#215 Die falschen Eltern
Shownotes
Natalia und Pascal wünschen sich sehnsüchtig eine gemeinsame Tochter. Es dauert Jahre, aber dann kann das Ehepaar endlich ein kleines Mädchen in seinen Armen wiegen. Doch der Beginn eines neuen Lebens ist auch mit einem Ende verknüpft, denn kurz darauf wird in der Nähe eine verbrannte Frauenleiche gefunden. Als die Polizei zu ermitteln beginnt, ahnt niemand, in welchen menschlichen Abgründen sie bald graben wird.
In dieser Folge von “Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe” geht es um einen aktuellen Fall, der deutschlandweit große Wellen geschlagen hat, da er offenbart, was Menschen bereit sind zu tun, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
Expert:innen in dieser Folge sind Nebenklageanwalt Thomas Franz, Sprecher vom Polizeipräsidium Mannheim Stefan Wilhelm und Dr. Catrin Mautner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Mitglied im Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland
Credit Produzentinnen/Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers, Magdalena Höcherl Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen
Quellen (Auswahl) Urteil 1 Ks 200 Js 8070/24 Süddeutsche: Zurück bleibt Mia FAZ: Doppelmord für einen Kinderwunsch SWR: Doppelmord an Ukrainerinnen beck-aktuell: Paar wegen Mordes an Ukrainerinnen verurteilt
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Transkript anzeigen
00:00:11: Willkommen bei Mordlust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:00:14: Hier geht es um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:00:16: Mein Name ist Paulina Graser und normalerweise sitzt hier mit mir meine Kollegen und Freundin Laura Wohlast, mit der ich immer einen bedeutsamen wahren Kriminalfall nacherzähle.
00:00:26: Gemeinsam ordnen wir den immer ein, erörtern und diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte und sprechen mit Menschen mit Expertise.
00:00:34: Heute aber für ich euch alleine durch diese Folge.
00:00:37: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
00:00:40: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:00:42: Das machen wir auch selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweißen.
00:00:46: Das ist für uns eine Art Comic-Roleef, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:00:50: Und bevor ich jetzt heute über eine Tatspreche, die gerade erst ganz Deutschland bewegt hat und die so unfassbar perfide ist, dass man wirklich den Glauben an die Menschheit verlieren kann, will ich nur ein kurzes Update zum Fall Hannah machen.
00:01:03: Den Fall begleiten wir ja schon eine Weile.
00:01:05: Hannah ist die dreihundzwanzigjährige Studentin aus Aschau, deren Leiche nach einer Partynacht in der Pring gefunden wurde.
00:01:12: Anfang dieser Woche hat da nämlich der neue Prozess begonnen.
00:01:14: Das Landgericht Traunstein muss den Feier neu aufrollen, nachdem der erste Prozess mit einem Schuldspruch gegen den inzwischen malen zwanzigjährigen Sebastian endete.
00:01:23: Er wurde damals wegen Mordes aus sexuellen Motiven verurteilt, aber das Urteil hielt der Revision nicht stand.
00:01:28: Er erinnert euch vielleicht dagegen vor allem um die damalige Richterin, die sich während des laufenden Prozesses mit dem Staatsanwalt über die rechtliche Würdigung per.
00:01:37: E-Mail ausgetauscht hatte.
00:01:39: Die Verteidigung des Angeklagten hatte den Mailverkehr dann in irgendeinem Ordner gefunden.
00:01:45: Ja, und den Prozessauftakt hat dann die Verteidigung auch erst mal genutzt, um der Vorsitzenden des ersten Prozesses Grotesken-Unfug vorzuwerfen.
00:01:53: Also der Anwalt hatte sich da lang drüber aufgeregt, und zwar so lang, dass der Anwalt von Hannas Vater, der als Nebenklegerauftritt irgendwann um Unterbrechungen gebeten hat.
00:02:02: Also ihr seht schon, allein der Auftakt sorgt schon wieder für Sprengkraft.
00:02:07: Sebastian's Verteidigung will diesmal beweisen, dass Hannas Tod ein Unfall war und möglicherweise wird ein neues Urteil noch Ende des Jahres... gefällt.
00:02:15: Bis dahin bleiben wir dran und halten euch auf dem Laufenden, wenn es Neuigkeiten gibt.
