:28:55: Eine Staatsanwältin und ein Staatsanwalt erheben sich und verlesen im Wechsel die Anklage.
00:29:00: Sie verkünden, dass Holger nicht nur die Tötung seiner Ehefrau Christiane vorgeworfen wird, sondern auch mehrere Sexualstraftaten.
00:29:08: Und mit jeder Tat, die die Staatsanwaltschaft rekonstruiert, wird den Anwesenden im Saal bewusst welch elaboriertes Flügenkonstrukt Holger erschaffen haben muss, um über Jahre ein System aus Macht, Missbrauch und Manipulationen am Laufen zu halten.
00:29:23: Als Holger Christiane im Herbst zwölf kennenlernt und ihr von seiner Arbeit als Ergotherapeut und Heilpraktiker erzählt, kann sein Gegenüber nicht ahnen, dass Holger wie gedruckt blügt.
00:29:33: Denn er ist weder Ergotherapeut noch Heilpraktiker.
00:29:36: Noch hat er je gelernt, auch nur eine einzige Akupunkturnadel zu setzen.
00:29:41: Eigentlich ist Holger nämlich gelernter Clownpfleger und landwirtschaftlicher Arbeiter.
00:29:46: Nie hat er eine Ausbildung im Naturheilkunde gemacht, sondern stattdessen auf Feldern geschuftet und sich um die Pflege der Clown von Nutztieren gekümmert.
00:29:54: Den Titel als Heilpraktiker verpasst er sich schlichtweg selbst, ohne die entsprechenden Qualifikation dafür zu besitzen.
00:30:01: Lediglich einen Kurs zum Wellness-Masseur absolviert er, während er schon Christiane zusammen ist.
00:30:07: Seit Beginn der Beziehung behauptet Holger aber nicht nur Heilpraktiker zu sein, sondern je nachdem, mit wem er spricht, ist er Osteopath, Chiropraktiker, Gynäkologe oder Hebamme.
00:30:18: Vor Christiane und ihren Freundinnen und Bekannten ist er aber in der Regel der Heilpraktiker, der Massagen, Akupunktur und Vitaminsputzen anbietet.
00:30:27: Die Behandlung, die er ab twentyfünfzehn oben in Christianes Obergeschoss anbietet, führt er hauptsächlich an Frauen durch.
00:30:34: Und das nicht, um die Beschwerden seiner Kundinnen zu lindern, sondern um sich selbst sexuell zu befriedigen.
00:30:41: Er massiert die Frauen dazu im Intimbereich und an den Brüsten und führt schmerzhafte sogenannte Unterleibsuntersuchung durch, angeblich, um das Zitat Becken von innen zu richten oder Orgasmusstörungen zu heilen.
00:30:55: Zu diesem Zweck, so erklärt er es den Frauen, die vor ihm auf der Liege liegen, müsste er seine Finger in ihre Scheide einführen.
00:31:02: Manchmal sind es auch Beckenbodenkugeln, also Kugeln mit einem Durchmesser von ca.
00:31:06: drei Zentimeter, die eigentlich dazu genutzt werden, die Beckenbodenmuskulatur nach einer Geburt oder bei Blasenschwäche zu trainieren.
00:31:14: Auch Scheidenspülung und Vaginalabstriche führt Holger regelmäßig durch und redet den Frauen verschiedene Gründe ein, warum dies nötig sei.
00:31:22: Die Spülungen seien gut zur Schwangerschaftsverhütung, die Vaginalabstriche müsse er zur Überprüfung des Hormonstatus machen.
00:31:29: Holger hat immer einen Grundparat, warum er den Intimbereich der Frauen behandeln muss.
00:31:34: Doch das allein reicht ihm nicht.
00:31:36: Über zweihundert Nacktfotos und Aufnahmen der Genitalien der Frauen fertigt er in seiner Praxiszeit an, meist ohne dass seine Kundinnen es bemerken.
00:31:45: Die Frauen, die ihm völlig ausgeliefert sind, wissen nicht, was mit ihnen geschieht.
00:31:50: Sie wissen nur, dass sich das irgendwie nicht richtig anfühlt.
00:31:53: Doch Holger schafft es mit geschickten Worten und mit der Aussicht auf Besserung, seine Opfer zu manipulieren und so seine perfide Masche weiter durchzuziehen.
00:32:02: Schließlich wurde ihn Holger empfohlen und konnte ihn glaubhaft weiß machen, er sei ein erfahrener Naturheilkundler, in dessen Hände sie ihr Schicksal vertrauensvoll legen können.
00:32:12: Zwischen Jahrzehnten und Jahrzehnten bringt er vier seiner Kundinnen sogar dazu, eine Affäre mit ihm anzufangen.
00:32:18: Über mehrere Monate hat er mit den Frauen, bei den Frauen zu Hause oder in seiner Praxis Sex, während dann seine MS-Kranke Frau Christiane, die sich kaum noch bewegen kann, im Erdgeschoss im Pflegebett liegt und davon nichts mitbekommt.
00:32:31: Boah, ich könnte so kotzen.
00:32:34: Holger spielt den Heilpraktiker, um Frauen für seine sexuelle Befriedigung zu benutzen.
00:32:39: Gleichzeitig benutzt der Christiane, indem er seine Straftaten in ihrem Haus ausübt und dabei auch nur von ihren Empfehlungen lebt.
00:32:47: Ab im Jahrzog kommt dann Susanna jede Woche, um bei der Hausarbeit zu helfen.
00:32:52: Die gebürtige Podin beklagt sich oft über Rückenschmerzen und Holger verspricht ihr, er könne diese wegmassieren.
00:32:58: Susanna will nicht ein, denn sie hegt keinen Zweifel daran, dass Holger wirklich Heilpraktiker ist.
00:33:03: Doch nach und nach entwickeln sich die Massagen für ihre Rückenschmerzen in eine falsche Richtung.
00:33:09: Erst macht Holger heimlich dann ganz offensichtlich Nacktfotos von ihr.
00:33:13: Mal nur im BH, mal nur mit Slip.
00:33:16: nahe Aufnahmen von ihrem entblösten Intimbereich folgen.
00:33:19: Susanna ist schockiert von dem Verhalten ihres Arbeitgebers, aber sie will niemanden verärgern, hat das Ehepaar mir doch gerade so viel Geld für den Führerschein und das Auto geschenkt.
00:33:29: Auch ihren Job kann sie nicht aufs Spiel setzen und Christiane will sie nicht im Stich lassen.
00:33:34: Und so lässt Susanna es zu, dass Holger Fotos von ihr macht.
00:33:38: Doch einmal, als sie Mittevierzigjährige wieder zur Massage in seine Praxis kommt und sich rückt links auf die Liege legt, knetet Holger ihr nicht den verspannten Rücken durch.
