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#220 Hotelzimmer 715

Shownotes

Als zwei Mitarbeiter des Hilton die Suite 715 betreten, dudelt im Hintergrund ein Radio. Eine Nachttischlampe wirft schummriges Licht in den Raum. Es sieht aus, als hätte hier noch niemand ausgecheckt, denn die Fotoausrüstung des Mannes, der für einen Auftrag hier war, steht noch immer im Eingangsbereich. Als die beiden ins Zimmer treten, sehen sie auf dem Boden einen Mann liegen. Es scheint, als hätte er zu viel getrunken. Doch ihn mit Wasser zu übergießen bringt nicht den erwünschten Erfolg. Der Fotograf ist tot.

Das Zimmer 715 gibt den Ermittelnden Rätsel auf. Nirgends finden sich verwertbare DNA-Spuren, Fingerabdrücke oder sonstige Hinterlassenschaften, die auf die Täter schließen lassen könnten, die das Zimmer einen Tag zuvor unter falschem Namen gemietet haben. Auch in der Vergangenheit des Fotografen lässt sich keine Verbindung zu jemandem feststellen, der einen Groll gegen ihn hätte hegen können. Bis die Mordkommission über die Handyverbindungsdaten des Opfers auf einen Mann kommt, der schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist und der den Fotografen wegen eines so absurden Grundes aus dem Weg schaffen wollte, dass das Landgericht Köln diesen Grund fast gar nicht glauben kann.

In dieser Folge von “Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe” erzählen wir von einem Fall, der zeigt, dass der Hass mancher Menschen auch jene treffen kann, die nur zufällig mit ihnen in Kontakt gekommen sind.

Experte in dieser Folge ist Strafrechtler und Anwalt Hans Reinhardt.

Credit

Produzentinnen/ Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers in Unterstützung durch Niko Kappel Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen

Quellen (Auswahl)

Landgericht Köln, Urteil vom 19.11.2007, 111-4/07 Spiegel: Mord im Kölner Hilton Sueddeutsche: Mordprozess - Das Rätsel in Zimmer 715 Morgenpost: Lebenslange Haft für Mord an berliner Fotografen taz: Mord an Fotografen

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Transkript anzeigen

00:00:11: Herzlich willkommen bei Mott Lust, einem Podcast der Partner in Crime.

00:00:14: Wir reden hier über Wareverbrechen und ihre Hintergründe.

00:00:16: Mein Name ist Paulina Kraser.

00:00:18: Und ich bin Laura Wohlers.

00:00:19: In jeder Folge erzielen wir einen bedeutsamen Warenkriminalfall nach, ordnen ihn für euch ein, erörtern und diskutieren juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte und sprechen mit Menschen mit Expertise.

00:00:32: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.

00:00:35: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.

00:00:37: Das machen wir auch, selbst dann werden wir zwischendurch mal etwas abschweifen.

00:00:40: Das ist für uns eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.

00:00:44: In der heutigen Folge geht es um eine äußerst perfide Falle, in die jemand gelockt wird, weil er in den Augen anderer für etwas büßen soll, das ihn angeblich jedes Recht auf Leben gekostet hat.

00:00:55: Laura, in unseren Folgen, da reden wir ja viel über Menschen, die bedauerlicherweise sterben.

00:01:02: Und in der Regel ist das ja ein unumkehrbarer Vorgang.

00:01:06: Ja, leider.

00:01:09: Ja, leider.

00:01:10: Du sagst es, es hat sich auch ein Berliner Start-up gedacht.

00:01:14: Und das sagt jetzt dem Tod den Kampf an.

00:01:18: Find ich

00:01:18: gut.

00:01:19: Ja?

00:01:20: Ja.

00:01:21: Wie macht das das Start-up?

00:01:23: Also das Unternehmen heißt Tomorrow Bio.

00:01:25: Das gibt es schon ein bisschen länger, aber es gab jetzt einen großen Artikel im Spiegel darüber.

00:01:29: Und ja, das Unternehmen will verstorbene einfrieren.

00:01:32: Cryo-Konservierung nennt sich das.

00:01:34: In der Hoffnung, sie irgendwann in der Zukunft wieder beleben zu können.

00:01:38: Ah!

00:01:41: Geil!

00:01:43: Ich find's irgendwie eine geile Idee.

00:01:45: Aber ich wüsste jetzt nicht, ob ich mich einfrieren lassen würde.

00:01:48: Ich erzähle dir erstmal, wie die es machen und vielleicht hast du dann ja ein Gefühl dafür.

00:01:53: Also das Unternehmen beschäftigt Ärztinnen, Kardiotechnikerinnen und Pflegekräfte und die rücken dann aus, sobald ein bezahlender Kunde stirbt.

00:02:00: Und dann ist es so, dass der Körper in Eiswasser gekühlt wird.

00:02:03: Das Blut wird dann durch eine spezielle Lösung ersetzt und anschließend mit Frostmitteln behandelt, um halt so Zellschäden zu vermeiden.

00:02:11: Und danach wird der oder die Verstorbenen in die Schweiz gebracht und dort dann bei minus von neunzig Grad in flüssigem Stickstoff gelagert.

00:02:19: Ist das wichtig, dass das in der Schweiz passiert?

00:02:21: Ja, rechtlich.

00:02:23: Ja, genau.

00:02:23: Das hat, glaube ich, das mit der Bestattungspflicht zu tun.

00:02:25: Und die Körper müssen auch offiziell gespendet werden, dem Unternehmen.

00:02:29: Ansonsten würde das alles irgendwie rechtlich nicht gehen.

00:02:32: Genau.

00:02:32: Und da lagern die dann in riesigen, stehlernen Tanks, die so ein bisschen an überdimensionale Thermos-Kanälen an.

00:02:40: Und das Ganze kostet zweihunderttausend Euro für das komplette Prozedere.

00:02:45: Für eine wie lange Lagerung?

00:02:47: Also wann werde ich da wieder aufgetaut?

00:02:51: Also halt erst, wenn es möglich ist einfach, ne?

00:02:54: Wenn es möglich ist.

00:02:55: Und wenn das halt erst in fünfhundert Jahren möglich ist, dann ist das aber im Preis inkluded.

00:03:01: Naja, wenn das Unternehmen pleitegeht, ich glaube, dann kannst du da, wo du bist, wenig dagegen machen.

00:03:09: Man kann aber auch für die Hälfte des Preises nur das Gehirn einfrieren lassen.

00:03:13: Und man kennt das so ein bisschen von Brain Freeze, das ist unangenehm, das Gefühl.

00:03:18: Also weiß ich nicht, ob man das möchte.

00:03:20: Und bisher haben sich achthundert Menschen dafür registrieren lassen.

00:03:24: Und bei Würmern beispielsweise oder bei einzelnen Organen funktioniert das auch schon.

00:03:30: Ich kann mir schon auch vorstellen, dass das irgendwann funktioniert.

00:03:33: Also ich könnte es auch mir... für mich vorstellen, ja?

00:03:38: Weil ich natürlich super neugierig bin, wie das in der Zukunft alles so ist.

00:03:43: Und weil ich nicht so der Typ bin, der jetzt selber einen Grab braucht, um mich mit anderen Menschen, die schon verstorben sind, zu connecten oder an sie zu denken und so, würde ich das auch jetzt nicht denken, dass ich dann meiner Familie irgendwas wegnehme.

00:03:57: Weißt du, was ich meine?

00:03:58: Weil ich mich jetzt nicht irgendwo begraben lasse.

00:04:01: Nur, ich weiß nicht, aber ich glaube, das ist bei dir auch so... Wir glauben ja auch an eine Seele, ne?

00:04:10: Das ist noch so ein bisschen das Ding, wo ich Fragen habe, ja?

00:04:14: Weil wie findet meine Seele dann wieder diesen Körper dann?

00:04:18: Ja, genau.

00:04:19: Also keine Ahnung, das ist halt so ein Ding, als ich das erste mal eine tote Person gesehen habe und gesehen habe, was zurückbleibt, wenn jemand tot ist.

00:04:31: Das ist halt in dem Moment wirklich nicht mehr als eine Hülle oder mal wegen auch eine Maschine.

00:04:36: Natürlich ist der Körper zu Lebzeiten sehr viel mehr, denn ohne den funktioniert das ganze Leben ja nicht.

00:04:41: Aber nur das ist der Mensch halt eben auch nicht.

00:04:43: Und deswegen glaube ich einfach überhaupt nicht, dass das funktionieren wird.

00:04:47: Aber wenn du sicher wüsstest, dass es funktionieren wird, würdest du es dann machen wollen?

00:04:53: Ja, auf jeden Fall.

00:04:54: Echt?

00:04:54: Ja.

00:04:54: Schon aus der da rein neugier.

00:04:57: Und also wenn ich das wüsste, dann zu ein tausend Prozent und dann würde ich ja auch meine Liebsten davon überzeugen.

00:05:05: Also dich zum Beispiel auch, damit du

00:05:06: dann auch da beigest.

00:05:07: Starklein Fall, das kannst du so was von vergessen.

00:05:12: Was ich noch so ein bisschen shady finde, jetzt an diesem Start-up ist, weil du eben meintest, man muss die Körper auch spenden, ja.

00:05:20: Keine Ahnung, wie diese Verträge aussehen, aber da hätte ich ja schon Angst, wem gehört diese Firma, wenn ich dann irgendwann aufgetaut und wieder leben soll, ja.

00:05:30: Emil kennt Siora.

00:05:32: Ja, der ist aber dann vielleicht ja auch nicht mehr da.

00:05:35: Da gehe ich von außen.

00:05:38: Außerde wird auch dann halt genau in dem Moment aufgefroren.

00:05:42: Aber wenn ich dann offiziell dieser Firma gehöre, was macht diese Firma mit mir?

00:05:48: Weißt du, ich meine also, da bekommen bei mir schon ganz klare Dystopien in meinem Kopf auf.

00:05:56: Ja.

00:05:57: Also ich würde es auf gar keinen Fall machen.

00:05:59: Dieser eine Zyklus reicht mir.

00:06:01: Ich schließe ja eh Reinkarnation nicht aus, deswegen glaube ich sowieso, dass wir dann einfach einen neuen Körper bekommen und dann irgendwo anders natürlich ohne Erinnerungen die ganze Rutsche nochmal und nochmal und nochmal machen müssen.

00:06:12: Also kein Bock, dass mein Körper denn da in so einem Fass lagert.

00:06:17: Vor allem

00:06:18: ist es ja auch wahrscheinlich dein sehr alter Körper, muss man ja dazu auch dann sagen.

00:06:22: Das kann auch sein, ja.

00:06:24: Und vor allem eben, weil ja die Wahrscheinlichkeit so gering ist.

00:06:26: Also Expertininnen sagen halt, das funktioniert mit einzelnen Organen.

00:06:30: Das funktioniert auch mit einem Wurm, der irgendwie tausend Zellen hat.

00:06:34: Aber ein Mensch hat zig Billionen Zellen.

00:06:37: Und da ist ja dieses Seele-Thema noch gar nicht mit abgefrischt.

00:06:41: Also deswegen sagen halt auch vieles Geldmacherei und man soll es einfach lassen.

00:06:46: Weil das spielt natürlich auch mit rein, dass Menschen Angst vor dem Tod haben und sich dann an so was klammern.

00:06:53: und vielleicht auch deren Angehörige, obwohl es eigentlich wirklich kaum Hoffnung darauf gibt.

00:06:58: Ja,

00:06:58: da leben wir lieber hier zu der Zeit, wo man dann aber damit leben muss, dass die Toten dann auch wirklich tot sind.

00:07:06: So, wie in unserem Fall heute.

00:07:10: Und jetzt geht's aber los mit... Einem Fall, der uns in ein Hotelzimmer führt, das auf den ersten Blick aussieht wie jedes andere, doch hinter der zugezogenen Gardine spielt sich etwas ab, das an Kaltblütigkeit und Brutalität kaum zu übertreffen ist.

00:07:28: Alle Namen haben wir geändert.

00:07:30: Als sein Handy klingelt, er abnimmt und die Stimme von Lars Rodenstock ertönt, ist Thomas innerlich schon wieder zum Augenrollen zum Mute.

00:07:39: Eigentlich hat er sich so auf diesen Job gefreut, aber der Auftraggeber macht es ihm heute wirklich schwer, die Freude aufrechtzuerhalten.

00:07:46: Seine Dwegen ist er nicht nur extra noch länger in Köln geblieben, sondern heute schon gefühlt durch die halbe Domstadt gerannt.

00:07:53: Und das an einem Tag, an dem Köln eh aus allen Nähten platzt.

00:07:57: Am zwanzigsten August, hier findet nämlich der kirchliche Weltjugentag statt.

00:08:02: Eine Million Besucherinnen sind deswegen hier.

00:08:05: Darunter auch Papst Benedikt, der Sechzehnte.

00:08:07: Mit dem Weltjugentag hat auch Thomas Auftrag zu tun.

00:08:11: Er ist nämlich Fotograf.

00:08:13: Heute soll der siebenunddreißigjährige einen berühmten Kardinal porträtieren, Karl-Kardinal Lehmann.

00:08:19: Seit neunzehnundachtzig ist er Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

00:08:24: Am Nachmittag hatte Thomas schon zwei Stunden in der Lobby des Hyatt Hotels auf seinen Auftraggeber Lars Rodenstock und den Kardinal gewartet.

00:08:32: Aber die tauchten einfach nicht auf.