00:02:19: So und jetzt geht's aber los mit einem Fall, in dem der Wunsch nach dem vermeintlichen Babyglück nicht nur eine Familie völlig zerstört.
00:02:29: Das niedliche Gesicht, die zarten Fingerchen und der liebliche Babydorf, der vom Köpfchen ausgeht.
00:02:35: Natalia kann ihr Glück im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, im März, Dass sie von ihren Muttergefühlen so übermandt wird, hätte sie sich nie vorstellen können.
00:03:01: Wenn sie auf Joja blickt, dann weiß sie, dass sie in dem Moment für all die Strappharzen der vergangenen Jahre entschädigt wird.
00:03:07: Und auch ihr zwei Jahre jüngerer Ehemann Pascal, der mit den kurzen dunklen Haaren und dem glattreisierten Gesicht für einen Anfang vierzigjährigen noch recht jugendlich wirkt, freut sich jeden Tag über das süße Mädchen, das gluckst und lächelt und gar nicht weiß, wie viel schöner ist das Leben von Natalia und Pascal nun endlich macht.
00:03:26: Denn dieses Familienglück hat lange auf sich warten lassen.
00:03:30: Als sich Nathalia, die mit einer mobilen Fußpflege selbstständig ist und der gelernte Metzger und Koch Pascal zehn Jahre zuvor, also im Jahr im Jahr im Jahr ist, kennenlernen, fliegen schnell die Funken.
00:03:40: Doch anders als in vielen Beziehungen zuvor, verglühen sie bei Nathalia und Pascal nicht, sondern werden nur noch stärker, als schon zwei Jahre später ihr Sohn Louis geboren wird.
00:03:49: Es ist zwar das erste gemeinsame Kind mit Pascal, aber schon der dritte Junge, den Natalia zur Welt bringt.
00:03:55: Aus ihrer ersten Ehre hat sie zwei ältere Söhne mit in die Beziehung gebracht.
00:04:00: In den fünfköpfigen Familie ist Natalia die Henne im Korb.
00:04:09: Pascal hat zwar aus einer früheren Beziehung eine Tochter, doch die lebt bei ihrer Mutter.
00:04:14: Und obwohl sie mit Kindererziehung, Haushalt und Arbeit alle Hände voll zu tun hat, wächst mit der Zeit in Natalia der Wunsch, nochmal Mama zu werden.
00:04:22: Doch sie möchte nicht noch einen vierten Jungen, sondern diesmal unbedingt ein Mädchen.
00:04:27: Eine Mini-Ausgabe ihrer selbst würde das Glück vollkommen machen.
00:04:31: Und Pascal geht es genauso.
00:04:33: Also beschließen die beiden noch ein weiteres gemeinsames Kind zu bekommen.
00:04:36: Sie hoffen inständig, dass es nicht lange dauern wird, bis sie einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten und neun Monate später ein Töchterchen das Licht der Welt erblickt.
00:04:45: Dass sie um diesen Traum wahr werden zu lassen, noch viel weitergehen werden, als sie es sich zunächst vorstellen können, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
00:04:55: Natalia und Pascal stürzen sich nach Sohn Louis, nun also zum zweiten Mal in die Kinderplanung.
00:05:00: Doch leider klappt das diesmal nicht.
00:05:02: Natalia wird zwar schwanger, doch die Anfang-Fürzig-Jährige erleidet mehrere Vielgeburten.
00:05:07: Monate vergehen, in denen das Paar immer wieder Hoffnung schöpft, aber dann doch ein uns andere Mal eine traurige Botschaft verarbeiten muss.
00:05:15: Die emotionale Achterbahnfahrt zählt nicht nur an Natalia, sondern auch an Pascal's Nerven.
00:05:20: Aber sie wollen kämpfen für eine Tochter, die sie unbedingt bald in den Armen halten wollen.
00:05:25: Einige Zeit sind sie dann überzeugt, dass es jetzt ganz bestimmt geklappt hat.
00:05:29: Doch als Natalia dann in den nächsten Tagen doch wieder ihre Periode bekommt, ist jede Hoffnung auf ihr kleines Wunder erneut zerschlagen.
00:05:37: Dann bestimmten Tränen, aber auch die Enttäuschung darüber, dass es diesmal nicht klappen will die nächsten Tage.