00:33:47: Stattdessen wandern seine Hände zu ihrem Unterleib, den Holger zu massieren beginnt.
00:33:52: Dann holt er Beckenbodenkugeln hervor, die er Susanna vaginal einführt.
00:33:56: Währenddessen sagt er etwas zu ihr, was sie aber nicht versteht.
00:34:00: Also antwortet Susanna nicht.
00:34:02: Am Schluss der Behandlung sitzen die Beckenbodenkugeln so tief, dass Holger sie nur mit extrem viel Mühe wieder herausbekommt.
00:34:10: Susanna leidet währenddessen unter höllischen Schmerzen.
00:34:14: Danach hat sie innere Verletzungen und ist tagelang überseht mit blauen Flecken im Intinbereich, weil Holger beim Versuch die Kugel mit seiner Hand herauszuholen, so grob zugepackt hat.
00:34:24: Nach diesem Übergriff meldet sich Susanna immer wieder krank.
00:34:27: In der Hoffnung, dass sich sowas nicht nochmal wiederholt und weil sie auf das Geld des Ehepaares angewiesen ist, kommt sie nach einigen Wochen wieder zurück.
00:34:33: Sie hat darüber nachgedacht, Holger darauf anzusprechen, aber die Sprachbarriere und die Sorge vor seiner Reaktion lassen sie zögern.
00:34:42: Als Susanna schon fast zwei Jahre bei dem Paar im Haushalt hilft, trifft sie im November, dann eine Entscheidung.
00:34:49: Als Holger bei einem erneuten Massagetermin auf Susannas entblößenden Teambereich blickt, stutzt er.
00:34:56: Denn dort stehen mit schwarzem Filzstift für fast vier große Buchstaben.
00:35:00: N-E-I-N.
00:35:02: Susanna hat das Wort Nein auf ihren Venus-Hügel geschrieben.
00:35:05: Wenn sie sich nicht verbal äußern kann, dann soll es so funktionieren.
00:35:09: Doch anstatt von ihr abzulassen, zückt Holger sein Handy, macht ein Foto von Susannas in Teambereich und will wie gewohnt fortfahren.
00:35:17: Jetzt reicht es ihr.
00:35:18: Als Susanna an diesem Tag nach Hause geht, weiß sie, sie kommt nicht mehr wieder.
00:35:22: Um sie davon abzuhalten zur Polizei zu gehen, meldet sich Holger bei ihr und erpresst sie mit den unzähligen Nacktfotos, die er in den letzten zwei Jahren von ihr angefertigt hat.
00:35:31: Und es funktioniert.
00:35:32: Susanna schweigt.
00:35:33: Fast zwei Jahre.
00:35:35: Lange versucht sie alles zu vergessen.
00:35:37: Doch Susanna will auch andere Frauen wahren und Holger stoppen.
00:35:47: Und da rief sie mich an und sagte, also Tränen überströmt und sagte, sie kann nicht mehr, sie muss es mir jetzt erzählen, er hätte sie vergewaltigt.
00:36:03: Und dann habe ich gesagt, weißt du was, das ist so schrecklich, aber ich.
00:36:07: Kann nichts tun.
00:36:08: Du musst
00:36:09: bitte zur Polizei gehen.
00:36:10: Irgendjemand muss das jetzt beenden.
00:36:12: Shelly hatte schon länger ein ungutes Gefühl bei Holger.
00:36:15: Als sie selbst vor Jahren mal von ihm massiert wurde, hat sie sich direkt unwohl gefühlt.
00:36:20: Und als sie eine Freundin von ihr anvertraute, dass Holger bei ihr einen Vaginalabstrich gemacht hat, war Shelly schockiert.
00:36:26: Sie hat ihrer Mutter gesagt, dass das nicht okay sei.
00:36:29: Doch Christiane wollte es nicht hören.
00:36:31: Holger hatte auch Christiane immer wieder erklärt, wofür die Abstriche gut seien.
00:36:35: Aber deshalb weiß Shelly jetzt, als Susanna mit ihrer Anschuldigung zu ihr kommt, dass es die Wahrheit ist und dass der einzige Weg, Heuger zur Rechenschaft zu ziehen, die Polizei ist.
00:36:45: Shelly hofft, dass Susanna den Schritt wagt und die springt sie sich über ihren Schatten und erstattet Anzeige.
00:36:52: Dies führt am Ende nicht nur dazu, dass sie zehn Monate später alle hier im Gericht sei sitzen, sondern auch dazu, dass Shelly's Mutter sterben musste.
00:37:01: Mit Eke beäugt Shelly ihren Stiefvater, der nicht weit von ihr entfernt sitzt und sich während der Anklageverlesung immer wieder seine Brille abnimmt und über die Augen reibt.
00:37:10: Shelly ist gespannt, was der fifty-fünfzigjährige zu den Vorwürfen zu sagen hat.
00:37:15: Seine beiden Verteidiger haben bereits angekündigt, dass er sich zu allem äußern wird.
00:37:19: Und das tut er jetzt.
00:37:21: Holger streitet vehement ab, dass es ihm bei den Behandlungen um seine sexuelle Befriedigung ging.
00:37:27: Schon in einer seiner Polizeivernehmungen nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er erklärt, es ist Zitat gut möglich, dass mal vielleicht ein bisschen Feuchtigkeit diese Liebestropfen so da sind, aber es war keine sexuelle Erregung in irgendeiner Art und Weise mit Orgasmus oder ähnliches.
00:37:48: Und vergewaltigt habe er auch niemanden.
00:37:51: Unter Vergewaltigung verstehe er nämlich eine Körperteile-Geschlechtsakt.
00:37:57: Also, das finde ich auch lustig, dass verschiedene Leute Vergewaltigung unterschiedlich interpretieren.
00:38:05: Dabei gibt es da ja einfach ein Gesetz, das das definiert.
00:38:09: Aber gut.
00:38:10: Aber für ihn ist das so.
00:38:11: Ja, für ihn ist es so.
00:38:12: Okay.
00:38:13: Explizit zugestimmt, habe Susanna seinen Behandlung zwar nicht, aber auch nicht nein, gesagt, so Holger.
00:38:19: Er habe ihr einfach mitgeteilt, was er vorhabe und das dann umgesetzt.
00:38:24: Dass Susanna ihn aufgrund ihrer schlechten Deutschkenntnisse womöglich nicht verstanden hat, sei ihm erst im Nachhinein gekommen.
00:38:31: Ihm sei es bei der Behandlung einzig darum gegangen, Susanna mehr Lebensfreude zu verschaffen.
00:38:40: Ich finde das einfach so wederlich.
00:38:42: Ekelhaft, ja.