00:08:33: Deswegen sitzt Thomas jetzt gerade auch wieder in der Wohnung einer Freundin, bei der er übernachtet.

00:08:39: Und dass es nicht das erste Mal, dass Lars Rodenstock Thomas im Regen stehen lässt.

00:08:44: Schon für etwa sechs Monaten hat er ihm einen Job in Berlin in Aussicht gestellt, ihn aber damals ebenfalls versetzt.

00:08:50: So ein Auftraggeber ist Thomas in all seinen Jahren als Fotograf noch nie untergekommen.

00:08:56: Irgendwie hat er das Gefühl, jemand spielt ein seltsames Katzen- und Mausspiel mit ihm.

00:09:01: Thomas versucht seinen Frust runterzuschlucken und geht ans Handy.

00:09:05: Rundstock sagt, der Kardinal schaffe es heute nicht.

00:09:08: Er stehe im Stau.

00:09:09: Natürlich.

00:09:10: Und prompt folgt schon die nächste Aufgabe.

00:09:12: Um zwanzig Uhr soll Thomas Willi Weber fotografieren, den Manager der Rennfahrer-Bürder Michael und Ralf Schumacher.

00:09:19: Diesmal im Hilton Hotel.

00:09:20: Er sei gerade auf dem Weg von Istanbul nach Köln.

00:09:24: Schon wieder ein neuer Auftrag?

00:09:25: Was geht hier vor sich?

00:09:27: Das Ganze hat ein bisschen was von der Sendung.

00:09:29: Verstehen Sie Spaß?

00:09:31: Eigentlich würde sich Thomas sowas nicht gefallen lassen und Rodenstock sagen, er solle sich zum Teufel scheren.

00:09:36: Aber Thomas hat gerade ziemliche Geld sorgen, deswegen braucht er diesen Auftrag.

00:09:40: Es ist die versprochene doppelte Gage.

00:09:43: Tausend statt fünfhundert Euro, die Thomas schläf sich dazu bringt, Rodenstocks neuen Auftrag anzunehmen, seine schwere Fototasche zu schultern, die Wohnung seiner Freundin zu verlassen und zum Nobelhotel zu fahren.

00:09:54: Doch als Thomas gegen Viertel vor acht des Hotel betritt, ist erst mal wieder Warten angesagt.

00:10:00: Als der Mitarbeiter an der Rezeption im Zimmer anruft, um Thomas anzukündigen, lässt Rodenstock ihm ausrichten, dass er noch unter der Dusche stehe und sich gleich noch einmal bei ihm melden würde.

00:10:10: Wenig später klingelt Thomas Handy.

00:10:12: Rodenstock sagt, er solle um zwanzig Uhr aufs Zimmer siebenhundert fünfzehn kommen.

00:10:16: Dort werde er erwartet.

00:10:18: Thomas fletzt sich in die Lobby und verbringt die verbleibenden Minuten, damit eine Freundin anzurufen.

00:10:24: Weil sie nicht abhebt, lässt er sich auf ihrem AB über den Auftrag aus.

00:10:28: Jetzt soll er kein Foto mehr von jemandem von der Kirchen-Mafia, sondern von der realen Mafia machen, meckert er.

00:10:34: Danach ruft er noch einen Freund an und beklagt sich auch bei dem über sein neues Fotomotiv, den Sportmanager.

00:10:40: Thomas vermutet, dass es sich hier um eine, Zitat, ekligem Millionärsparty handelt, die er fotografieren soll.

00:10:47: Kurz vor zwanzig Uhr schiebt Thomas einen Gepäckwagen mit der Fotoausrüstung zum Aufzug.

00:10:52: Um angekommen klopfte er an der Tür des Zimmers siebenhundertfünfzehn.

00:10:56: Sie öffnet sich.

00:10:57: Diesmal wird Thomas offensichtlich nicht noch einmal versetzt.

00:11:02: Am nächsten Tag betritt ein Hotelmitarbeiterzimmer siebenhundertfünfzehn.

00:11:05: Die Junior Suite wurde seit der letzten Buchung noch nicht gereinigt.

00:11:09: Mit seiner Zentralschlüsse Karte öffnet er die Tür.

00:11:12: Im Durchgangsbereich der Junior Suite steht ein Gepäckwagen, darauf stehen mehrere Taschen.

00:11:17: Die Person, die hier übernachtet hat, scheint noch nicht ausgecheckt zu haben.

00:11:20: Zusätzlich ist ein eingeschaltetes Radio zu hören.

00:11:24: Im Wohnschlafbereich sind die Vorhänge zugezogen, eine der Nacht schlampe brennt und taucht den Raum in ein schummriges Licht.

00:11:31: Dann erschrickt der Mitarbeiter.

00:11:32: Vor dem Bett direkt neben der Kofferbank liegt ein Mensch.

00:11:35: Es sieht aus, als würde der Mann schlafen.

00:11:38: Der Mitarbeiter alarmiert einen Kollegen.

00:11:40: Häufig passiert es, dass Hotelgäste in den Sweeten zu viel feiern und am nächsten Tag geweckt werden müssen.

00:11:46: Der Kollege, der wenig später eintrifft, hat den gleichen Verdacht, dass hier gestern zu viel getrunken wurde.

00:11:53: Deshalb begibt er sich ins Bad, füllt dort ein Glas mit Wasser und nähert sich vorsichtig der auf dem Boden liegenden Person.

00:12:00: Dann mit einem Schwung schüttet er das Wasser ins Gesicht.

00:12:04: Keine Reaktion.

00:12:06: Nun stehen die Mitarbeitenden ganz dicht vor dem Mann.

00:12:09: Erst jetzt erkennen sie, dass die Person übel zugerichtet ist.

00:12:12: Ihr kompletter Kopf ist mit starken Verletzungen übersät und nicht nur das.

00:12:16: Die Person, die sie verschlafend gehalten haben, atmet nicht mehr.

00:12:21: Sie ist tot.

00:12:24: Im Nachmittag ist Zimmer siebenhundertfünfzehn hell erleuchtet.

00:12:27: Die Vorhänge stehen offen und das gestern noch einladende Hotelzimmer gleicht einem Tatort aus dem Lehrbuch.

00:12:33: Zwischenkoffern und Kameras blitzen Spurensicherungsmarkierungen auf, beamt innen fotografieren, messen und sichern fasern.

00:12:40: Auf dem Nachtisch finden sie die Brieftasche des Toten.

00:12:42: Der Name auf dem Ausweis Thomas Goebb, sieben und dreißig Jahre alt aus Berlin.

00:12:47: Eine erste Untersuchung zeigt keine Schussverletzungen, keine Schnitte.

00:12:51: Trotzdem hat das Opfer massivste Gewalt erfahren.

00:12:54: Der Kopf ist blutverkrustet, das Gesicht kaum noch zu erkennen.

00:12:58: Mehrere Zähne fehlen, Rippen sind gebrochen und Hemmatome überziehen den gesamten Oberkörper.

00:13:04: Überall finden sich längliches Striemen, Spuren, die auf massive Schläge mit einem stumpfen Gegenstand schließen lassen.

00:13:11: Die ermittelnden gehen davon aus, dass Thomas mit einem Schlagwerkzeug, etwa einem dicken Schlagstock oder einem Baseballschläger erschlagen wurde.

00:13:20: Trotz der Brutalität, mit der hier vorgegangen wurde, lässt der Tatort einen Schluss mit Sicherheit zu.

00:13:26: Das war kein spontaner Ausbruch von Wut, kein Streit, der aus dem Ruder lief und auch kein Raubmord, denn die Torefotoausrüstung und das Bargeld im Portemonnaie des Opfers sind noch da.

00:13:36: Als Thomas Götz gestern die Suite betrat, war sein Schicksal schon besiegelt.

00:13:41: So professionell wirkt die Tat.

00:13:43: Denn die Spurensicherung findet außer der Leiche nahezu nichts.

00:13:46: Keine DNA und keine Fingerabdrücke, weder am Telefon auf dem Schreibtisch, dem Lichtschalter, der Fernbedienung, dem Flaschenöffner oder dem Griff der Minibar.

00:13:55: Und das, obwohl darin zwei Flaschen fehlen und es einen Kranzabdruck auf dem Glastisch gibt, der typischerweise entsteht, wenn eine runtergekühlte Glasflasche auf einen Tisch gestellt wird.

00:14:05: Sogar die Flaschen wurden im Anschluss mitgenommen und auch das Handy des Opfers fehlt.

00:14:10: Wer immer hier zugeschlagen hat, wusste offenbar genau, was er tat und dass Thomas Götz sterben wird.

00:14:16: Die Ermittlenden befragen als nächstes die Hotelangestellten, die am Vorabend Dienst hatten.

00:14:21: Der Rezeptionist erinnert sich, ein Mann namens Lars Rodenstock habe die Suite spontan gebucht und bargezahlt.

00:14:28: Doch als die Polizei diesen Namen überprüft, zeigt sich, er existiert nicht.

00:14:32: Keine Adresse, kein Eintrag.

00:14:34: Offenbar hatte der Mann unter einem falschen Namen eingecheckt, um seine wahre Identität zu verschleiern.

00:14:39: Wieder also eine Spur, die von den Verursachern bewusst verwischt wurde.

00:14:44: Umso wichtiger werden die wenigen Anhalts- die der Polizei stattdessen bleiben.

00:14:48: Da der Unbekannte im Zimmer keine Hinweise auf seine Person hinterlassen hat, nehmen die Ermittlenden nun den Rest des Hotels genauer unter die Lupe.

00:14:56: In der Lobby hängen mehrere Kameras, die alle drei Sekunden ein Standbild aufzeichnen.

00:15:01: Bild für Bild, sichten die Ermittlenden das Material, bis sie schließlich Aufnahmen von zwei Männern entdecken, die jeweils in einem Abstand von ca.

00:15:09: zwanzig Minuten durch die Drehtür den Eingangsbereich betreten.

00:15:13: Beide mit tief ins Gesicht gezogenen Baseball-Caps, sodass man ihre Gesichter kaum erkennen kann.

00:15:18: Der erste Mann trägt über der Schulter eine große, längliche Tasche, ein Sport-Gepäckstück, der Marke Callaway, groß genug, um darin eine mögliche Tatwaffe zu transportieren.

00:15:28: Es ist nicht viel, aber gemeinsam mit den Erinnerungen der Hotelcrew gelingt es zumindest von Tombilder der Männer an zu fertigen.

00:15:35: Es ist der erste Ansatzpunkt für die neu gegründete Mordkommission Foto.

00:15:40: Ihre zentrale Frage.

00:15:42: Wer hat Thomas Götz getreated und warum?

00:15:45: Denn bei genauer Beschäftigung mit dem Opfer und der Befragung seines Umfelds scheint es auf den ersten Blick absolut keinerlei Hinweise zu geben, warum jemand einen tödlichen Roll gegen Thomas Götz gehegt haben könnte.

00:15:58: Denn wenn man vor seinem Tod Thomas Freundinnen gebeten hätte, ihn zu beschreiben, dann hätten sie über ihn gesagt, dass er seinen Prinzipien immer treu bleibt, dass er Unpünktlichkeit hasst und deswegen sogar seine Uhr fünfzehn Minuten vorgestellt hat, damit er selbst nicht zu spät kommt.

00:16:14: Thomas sei jemand, der offen und zugewandt und der ehrlich und direkt sei und dabei vor allem bei der Frauenwelt gut ankomme.

00:16:21: Trotzdem schaue er nie nach rechts oder links, wenn er in einer Beziehung sei.

00:16:25: Denn Thomas habe einen moralischen Kompass, an dem kaum zu rutteln sei und er habe sich vor allem einer Leidenschaft verpflichtet, der Fotografie.

00:16:34: Als Thomas damals von seinen Eltern zur Konformation eine Kamera geschenkt bekommt, ist es um ihn geschehen.

00:16:40: Von da an sieht er die Welt durch einen Sucher.

00:16:43: Er tastet sich an Licht, Schatten und Perspektiven heran.

00:16:46: Fotografieren ist von Anfang an nicht nur ein Hobby, es ist seine Passion.

00:16:50: Nach der Schule studiert Thomas Fotografie in Essen, Dortmund und Köln.

00:16:54: Dort lernt er das Handwerk, mit dem er später sein Geld verdient.

00:16:58: Für seine Diplomarbeit zieht es ihn in den Nahen Osten nach Beirut.

00:17:02: Mehrere Monate lebt Thomas in der libanesischen Hauptstadt.

00:17:05: Sein Fotoessay über die Stadt, die nach dem Bürgerkrieg langsam zur Atem kommt, zeigt Menschen im Aufbruch.

00:17:11: Zwei Auszeichnungen und eine Ausstellungsbeteiligung heimst diese Arbeit ihm ein.

00:17:15: Weil Thomas ein offener und sozialer Mensch ist, knüpft er schnell Kontakte in ganz Deutschland, vor allem mit Promis und Journalistinnen.

00:17:23: Er fotografiert den Fußballer Fredy Bobic oder den Modeschöpfer Wolfgang Giob.

00:17:27: Seine Bilder erscheinen bald in großen Zeitungen, Magazinen wie Die Zeit oder Geo.

00:17:33: Doch während viele seiner Kolleginnen mit der Zeit auf digitale Technik umgestiegen sind, bleibt Thomas der Analogenarbeitsweise kompromisslos treu.

00:17:40: Für ihn ist das die einzig wahre Fotografie.

00:17:43: Entstanden auf einem Film, nicht auf einem Bildschirm.