00:05:42: Das stimmt denn nicht.
00:05:44: Zu akzeptieren, dass ihr Körper mit über vierzig Jahren aktuell keine weitere Schwangerschaft, die bleibt, zulässt, kommt für Natalia nicht infrage.
00:05:51: Sie will dieses Mädchen unbedingt.
00:05:54: Deswegen entscheiden sie und Pascal sich nach einigen Kräfte zährenden Monaten dazu, sich Hilfe zu holen.
00:05:59: Natalia geht zur Kinderwunschbehandlung in eine Klinik.
00:06:02: Wenn es auf natürlichem Weg nicht klappen will, dann muss halt nachgeholfen werden.
00:06:06: Die Medizin ist inzwischen immerhin schon so weit.
00:06:09: Es muss einfach klappen.
00:06:10: Man hört doch immer wieder von Frauen, die durch künstliche Befruchtung auch in höherem Alter noch Mutter werden können.
00:06:16: Warum sollte das nicht für sie gelten?
00:06:18: Natalia scheut weder die Untersuchungen noch die Spritzen und Medikamente, die dafür nötig sind.
00:06:24: Sie nimmt alle Strapharzen auf sich, um endlich eine Mädchenmama werden zu können.
00:06:29: Allerdings schlägt auch diese Behandlung fehl.
00:06:32: Und das kann superbelastend sein.
00:06:34: Dazu will ich euch kurz den Input von Dr.
00:06:36: Kathrin Mautner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Mitglied im Beratungsnetzwerk Kinderwundsteutstand geben.
00:06:43: Ein unerfüllter Kinderwunsch kann für betroffene Frauen oder Paare extrem belastend sein, nicht nur auf biologischer oder sozialer Ebene, sondern vor allem psychisch.
00:06:53: Elternschaft ist mit Identität, mit Selbstwert, Lebenssinn und Zugehörigkeit verknüpft.
00:06:59: Und wenn der Wunsch unerfüllt bleibt, dann kann das zu Gefühlen von Versagen, Isolationen, Charme, Depressionen und vielem anderen führen.
00:07:09: Das psychodynamische Sicht kann man sagen, dass ein Kinderwunsch oft auch in ihrer Selbstregulation dient.
00:07:15: Das Kind wird bewusst oder oft oder meist sogar unbewusst zum heilenden Objekt, dass innere leere, ungelöste, unbewusste Konflikte und frühe Verlusterlebnisse kompensieren kann und soll.
00:07:31: Bei all die Bemühungen nichts bringen, ziehen Natalia und Pascal noch eine dritte Option in Erwägung.
00:07:36: Wäre vielleicht eine Adoption, eine Lösung.
00:07:39: Dann könnten sie auch ganz sicher sein, dass sie wirklich ein Mädchen bekommen.
00:07:42: Also stützen sie sich in die Recherche.
00:07:44: Dabei stoßen sie zwar auf viele Informationen, aber auch auf viele Hörden.
00:07:48: Vor allem finanzielle, die ein paar überwinden muss, um adoptiv Eltern werden zu können.
00:07:53: Teilweise ist die Beschäftigung damit richtig ermüdend, weil die beiden nicht für Hoffnung haben, dass sie ihr Ziel so bald erreichen werden.
00:08:01: Deswegen versuchen sie es auch weiterhin auf natürlichem Weg.
00:08:04: So oder so, Natalia und Pascal sind überzeugt davon, dass sie irgendwann ihre Tochter in den Armen halten werden.
00:08:11: Andere Gedanken wollen sie gar nicht erst zulassen.
00:08:14: Aber all dieser Schmerz über die Fehlgeburten, die gescheiterten Befruchtungsversuche und der gescheiterten Adoption scheinen vergessen, als Natalia im Februar, im Februar, endlich in das Gesicht eines neu geborenen Mädchens blickt.
00:08:28: Es ist noch ganz rot und zerknouched, als es seine ersten Atemzüge macht.
00:08:32: Doch Natalia und Pascal sind hin und weg.
00:08:36: Endlich ist der Moment da, auf den die beiden so sehnliches gewartet haben.
00:08:40: Julia ist da.