00:38:43: Auch noch so zu tun, als wäre er hier der Samarit da, ja.
00:38:46: Ja, stimmt.
00:38:48: Die zahlreichen Nacktfotos seiner Klientinnen, die bei ihm zu Hause gefunden wurden, hätten laut Holger auch nichts mit sexueller Befriedigung zu tun.
00:38:56: Einige der Bilder habe er nur zur Kontrolle von Körperproportionen angefertigt.
00:39:01: Bei Susanna habe er so ihr Gewicht kontrollieren wollen.
00:39:07: Also hat er wahrscheinlich nicht davon gehört, es gibt da so eine Maschine, die heißt Waage.
00:39:14: Und das Gute daran ist, ist, dass man sich dafür nicht ausziehen muss.
00:39:19: Aufnahmen von Intimbereichen habe Holger ebenfalls nicht aus sexuellem Interesse gemacht, sondern er haben sie ästhetisch gefunden.
00:39:27: Design schön wie ein blauer Himmel erklärt er.
00:39:31: In einer der Polizeivernehmungen vor dem Prozess hatte Holger zwar zugegeben, sich nicht bei allen Frauen das Einverständnis für seine Behandlungen geholt zu haben, doch jetzt vor Gericht erklärt er, dass er es als Einverständnis verstehe, wenn kein Nein geäußert werde.
00:39:46: Und nur noch mal zur Erinnerung, der Bundestag hat bereits im Juli, den Grundsatz Nein heißt Nein ins Strafgesetzbuch aufgenommen.
00:39:54: Und seither heißt es, dass, Zitat, jede sexuelle Handlung gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person unter Strafe fällt.
00:40:02: Und dieser erkennbare Wille, der bestimmt sich nicht aus der Sicht des mutmaßlichen Täters oder der mutmaßlichen Täterin, sondern aus Sicht eines objektiven Dritten.
00:40:11: Der Täter beziehungsweise die Täterin muss den dann zwar trotzdem wahrgenommen und weitergemacht haben, d.h.
00:40:18: Vorsatz gehabt haben.
00:40:19: Selbst wenn Holger jetzt sagt, dass er das nicht klar erkannt haben will, ist das nicht direkt der Maßstab und es besteht trotzdem jetzt die Möglichkeit, dass er sich damit eines Verbrechens schuldig gemacht hat.
00:40:31: Und so oder so spätestens als Holger das dicke Fette Nein auf Susannas Venus Högel gesehen hat, wusste er zumindest bei ihr sicher.
00:40:40: dass sie kein Einverständnis gibt.
00:40:43: Und er hat ja trotzdem weitergemacht.
00:40:45: Also seine Ausreden sind hier auch einfach ganz, ganz lächerlich.
00:40:48: Äglich auch.
00:40:49: Ja.
00:40:50: Und als Holger, damit seine Ausflüchten endlich fertig ist, treten nacheinander einige der Frauen in den Gerichtssaal, die im Rahmen der Polizeienmittlung ausfindig gemacht werden konnten.
00:41:00: Einer davon ist eine achtzigjährige ehemalige Klientin von Holger.
00:41:04: Sie berichtet vor Gericht sichtlich aufgebracht, dass Holger bei Behandlung nur in Unterhose vor ihr gestanden und sie im Intimbereich berührt habe.
00:41:13: Dass bei seinen Taten das Alter der Frauenanschein keine Rolle gespielt hat, verdeutlicht die nächste Zeuge.
00:41:19: Es ist eine Jugendliche, die zum Tatzeitpunkt sechzehn Jahre alt war und in einer Jugendeinrichtung für schwer traumatisierte, sexuell missbrauchte und misshandelte Mädchen und junge Frauen lebte.
00:41:30: Sie erzählt, dass Holger sie im Januar, auf dem Weg zu der Einrichtung auf ihre traurigen Augen angesprochen habe.
00:41:38: In dem darauf folgenden Gespräch hätten die beiden Nummern ausgetauscht und Holger habe auf mehrere Treffen mit ihr gepocht.
00:41:44: Immer spät abends oder nachts, damit die Betreuerinnen in der Jugendeinrichtung nicht merken, dass sie weg war.
00:41:51: Bei den Treffen habe er dem Mädchen Rücken- und Brustmassagen gegeben, Fotos ihrer Brüste angefertigt und an ihr zwischen Januar und März, twenty-二undzwanzig Oralverkehr ausgeübt.
00:42:02: Als Holger jetzt vor Gericht mit der Aussage konfrontiert wird, erklärt der fifty- vierjährige, dass Mädchen habe ihm erzählt, dass ihr Freund nicht wisse, wie Oralverkehr geht.
00:42:11: Da habe er ihr es gezeigt und zwar lediglich aus Schulungszwecken für ihren Freund, beteuert Holger.
00:42:19: Der Vorsitzende Richter hält Holger vor, dass der Freund der Zeugin aber ja gar nicht anwesend war und wie das dann sinnvoll sei.
00:42:26: Holger erwidert, dass er den Oralverkehr ja nur für etwa dreißig Sekunden an ihr ausgeübt habe und betont noch mal, dass er bei dem intimen Zitat Liebkosen nicht sexuell erig gewesen sei.
00:42:40: Bei den polizeilichen Ermittlungen wurde klar, dass das Mädchen nicht die einzige war, bei der Holger diese Masche versucht hat.
00:42:46: Der Weg zur Einrichtung führt viele junge Frauen und Mädchen am Christianes Haus vorbei, wo Holger sie regelmäßig gezielt angesprochen hat.
00:42:53: Mit Blumen und Gutschein für Behandlungen verwirkete er die jungen Frauen in Gespräche über die Periode, Schwangerschaft oder Gewichtsprobleme.
00:43:01: Jedes Mal bot er ihnen Massagen, Unterleibsuntersuchungen und Physiobahndung an.
00:43:06: Holger fand viele Wege, um in Kontakt mit neuen, potenziellen Opfern zu treten.
00:43:11: Im Juni, zwei Tausend Achtzehn lernte er auf einem Kunsthandwerkermarkt eine sechsundzwanzierige Dehnen kennen, die auch als Zeugen auftritt.
00:43:19: Sie gibt an, dass Holger ihr Angeboten habe, sie unter anderem wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches zu behandeln.
00:43:25: Ärztinnen hätten ihr zuvor mitgeteilt, dass sie keine Kinder auf natürlichem Weg bekommen könne.
00:43:30: Holger habe ihr Unterstützung angeboten, die sie in ihrer Not angenommen habe.
00:43:34: Er habe ihr erotische Massagen zur Behandlung von Orgasmusstörungen gegeben.
00:43:40: Immer wieder habe Holger ihre Brüste berührt, was die Dänen als grenzüberschreitend empfunden habe.