00:17:47: Eine Digitalkammer nutzt er maximal zum Fertigen von Probebildern.

00:17:50: Von digitaler Bildbearbeitung hat Thomas der keine Ahnung.

00:17:55: Und das stellt sich im Jahr twenty-fünf so langsam als Problem heraus.

00:17:59: Die digitale Fotografie hat längst überhand genommen.

00:18:02: Mit ihr lässt sich günstiger und schneller arbeiten.

00:18:04: Kundinnen wertschätzen schon bald immer seltener den puren unverfälschten Blick und verlangen Schönheitskorrekturen in der Postproduktion.

00:18:12: Aber Thomas braucht selbst beim Checken seiner E-Mails-Hilfe.

00:18:15: Ein Bildbearbeitungsprogramm zu beherrschen liegt weit außerhalb seiner Vorstellungskraft.

00:18:20: Zunehmend hat er Schwierigkeiten, sein Leben mit seiner Analog-Fotografie zu finanzieren.

00:18:24: Sanjiro Konto ist in den Wochen vor seinem Tod überzogen und seine Bank drängt auf einen Kontenausgleich.

00:18:30: Thomas bittet daraufhin einen Freund um Hilfe, der verspricht ihm ein Darlehen von zehntausend Euro.

00:18:35: Das würde Thomas ein bisschen Erleichterung verschaffen und ihm außerdem für das neue Projekt helfen, das er geplant hat.

00:18:41: Einem groß angelegten Bildband über die deutschen Nationalspieler.

00:18:45: Rechtzeitig zur kommenden Fußballweltmeisterschaft.

00:18:49: Um die aufwendigen Porträts zu schuten, muss Thomas quer durch Deutschland reisen.

00:18:53: Ein paar Profis hat er dafür schon vor die Linse bekommen.

00:18:56: Eigentlich will er bald weiter nach Gelsenkirchen, um dort die Schutz für die Nationalspieler, die bei Schalke nur viel spielen, zu organisieren, entscheidet sich dann aber spontan doch länger in Köln bei einer Freundin zu bleiben.

00:19:06: Der Grund dafür, möglicherweise der Auftrag Karl Kardinal Lehmann zu fotografieren.

00:19:13: Zumindest wäre das nach dem Ermittlungsstand der Mordkommission Foto eine Möglichkeit.

00:19:17: Der Auftraggeber, der sich als Lars Rodenstock ausgegeben hat, muss Thomas mit diesem Vorwand eines neuen Auftrags in eine Falle gelockt haben, um ihn dann zu töten.

00:19:26: Die Frage ist nur warum.

00:19:28: Aus der Befragung von Thomas Umfeld zu seiner Vergangenheit lässt sich nichts finden, wieso jemand einen Gräu gegen ein Fotografen hegen sollte, der gerne andere zu Hause bekocht, seinen Partnerin treu ist und nostalgisch an der analogen Fotografie festhält.

00:19:41: Doch weitere Ermittlungsansätze hat die Mordkommission kaum.

00:19:44: Nach dreieinhalb Monaten haben auch die Anfertigungen der Phantom-Bilder keinerlei Hinweise ergeben.

00:19:49: Niemand hat sich gemeldet, der zumindest den einen der beiden Tatverdächtigen erkannt hat.

00:19:54: Kein Wunder also, dass die Polizei jetzt auf eine der letzten Waffen im Arsenal der deutschen Verbrechensbekämpfung zurückgreift.

00:20:02: Und sich eingestehen muss, dass der Fall für sie von Wir haben alles im Griff zu.

00:20:06: Vielleicht erkennt ihn ja jemand beim Abendbrot wechselt.

00:20:09: Der Fall geht zur Akkenzeichen XY ungelöst.

00:20:13: Schauspielerinnen können die zusehenden daheim nun die letzten Stunden im Leben des Berliner Fotografen Thomas Götz nachverfolgen.

00:20:21: Wir haben am zwanzigsten August, dass Hilton Hotel betritt, ohne zu wissen, dass er es nie wieder verlassen wird.

00:20:27: Im Studio sitzt ein Kommissar der Kölner Kriminalpolizei, schildert die Ermittlungsarbeit und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.

00:20:35: Doch auch dieser Versuch der Mordkommission, in dem Fall weiterzukommen, bleibt ohne jede Resonanz.

00:20:41: Niemand erkennt die Bilder, die dort gezeigt werden.

00:20:43: Oder hat an jenem Tag etwas Verdächtiges gesehen.

00:20:47: Jetzt gibt es nur noch eine einzige Spur, wie die Polizei an die Verdächtigen rankommen könnte.

00:20:53: Nämlich Thomas Handy.

00:20:55: Immerhin hatte Thomas damit mehrere Telefonate mit dem mysteriösen Auftraggeber geführt.

00:20:59: Das Problem ist nur, es ist verschwunden.

00:21:02: Die Täter hatten es mitgenommen.

00:21:05: Und dennoch ist es der Polizei möglich, Thomas Handy-Daten auszuwerben.

00:21:09: Denn um an die sogenannten Verkehrsdaten zu kommen, braucht man das Handy nicht.

00:21:14: Die Mordkommission Foto wendet sich jetzt nämlich an den Mobilfunkanbieter und bittet um Herausgabe wichtiger Daten.

00:21:20: Vor allem interessiert sie natürlich, mit wem hatte Thomas am Tag seines Todes mehrfach telefonischen Kontakt.

00:21:26: Durch die Befragung der Freundin und des Freundes, bei denen sich Thomas kurz bevor er Hotelzimmer sevenhundertfünfzehn betrat, gemeldet hatte, wissen die Ermittlenden, dass Thomas diverse Male mit seinem ominösen Auftraggeber telefoniert haben muss.

00:21:38: Warum der Telefonanbieter solche Daten noch hat, obwohl die Telefonate mittlerweile mehrere Monate zurückliegen, hat uns der Strafrechtler und Anwalt Hans Rhein hat erklärt.

00:21:48: Damals liefen riesige Datenmengen zusammen auf Servern.

00:21:53: Jedes Gespräch, das damals geführt wurde, wurde anlasslos von den Eckdaten her erfasst, und zwar Standort oder wer mit wem, wann telefoniert hat.

00:22:05: Natürlich wurde nicht der Inhalt erfasst, aber alles, was mit den Daten rundherum im Zusammenhang steht.

00:22:12: Es gab aber keine Regelungen dafür, wie lang die Daten gespeichert werden dürfen und deshalb haben die damaligen Anbieter je nach eigenem Ermessen entschieden.

00:22:24: Manche haben sehr lange die Daten aufbewahrt, was sogar Jahre und andere Anbieter haben nach wenigen Wochen alles gelöscht.

00:22:32: Also quasi ein Eldorado für Datensammelende.

00:22:33: Also jeder macht da, was er will mit.

00:22:34: Und damit war es dann aber auch schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:36: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:38: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:40: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:43: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:45: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:47: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:50: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:53: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:56: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:22:58: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser Fall passiert ist vorbei.

00:23:00: In dem Fall ist es schon ein paar Jahre nachdem unser wurde alles auf eine offizielle Grundlage gestellt.

00:23:06: Es gab eine anlasslose Datenspeicherung von Telekommunikationsdaten, also wer mit wem, wie lange, von wo aus und über welchen Anbieter und welcher IP-Adresse Gespräche geführt hat.

00:23:21: Natürlich wurden die Inhalte nach wie vor nicht abgespeichert.

00:23:26: Heißt, nach dem neuen Gesetz mussten jetzt alle Anbieter die Daten aufheben, durften das aber nicht mehr so lange machen wie sie wollen, sondern es gab klare Speicherfristen von zunächst sechs Monaten.

00:23:38: Später wurden die Fristen dann nochmal angepasst.

00:23:41: Nach dem Zeitraum mussten die Daten verpflichtend gelöscht werden.

00:23:45: Grund für die Einführung des Gesetzes waren damals unter anderem der zunehmende Terrorismus und die generelle Verbrechensbekämpfung.

00:23:53: Vor allem in Bezug auf Kindesmissbrauch und organisierte Kriminalität wurde immer wieder betont, wie wichtig es ist, diese Daten auf Vorrat zu speichern.

00:24:01: Doch so wichtig das auch sein mag, die Anschlussdaten krimineller bei Ermittlungen auswerten zu können, in dem Moment, wo die Vorratsdatenspeicherung in Kraft trat, war es jetzt auch per Gesetz verpflichtend, die Daten von allen anderen BürgerInnen zu speichern, ob sie sich jetzt strafbar gemacht haben oder nicht.

00:24:18: Das war der Grund, warum das Gesetz, Jahrzehnte, vom Bundesverfassungsgericht wieder gekippt wurde, wie uns Hans Reinhard erzählt hat.

00:24:25: Das Bundesverfassungsgericht hat deutlich dazu gesagt, dass die Vorratsdatenspeicherung ein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung der Menschen darstellte.

00:24:37: Es gibt natürlich ein Missbrauchsrisiko, es gab eine Massenüberwachung und das alles stellte sich als unverhältnismäßig heraus.

00:24:47: Seitdem liegt die Vorratsdatenspeicherung in Deutschland auf Eis.

00:24:50: Eine gesetzliche Neuregelung steht noch aus.

00:24:54: Geplant ist ein sogenanntes Quick-Freeze-Verfahren, also ein schnelles Einfrieren von Daten, und zwar für den Fall, dass der konkrete Verdacht gegen eine bestimmte Person im Zusammenhang mit einer schweren Straftat besteht.

00:25:06: Dann sollen die Daten unter Zugrundelegung einer richterlichen Anordnung eingefroren werden können.

00:25:11: Obwohl wir noch kein neues Gesetz haben, ist es trotzdem so, dass Ermittler Ihnen heute auch noch Telefonverbindungen nachvollziehen können, allerdings nur in deutlich kleineren Umfang und für sehr begrenzte Zeiträume.

00:25:23: Und falls ihr euch erinnert, Paulina, du hast ja neulich in der Folge zweihundertneuen über den vermissten Tengelmann-Chef Karl-Ereban-Haupt gesprochen.

00:25:30: Und da war das ja auch so, dass der im Jahr zweitausendachzehn verschwunden ist, inklusive Handy.

00:25:36: Da konnte anhand von Funkzählauswertungen und Einzelverbindungsnachweisen dann nachvollzogen werden, mit wem er vor seinem verschwittenen Telefoniert hat.

00:25:44: und zwar mit einer gewissen Veronica E. Wohin diese Spur dann jetzt endlich geführt hat, könnt ihr euch dann in der Folge ja nochmal anhören.

00:25:51: Ich will nur sagen, auch heute kann man noch gewisse Daten abfragen.

00:25:55: Undenkbar, wer allerdings so handsfreien hat, eine so detaillierte Anrufeauswertung, so viele Monate nach der Tat, wie das zwei Tausend Fünf bei Thomas noch möglich war.

00:26:05: Deswegen kann man im Grunde etwas zynisch sagen, für die Ermittlenden ist es ein Glück, dass sie die Abfrage von Thomas' Handytaten nicht im Jahr twenty-fünfundzwanzig machen mussten.

00:26:15: So viele Monate nach der Tat hätten die Ermittlenden dann nämlich vermutlich keine Liste mit Anrufdaten von denen bekommen.

00:26:20: Aber, als die Mod-Kommission Foto bei Thomas' Mobilfunkanbieter anfragt, sieht es eben noch ganz anders aus.

00:26:28: Endlich haben die Ermittlenden etwas in der Hand.

00:26:31: Durch die Auswertung der Handydaten lässt sich Thomas letzter Tag fast Minuten genau nachvollziehen.

00:26:36: Immer wieder taucht darin dieselbe Nummer auf, offenbar die seines ominösen Auftraggebers.

00:26:42: Als die Mordkommission Foto diese Nummer überprüft, passiert das, worauf sie seit Monaten gehofft hat.

00:26:48: Ein Treffer.

00:26:49: Tatsächlich ist die Nummer den Behörden längst bekannt, denn der Mann, zu dem sie gehört, ist kein Unbekannter.

00:26:55: Carlodias.

00:26:57: Er hat bereits mit dem Gesetz zu tun gehabt und das nicht zu knapp.

00:27:00: Unter seinem Namen laufen Ermittlungsakten, Gerichtsbeschlüsse und Haftbefehle.

00:27:05: Zuletzt wurde gegen ihn ermittelt, weil er im großen Stil Konzertkarten über eBay verkauft haben soll, die er gar nicht besessen haben soll.

00:27:13: Hundertsechzigtausend Euro habe er damit eingenommen.

00:27:17: Für die Mordkommission Foto ist das nun ein echter Glücksgriff.

00:27:21: Denn diesmal bleibt den Ermittlenden eine weitere öffentliche Suche, Aufrufe und Spurendesen erspart.

00:27:27: Sie müssen den Verdächtigen diesmal nicht erst finden, denn Carlo sitzt wegen des E-Bail-Betrugs bereits hinter Gittern.

00:27:34: Zum ersten Mal hat die Mordkommission das Gefühl, dass sich der Nebel endlich lichtet.

00:27:40: Jetzt, wo die Ermittlenden wissen, mit wem der Fotograf Thomas Götz vor seinem Tod telefonierte, ist es ein leichtes auch die Handydaten des Verdächtigen auszuwerten.

00:27:49: Und so finden sie heraus, dass Carlo am zwanzigsten August, zwei Tausendfünf ebenfalls in dem Mobilfunkmast eingelockt war, der auch den Bereich des Luxushotels abdeckt, also dort, wo Thomas starb.