00:08:41: Das Baby, das Natalia und Pascal auf Wolke sieben schweben lässt und ihr Familienleben auf den Kopf stellt.
00:08:48: Wenige Tage später.
00:08:50: Dass Natalia eine Hausgeburt wollte, hatte sie der Standesbeamtin, vor der sie heute widersteht, schon vor Julius Geburt berichtet.
00:08:57: Vor zwei Monaten hatte Natalia sich erkundigen wollen, wie sie in dem Fall dann an die Geburtsurkunde kommt.
00:09:02: entbinden Frauen im Krankenhaus, schickt die Klinik direkt alle notwendigen Unterlagen an das Standesamt.
00:09:08: Natalia muss die Geburtsurkunde jetzt aber erst mal beim Standesamt beantragen.
00:09:13: Sie berichtet der Beamtin voller Freude, dass ihre Tochter am zweiten Februar um Zweiundzwanzig Uhr Zweiundfünfzig zur Welt gekommen sei.
00:09:20: Doch die Beamtin versetzt der Freude einen kleinen Dämpfer.
00:09:23: Sie brauche einen Nachweis, dass Julia bei der kinderärztlichen U-Zwei-Untersuchung war.
00:09:28: Aber den kann Natalia nicht vorlegen, denn dort war sie noch gar nicht.
00:09:32: nicht.
00:09:32: Als die forty- jährige bei der Kinderärztin anruft, um einen Termin zu vereinbaren, fragt die Mitarbeiterin am Telefon, wieso sie sich erst jetzt wegen der U-Zwei meldet.
00:09:41: Eigentlich findet diese Untersuchung zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag statt.
00:09:45: Julia ist schon elf Tage alt.
00:09:47: Natalia erklärt, dass ihr das früher nicht möglich gewesen sei.
00:09:50: Durch die Sturzgeburt sei alles so plötzlich gekommen.
00:09:54: Als Julia also einen Tag zu spät in der Praxis durchgecheckt wird, lautet das Ergebnis gesund und munter.
00:10:00: Die Ärztin ist sehr zufrieden, nicht nur mit dem Baby, sondern auch mit Natalia.
00:10:04: Denn die geht mit der kleinen Souverän um.
00:10:06: Man merkt, dass sie als Mehrfachmama Erfahrung mit Neugeborenen hat.
00:10:10: Nur ein Detail sorgt kurz für Verwirrung.
00:10:13: Gegenüber der Ärztin, erzählt Natalia, ihr Mann Pascal sei der Geburtshelfer gewesen.
00:10:18: Der Mitarbeiterin am Telefon hatte Natalia allerdings gesagt, dass einer ihrer Söhne bei Juja Sturzgeburt geholfen habe.
00:10:25: Wirklicherweise eine Verwechslung.
00:10:27: Natalia bekommt jedenfalls den Nachweis und geht noch am selben Tag erneut zum Standesamt.
00:10:32: Diesmal sogar mit der kleinen Juja im Schlepptau.
00:10:35: Doch wieder fehlt ein Dokument, der Geburtsnachweis ihrer Gynäkologin.
00:10:39: Als Natalia den, dann wenige Tage später nachreicht, ist die Standesbeamtin endlich zufrieden.
00:10:44: Ende Februar bekommt Natalia Julius Geburtsurkunde ausgehändigt.
00:10:49: Das war eine schwere Geburt.
00:10:51: Doch die ersten Behörden Hürden sind genommen und Natalia und Pascal haben nun das Zeugnis, mit dem sie sich nach und nach um alle weiteren notwendigen Dokumente, die ein Baby in Deutschland braucht, kümmern können.
00:11:01: Jetzt ist Natalia nur froh, endlich wieder voll und ganz für Julia da sein zu können und das Leben mit dem Mädchen, das sie und Pascal sich so sehr gewünscht haben, zu genießen.
00:11:11: Wenn sie in Jujas pausbeckiges Gesicht schauen, könnten Natalia und Pascal erfüllter nicht sein.
00:11:17: Schade nur, dass die kleine optisch so gar nichts von ihnen hat.
00:11:23: Während Natalia und Pascal vor lauter Babydluck fast platzen und mit Juja den Beginn eines neuen Lebens feiern, offenbart sich nur etwa zwanzig Kilometer weiter in Hockenheim, wie schrecklich das Ende eines Lebens aussehen kann.