00:43:46: Sie habe sich darauf in ihrem Ehemann anvertraut, der Holgers Behandlung jedoch offen gegenüberstand und seine Frau ermutigt habe, einfach mitzumachen und zu genießen.
00:43:57: Und da muss ich echt sagen, also wie bitte?
00:44:02: Also... Wenn du selber in der Situation bist und dich jemand irgendwie manipuliert und du bist empfänglich, weil du einen so hohen Leidensdruck hast, weil du, wie in diesem Fall, einen unerfüllten Kinderwunsch hast, ist das was anderes.
00:44:18: Aber du erzählst es deinem
00:44:20: Mann,
00:44:21: der ja mit Holger gar nichts zu tun hat.
00:44:23: Und der sagt, ja, nee, das wird schon alles okay sein.
00:44:28: Mach da mal mit und genießt das doch.
00:44:30: Also
00:44:30: ... Was ist das denn für ein Typ?
00:44:33: Ne, ganz schlimm.
00:44:35: Auf jeden Fall hat sie denen sich dann nach dem Gespräch mit ihrem Mann Holger's Behandlungsmethoden gefügt.
00:44:40: und schließlich sei es soweit gekommen, dass sie und Holger sogar mehrmals Sex gehabt hätten, erzählt sie vor Gericht.
00:44:46: Dabei habe er sie auch geküsst, was sie nicht gewollt habe.
00:44:50: Obwohl sie sich dabei sehr unwohl gefühlt habe, habe sie es nie offen kommuniziert und bis zum Todestag von Christiane mit Holger Kontakt gehabt.
00:44:58: Als nächstes sagt noch eine Frau vor dem Landgericht Flensburg aus, die keine von Holgers Kundinnen war.
00:45:03: Es ist eine Ex-Frau, die berichtet, dass Holger sie am Ende ihrer Ehe zum Sex gezwungen habe.
00:45:09: Zu dem Zeitpunkt hätten die beiden schon jahrelang nicht mehr miteinander geschlafen, als Holger sie dazu aufgefordert habe, ihre ehrlichen Pflichten zu erfüllen.
00:45:17: Was vor allem
00:45:18: eher.
00:45:19: Nachdem sie das nicht gewollt habe, habe er sie gepackt, zu Boden geworfen und ihr Nachthemd zerrissen.
00:45:25: Dabei habe sie seine Erektion gespürt und immer wieder nein gesagt, bis er endlich von ihr ables.
00:45:31: Völlig unter Schock und aus Angst, dass Holger sie womöglich vergewaltigen wird, habe sie ihre Sachen gepackt und den Kontakt abgebrochen.
00:45:38: Holger habe zwar noch einige Male versucht, sie zurückkehrt zu bewegen, aber nach einiger Zeit aufgegeben und sie in Ruhe gelassen.
00:45:45: Die Aussagen der Zeuginnen und Holgers hoffnungsloser Versuch, alles abzustreiten, lassen Shelly völlig fassungslos zurück.
00:45:52: An einem der Prozesttage nimmt die thirty- jährige dann selbst in der Mitte des Saals Platz, um ihre Aussage zu machen.
00:45:59: Denn auch Shelly wird von ihren Erfahrungen mit Holger erzählen.
00:46:02: Nachdem sie im Jahr zwei Tausend Dreizehn ihrer Mutter erklärt hatte, dass sie keine Massage mehr von Holger wollte, reagierte Christiane Traurig.
00:46:10: Christiane, die stark an Horger's Fähigkeiten glaubte und von Anfang an eine Verbesserung ihrer Leiden verspürt hatte, ermutigte Shelly weiter von Horger behandelt zu werden.
00:46:19: Ihrer Mutter zu Liebe ließ sich Shelly deshalb auf eine weitere Massage ein.
00:46:23: Allerdings unter einer Bedingung, wie sie uns erzählt hat.
00:46:26: Da habe ich dann gesagt, Mama, ich möchte, dass du dabei bist.
00:46:29: Wenn er mich passiert, dann möchte ich bitte, dass du mit hochkommst.
00:46:31: Da konnte sie noch die Treppe hochlaufen.
00:46:33: Und er brauchte in dieser Behandlung Eisspray.
00:46:36: Und da hat er meine MS-Kranke-Mutter runtergeschickt, um Eisspray zu holen, weil der ja wusste, die brauchende Ewigkeit, ne?
00:46:43: Als Christiane nach unten ging, saß Shelly im BH-Vorholger.
00:46:46: Er sagte, sie sollte den ausziehen, weil er dort die Lümpfe massieren wolle.
00:46:51: Shelly weigerte sich.
00:46:52: Sie wollte nicht oberkörperfrei vor dem Freund ihrer Mutter sitzen und dort angefasst werden, was sie ihm auch mithalte.
00:46:59: Holger brachte die Massage ab, legte seine Hände auf Shelly's Knie und sagte, du weißt gar nicht, wie wunderschön und weiblich du bist.
00:47:06: Shelly fühlte sich alles andere als geschmeichelt, wie man sich vorstellen kann.
00:47:11: Und das hat sie uns auch erzählt.
00:47:13: Ekehaft wirklich, ja.
00:47:15: Und da war, also das war so der Tag, wo es bei mir auch gebrochen ist.
00:47:19: Also wo ich gedacht habe, du bist so komisch irgendwie.
00:47:23: Der Spruch widerte Shelly extrem an und Holger's übergriffiges Verhalten wollte sie keine Sekunde länger tolerieren.
00:47:29: Nach diesem Tag ließ sie sich nie wieder von ihm anfassen.
00:47:33: Vor Gericht berichtet Shelly als nächstes von ihrer Schwangerschaft und dass Holger ihr Vorschlug ihre Hebamme sein zu können.
00:47:40: Boah.
00:47:41: Also ich kann nicht mehr.
00:47:43: Also wie kann man auch so verblendet sein?
00:47:47: Also denkt er wirklich, dass Shelly sagt, ja, ich möchte, dass du bei meiner Geburt dabei bist und hilfst, mein Kind auf die Welt zu bringen?
00:47:54: Hä?
00:47:54: Ja, leider hat es halt bei zu vielen Leuten geklappt.
00:47:57: Ja, das stimmt auch wieder.
00:47:58: Deswegen denkt er auch, er kann hier vor Gericht sagen, er wollte allen nur Lebensfreude bringen.
00:48:03: Ja.
00:48:05: Shelly ahnte bereits, dass vieles, was Heuger sagte, nicht stimmt und sprach ihre Mutter auch darauf an.
00:48:10: Sie erklärte Christiane, dass sie bei Holger kein gutes Gefühl habe und er kein besserer Mensch sei, nur weil er so viele Jobtitel habe.