00:28:01: Starke Indizien, die dafür sprechen, dass Carlo, der ominöse Auftraggeber war und Thomas in das Hotel gelockt hat.

00:28:07: Äußerlich passt Carlo zu den Phantom-Bildern, die nach den Aussagen der Zeuginnern im Hotel und anhand der Bilder der Überwachungskameras angefertigt wurden.

00:28:16: Für die Mordkommission ist das genug.

00:28:18: Ab diesem Moment sitzt Carlo nicht mehr nur als mutmaßlicher Ibelbetrüger in Untersuchungshaft, sondern auch als mutmaßlicher Mörder.

00:28:26: Doch was noch fehlt, ist das Warum.

00:28:29: Warum sollte ein Mann, der sein Geld mit gefälschten Konzertkarten verdient, plötzlich einen Berliner Fotografen twitten wollen?

00:28:36: Auf den ersten Blick scheint es keinerlei Verbindung zwischen den beiden zu geben.

00:28:41: Was also hat Thomas Götz getan, dass Carlo Dias beschlossen haben könnte, ihm auf so brutale Weise das Leben zu nehmen?

00:28:50: Als am siebten August, der Prozess wegen des Mordfalls im Hilton Hotel eröffnet wird, sind zwei Jahre seit dem gewaltsamen Tod des Berliner Fotografen Thomas Götz vergangen.

00:29:01: Für die Verhandlungen sind einundzwanzig Prozest Tage angesetzt.

00:29:04: Mehr als siebzig Zeuginnen sollen im Holz vertefelten Saal zweihundertzehn des Landgerichts Köln aussagen.

00:29:10: Zwei Männer werden hereingeführt, esquottiert von Justizbeamtinnen.

00:29:15: Beide senken die Köpfe, als sie auf der Anklagebank Platz nehmen.

00:29:18: Der Hauptangeklagte Carlo Dias, inzwischen einund dreißig Jahre alt, hat sich heute ein blaues Hemd übergezogen.

00:29:24: Dazu trägt er eine Bundfaltenhose und einen weißen Aktenordner unter dem Arm.

00:29:29: Ein Outfit, das den Eindruck erweckt, dass er sein Leben oder zumindest sich selbst im Griff hat.

00:29:34: Neben ihm sitzt der siebenundreißigere Mitangeklagte Nikola Tomic.

00:29:39: Er soll der zweite Mann sein, der auch auf den Bildern der Überwachungskameras des Kölner Luxushotels zu sehen war, in dem Thomas Götz erschlagen wurde.

00:29:47: Carlo und Nikola kennen sich aus einem Fitnessstudio in Süddeutschland, wo sie gemeinsam Kampfsport betrieben.

00:29:53: Dass Nikola heute mit auf der Anklagebank sitzt, ist vor allem Carlo zu verdanken, denn er war es, der ihn als Mitheter benannte.

00:30:01: Die Ermittlungsergebnisse allein hätten Nikola heute nicht hierher geführt.

00:30:05: Als der Staatsanwalt die Anklage verließ, ist es still im Saal.

00:30:08: Den Männern wird vorgeworfen, den Fotografen im August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-Mann-August-.

00:30:19: Nach Überzeugung der Anklage waren Hass, Wut und Eifersucht die Gründe für den Mord.

00:30:25: Doch genau über diese Motive wird in den kommenden Wochen noch gestritten werden.

00:30:29: Grund dafür ist die Rolle einer Frau, die am siebzehnten August zwei tausend sieben den Gerichtssaal betritt.

00:30:35: Lisa Katz, eine Schauspielerin, die in den neunzigern durch eine RTL-Serie mäßige bekannt ist.

00:30:43: Haben wir auch mäßige Bekanntheit?

00:30:45: Nee.

00:30:46: Nein.

00:30:47: Die Lisa kannte wirklich keiner.

00:30:49: Okay.

00:30:50: Was haben wir für eine Bekanntheit?

00:30:51: Bubble Fame haben wir.

00:30:53: In der Bubble kennt man uns ansonsten nicht.

00:30:55: Ansonsten können wir uns auch in eine Fußgängerzone stellen und da mein Hot Will Go On singen.

00:31:00: Und ich bin mir sicher, dass wir da unerkannt bleiben würden.

00:31:02: Also wir können uns auch überall daneben benehmen.

00:31:04: Das hat für uns gar keine anderen Konsequenzen als für jeden anderen Menschen.

00:31:08: Gut.

00:31:10: Okay.

00:31:12: Alles besser als mäßige Bekanntheit.

00:31:15: Die Staatsanwaltschaft hat Lisa Katz geladen, weil sie glaubt, dass die Sechsundreißjährige die Schlüsselfigur in dem Prozess darstellen wird.

00:31:22: Sie soll das entscheidende Bindeglied zwischen dem Fotografen Thomas und dem angeklagten Carlo sein.

00:31:27: Vielleicht sogar der Grund für Eifersucht, Wut und Hass.

00:31:31: Denn Carlo und Lisa verbindet eine lange gemeinsame Geschichte.

00:31:35: Doch was sich die Staatsanwaltschaft als Durchbruch erhofft, endet mit einem Rückschlag.

00:31:40: Lisa Katz verweigert die Aussage.

00:31:42: Ihr Anwalt erklärt der Grund sei, dass seine Mandantin Gefahr laufe, sich durch ihre Aussage selbst zu belasten.

00:31:48: Gegen sie hätten in Berlin und Brandenburg Ermittlungen stattgefunden, die zwar eingestellt, aber jederzeit wieder aufgenommen werden könnten.

00:31:55: Dazu wissen wir aber leider nicht auf, was genau sich diese Ermittlungen bezogen haben, um hier einmal ganz transparent zu sein.

00:32:02: Die Kammer stimmt dem Aussageverweigerungsrecht zu.

00:32:06: Doch ganz ohne Erkenntnisse bleibt das Gericht trotzdem nicht.

00:32:10: Denn die Mordkommission Foto hatte in den Monaten vor Prozessauftakt etliche Dritte auswendig gemacht, darunter Freundinnen, Bekannte und KollegInnen von Lisa, Thomas und Carlo, die jeweils etwas zur Verbindung der Dreien sagen konnten.

00:32:23: Diese werden nun vor Gericht geladen, um davon zu berichten.

00:32:26: Deren Aussagen und weitere Erkenntnisse der Mordkommission bieten schon bald zumindest einen Abriss darüber, wie die drei Schicksale miteinander verflochten waren und welche Spannung, Verletzungen und Abhängigkeiten daraus entstanden sind.

00:32:40: Im Herbst, zwei Tausendzwei, sitzt Lisa Katz in ihrer kleinen Wohnung im schwäbischen Teil Bayerns vor dem Laptop.

00:32:46: Sie ist Schauspielerin, doch gerade läuft es nicht besonders gut.

00:32:49: Statt Theaterbühne oder Filmset steht sie täglich im Legoland-Günnsburg auf der Bühne, spielt Shows für Kinder.

00:32:55: Der Job ist nett, harmlos und zahlt ihre Miete, aber er ist weit entfernt von dem, was er als Schauspielerin wirklich machen möchte.

00:33:02: An diesem Abend scoret sie durch ein Dating-Portal.

00:33:05: Ohne große Erwartungen, vielleicht einfach aus Neugier.

00:33:08: Zwischen all den Profilen bleibt sie an einem Hängen, Carlo.

00:33:12: Die beiden kommen schnell ins Gespräch.

00:33:13: Er schreibt charmant, interessiert sich für sie und fragt viel.

00:33:17: Nach ein paar Tagen schlägt Carlo ein Treffen vor.

00:33:20: Lisa Zögert erzählt, dass sie wegen des Engagements gerade kaum Zeit hat.

00:33:24: Doch Carlo bleibt hartnäckig und besteht auf ein Date.

00:33:27: Schließlich schlägt er vor, ihr entgegenzukommen und sich direkt im Legoland zu treffen.

00:33:32: Lisa will Licht ein.

00:33:33: Das erste Treffen läuft anders als erwartet.

00:33:36: Carlo ist direkt fast kühl, dabei aber selbstbewusst und geheimnisvoll.

00:33:41: Sie kann ihn nicht richtig einschätzen und genau das zieht sie auf eine seltsame Weise an.

00:33:46: In den nächsten Wochen danach sehen sie sich häufiger.

00:33:48: Lisa ist fasziniert von seinem Auftreten und vor allem von den Geschichten, die er erzählt.

00:33:53: Von Autos reisen, einer großen Wohnung in Berlin.

00:33:57: Auf ihre Fragen, womit er sein Geld verdient, reagiert er ausweichend.

00:34:00: Ich bin Unternehmer, sagt er meist, ohne weiter ins Detail zu gehen.

00:34:04: Lisa stört das wenig.

00:34:06: Seit mittlerweile einigen Jahren lebt sie durch ihren Beruf in Unsicherheit.

00:34:10: Nie weiß sie, wann der nächste Aufstrahl kommt und wo sie dann sein wird.

00:34:14: Carlo klingt nach Stabilität, nach Aufbruch, nach einem Leben.

00:34:18: Das größer ist, als das, was sie kennt.

00:34:21: Und das gefällt Lisa so sehr, dass sie sich verliebt.

00:34:24: Noch vor Weihnachten, zwei tausend zwei, stellt Lisa in ihrer Familie vor.

00:34:28: Doch die Reaktionen sind Verhalten.

00:34:30: Ihre Eltern und ihre Schwester spüren Spannungen zwischen den beiden, wo eigentlich Nähe sein sollte.

00:34:36: Sie sagen, die beiden wirken zu unterschiedlich, zu unruhig miteinander.

00:34:40: Lisa bemerkt, dass sie darin aber keinen Grund, sich von Carlo zu trennen.

00:34:44: Das Potenzial, was sie in ihm und einer Beziehung mit ihm für sich selbst sieht, ist zu groß.

00:34:49: Es ist kein harmonischer Beginn, aber sie glaubt fest daran, dass Liebe eben auch Arbeit bedeutet.

00:34:54: So wenige Monate nach ihrem Kennenlernen schlägt sie eine Partherapie.

00:34:57: vor.

00:34:58: Als Zeichen dafür, dass beide die ständigen Konflikte in den Griff bekommen wollen, sprechen sie auch über Hochzeit, verloben sich und Lisa zieht nach Berlin.

00:35:07: Und obwohl Lisa bereits in dieser Zeit oft die Beziehung hinterfragt, ist die Brille, die sie trägt, so rosarot, dass sie dadurch viele der Warnhinweise, die Carlo in dieser Zeit schon gibt, übersieht.

00:35:16: Vielleicht auch ein Stück weit übersehen will, weil ihr die finanzielle Stabilität, die er in Aussicht stellt, so wichtig ist.

00:35:24: Wüsste sie zu diesem Zeitpunkt schon, wer Carlo wirklich ist, würde sie sich sicher überlegen, sich auf ewig an ihn binden zu wollen.

00:35:32: Dann schaut man in Carlos Vergangenheit, dann stellt sich heraus, dass er weder ein Mann ist, der Frauen treu ist, noch dem Gesetz.

00:35:39: Bei Carlo kristallisiert sich schon früh heraus, dass er sich für eine Sache besonders interessiert.

00:35:44: Materielles.

00:35:46: Obwohl seine Mutter, die ihn alleine großzieht, eine bescheidene Frau ist, die zwar keinen Luxus zu bieten hat, dafür aber eine sorgenfreie und behütete Kindheit, verdankt Carlo mehr.

00:35:56: Geschenke, viel, groß und teuer, vor allem natürlich zu Weihnachten und zum Geburtstag, gerne aber auch in der Zeit dazwischen.

00:36:03: Bereits mit achtzehn Jahren macht er sich mit einem Jeans-Laden selbstständig, betreibt dabei aber weder Buchführung noch führt er Steuern ab und kommt so in den Genuss von einem Lebensstil, den er sich auf legalem Weg nie leisten könnte.

00:36:15: Große Wohnung, Porsche, siebener BMW, Motorräder, die neusten Handys, Markenkleidung und Reisen unter anderem nach New York und Toronto.

00:36:23: Für Carlo ist das Leben ein Schaulaufen.

00:36:25: Er will immer mehr, immer das Beste und vor allem will er, dass alle es bemerken.

00:36:30: Deswegen will er sich diesen Lebensstandard natürlich auch nicht nehmen lassen, als er eines Tages wegen einer Steuerprüfung mit vierhunderttausend D-Mark-Schulden dasteht.

00:36:38: Deswegen müssen nun andere illegale Geschäfte her.

00:36:41: Ein Fan von Drogen ist er nicht, er lässt lieber Motorräder stehlen, nimmt die auseinander und verkauft die Einzelteile.

00:36:48: Wenn Carlo an Geld kommen will, dann kennt er keine Freunde.

00:36:51: Einmal schwärzt er sogar einen Bekannten, der ihm bei einem Kuh geholfen hatte bei der Polizei an und behauptet, dieser habe gemeinsam mit ihm Menschen um ihr Geld geprellt, indem sie Doktortitel und ausländische Führerscheine zum Kauf über Anzeigen in der Welt am Sonntag anboten.

00:37:04: Später stellt sich heraus, der Kumpel hatte nur das Logo für die vermeintliche Firma entworfen und Carlo hatte, was das in Beteiligung anging, gelogen.

00:37:13: Er wollte sich nur rechnen, weil er Freund ihm Geld verweigert hatte.

00:37:16: Ab九zehundsechzechzech landet Carlo wegen Betruxtelikten immer mal wieder in Haft.