00:11:37: Am Freitag, den siebten März, zwei tausend vierundzwanzig, etwas mehr als vier Wochen nach Jojas Geburt, macht ein Mann am Rhein einen Morgelspaziergang.
00:11:45: Mit Blick aufs Wasser geht er den Fluss entlang, die Luft ist kühl und klar.
00:11:49: Aber als der Mann erneut einatmet, ist er irritiert.
00:11:53: Auf einmal riecht es verbrannt.
00:11:55: Er folgt dem Geruch, bis er in einem Gebüsch am Wegesrand ein Etwas findet, das ihm erst seltsam und dann gruselig vorkommt.
00:12:03: Er alarmiert die Polizei.
00:12:05: Und wie die von dem Pfund erfahren hat, hat uns Stefan Wilhelm erzählt.
00:12:08: Er ist als Ermittler einer der ersten vor Ort gewesen.
00:12:12: Uns hat damals einen Spaziergänger alarmiert, der einen verkohlten Gegenstand aufgefunden hat, der tatsächlich auch noch geraucht hat.
00:12:20: Als die Kollegen dann vor Ort waren, haben sie schnell festgestellt, dass es sich leider nicht um einen Gegenstand handelt, sondern um eine verbrannte Person.
00:12:29: Das konnten sie daran festmachen, dass noch ein wenig Haare übrig waren, genauso wie ein paar Innereien, die aus der Person aus diesem verbrannten Körper herausgeragt haben.
00:12:39: Als wir den Leichnamen gefunden hatten, da wussten wir natürlich noch nicht, in welche Richtung das geht.
00:12:45: Uns war definitiv nicht klar, was uns da erwartet, welcher psychischen Belastungen wir dort ausgesetzt sind bei diesen Ermittlungen.
00:12:54: Das kann man sich nicht ausmalen, das kann sich kein Autor eines Horrorfilms ausmalen, in welche Richtung diese Ermittlungen dann letztlich auch gingen.
00:13:02: Als Stefan Wilhelm und seine KollegInnen am Rheinufer eintreffen und die verkurte Leiche mit den massiven Kopfverletzungen genauer betrachten, ist ihnen sofort klar, dass sie es mit einem Gewaltverbrechen zu tun haben.
00:13:14: Bei der Obduktion in der Rechtsmedizin stellt sich heraus, dass es sich bei der toten Person um eine junge Frau handelt.
00:13:20: Um herauszufinden, wer die Tote ist und wer ihr das angetan hat, gründen sie eine Sonderkommission.
00:13:26: Bei der Befragung der Anwohnerinnen gibt zwar ein Mann, der auf der anderen Seite des Flusses lebt an, dass er um vier Uhr morgens aufgewacht sei und einen Feuerschein am Ufer gesehen habe.
00:13:36: Bahnbrechende Hinweise bleiben fürs Erste jedoch aus.
00:13:40: Allerdings geht nur zwei Tage nach dem gleichen Fund noch eine Meldung bei der Polizei ein, die die Beamtinnen hellhörig werden lässt.
00:13:48: Eine junge Frau aus der Ukraine, namens Kira, gibt eine Vermisstenanzeige auf.
00:13:53: Ihre siebenundzwanzig Jahre alte Schwester Sofia sei wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet, hatte aber eigentlich engen Kontakt zu ihr in die Heimat.
00:14:02: Doch nun habe die zwanzigjährige schon seit drei Tagen nichts mehr von Sofia gehört.
00:14:07: Und auch nichts von ihrer gemeinsamen Mutter Olena, die mit Sofia nach Deutschland gegangen ist.
00:14:12: Kira mailt der Polizei ein Foto ihrer Schwester.
00:14:15: Darauf ist eine Frau mit langen dunklen Haaren, dunklen Augen und vollen Lippen zu sehen.
00:14:20: Die Ermittlenden stehen vor einem Rätsel.
00:14:22: Ein Abgleich mit den Einträgen in der Vermissten-Datenbank gibt keinen Treffer.
00:14:27: Könnte es sein, dass es sich bei der Toten vom Ufer um Sophia handelt?
00:14:31: Doch das lässt sich nicht so einfach feststellen.