00:48:17: Christiane nahm Holger in Schutz und konnte nicht nachvollziehen, warum ihre Tochter so über ihren Partner dachte.
00:48:24: Sie schlug sich auf seine Seite und verteidigte ihn vor Shelley.
00:48:27: Doch die ließ sich von den Beschwichtigungen ihrer Mutter nicht beeinflussen.
00:48:31: Sie spürte, dass etwas faul an ihm ist.
00:48:33: Und es sollte nicht lange dauern, bis sie den ersten handfesten Beweis dafür hatte.
00:48:38: Im August, behandelte Holger eine Freundin von Shelley wegen Hautproblem und machte bei ihr den Vaginalabstrich.
00:48:45: Dazu musste sie ihren Slip runterziehen, während Holger vor ihr Kniete und das Stäbchen in ihre Vagina entführte.
00:48:51: Er behauptete mit einem Labor zusammenzuarbeiten, dass die Proben auswertet und so die Ursache für ihre Hautprobleme gefunden werden könne.
00:48:59: Doch die Ergebnisse von dem angeblichen Labor legte er Shelley's Freundin nie vor.
00:49:03: Sie brachte die Behandlung bei Holger ab und vertraute sich Shelly an, die ihre Freundin ermutigte, eine Strafanzeige gegen Holger zu stellen.
00:49:10: In diesem Zuge zeigte Shelly Holger dann auch selber an, und zwar wegen Betrugs.
00:49:16: Das Amtsgericht Flensburg erließ daraufhin auch einen strafbefähigen Holger wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz.
00:49:23: Weil er die Heilkunde ohne Erlaubnis ausgeführt hat, wurde er zu einer Geldstrafe von sechzig Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt, also zu insgesamt sechshundert Euro.
00:49:33: Shelley, die die Ermittlung verfolgte, wollte ihre Mutter warnen.
00:49:36: Mehrmals versuchte sie, zu Christiane durchzudringen, ihr klar zu machen, dass Holger nicht der Mann ist, für den ihre Mutter ihn hält.
00:49:44: Doch Christiane, die zu dem Zeitpunkt der Verurteilung von Holger schon sehr schwach war, teilte die Meinung ihrer Tochter nicht.
00:49:50: Für er warf sie ihr noch vor, dass Shelley lieber ihrer Freundin als Holger glauben würde.
00:49:59: Schockiert über diese Aussage versuchte Shelley ihrer Mutter zu zeigen, dass sie sich wirklich Sorgen um sie macht.
00:50:04: Christiane antwortete darauf nur, ich weiß, du willst mich beschützen, aber das musst du nicht.
00:50:09: Ich habe mich für Holger entschieden.
00:50:12: Es war ein drehenreiches Gespräch zwischen Mutter und Tochter, an dessen Ende Shelley die Entscheidung ihrer Mutter akzeptierte.
00:50:18: Christiane war weit über sechzig Jahre alt und Shelley sah sich nicht in der Position, ihr etwas vorzuschreiben.
00:50:25: Auch wenn sie davon überzeugt ist, dass ihre Mutter viele Wahnsignale einfach nur noch nicht wahrhaben wollte, wie sie uns erzählt hat.
00:50:33: Ich glaube, im Tiefen ihres Inneren wusste sie das alles.
00:50:37: Das ist keine dumme Frau gewesen.
00:50:38: Ich glaube, dass sie sich damit arrangiert hat.
00:50:41: So hatte sie für mich angefühlt.
00:50:43: Shelly kann es sich nur so erklären, dass ihre Mutter durch ihre fortgeschrittenen MS-Erkrankungen zu der Zeit einfach andere Sorgen hatte und wahrscheinlich froh war, dass es einen Mann gab, der hier bei ihr war und sich um sie kümmerte.
00:50:56: Shelly glaubt, dass sich ihre Mutter abhängig von Holger gefühlt habe.
00:50:59: Für Shelly war allerdings klar, dass sie mit dem Partner ihrer Mutter nichts mehr zu tun haben will.
00:51:04: Und weil Christiane bedingungslos zu ihm hielt und Shelly's letzter Versuch, ihre Mutter zu bekehren, scheiderte, folgte zwischen Mutter und Tochter eine noch nie dargewesene Funkstille, die Shelly's Herz jeden Tag ein bisschen mehr zersplittern ließ.
00:51:18: Knapp zwei Jahre später war ihre Mutter tot und für Shelly brauch eine Welt zusammen.
00:51:23: Auf die Frage, warum Christiane gestorben ist, erklärt Holger nun vor Gericht, dass seine Frau aufgrund ihres Gesundheitszustands habe sterben wollen.
00:51:32: Die Anschuldigung von Susanna hätten ihr den Rest gegeben, sodass beide gemeinsam den Suizid geplant hätten.
00:51:38: Holger behauptet, er habe ohne Christiane nicht leben und aus Liebe mit ihr gehen wollen.
00:51:43: Dass es so nicht gewesen sein kann, zeigen die Ermittlungen, die eine ganz andere Geschichte erzählen, nämlich die Geschichte von Holgers Angst vor dem Einsturz seines ausgeklügelten Lügengerüstes.
00:51:55: Der Tag, an dem Holger erst mal Sorge hat, Christiane, könnte bald nicht mehr zu ihm stehen, ist der August, der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist der August, ist.
00:52:24: Die Beamtin tritt an ihr Pflegebett und erklärt ihr, dass sie wegen einer Hausdurchsuchung hier sind.
00:52:29: Als Grund nennt die Frau eine Anzeige gegen Holger wegen Vergewaltigungen an ihrer ehemaligen Haushaltshilfe Susanna.
00:52:35: Total irritiert und machtlos muss Christiane daraufhin mit ansehen und vor allem hören, wie die Polizei alle Räume ihres geliebten Hauses auf den Kopf stellt.
00:52:44: Die Beamtinnen knapfen sich natürlich auch Holgers Praxis im Obergeschoss vor, in der sie schließlich fündig werden.
00:52:51: Die beschlagnahmten Gegenstände, darunter Holger's Handy und sein Laptop, werden sichergestellt.
00:52:56: Und damit weiß Holger, was sie als nächstes finden werden.
00:52:59: Die unzähligen Nacktfotos der Frauen, die in den letzten Jahren mit ihrem Leid zu ihm gekommen waren und das er für seine eigenen Bedürfnisse schamlos ausgenutzt hat.
00:53:09: Darunter Freundinnen von Christiane.
00:53:12: Wenn seine Frau das erfährt, wird sie ihn verlassen, da ist er sich sicher.
00:53:16: Sie wird ihn verlassen und sich scheiden lassen.