00:37:21: Als er schließlich wegen insgesamt dreieinfünfzig Betruxtelikten für zweieinhalb Jahre einsetzt und vom Geschlossenen in den offenen Vollzug wechselt, gelingt ihm bei einem Freigang gemeinsam mit einem anderen Inhaftierten die Flucht.

00:37:33: Ab da lebt er unter anderem Namen, betreibt illegale Geschäfte, betrügt und spekuliert an der Börse und ergaunert sich so ein Vermögen, dass er unter anderem in eine Nasen-OP und eine Fettabsaugung investiert.

00:37:45: Zwischenzeitlich lebt er auf Mallorca, zieht er aber nach Berlin in eine repräsentative Wohnung am Potsdamer Platz und gibt sich als amerikanischer Rechtsanwalt namens Luke Miller aus, der bereits viele Prominente vertreten habe und Berater von Berbel Schäfer sei.

00:37:59: Und in dieser Zeit lernt er Lisa über eine Datingplattform kennen.

00:38:03: Was genau er hier erzählt, darüber erlangt das Gericht keine gesicherten Erkenntnisse.

00:38:07: Der Lisa schweigt ja nach wie vor.

00:38:10: Durch das Umfeld erfährt die Kammer aber, dass Lisa zumindest über einige Sachen Bescheid gebust haben muss.

00:38:15: Mindestens weiß sie damals schon, dass Carlo unter einem anderen Namen in Berlin lebt, das möglicherweise einer der Gründe ist, wieso sie schon relativ früh in der Beziehung einige Bedenken hat.

00:38:25: Das liegt unter anderem auch daran, dass Carlo herrisch und allversüchtig ist und dass er je länger die Beziehung andauert, damit auch immer weniger hinterm Berg hält.

00:38:34: Carlo will nicht, dass Lisa weiterhin so engen Kontakt zu ihren Freundinnen hat, auch dass sie als Schauspielerin gelegentlich Liebeszenen mit anderen Männern drehen muss, kann Carlo nicht akzeptieren.

00:38:45: Nach und nach sagt sie solche Rollen aus Angst vor seinen Reaktionen ab.

00:38:49: Schon der Gedanke, dass sie einem anderen Mann, wenn auch nur gespielt, Zuneigung entgegenbringt, ist für ihn unerträglich.

00:38:56: Doch Carlos' Besitzanspruch beschränkt sich nicht nur aufs Filmset.

00:39:00: Er reicht weit in ihr reales Leben und sogar bis in ihre Vergangenheit.

00:39:04: Immer wieder abort er nach, will alles über ihre früheren Beziehung wissen.

00:39:08: Aber mit der Wahrheit umgehen kann er auch nicht.

00:39:12: Dass Lisa vor ihm schon mehrere Beziehungen hatte, macht ihn wahnsinnig, denn offensichtlich ist er der Meinung, dass seine Männlichkeit daran hängt, was Lisa zu einer Zeit gemacht hat, bevor sie ihn überhaupt kannte.

00:39:23: In seiner Welt ist eine Frau vor allem dann was wert, wenn sie ausschließlich für ihn existiert.

00:39:28: Körperlich, emotional, aber eben auch historisch.

00:39:32: Alles andere kratzt an seinem Selbstbild.

00:39:35: Alle Frauen, die mehr als drei Beziehungen hatten, sind für Carlos Schlampen.

00:39:39: So auch Lisa, und dass er sie für eine hält, sagt er ihr auch regelmäßig ins Gesicht.

00:39:47: Auch über Lisas Schwester versucht Carlo Informationen über Lisas Vergangenheit zu bekommen.

00:39:51: Dafür überhäuft er sie mit kleinen Geschenken und Komplimenten und wenn er denkt, dass sie ihm was schuldig ist, stellt er beiläufig Fragen zu Lisas Ex-Beziehungen.

00:39:59: Aber das ist nicht seine einzige Methode.

00:40:02: Parallel dazu greift er zum Telefon und ruft ehemalige KollegInnen von Lisas Theatergruppe an, mit der sie in dem Jahr ein Jahr zusammen auf Tone war.

00:40:10: Carlo gibt sich als RTL-Mitarbeiter aus und behauptet, das Stück fürs Fernsehen neu besetzen zu wollen.

00:40:16: Unter diesem Vorwand erkundigt er sich nach den Mitwirkenden, besonders nach Lisa und nach ihrer Beziehung zu einem Kollegen.

00:40:23: Als ein anderer Kollege Lisa später von dem seltsamen Anruf erzählt, weiß sie sofort, dass der angebliche RTL-Mitarbeiter Carlo war.

00:40:30: Und das bleibt nicht der einzige Vorfall, bei dem Carlos Eifersuch dafür sorgt, dass er andere mit reinzieht.

00:40:36: Immer wieder befragt er Freundinnen nach Lisas vorangegangenen Partnerschaften.

00:40:40: Es ist, als wolle er sich so ein Stück weit Kontrolle über eine Vergangenheit erlangen, in der es ihn noch gar nicht gab.

00:40:46: Irgendwann verbietet er, Lisa mit anderen Männern zu sprechen.

00:40:50: Als ihr einmal eine harmlose SMS von einem Arbeitskollegen bekommt, antwortet Carlo in ihrem Namen, ruf mich nie wieder an, du Arsch.

00:40:58: Während Lisa nicht mal mehr Kontakt mit anderen Männern haben darf, reist er nach wie vor andere Frauen auf und hat Affären.

00:41:05: Irgendwann in dieser Zeit, in der Carlo beginnt ein echter Albtraum für Lisa zu werden, weil er seine Eifersucht nicht unter Kontrolle hat, schlägt er das erste Mal zu.

00:41:14: Und dann immer häufiger.

00:41:15: Immer dann, wenn er das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren oder dass sie nicht die Person darstellt, die er gerne hätte.

00:41:22: Manchmal schlägt er ihr mit voller Wucht gegen den Kopf, manchmal in den Bauch und manchmal tritt er nach ihr.

00:41:29: An einem Tag im August, als Lisa bereits ein halbes Jahr in Gewalt lebt, flüchtet sie aus der gemeinsamen Wohnung zu einer Freundin und danach, weil Carlo sie auch dort nicht in Ruhe lässt in ein Frauenhaus.

00:41:40: Abseits von seinen Einflüssen und Schlägen fasst sie den Mut Carlo anzuzeigen.

00:41:44: Lisa geht zur Polizei und berichtet dort nicht nur von den Schlägen, den Demütigungen und davon, dass Carlo sie einmal auch mit einer Pistole bedroht hat, sondern liefert der Polizei auch eine weitere, für sie durchaus interessante Information.

00:41:58: der Name Luke Miller, unter dem er aktuell lebt, nur ein Fantasiename ist und sein Name in Wahrheit Carlodias ist, der der Polizei bekannt sein sollte, da er ja eigentlich noch immer auf der Flucht ist.

00:42:11: Was auch immer ist, ist, dass Lisa wieder zum Umdenken bewegt.

00:42:15: Sie bleibt nicht standhaft und warnt Carlo rechtzeitig vor, bevor die Polizei ihn schnappen kann.

00:42:20: Und wie so oft schafft es Carlo, sich mit seiner manipulativen Art wieder in Lisa's Leben zu drängen.

00:42:26: Gießmal droht er ihr, sich das Leben zu nehmen, sollte sie ihn nicht zurücknehmen.

00:42:30: Die beiden ziehen gemeinsam nach Hamburg.

00:42:32: Carlo wieder unter anderer Identität.

00:42:34: In der Zeit ist Lisa bereits mit einem Mädchenschwanger.

00:42:37: Doch die Eigenschaften, die ihn schon als Partner unerträglich machen, zeigen sich nun auch als Vater.

00:42:43: Carlo schlägt nicht nur weiterhin auf Lisa ein, sondern macht auch vor dem gemeinsamen Kind nicht halt.

00:42:48: Einmal klebt er dem Baby den Mund mit Flas dazu, weil er davon genervt ist, dass das Neugeborene so laut schreit.

00:42:58: Eine Zeit lang versucht Lisa noch die blauen Flecken an ihr und dem Kind mit Ausreden zu erklären, sowas wie Treppe runtergefallen, blöd gestolpert, Waschbecken gestoßen.

00:43:08: Doch irgendwann sieht sie sich und die gemeinsame Tochter in so großer Gefahr, dass sie Angst um ihr Leben und das das Kindes hat und zurück nach Berlin zieht.

00:43:16: Carlo hat das schon längst sein nächstes Opfer ins Auge gefasst.

00:43:19: Eine Galeristin, vor der sich Carlo als Kunstliebhaber ausgibt, mit ihr zieht Carlo ebenfalls nach Berlin, auch weil er angeblich wieder näher bei seiner Tochter leben will.

00:43:29: Dort lässt er von der neuen Freundin eine große luxuriöse Altbauwohnung anmieten.

00:43:34: Durch die gemeinsame Tochter verlehren sich Lisa und Carlo nie ganz aus den Augen, was zum einen dazu führt, dass sie im Juni-Junis-Five bei einem ihrer gemeinsamen Ausflüge noch eine Tochter zeugen, zum anderen, dass Carlo Lisa nie wirklich loslässt.

00:43:47: In den fast drei Jahren ihrer Beziehung hat er Lisa psychisch und körperlich zermürbt.

00:43:52: Er hat kontrolliert, beschimpft, sie bedroht und ständig nach Beweisen für vermeintlichen Verrat gesucht, sogar in ihren intimsten Gedanken, die sie in ihrem Tagebuch festgehalten hat.

00:44:03: Und genau dort versteckte sich jener Hinweis, der eine Verbindung zwischen Lisa, Carlo und dem Fotografen Thomas Götz herstellt.

00:44:12: Lisa lernte Thomas im Jahr zweitausend und damit zwei Jahre vor Carlo über einen gemeinsamen Freund kennen.

00:44:19: Eine Bekannte wollte sich damals an einer Filmhochschule bewerben und musste für ihre Aufnahmeprüfung eine Fotogeschichte anfertigen.

00:44:26: Thomas sollte die Fotos machen, die Szenen stellten Lisa Katz und eben jener gemeinsame Freund dar.

00:44:32: Das Projekt trug den Titel brennende Liebe und zeigte die Entführung einer Frau.

00:44:37: In einer der Szenen lag Lisa leicht bekleidet, gefesselt, geknebelt und mit Benzin übergossen in einer Badewanne.

00:44:44: Eine aufwendig inszenierte, aber reingestellte Szene, die Thomas ablichtete.

00:44:50: Lisa bekam Abzüge der Bilder und bewahrte sie auf.

00:44:53: Während dieses Projekts entwickelte Lisa Gefühle für Thomas.

00:44:56: Sie schrieb ihre Zuneigung in ihr Tagebuch, erwähnte dort gemeinsame Umarmung und, dass Thomas einmal bis spät in die Nacht bei ihr blieb.

00:45:04: Mehr lief zwischen den beiden aber nie.

00:45:06: Thomas war zu der Zeit nämlich in einer festen Beziehung und, da er ein Mensch mit Prinzipien war, kam für ihn nicht mehr in Frage.

00:45:13: Diesen Tagebucheintrag und die Fotos, die Thomas damals machte, hatte Carlo irgendwann in der Beziehung, als er mal wieder in dieser Sachen wüllte, zwischen die Finger bekommen.

00:45:22: So hatte es Lisa bei ihrer Vernehmung nach Carlos' Festnahme vor einem Polizisten ausgesagt.

00:45:27: Carlo hatte ihr ihre intimsten Gedanken damals vorgeworfen.

00:45:31: Immer wieder hatte er sie damit konfrontiert, obwohl die beiden zu der Zeit, als sie sie aufschrieb, sich noch nicht einmal kannten.

00:45:38: Immer wieder war das Tagebuchthema.

00:45:40: Als Lisa Carlo damals warnte, nachdem sie Anzeige wegen ihnen erstattete und er aus der Wohnung flüchtete, packte er damals nicht nur seine Sachen, sondern nahm auch die Fotos und das Tagebuch mit.

00:45:50: Auch ein Jahr später konnte er die Einträge noch immer nicht ruhen lassen.

00:45:54: Einmal, als dieser gerade einen Trip mit dem ersten gemeinsamen Kind nach Rügen unternahm, rief er sie an, weil er einzelne Passagen ihres Tagebuchs nicht entziffern konnte.

00:46:03: Und das, obwohl er zu dem Zeitpunkt bereits mit der Galeristin anwandelte.

00:46:07: Die sitzt jetzt, drei Jahre später, im Saal des Kölner Landgerichts und erinnert sich daran, dass Carlo damals furchtbar aufgebracht war, als er seine Ex wegen des Tagebuchs anrief.

00:46:17: Später, als Carlo wieder immer sauer auf Lisa war, verbrannte er Seiten ihres Tagebuchs und auch einige der geklauten Fotos.

00:46:24: Warum Carlo auch noch nach der Beziehung so einen Groll auf Lisa hickte, kann das Gericht nicht mehr nachvollziehen.

00:46:30: Vermutlich würde er sich den Grund dafür aber allein in seinem Kopf zusammengebraut haben.

00:46:34: Denn Lisa, das wird in den Vernehmungen der Zeuginnen deutlich, hatte Carlo nie einen berechtigten Anlass zur Eifersucht gegeben.

00:46:41: Generell hielt sie sich von anderen Männern fern.

00:46:43: Aber es recht von Thomas.

00:46:45: Zudem hatte sie längst keinen Kontakt mehr.