00:14:34: Die Leiche ist zu verbrannt, um ihr Gesicht mit Sophias Foto abzugleichen.
00:14:38: Deswegen muss die Polizei anders an die Sache rangehen, hat uns Stefan Wirhelm erzählt.
00:14:43: Wir haben dann im Rahmen der SOCO den vermissten Fall mit eingebunden, sind in die Flüchtlingsunterkunft befahren, in der die ukrainische Familie gelebt hat und konnten dort eine Zahnbürste sicherstellen.
00:14:57: Weiterhin haben wir an dem verbrannten Leichnamen Schmuckstücke festgestellt, die wir im Nachgang auf dem Facebook-Profil der getöteten eindeutig wiedererkannt haben.
00:15:08: Auf einem der Bilder, die die ermittelnden Online finden, ist Sophia nämlich mit einem auffälligen Ring und einem iPhone zu sehen.
00:15:14: Das Handy ist das selbe Modell, das völlig verbrannt bei der Leiche gefunden wurde und auch der Ring ist derselbe, der am Leichen von dort sichergestellt wurde.
00:15:22: Der DNA-Abgleich mit der Zahnbürste räumt schließlich letzte Zweifel aus.
00:15:26: Bei der verbrannten Frau handelt es sich um Keras Schwester Sophia, die seit etwa einem Vierteljahr gemeinsam mit ihrer Mutter Olena in der geflüchteten Unterkunft lebte.
00:15:35: Doch etwas macht die Soko besonders stutzig.
00:15:37: Schwester Kira hat erzählt, dass Sofia erst vor gut einem Monat ein Baby zur Welt gebracht habe.
00:15:43: Ihre kleine Tochter Daria.
00:15:45: Auf zwei Fragen müssen die Emotionen nun schleunigst eine Antwort finden.
00:15:49: Wer hat Sofia getötet und wo sind ihr Baby und ihre Mutter Olena?
00:15:54: Fragen, die die Emotionen sobald wie möglich beantworten wollen, denn die Hoffnung ist groß, die beiden noch Leben zu finden.
00:16:01: Der Vater des Kindes bietet jedenfalls keinen Anhaltspunkt.
00:16:04: Schwester Kira berichtet, dass er nicht Sofias Partner, sondern nur eine Affäre in der Slowakei auf der Flucht aus der Ukraine gewesen sei.
00:16:11: Jedoch stellt sich heraus, dass die Polizei eine andere Person genauer unter die Lupe nehmen sollte.
00:16:16: Kira und mehrere Frauen, mit denen Sofia in der Unterkunft zusammengelebt hat, berichten den Ermittlenden, dass sie siebenundzwanzigjährige eine Freundin außerhalb der Unterkunft hatte, mit der sie viel Zeit verbrachte.
00:16:28: deren Identität herauszufinden, rückt nun in den Fokus der Ermittlungen.
00:16:32: Parallel dazu wird in den Medien nicht nur bekannt, dass eine junge Frau getötet wurde, sondern auch, dass ihr neu geborenes Baby und ihre Mutter vermisst werden.
00:16:41: Daraufhin geht wenige Tage nach dem gleichen Fund ein anonymer Hinweis bei der Polizei ein.
00:16:46: Am Telefon erklärt eine Frauenstimme, dass sie eine Familie kenne, bei der die Frau nicht schwanger gewesen sei, aber vor kurzem bei einer Feier ein Baby präsentiert habe.
00:16:55: Angeblich hätte es das Paar aus Tschechien adoptiert, aber diese Geschichte sei nicht nur ihr, sondern auch anderen Gästen irgendwie merkwürdig vorgekommen.
00:17:04: Dieser anonyme Hinweis lässt bei den Ermittlenden die Alarmglocken schrören.
00:17:09: Eine Frau wurde getötet, ihr Baby ist seither verschwunden und kurz darauf wird in einer anderen Familie ein Neugeborenes präsentiert, ohne dass die Mutter je schwanger gewesen sein soll?
00:17:18: Natürlich könnte das ein Zufall sein, doch das scheint ausgeschlossen, nach dem klar wird, dass jene Frau von der Geburtstagsparty bis vor Kurzem in der Geflüchtetenunterkunft von Sophia ein- und ausgegangen ist.