00:53:18: Und dann steht er ohne finanzielle Mittel da.
00:53:20: Schon seit Beginn ihrer Beziehung ist es Christiane, die das Geld hat.
00:53:25: Sie hat das abbezahlte riesige Backsteinhaus.
00:53:27: Von ihrer Rente und dem Pflegegeld in Höhe von zusammen knapp eineinthausend einhundert Euro leben die beiden hauptsächlich.
00:53:34: Holger auf der anderen Seite verdient mit der klauen Pflege und landwirtschaftlichen Hilfstätigkeiten monatlich nur zwischen zweihundert und sechshundert Euro.
00:53:42: Für seine Behandlungen in der Praxis verlangt er wenig.
00:53:45: Eine Trennung würde für Holger demnach dass er nicht mehr in dem großen Haus leben dürfte und auch keine Wittwarente bekommen würde, wenn Christiane in absehbarer Zeit stirbt.
00:53:57: Bei der Suche nach einer Lösung für sein Problem kommt Holger auf die Idee, ein gemeinsames Suizid vorzutäuschen.
00:54:03: Holger hat einen größeren Vorrat eines Antidepressivums zu Hause, das er einsetzen möchte.
00:54:09: Sein Plan ist, Christiane mit dem Mittel, welches er selbst schon vor längerem aufgrund starker Kopfschmerzen verschrieben bekommen hat, zu vergiften.
00:54:16: Und acht Tage nach der Hausdurchsuchung soll es soweit sein.
00:54:20: Als Christiane Fernsehen schaut, mischt Holger etliche Tabletten des Medikaments in ein Getränk und reicht es seiner Frau.
00:54:27: Ahnungslos nimmt sie das Gemisch zu sich.
00:54:29: Danach verabreicht Holger ihr noch weitere mit antidepressiver versehene Getränke und einige Zeit später wird Christiane bewusstlos.
00:54:37: Auch Holger schluckt einige Tabletten.
00:54:40: Am nächsten Tag wacht er mit einem bitteren Nachgeschmack im Mund auf und schaut nach Christiane, die immer noch lebt, ganz zu Holgers Unmut.
00:54:48: Während Christiane die folgenden Stunden und Tage im Delirium in ihrem Pflegebett liegen bleibt, verabreicht ihr Holger immer weiter Tabletten.
00:54:56: Christiane hat keine Chance, sich zur Wehr zu setzen.
00:55:00: Ihr ohnehin schon kraftloser Körper ist vom Medikament zusätzlich geschwächt.
00:55:04: Sie ist Holger vollkommen schutzlos ausgeliefert.
00:55:09: Doch weil die hohe Dosis des Antidepressivums nicht die von Holger gewünschte Wirkung entfaltet und Christiane auch nach mehreren Tagen immer noch lebt, greift er zum Messer.
00:55:19: In der Absicht, ihren Sterbeprozess zu beschleunigen, sticht er seiner Frau damit zweimal tief in den Bauchbereich.
00:55:25: Am zwanzigsten August, zw.tw.
00:55:28: und damit zwölf Tage nach der Hausdurchsuchung stirbt Christiane in den frühen Morgenstunden.
00:55:33: Nachdem Holger sie getötet hat, legte er einen eigenhändig verfassten Abschiedsbrief gut sichtbar auf den Ess-Tisch.
00:55:40: In dem Brief, der mit Christiane und Holger unterschrieben ist, werden Susanna große Vorwürfe gemacht.
00:55:45: Darin steht, zitat.
00:55:54: So, wir gehen jetzt.
00:56:04: Wir wissen, dass es für einige Menschen schwer zu verstehen ist.
00:56:06: Für uns fühlt es sich richtig an.
00:56:08: Wir bleiben zusammen.
00:56:10: Mit so einem Rufmord können wir nicht leben.
00:56:12: Massagen ja, Vergewaltigung nein.
00:56:15: Und dann einige Ausrufezeichen.
00:56:19: Dann setzt sich Holger auf das Sofa.
00:56:21: In seinen Händen das Tatmesser, mit dem er sich jetzt selbst verletzen will, um seine Suizidabsicht fortzutäuschen.
00:56:28: Holger nimmt jetzt allen Mut zusammen und sticht sich selbst fünfmal in den Bauch.
00:56:33: Danach wartet er darauf, dass jemand ihn und Christiane findet.
00:56:38: Noch einmal vor Gericht vor Augen geführt zu bekommen, dass ihre Mutter womöglich tagelang Todesängste und in den letzten Minuten ihres Lebens große Schmerzen durchleben musste, ist für Shelley nahezu unerträglich, hat sie uns erzählt.
00:56:52: Also ich kann das gar nicht so richtig beschreiben, es ist so ein Gefühl zwischen Ekel, Verabscheuung.
00:56:58: Wut, Trauer, also das steckt irgendwie so alles drin und es geht irgendwie so, ja, ineinander über, sag ich mal.
00:57:05: Aber ja, das war ganz schlimm.
00:57:08: Für Shelley war von Anfang an klar, dass Holger ihre Mutter getötet hat und nicht auf ihr verlangen hin.
00:57:13: Ihre Mutter hat fest an Schicksal und Vorbestimmung geglaubt.
00:57:17: Sie war der Meinung gewesen, dass Suizid dazu führe, dass die Seele nicht weiterziehen kann, sondern festhängt.
00:57:23: Und davor hat sich Christiane gefürchtet.
00:57:25: dass Shelley in den letzten Momenten des Lebens ihrer Mutter nicht da war, schmerzt sie.
00:57:30: Sie wusste, dass Holger kein guter Mensch, dass er ein Straftäter ist, aber niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass er sich gegen ihre Mutter richten würde.
00:57:39: Shelley glaubt schon, dass Holger Christiane geliebt hat, zumindest für eine bestimmte Zeit.
00:57:44: Er hat sich für sie interessiert, sie behandelt, gepflegt und glücklich gemacht.
00:57:48: Doch irgendwann hat sich das geändert.
00:57:50: Shelly wünscht sich, dass ihre Mutter ihr besser zugehört hätte, dass sie ihr geglaubt und sie ernst genommen hätte, als Shelly sie vor Holger gewarnt hatte.
00:57:58: Hätte es etwas geändert, wenn sie noch mehr auf Christiane eingeredet hätte?
00:58:02: Wahrscheinlich nicht.
00:58:03: Die Schuldgefühl erhelfen Shelly auch nicht weiter, denn Schuld ist nicht Shelly, sondern der Mann, der in diesem Prozess vor Gericht steht.
00:58:12: Am zwölften Juni, zwanzundzwanzig bricht der neunundreißigste und gleichzeitig letzte Sitzungstag am Landgericht Flensburg an.