00:46:48: Im Gegenteil, die beiden gingen nicht im Guten auseinander.

00:46:52: Nachdem sie und Thomas nach dem gemeinsamen Projektbrennende Liebe noch eine Zeit lang sporadisch in Kontakt geblieben waren, beauftragte Lisa ihn später Bewerbungsfotos von ihr zu machen.

00:47:01: Die beiden trafen sich zum Shooting, doch das Ergebnis fand Lisa enttäuschend.

00:47:05: Sie hielt die Bilder für ungeeignet für ihre Schauspielmappe und weigerte sich, die zu bezahlen.

00:47:10: Das wiederum verärgerte Thomas, der nicht nur Arbeit, sondern auch Materialkosten investiert hatte.

00:47:15: Schließlich drohte er die Forderung, notfalls rechtlich einzutreiben.

00:47:19: Doch Lisa blieb standhaft.

00:47:21: In einem Brief, Anfang zwei tausend zwei, dem Jahr, in dem sie Carlo kennenlernte und über drei Jahre vor Thomas tot, schrieb sie ihm, dass sie nicht beabsichtige, die Fotos zu bezahlen.

00:47:30: Das ist der letzte Kontakt zwischen den beiden gewesen.

00:47:34: Danach gab es nachweislich nur noch Kontakt zwischen Thomas und Carlo.

00:47:39: Wie und wieso der Kontakt zwischen den beiden Männern zustande kam, das lässt Carlo in einer vierzigseitigen Erklärung von seinem Anwalt vortragen.

00:47:47: Darin behauptet Carlo, er hätte Thomas unter falschem Namen für einen Auftrag kontaktiert, für den er ihm fünf tausend Euro bezahlen wollte.

00:47:54: Bei diesem Auftrag sei es darum gegangen, freizügige Bilder, die angeblich von Lisa im Internet existieren, löschen zu lassen.

00:48:02: Thomas habe aber zunächst erklärt, dass er von sowas keine Ahnung habe, habe aber versprochen, sich umzuhören.

00:48:08: Später sei der Deal dann zustande gekommen.

00:48:10: Carlo habe das Geld bezahlt und Thomas versprochen, dass er was arrangieren könne.

00:48:15: Die Arbeit aber am Ende nicht gemacht.

00:48:17: Daraufhin habe Carlo sich, Zitat, verarscht gefühlt.

00:48:20: Als er seinem Kumpel Nicola davon erzählt habe, habe er die Idee gehabt, Thomas aus Rache, Zitat, ein Paar vor die Fresse zu hauen.

00:48:28: Nicola habe das aus Dankbarkeit angeboten, weil Carlo ihm in der Vergangenheit mal einen Bademantel und ein Bosshemd geschenkt und ihn mal ins Casino eingeladen habe.

00:48:36: Daraufhin hätten sie das Treffen mit Thomas in Köln eingefädelt.

00:48:40: Allerdings habe Carlo gezögert, deswegen habe er Thomas unterwegs noch mal um eine Stunde vertröstet und ihm einen anderen Treffpunkt genannt.

00:48:47: Als er und Nikola im Zimmer des Hilton-Hotels angekommen seien, habe Carlo die Vorhänge zugezogen, weil es so heiß gewesen sei und ihm die grelle Sonne außerdem beim Fernsehen gestört habe.

00:48:58: Beim Warten seien sie dann übereingekommen, dass sie doch lieber nur seine Fotoausrüstung zerstören wollten.

00:49:03: Carlo sei plötzlich furchtbar müde geworden, weshalb er noch zwei Leins guckte.

00:49:08: Das hört sich so dumm an Leinen.

00:49:09: Koks.

00:49:10: Zwei Leins Koks.

00:49:12: Ja, das hört sich irgendwie komisch an.

00:49:14: Zwei Leinen.

00:49:16: Zwei Linien.

00:49:18: Zwei Nasenkoks.

00:49:19: Zwei Koks.

00:49:20: Er hat zwei Koks gezogen.

00:49:22: Ja.

00:49:23: Als Thomas dann an die Tür geklopft habe, habe der dann nach dem Schumacher Manager Willy Weber gefragt.

00:49:29: Weil das ja aber nur ein Vorwand gewesen sei, habe Carlo erst mal darauf bestanden, dass er entweder seine fünftausend Euro für den alten Auftrag zurückbekomme oder Thomas sich endlich an die Arbeit mache, den auszuführen.

00:49:42: Thomas habe daraufhin behauptet, dass er nie Geld erhalten hätte.

00:49:46: Davon habe sich Carlo so provoziert gefühlt, dass er einen mitgebrachten Baseballschläger aus der Sporttasche geholt habe und auf die Fotoausrüstung einschlagen wollte.

00:49:55: Thomas sei schützend davor gesprungen, woraufhin Carlo ihm auf den Ober Schenkel geschlagen habe.

00:50:00: Überrascht von seiner eigenen Brutalität, sei Carlo dann ganz schwindelig geworden.

00:50:05: Sowas habe er zuvor noch nie gemacht.

00:50:08: Thomas sei dann auf die beiden los und zur Überraschung von Carlo sei der dünne und schmächtige Thomas einfach nicht zu wendigen gewesen.

00:50:16: Irgendwann habe Nikola dann den Baseballschläger gegriffen und Thomas damit ins Gesicht geschlagen.

00:50:21: Dabei habe er, Carlo, die Zähne von Thomas aus dem Mund fliegen sehen.

00:50:25: Ihm sei dabei so schlecht geworden, dass er sich habe übergeben müssen.

00:50:29: Er sei dann ins Bad, habe dort aus einem Glas ein Schluck Wasser getrunken und noch eine Lein Koks gezogen.

00:50:36: Als er zurückgekommen sei, habe Thomas Benommen auf dem Boden gelegen und Nikola sei voller Blut gewesen.

00:50:41: Dann hätten sie den Baseball-Schläger mit einem Handtuch abgewischt und das Hotelzimmer verlassen.

00:50:47: Als sie gegangen sein, habe er aus versehen Thomas' Handy mitgenommen, weil er gedacht habe, es sei sein eigenes.

00:50:53: Thomas habe sich da noch bewegt, niemals wäre Carlo gegangen, wenn er gewusst hätte, dass Thomas schwer verletzt gewesen wäre.

00:51:00: Vor Gericht erzählt Carlo eine Version der Geschichte, in der seine eigene Rolle eher klein wirkt.

00:51:06: Stattdessen schiebt er die Hauptschuld auf den Mann, der direkt neben ihm auf der Akklagebank sitzt, Nicola.

00:51:13: Der hingegen schweigt sich aus und macht von seinem Aussage Verweigerungsrecht Gebrauch.

00:51:18: Wenn man den zeitlichen Aspekt betrachtet, dann kann man dabei schon fast von Glück sprechen, denn neben seiner vierzigseitigen Erklärung hatte Carlo auch schon bei der Polizei sieben Stunden lang rumschvadroniert.

00:51:29: Damals beschäftigte er sich aber vor allem mit allerlei Nebensächlichkeiten.

00:51:33: Zur eigentlichen Tat wollte er kaum etwas sagen.

00:51:36: Er erklärte nur, man soll Nikola fragen, er selbst habe lediglich den ersten Schlag ausgeführt, danach sei ihm schwindelig geworden.

00:51:44: Inzwischen scheint ihm die Akteneinsicht geholfen zu haben, sein Gedächtnis wieder aufzufrischen.

00:51:49: Seine neue Version ist detaillreicher, passender und runter.

00:51:53: Vielleicht auch ein bisschen zu rund.

00:51:56: Besonders

00:51:56: auffällig in seiner Erzählung ist die Sache mit dem Wasserglas.

00:51:59: Carlo sagt, er habe im Badezimmer des Hotels einen Schluck Wasser getrunken.

00:52:03: Tatsächlich fanden die Ermittlenden dort ein halbleeres Glas, doch darauf ließ sich keine DNA von Carlo nachweisen.

00:52:10: Was wohl daran liegt, dass es jenes Glas war, mit dem der Hotelangestellte später versucht hatte, Thomas zu wecken, in dem Glauben der Schlafe nur.

00:52:19: Für die Staatsanwaltschaft sieht es so aus, als habe Carlo dieses Detail extra eingebaut, um seiner Erzählung Glaubhaftigkeit zu verleihen.

00:52:28: Doch Carlos Geschichte weist einige gravierende Unstimmigkeiten auf, die nicht mit den Ermittlungsergebnissen übereinzubringen sind.

00:52:35: Zum einen scheint es völlig unklausibel, dass der Internetmeidende Thomas, der Selbsthilfe dabei gebraucht hatte, um sich in sein Mailfach einzuloggen, der richtige Ansprechpartner für Carlos gewesen sein sollte, wenn es darum ging, Fotos von einer Webseite zu entfernen.

00:52:48: Zum anderen hätte Thomas seinen Freundinnen davon sicher erzählt.

00:52:52: Thomas Umfeld beschreibt ihn vor Gericht als jemanden, der sehr redselig war.

00:52:56: Viele wussten auch von dem Streitend Lisa, wieso hätte er ausgerechnet einen neuen Auftrag, der erstens mit ihr zu tun hatte und der zweitens Thomas noch dazu aus seiner finanziellen Misere geholfen hätte, dann nicht erwähnen sollen.

00:53:09: Und wenn im Hotelzimmer des Hilton alles so gelaufen wäre, wie Carlo es dem Gericht weiß machen will, wieso hatte es dann nögens DNA oder Fingerabdrücke gegeben.

00:53:18: Normalerweise ist ein Hotelzimmer, nachdem man es verlässt, voll von Spuren.

00:53:22: Dass keine gefunden werden konnten, nicht mal auf dem Telefon, obwohl die Rezeption in Zimmer siebenhundert fünfzehn angerufen hatte, um Thomas anzukündigen, lässt nur den Schluss zu, dass die beiden Täter es darauf anlegten, keine zu hinterlassen.

00:53:35: Beispielsweise, indem sie Handschuhe trugen.

00:53:38: Ein Sachverständiger spricht vor Gericht sogar davon, dass die Täter vermutlich etwas benutzt haben, um Blutspritzspuren an den Wänden zu verhindern.

00:53:45: Möglicherweise sogar eine Art Schirm.

00:53:47: Denn dafür, dass Thomas so starke blutige Verletzungen hatte, die durch heftige Schläge zugefügt worden sein müssen, konnte die Spurensicherung überraschend wenig Blut an den Wänden oder der Zimmerdecke finden.

00:53:58: Und wenn es lediglich um eine Abreibung ging, wieso es dann bis heute die Tatwaffe sowie die Tasche, in der sie sich befunden haben muss, und das Blut getränkte Handtuch vom Tatort nicht auffindbar.

00:54:08: Viele Sester aufschließen, dass Carlo und sein Kompliz sich der Sachen entledigt haben, beispielsweise indem sie sie verbrannten.

00:54:15: Auch dass Carlo die Vorhänge zugezogen haben will, weil es an dem besagten Tag so heiß war und die gerade Sonne störte, lässt sich widerlegen.

00:54:22: Der Tag an dem Thomas starb war tatsächlich ein eher kühler Sommertag, besonders gegen Abend.

00:54:28: Es liegt also nahe, dass Carlo durch das Zuziehen verhindern wollte, das neugierige Blicke aus den angrenzenden Gebäuden den Plan durchkreuzen.

00:54:36: Auch das eingeschaltete Radio und das angeknipste Licht sprechen eher dafür, dass Carlo den Anschein erwecken wollte, jemand sei im Zimmer, um ein vorzeitiges Entdecken durch Hotelangestellte zu verhindern.

00:54:46: Weiter sorgt Carlos Darstellung, der Schlag von Nicola gegen Thomas hätte ihn derart aus der Fassung gebracht, dass er sich habe übergeben müssen für Fragezeichen.

00:54:55: Vor allem bei Carlos Ex-Freundinnen, die allesamt bezeugen können, dass Carlo gar kein Problem mit der Anwendung von Gewalt hatte.

00:55:02: Immerhin hat er seine Vorstellungen regelmäßig damit durchgesetzt.

00:55:05: Zudem hatte er bereits mehrere Trainingsstunden für japanische Kampfkunst bei einem Privatlehrer genommen.

00:55:11: Den fragte er übrigens penetrant danach, wie man jemandem mit Zitat einem Schlag erledigen könne.

00:55:17: Und gab an, er brauchte dieses Wissen, weil er für den israelischen Geheimdienst tätig sei.

00:55:21: Auch Carlos' Behauptung, er habe am Tartag mehrmals Kokain gezogen und sich auch nochmal eine Lein gelegt, als er sich übergeben musste, scheint in den Haaren herbeigezogen, angesichts der Tatsache, dass er schon früher Drogen für sich immer strikt ablehnte.

00:55:35: Nachdem Carlo inhaftiert wurde, wurde ihm außerdem eine Harprobe entnommen, die bei der toxikologischen Untersuchung negativ war.

00:55:42: Allerdings kann die nur die letzten vier Monate abbilden.

00:55:45: Der Tartag fällt da zwar nicht rein, trotzdem erscheint es unwahrscheinlich, dass jemand, der sonst Niedrogen konsumiert hat, weder vor jenem Sommertag noch danach plötzlich mehrere Leins Koks auf einmal zieht.

00:56:02: Und last but not least, wenn es stimmen würde, was Carlo sagt und er Thomas wegen des Auftrags in Bezug auf Lisa kontaktiert hat, dann hätte Carlo nach der vermeintlichen Abbreibung davon ausgehen müssen, dass Thomas ihn anzeigt und Ermittlungen am Ende dazu geführt hätten, bis eine wahre Identität auffliegt.