00:58:20: Shelly ist aufgeregt und gespannt auf die Entscheidung der Richterinnen.
00:58:24: Sie hofft auf die Höchststrafe.
00:58:26: Diese hatte die siebenunddreißjährige über ihren Nebenklageanwalt gefordert.
00:58:30: Für den Mord an ihrer Mutter, aber auch dafür, dass er anderen Frauen das Leben zur Hölle gemacht hat, wünscht sich Shelly, dass Holger lebenslang hinter dicke Gefängnismau anwandert.
00:58:41: Als der vorsitzende Richter sich schließlich erhebt und das Urteil verkündet, hält Shelly den Atem an.
00:58:46: Dann sagt er die Worte, auf die sie so lange gewartet hat.
00:58:50: Holger ist des Mordes an Christiane schuldig.
00:58:53: Gleich zwei Mordmerkmale hat er laut Gericht erfüllt.
00:58:56: Als Handlungsleitend werdet die Kammer Holgers Antrieb seine Praxis und sein Leben in dem Haus zu sichern, so wie Christianes besitzt.
00:59:03: Das Mordmerkmal der Habgier sieht es damit bestätigt.
00:59:07: Außerdem ging Holger bei seiner Tat heimtückisch vor, indem er Christianes arg und Wehrlosigkeit bewusst ausgenutzt hat, indem er ihr Enttötungsabsicht, die mit antidepressiver vermischten Getränke verabreichte.
00:59:19: Er selbst hatte zwar auch Tabletten geschluckt, aber nicht in derselben tödlichen Dosis wie Christiane.
00:59:24: Das Gericht wertet seine Einnahme des Antidepressivums so, dass Holger dadurch lediglich den Anschein eines Suizids erwecken wollte.
00:59:32: Denn weder die in seinem Körper festgestellte Menge, noch die selbst zugefügten Messerstiche, waren laut Toxikologin und Rechtsmediziner lebensbedrohlich.
00:59:41: Als Schuldsteigern wird das Gericht Christianes Hilflosigkeit, Holgers übersteigerten Eigennutz und seine jahrelangen Lügen.
00:59:49: Auch deshalb wird zusätzlich die besondere Schwere der Schuld festgestellt.
00:59:54: Wie Shelly darauf reagierte, dass Holger die höchste Strafe bekommen hat, die das deutsche Recht kennt, hat sie uns persönlich gesagt.
01:00:01: Ja, ich bin also instant in mir zusammengesagt.
01:00:06: Ich konnte es gar nicht glauben, was ich da höre.
01:00:09: Shelly ist extrem erleichtert, dass das Gericht so entschieden hat.
01:00:13: Sie war schließlich diejenige, die Susanna zur Polizei geschickt hat und damit ja eigentlich nur gut tun wollte.
01:00:19: Sie wollte ihr helfenlich zur Wehr zu setzen und sie hatte ernsthaft gehofft, dass so vielleicht auch endlich ihre Mutter einsieht, wer Holger wirklich ist.
01:00:28: Shelly wollte Gerechtigkeit für das Leid, das er anderen angetan hat.
01:00:32: Doch leider hat es am Ende dazu geführt, dass Holger ihre Mutter getötet hat.
01:00:36: Die harte Strafe tröstet Shelly bei diesen Gedanken.
01:00:39: Es bringt ihr ihre Mutter zwar nicht zurück, aber das Urteil fühlt sich gerecht an.
01:00:44: Was die Taten an den anderen Frauen eingeht, inklusive Susanna, da muss Holger keine Strafe fürchten.
01:00:50: Die Strafkammer geht den Vorwürfen nämlich nicht länger nach und das hat einen bestimmten Grund, und zwar die sogenannte Teileinstellung bei mehreren Taten.
01:00:59: Es ist zwar eigentlich schon so, dass sobald der Staat Kenntnis von möglichen Straftaten hat, der die dann auch verfolgen muss und wenn sich der Verdacht weiter erhärtet, auch Anklagen und verfolgen muss.
01:01:10: Er kann aber aus Ermessensgründen, ausnahmsweise die Strafverfolgung einstellen.
01:01:14: Das ist ein Paragraf hundertfünftig in der Strafprozessordnung geregelt.
01:01:19: Und in dem Paragrafen steht, dass von der Verfolgung einer Tat, sprich in unserem Fall jetzt diese Vergewaltigungen, vorläufig abgesehen wird, wenn die Strafe, die dafür zu erwarten ist, im Gegensatz zur anderen Tat, das wäre ja hier in dem Fall der Mord an Christiane, nicht beträchtlich ins Gewicht fällt.
01:01:36: Und für Mord gilt ja, wie wir alle wissen, die Hüststrafe, also lebenslang.
01:01:41: Die Strafverfolgung wird aber wie gesagt nur vorläufig eingestellt, also theoretisch könnte das Verfahren später wieder aufgemacht werden.
01:01:48: Sinn und Zweck hinter dem Paragrafen ist halt eine Verfahrensbeschleunigung.
01:01:52: Wenn jemand wegen mehrer Rataten angeklagt ist, muss für jede einzelne, nämlich eine ausführliche Beweisaufnahme gemacht werden.
01:01:59: Und das kann sich teilweise über Jahre ziehen.
01:02:01: kann für Prozessbeteiligte belasten sein und für Gerichte extrem zeit- und arbeitsintensiv.
01:02:07: Und durch eine Teil-Einstellung können Prozesse halt deutlich verkürzt und dadurch die Justiz auch entlastet werden.
01:02:13: Laut der Einschätzung unseres Rechtsexperten Benedikt Müller würde sich die Anzahl der Strafverfahren ohne diese und ähnlich gelagerte Normen so drastisch vervielfachen, dass dadurch die Justiz komplett kollabieren würde.
01:02:26: Also diese Möglichkeit von der Teileneinstellung, die ist definitiv sinnvoll, aber für Opfer kann das natürlich auch belasten sein.
01:02:32: Dann im Zweifel haben die immer und immer wieder ausgesagt und wurden damit durch den Prozess möglicherweise sogar retraumatisiert.
01:02:40: Nur damit am Ende dann der Täter oder die Täterin gar nicht offiziell wegen der Tat bestraft wird.
01:02:44: Und das kann natürlich total die bittere Pille sein.
01:02:48: die manche aber auch ohne Wiederwillen schlocken, weil am Ende nichts Höheres von der Strafe jetzt dabei rauskommen würde.
01:02:55: In unserem Fall, da ist sich Benedikt Müller sicher, ist es wahrscheinlich so, dass keine Aussage der Opfer umsonst war, weil bei der Entscheidung über die besondere Schwere der Schuld, da haben all diese Sexualstraftaten sicherlich eine Rolle gespielt, sagt er.