00:56:18: Denn Carlo war ja zu dem Zeitpunkt noch immer auf der Flucht.

00:56:22: Es liegt also nahe, dass Carlo dem Gericht hier einen Bären aufbinden möchte.

00:56:27: Es wäre ihm nicht wesensfremd.

00:56:28: Von seinem Vorstrafenregister weiß die Kammer, dass Carlo sein ganzes Leben lang nahezu nichts anderes getan hat, als anderen das Licht zu führen.

00:56:36: Auf sein Umfeld beschreibt ihn so vor Gericht.

00:56:39: Carlo sei unehrlich, menschenverachten, frauenfeindlich, sehr einnehmend, überzeugend und höchst manipulativ.

00:56:46: Die psychiatrische Sachverständige ergänzt vor Gericht, Carlos ohnehin schon beeindruckende Sammlung fragwürdiger Charakterzüge noch um ein übersteigertes Selbstwertgefühl und eine bemerkenswerte Abwesenheit von Empathie.

00:57:00: Carlos sei ein Mann mit narzisstisch-dessozialen Persönlichkeitszügen.

00:57:04: Verantwortung zu übernehmen fällt ihm schwer, Reue kenne er nicht.

00:57:09: All das deutet auf eine nazistisch-dissoziale Strukturierung hin, so wie es im Fachjargon heißt.

00:57:15: Allerdings ohne Krankheitswert.

00:57:17: Mit anderen Worten, Carlo weiß genau, was er tut.

00:57:21: Seine Art ist nicht krankhaft, sondern Teil seiner Reizenden möchte ich anmerken Persönlichkeit.

00:57:27: Und die ist darauf ausgelegt, andere zu benutzen, um selbst unbeschadet davon zu kommen.

00:57:33: Passend dazu sei Carlos Bedürfnis nach Kontrolle, Besitz und Dominanz.

00:57:37: Quasi die Dinge, die sich in seiner Eifersucht entbluten, unter der vor allem Lisa litt.

00:57:43: Und dennoch hatte sie es all die Jahre mit ihm ausgehalten.

00:57:46: Auch so wird vor Gericht klar, weil sie offenbar großen Wert darauf legte, durch ihre Beziehung mit Carlo finanziell ausgesorgt zu haben.

00:57:53: Für Gericht berichtet eine Zeugin, dass Lisa und eine Freundin es regelrecht darauf abgesehen hatten, sich einen wohlhabenden Mann zu angeln, der möglicherweise auch ihre Schulden begleichen würde.

00:58:03: Ihr habe Lisa damals auch gesagt, dass sie das zweite Kind mit Carlo nur bekommen habe, weil sie sich dadurch erhofft hatte, dass er ihnen ein Haus kaufen würde.

00:58:12: Nur darum wird es nicht gegangen sein, ihr lag auch schon was an der emotionalen Bindung zu Carlo, berichtet Lisas Umfeld.

00:58:18: Immerhin hatte sie bereits früh die Paartherapie in die Wege geleitet.

00:58:22: Außerdem habe Lisa eine Art missionarische Vorstellung gehabt, Carlo ändern zu können.

00:58:27: Und nachdem er verhaftet wurde, brach sie den Kontakt auch nicht ab.

00:58:31: Kurz vor Weihnachten schickte sie Carlo noch einen Brief in die U-Haft und schrieb davon, wie verletzt sie sei, dass sie nicht die einzige für ihn war, dass sie sich nach einem Familienleben sehnt und Sehnsucht nach ihm hat.

00:58:43: Das alles übrigens, obwohl sie da ja weiß, dass er in Haft saß, weil ihm vorgeworfen wird, Thomas umgebracht zu haben, weil sie da schon von der Polizei damit konfrontiert wurde.

00:58:53: Mittlerweile scheint sich die Liebe aber gelegt zu haben.

00:58:56: Carlo hatte Lisa vor Gericht noch als seine Verlobte bezeichnet.

00:58:59: Die sagte wiederum bei den Angaben zu ihrer Person, dass sie nicht mehr mit Carlo verlobt sei.

00:59:04: Heute würde sie beide nichts mehr außer ihrer Kinder verbinden.

00:59:09: Nach dreieinhalb monatiger Verhandlungen wird am Montag, den neunzehnten November, das Urteil gegen Carlo und Nicola erwartet.

00:59:17: Das Carlo Jumat ist, der generell dazu in der Lage wäre, so ein Verbrechen zu begehen, steht nach dem Prozess außer Frage.

00:59:23: Aber wird er von der Kammer des Kölner Landgerichts auch wegen Mordes verurteilt werden?

00:59:28: Immerhin gibt es keine objektiven Beweise, die dagegen sprechen, dass die Tat so geschehen ist, wie Carlo sie beschrieben hat.

00:59:34: Keine verwertbaren DNA-Spuren im Hotelzimmer, keine Tatwaffe und es gibt niemanden, der die Tat bezeugen könnte, außer Nicola, der selbst auf der Anklagebank sitzt und schweigt.

00:59:44: Kommt Carlo möglicherweise also mit einer verhältnismäßig geringen Strafe davon, weil man ihm ein Tötungsvorsatz oder gar die Tötung nicht nachweisen kann?

00:59:53: Als der Vorsitzende Richter zur Urteilsbegründung ansetzt, macht er deutlich, wovon die Kammer überzeugt ist, was sich in Zimmer siebenhundertfünfzehn wirklich abgespielt hat.

01:00:03: Wieso genau Carlo Thomas damals kontaktiert, ist unklar.

01:00:07: Möglich, dass Carlo damals vorgibt, Thomas damit beauftragen zu wollen, die Fotos von Lisa im Internet runterzunehmen.

01:00:13: Denkbar wäre aber auch, dass er den damaligen Streit der beiden wegen den Bewerbungsfotos als Vorwand nimmt.

01:00:19: Spätestens aber haben die beiden das erste Mal ein halbes Jahr vor der Tat wegen eines Fotoauftragskontakt.

01:00:26: Lisa findet allerdings nicht statt, weil Carlo Thomas versetzt.

01:00:30: Zu dem Zeitpunkt allerdings, so nimmt das Gericht an, weiß Thomas nicht, dass es sich bei dem Auftraggeber Lars Rodenstock eigentlich um Carlo Dias, Lisa's Ex-Partner, handelt.

01:00:40: Als Carlo Thomas am Dienstag den XVI.

01:00:42: August anruft und von ihm erfährt, dass der gerade in Köln ist, reift in Carlo der Plan, Thomas dort in eine Falle zu locken.

01:00:49: Drei Tage später ruft er wieder bei ihm an und gibt vor, ihn engagieren zu wollen, um am nächsten Tag Karl Cardinal Lehmann zu fotografieren.

01:00:57: Bei Carlo am nächsten Tag, dem zwanzigsten August erst mit der Bahn von Berlin ausfahren und sich noch ein Auto mieten muss, verzögert sich alles.

01:01:05: In der Zeit wartet Thomas, genervt davon, dass nun auch offenbar dieser Auftrag nicht stattfindet, erst im Hayet Hotel und dann in der Wohnung seiner Freundin in Köln.

01:01:14: Carlo trifft sich derweil mit seinem Komplizen, kauft Capys, eine große Sporttasche und reserviert telefonisch ein Zimmer im Hilton Hotel.

01:01:22: Um kurz nach neunzehn Uhr filmt die Überwachungskamera, wie Carlo, allein durch die Drehtür die Eingangshalle des Hotels betritt.

01:01:29: Eine Rezeption sagt er, er habe keinen Ausweis und keine Kreditkarte bei sich, die sein in seiner Geldbörse und die habe wiederum seine Frau.

01:01:36: Die käme aber erst in zwei Stunden, deshalb Carlo das Zimmer in Bar bezahlt.

01:01:40: In der siebten Etage des Hotels angekommen, ruft der Thomas an, sagt der Auftrag, habe sich geändert, und er könne nun Willi Weber im Hilton für die doppelte Gage fotografieren.

01:01:50: Carlos zieht die Vorhänge zu, damit das, was hier gleich geschehen soll, für Neugierige im Verborgenen bleibt.

01:01:56: Um neunzehn Uhr zwanzig betritt Carlos Komplize das Zimmer.

01:01:59: Die beiden flätzen sich in die Sitzecke und trinken jeweils eine Cola.

01:02:03: Thomas, der wie immer überpünktlich ist, damit er die Zeit von anderen nicht verschwendet, wartet eine Zeit lang in der Lobby, bis er um kurz nach acht an die Tür von siebenhundert fünfzehn klopft.

01:02:13: Als ihm die Tür geöffnet wird, schiebt Thomas den Gepäckwagen mit seiner Fotoausrüstung durch den Flur bis in das Zimmer.

01:02:20: Kurz darauf prassel mit großer Wucht mehr als zwanzig Schläge überall auf Thomas ein.

01:02:26: Die Schläge treffen ihn mit solcher Wucht, das Knochen oder der Haut zerspillet an.

01:02:30: Thomas Linkes Schulterblatt bricht ebenso der Ellenknochen, sein Ellenbogen wird regelrecht abgerissen.

01:02:36: Mirere Rippen brechen und einige Splitter durchdossen das Brustfell.

01:02:41: Die Haut an Thomas Gesicht platzt regelrecht auf, die Knochen darunter zertrümmern.

01:02:46: Thomas versucht dabei die Schläge durch die Arme abzuwehren.

01:02:49: Die Verletzung, die dabei entstehen, findet der Obduzent später als Unterblutung an den Arm, die er zum Schutz vorgehalten hatte.

01:02:55: Wer wann zuschlägt, kann das Gericht nicht abschließend klären.

01:02:59: Sicher ist nur, dass Thomas bereits auf dem Boden liegt, als ihn die Schläge gegen den Kopf treffen.

01:03:04: Vermutlich benutzen die beiden etwas, somit die Blutspritzer in Schach gehalten wurden.

01:03:09: Etwa einen schirmartigen Gegenstand oder ein saugfähiges Tuch.

01:03:13: Den Gegenstand nehmen sie mit, genau wie die Colaflaschen und Thomas Handy.

01:03:17: Als die Täter Thomas zum Sterben allein zurücklassen, lebt er noch.

01:03:21: Nach zehn bis fünfzehn Minuten erlegt er seinem Schädel Hirntrauma und verblutet.

01:03:26: Warum Carlo den Plan gefasst habe, Thomas zu töten, so der Vorsitzende, das habe die Kammer am Ende nicht mit Sicherheit feststellen können.

01:03:35: Und das wird jetzt bei der einen oder anderen Person für fragende Gesichter sorgen und glaubt uns, das war bei uns auch so, denn nachdem hier ja mehrere Personen, inklusive Carlos Ex-Freundinnen, ausgesagt haben, wie eilversüchtig der ist und nachdem er Allerlei schlimme Dinge wegen seiner Eifersucht getan hat unter anderem dieser Tagebuch zu lesen und offenbar Kontakt mit jemandem aufzunehmen, in denen sie mal verliebt war.

01:04:00: Hätte ich jetzt gedacht, liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass Eifersucht hier ein Motiv gewesen sein könnte?

01:04:06: Das Gericht sieht das aber nicht so und dafür führt es mehrere Gründe an.

01:04:11: Zum einen merkt die Kammer an, dass, wenn Carlos Eifersuch das Motiv gewesen wäre, eigentlich andere Personen eher in seinen Fokus hätten rücken müssen.

01:04:20: Lisa hatte bei ihrer polizeilichen Vernehmung beispielsweise angegeben, dass es einen Ex von ihr gab, mit dem sie eine mehrmonatige intime Beziehung gehabt habe, der für Carlos ein rotes Tuch war.

01:04:31: Mit dem hatte Carlos nämlich auch Kontakt aufgenommen und hätte offenbar leicht in Erfahrung bringen können, wo der wohnt.

01:04:38: Und dann gab es da noch einen Ex-Partner, mit dem Lisa mehrere Jahre liiert war.

01:04:42: Und außerdem wusste Carlo davon, dass Lisa sehr lange für einen Mann namens Ben schwärmte.

01:04:47: In ihrem Tagebuch hatte Lisa außerdem geschrieben, dass sie den Ehemann einer Freundin teuf findet und ihre Freundin um diesen Mann beneide.

01:04:56: Diese Männer, so ist die Kammer überzeugt, hätten mehr Anlass für Allversucht geboten.

01:05:01: Auch die psychiatrische Sachverständige hielt Eifersucht als Tatmotiv zwar für möglich, aber nicht als die einzig plausible Erklärung.

01:05:09: Weiter sagt der Vorsitzende, dass nicht klar sei, ob Carlo überhaupt eine Sehnsucht nach Liebe durch Lisa hatte.

01:05:16: Immerhin lege der ja vor allem möglicherweise auch ausschließlich Wert auf materielle Dinge.

01:05:22: Und Menschen bewerte er danach, wie er sie materiell ausschlachten könne.

01:05:27: Zudem habe Carlo, während der Beziehung zu Lisa, auch Affären mit anderen Frauen gehabt.

01:05:33: Und das kann ich ja jetzt gar nicht als Argument nachvollziehen, warum man dann sagt, wenn er andere Affären gehabt hat, dann ist es unwahrscheinlicher, dass er aus Eifersucht gehandelt hat.

01:05:45: Gar nicht.

01:05:46: Und unabhängig davon, der Thomas hat solche Fotos von ihr da, ne?

01:05:53: leicht bekleidete Fotos angefertigt, wo sie, keine Ahnung, gefesselt geknebelt und was was ich war und sie hat ganz klar in ihrem Tagebuch von ihm geschwärmt.

01:06:03: Wieso sollte er da jetzt nicht allversüchtig gewesen sein?

01:06:07: und warum versucht das Gericht hier überhaupt rationale Begründung zu finden?

01:06:11: Weil ganz viele Sachen, die dieser Mann gemacht hat, überhaupt keinen Sinn ergeben und man dann doch nicht sagen kann, ja, aber also der hätte dann ja wohl eher den umgebracht, weil mit dem war die Lisa drei Tage länger zusammen.

01:06:24: Weißt du, was ich meine?

01:06:25: Ja, ja voll.

01:06:26: Also ich reg mich halt auch darüber auf, dass man sagt, ja, wenn man selber Affären hat, dann war das Tatmotiv möglicherweise keine Eifersucht, weil ein möglicher Grund für Eifersucht ist ja, dass man das, was man dem anderen unterstellt, sich auch selbst zutraut.

01:06:39: Ja.

01:06:40: Also ist natürlich längst nicht das einzige und auch längst nicht immer der Fall, aber hier ja ganz offenbar.

01:06:47: Ja.

01:06:48: Und dann habe ich mich auch gefragt, also zu den anderen Ex-Partnern.

01:06:52: Da kann der Carlo, die ja ausgefragt haben und dann kann sie gesagt haben, ja, aber den habe ich gar nicht so doll geliebt oder mit dem hatte ich fast nie Sex oder sowas.

01:07:00: Was der Carlo in dem Moment hören wollte und was sie bereit war, ihm zu erzählen, damit er ihr nicht sofort wieder ins Gesicht schlägt.

01:07:07: Ja.

01:07:09: Thomas hat ja halt diesen Tagebucheintrag gelesen und das stehen ja die intimsten Gedanken unverfälscht drin, weil man ja nicht davon ausgeht, dass die irgendwann gelesen werden.

01:07:19: Und deswegen habe ich mir gedacht, war das für ihn vielleicht krasser, das so zu sehen und zu erkennen, die hat hier wirklich was mal für den empfunden.

01:07:29: Und dann kam ja noch dazu, dass Thomas mit ihr aber nichts anfangen wollte.

01:07:35: Also, dass da quasi noch so was Unerfülltes auch noch dahinter steckte von ihrer Seite.

01:07:39: Und dass er das halt überhaupt nicht abhaben konnte, weil sein Ego da durchgekränkt war.

01:07:44: Es ist so schwer nachvollziehbar, warum das Gericht sagt, Eifersucht konnte hier nicht nachgewiesen werden.

01:07:50: Wenn es jetzt darum gehen würde, wir brauchen ein Mordmerkmal.

01:07:54: Und das können wir nur bejahen, wenn wir sagen, der war so eifersüchtig, dass hier möglicherweise die niedrigen Beweggründe bejaht werden.

01:08:02: geschenkt, dass man das dann nicht nachweisen kann.

01:08:05: Aber weil es ja... hier nur generell um das Motiv für die Tat geht, kann ich das schwer nachvollziehen.

01:08:12: Am Ende ist es ja zum Glück nicht so wichtig, ob Carlo aus Allversucht gehandelt hat oder nicht, denn die niedrigen Beweggründe waren hier nicht das einzige Mordmerkmal, das in Frage kommen würde.

01:08:22: Denn dadurch, dass Carlo den nicht ahnden Thomas in das Hotelzimmer lockte und der wegen seiner Arglosigkeit nicht in der Lage war, sich vor dem Angriff wirklich zu schützen, handelte Carlo heimtürkisch und wird deshalb zur lebenslangen Haftstraße.

01:08:36: wegen Mordes verurteilt.

01:08:38: Nikola hingegen, der Mann, den Carlo beschuldigt hatte, mit Teta zu sein, wird freigesprochen.

01:08:44: Die Aufnahmen der Videokamera sind zu unscharf, um ihn sicher als Meteter zu identifizieren.

01:08:50: Es gibt keine DNA von ihm und keine anderen objektiven Beweise, die dafür sprechen, dass Nicola irgendetwas mit der Tat zu tun hatte.

01:08:58: Das Einzige, beziehungsweise der Einzige, der Nicola belastete, war Carlo.

01:09:04: Aber dem mag die Kamer keinen Glauben schenken.

01:09:06: Möglicherweise hatte Carlo Nicola sowie etliche andere Menschen in seinem Umfeld für seine Betrügereien benutzt oder versucht zu benutzen und war dann nachher verärgert darüber, dass der nicht genügend gefügig war.

01:09:19: Und wir erinnern uns, Carlo hatte ja bereits schon mal einen Kollegen fälschlicherweise beschuldigt, der ihm zwar bei ein paar Sachen geholfen hat, der aber mit dem eigentlichen Betrug nichts zu tun hatte.

01:09:30: Und anhand der Telefonverbindung ließen sich auch keine Kontakte zwischen Carlo und Nicola nachweisen, die im Zusammenhang mit der Tat hätten stehen können.

01:09:38: Und außerdem hat die Verkäuferin des Sportgeschäfts Vokado mit seinem Komplizen, die Cappies und die Sporttasche gekauft hatte, gesagt, dass beide Männer Hochdeutsch sprachen.

01:09:47: Nikola hat einen starken osteuropäischen Akzent.

01:09:50: Davon hatte sich die Kammer überzeugt, nachdem die Richter ihnen ohne Vorwarnung baten, einen Zeitungsartikel vorzulesen.

01:09:57: Auch charakterlich scheint er nicht ins Muster zu passen.

01:10:00: Nikola wurde von seinem Umfeld als ruhig und ausgeglichen beschrieben.

01:10:03: Außerdem ist er nicht vorbestraft.

01:10:06: Es scheint, als hätte Carlo ihn ans Messer liefern wollen, warum auch immer.

01:10:10: Und als würde der eigentliche Meteter noch immer frei herumlaufen.

01:10:14: Thomas'

01:10:14: Diplomarbeit war ein Fotobuch, das den Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:16: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:17: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:18: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:21: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:22: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:23: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:24: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:26: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:27: In dem Jahr ist der Titel «Wie der Freund noch fein trug».

01:10:30: In dem Es ist die Arbeit für die Thomas in Beirut lebte und dort die gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen der Stadt beobachtete.

01:10:39: Das Museum hat seine Bilder ausgestellt.

01:10:42: Wenn man sich seine Arbeit ansieht, dann erkennt man, dass Thomas jemand war, der die Welt anders sah als viele.

01:10:48: Und dass er sie vermutlich am liebsten durch seine Linse sah.

01:10:51: Seine Kamera war für ihn nicht nur irgendein Werkzeug, sie halb ihm das festzuhalten, was sich oft nicht in Worte fassen lässt.

01:10:58: Die Bilder, die Thomas machte, waren ehrlich, unverfälscht und von Nostalgie geprägt.

01:11:03: Thomas war niemand, der perfekte Haut und einstüllte Posen gut fand.

01:11:07: Er wollte keine glatten Fassaden, sondern das reale und aufrichtige einfangen.

01:11:11: Und genau das machte seine Bilder und ihn so besonders.

01:11:15: Niemals hätte er sich vorstellen können, dass eine seiner Arbeiten, die für Thomas kaum mehr als ein kleines Projekt war, eine Verbindung schuf, die ihm später zum Verhängnis werden würde.

01:11:24: Es ist tragisch, dass Lisa, die das Motiv von Thomas war, den sie kaum kannte, sich von ihm erkannt gefühlt hatte, währenddessen der Mann, mit dem Lisa lebte, sie nur als Objekt sah.

01:11:34: Und dass Carlo Thomas offenbar genau deshalb ins Video nahm.

01:11:38: Für Carlo war Lisa kein Mensch mit eigener Tiefe, sondern etwas, das man besitzen konnte, wenn man genug Geld auf den Tisch legt.

01:11:45: Und in dem Moment, in dem Thomas sie auf eine Weise war, nahm, die Carlo nie vermochte, wurde er in dessen verzerrter Vorstellung zu einem Feind.

01:11:52: Dabei war auch Thomas weder Freund noch Feind.

01:11:55: Er war einfach irgendwer, an dem Carlo seine ganze Wut auf die Welt abließ.

01:12:00: Thomas hätte jeder sein können.

01:12:02: Ein anderer Mann, ein Fremder, irgendwer.

01:12:05: Dann am Ende ging es nie um ihn, sondern um Carlo, der versuchte, Kontrolle zu erlangen, wo er niemals welche hätte haben dürfen.

01:12:14: Also, wo dieser Fall am Ende hingeht, das hätte ich niemals gedacht, als es um diese Szene im Hotelzimmer ging.

01:12:24: Was für eine ihre Geschichte.

01:12:27: Wenn man wirklich, das ist wie, weißt du, wie das ein bisschen ist?

01:12:30: Das ist ein bisschen wie Black Stories.

01:12:33: Ein Mann im Hotelzimmer wird... So und so tot aufgefunden.

01:12:38: was ist passiert?

01:12:39: und dann musst du dir so eine ihre Geschichte die man sich gar nicht ausdenken kann.

01:12:43: Ja,

01:12:44: aber genau würde ich grad sagen das würde ich aber dann zurückgeben.

01:12:46: das hat weil da kommt ja niemand drauf also das wirklich wie menschen.

01:12:52: sein können.

01:12:53: Da könnte ich mir den Kopf drüber zerbrechen.

01:12:55: Da findet irgend so ein Dully, der die Tagebuchaufzeichnung seiner Freundin durchwühlt, wovon ich eh schon immer abraten würde.

01:13:03: Ja, das darf man auch nicht machen.

01:13:06: Nicht nur, dass es nicht gut für dich ist, aber es darf man auch nicht machen.

01:13:10: Nein, niemand darf das natürlich nicht machen.

01:13:13: Also, weißt du, dieses Drama ist halt so vorprogrammiert.

01:13:16: Der hat ja genau das gefunden, wonach er auch gesucht hat und rastet dann auf einen Typen so aus, der nichts mit ihm zu tun hat.

01:13:24: Die sind ja auch offenbar so unterschiedlich gewesen vom Typ Mensch her, dass das so aber witzig ist, dass der jetzt auf den eifersüchtig ist.

01:13:34: Ja,

01:13:35: und ich meine, er war vorher gewalttätig, ja.

01:13:40: Aber ähnlich schwere Delikte hat er ja nicht begangen.

01:13:44: Und man kann das wirklich gar nicht glauben und man kann das wirklich überhaupt nicht nachvollziehen.

01:13:49: Und dann auch noch mit dem Nikola.

01:13:51: Also, nee.

01:13:53: dass der dann jetzt noch irgendein Typen damit reingezogen hat, der ihm mal fünf Euro nicht zurückgegeben hat, oder so.

01:13:59: Ja, oder das wird wieder so gewesen sein, denn hat der Carlo gesagt, hier, ich drehe einen Ding, und der Nikola hat gesagt, du möcht ich nicht, ich hab keinen Vorstrafenregister.

01:14:09: Und der Carlo fühlt sich verraten und denkt, das ist ein Illoyala, der wird schon sehen, was er davon hat.

01:14:14: Ja?

01:14:15: Ja.

01:14:15: Und der war ja auch schon mal zweieinhalb Jahre in Haft und so, ne?

01:14:19: Und es hat ja offenbar wirklich überhaupt gar nicht... nichts genutzt.

01:14:23: Deswegen finde ich jetzt auch diese Strafe, ich meine angesichts der Tat sowieso, aber auch für ihn sehr angemessen.

01:14:31: Ja, auf jeden Fall.

01:14:32: Ja.

01:14:33: Also diese Geschichte könnte ich mir auch verfilmt vorstellen.

01:14:36: Ich finde

01:14:36: es so

01:14:37: krass, dass Menschen sogar keine Hemmung davor haben, so doll zu lügen, weißt du?

01:14:43: Das macht mir voll Angst.

01:14:44: Also weil der hat ja sein ganzes Leben erlogen.

01:14:47: Ja, und dann auch so, ich bin amerikanischer Anwalt Luke Miller oder was weiß ich.

01:14:53: Also das kann man ja mit so kleinen Nachfragen schon zerstören.

01:14:58: Weißt du so?

01:14:59: Deswegen würde ich mich das auch überhaupt nicht trauen.

01:15:02: Ja, also die haben ja schon gesagt, dass der eine... Ganz einnehmende manipulative Art hatte.

01:15:08: Also ich meine, und wenn du viel lügst, dann bist du auch geübt da drin.

01:15:11: Das war offenbar wie ein Muskel, den du trainierst.

01:15:13: Ja.

01:15:14: Die

01:15:14: Geschichte wird er ja auch nicht zum ersten Mal erzählt haben.

01:15:17: Ja, furchtbar.

01:15:18: Na ja, die Geschichte, die wir hier nächste Woche erzählen, da geht es um eine Familie, die von heute auf morgen plötzlich verschwindet.

01:15:26: Fast so, als hätte man sie mitten im Alltag ausradiert, bis eine Person der Familie gefunden wird.

01:15:32: Nur gibt dieser Fund dann noch mehr Fragen auf, als das er Antworten liefert.

01:15:37: Bis dahin.

01:15:52: Schnitt Pauline Korb.

01:15:54: Rechtliche Abnahme und Beratung abelben Kollegen.

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