01:03:10: Der Mord und die Verbrechen an den anderen Opfern haben dafür gesorgt, dass Holger nun keiner Frau mehr etwas antun kann.
01:03:17: Es hat aber auch dafür gesorgt, dass Shelly sich nie mit ihrer Mutter versöhnen konnte.
01:03:22: Dass die thirty-seven Jahre mit ihrer Mutter in den zwei Jahren vor deren Tod keinen Kontakt hatte, schmerzt sie zutiefst.
01:03:29: Bevor alles so dermaßen eskaliert ist, war Christiane diejenige, der Shelly alles anvertraut hat.
01:03:35: Diese starke Band zwischen Mutter und Tochter hat Holger gekappt.
01:03:39: Und dann hatte Shelly auch noch die Möglichkeit genommen, je wieder mit ihrer Mutter Kontakt aufzunehmen.
01:03:45: Er hatte die Möglichkeit geraubt, ihre Mutter zu sagen, dass sie sie trotz alledem immer noch liebt, dass sie sie braucht und dass sie sie doch eigentlich beschützen will.
01:03:53: Und jetzt kann sie ihr nicht mal mehr sagen, dass sie sie vermisst.
01:03:57: Aber Shelly hat versucht, wo immer sie kann, ihre Mutter zu ehren.
01:04:01: Im Gerichtssaal, aber auch schon bei ihrer Beerdigung.
01:04:04: Alle Freundinnen von Christiane waren da, selbst die, die sie schon jahrelang aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr treffen konnte.
01:04:11: Obwohl Christianes letzte Lebensjahre von Isolation und nur wenig Gesellschaft geprägt war, war an ihrer letzten Ruhestätte das Gegenteil der Fall.
01:04:20: Zwischen satt grünen Bäumen haben sich mehr als vierzig Menschen eingefunden, um Christiane zu gedenken.
01:04:26: Familie und Bekannte haben sich gegenseitig Geschichten über Christiane erzählt und der Geist der lebenslustigen, positiven, kreativen und vielseitig interessierten Frau war deutlich zu spüren.
01:04:37: Christianes letzten Willen erfüllten alle auf der Beerdigung mit Freude.
01:04:40: Keiner der Trauergäste trug schwarz.
01:04:43: In bunten Kleidern und Hemden standen die Menschen, die ihr am meisten am Herzen lagen, an ihrem Grab.
01:04:48: Sie lauschten Christianes Lieblingsliedern aus den Siebzigern und Achtzigern, zu denen sie früher selbst getanzt und laut mitgesungen hat.
01:04:56: Von weitem hätte man meinen können es handele sich um eine Sommerparty und nicht um eine Trauerfeier.
01:05:02: Um eine Gelegenheit nicht den Tod, sondern das Leben zu feiern.
01:05:06: Ganz so, wie Christiane es sich gewünscht hätte.
01:05:12: Da ist sich Shelley sicher.
01:05:15: Mich machen Fälle, seitdem wir angefangen haben diesen Podcast zu machen, halt irgendwie mit am meisten betroffen, wo Menschen wie Christiane die eh schon totkrank sind, von solchen Teufeln ausgenutzt werden.
01:05:32: Ich erinnere da auch noch an den Bordtropper Apotheker beispielsweise.
01:05:37: Es ist für mich einfach unbegreiflich, wie man Menschen, die eh schon so ein schweres Schicksal haben, auch noch so ausnutzen kann.
01:05:47: Und na klar sind die auch leichte Beute, denn die Christiane war ja auch total auf den angewiesen.
01:05:53: Und dazu kommt ja auch noch Die hatte nur noch wenig verbleibende Lebenszeit dann irgendwann.
01:05:59: Und erlebt dann noch mal so eine frische Liebe.
01:06:02: Das ist natürlich schön, die letzten Jahre mit so einem Gefühl zu verbringen, dass da noch mal jemand ins Leben tritt, dem das egal ist, dass man krank ist und der einen nicht behandelt, als wäre man jetzt nichts mehr wert in der Gesellschaft.
01:06:15: Ja, total.
01:06:16: Deswegen kann man ja auch die Christiane da irgendwie so verstehen oder zumindest nachvollziehen.
01:06:23: Und es ist so tragisch dann auch, dass er sie so isoliert hat, wie das eben auch viele Täter in machen, die so manipulativ sind, dass sie am Ende mit ihrer Tochter, die sie so geliebt hat und die sie ja auch zurück so geliebt hat, dann gebrochen hat, ja.
01:06:41: Und ihren Enkel auch nicht mehr gesehen hat, den sie auch so geliebt hat.
01:06:45: Das ist einfach so... Unfair.
01:06:48: Ich finde es so schrecklich wirklich.
01:06:50: Und wie gesagt, es ist natürlich tragisch, dass das jetzt Christianes Entscheidung war, aber man kann es ja auch irgendwie nachvollziehen, ja, weil dieser Mann hat einfach so einen großen Teil ihres Lebens am Ende ausgemacht.
01:07:03: Ja.
01:07:04: Und ich meine, wenn man in so einer Situation ist, natürlich, wenn man die Wahrheit auch nicht wahrhaben und hören, weil was bedeutet es für einen, dass man jetzt dann alleine ist.
01:07:12: Ich meine, klar, Shelly wäre auch da gewesen und so, aber es ist halt einfach was anderes.
01:07:16: Ja.
01:07:16: Das ist ja auch ein Grund, warum man heiratet.
01:07:19: Ja.
01:07:19: Und dieser Widerling macht da oben solche Sachen.
01:07:22: Ja.
01:07:23: Die tut mir so leid, die Christiane und Shelly auch.
01:07:26: Ja, ich bin ganz beeindruckt von ihr, dass sie in der Lage ist, dass ... so zu differenzieren und ihrer Mutter nicht böse ist, weil ich könnte das auch verstehen, wenn sie es wäre.
01:07:37: Ja, und an der Stelle auch nochmal ein großes Dankeschön an Shelly und auch an ihrem Bruder Philipp, dass sie uns ihre Geschichte anvertraut haben.
01:07:45: Genau, das war's für heute.
01:07:47: Nächste Woche kommt ja eine Einzelfolge, die ich alleine mache.
01:07:51: Und da passiert was, was in siebeneinhalb Jahren Mordlust noch... nie passiert ist.
01:07:58: Wir hören uns nämlich nicht nächsten Mittwoch, sondern schon nächsten Dienstag ausnahmsweise.
01:08:06: Und wieso?
01:08:07: Das hat mit dem Fall zu tun, den ich dann erzählen werde.
01:08:10: Bis dahin.
01:08:11: Bis dahin.
01:08:27: Rechtliche Abnahme und Beratung abelben Kollegen.
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