00:17:30: Sechs Tage nachdem Sophia das Leiche gefunden worden ist, steht die Polizei vor einem Haus, um es zu observieren.
00:17:37: Eine Zeit lang tut sich nichts, doch dann weckt plötzlich eine Person das Interesse der Ermittelnden.
00:17:42: Aus der Tür tritt eine Frau und sie trägt ein Baby auf dem Arm.
00:17:46: Das muss die Frau sein, von der die Hinweisgeberin gesprochen hat.
00:17:50: Die Einsatzkräfte greifen zu.
00:17:52: Als sie der Frau mitteilen, dass sie verhaftet sei, sagt sie einen Satz, der den Ermittlenden mehr als seltsam vorkommt, hat uns Stefan Wilhelm erzählt.
00:18:00: Sie sagte dann zu den Kollegen, ohne Aufforderung, das ist mein Baby, ich habe auch eine Geburtsurkunde dazu.
00:18:07: Und das ist ein Satz, den man, wenn man von der Polizei angesprochen wird, ohne Hintergrund nicht einfach so herausgibt.
00:18:14: Das hat uns dann schlutzig gemacht.
00:18:16: Ja, also ich habe eine Geburtsurkunde für das Baby, finde ich, irgendeine seltsame Reaktion angenommen.
00:18:21: Man ist wirklich frisch gebackene Mutter und Einsatzkräfte wollen einen dann festnehmen und einem das Baby entreißen.
00:18:28: Also ich glaube, ich hätte da andere Dinge zu sagen.
00:18:31: Die Frau wird festgenommen, genauso wie ihr Ehemann.
00:18:34: Es sind Natalia und Pascal.
00:18:36: Es besteht der dringende Tatverdacht, dass die beiden Sophia und vermutlich auch deren Mutter Olena getötet haben.
00:18:41: Der Grund dafür klingt so abstrus wie grausam.
00:18:44: Mutmaßlich wollten sie das Baby, das die beiden Jurya nennen, das aber tatsächlich Daria heißt, entführen und als ihr eigenes Kind ausgeben.
00:18:53: Und das ist jetzt so ein Fall, von dem ich behaupten würde.
00:18:55: Da habe ich in den USA schon öfter von gehört, aber in Deutschland hätte ich sowas jetzt nicht vermutet.
00:19:01: Natalia und Pascal kommen aufs Präsidium.
00:19:03: Als sie vernommen werden, streiten sie ab, etwas mit der Tötung von Sophia zu tun zu haben.
00:19:07: Aber ihre Handys sprechen eine andere Sprache.
00:19:10: Die Mobilfunkdaten zeigen, dass beide in der Nacht von Sophias Tod am Rheinufer unterwegs waren.
00:19:16: Aber die Daten geben auch noch etwas anderes Preis.
00:19:19: Zuvor waren sie auch noch an einem anderen Gewässer knapp dreißig Kilometer vom Rhein entfernt.
00:19:24: An einem Weyer namens Krummes Loch.
00:19:27: Könnte dieser Ort etwas mit dem Verschwinden von Sophias Mutter Olenna zu tun haben?
00:19:32: Kurz darauf stören Polizeitaucher in die Ruhe an dem verwunschenen Naturparadies.
00:19:37: In dicken Neoprenanzügen durchkämmen sie das kalte, dunkle Wasser.
00:19:41: Und was sie dort vorgefunden haben, hat uns Ermittler Stefan Wilhelm erzählt.
00:19:45: Dieser See, der war extrem drüb, sodass die Taucher, die versucht haben, diesen See zu durchsuchen.
00:19:52: massive Schwierigkeiten hatten.
00:19:54: Das hat sich so gestaltet, dass sie im Blindflug den Boden des Sees abgetastet hatten, im Schlamm gewühlt haben und versucht mit einem Muster den ganzen See abzusuchen.
00:20:03: Deswegen hat das auch zwei Tage gedauert.
00:20:06: Jedoch erst mal ohne Erfolg.
00:20:08: Schließlich konnte dann die Mutter der Getöteten in dem Bewuchs des Uferbereichs ausfindig gemacht werden.
00:20:14: Aufgrund der Feulen ist Gase, die sich bereits in dem Leichnamen entwickelt haben, ist der Leichnamen vom Seegrund an die Oberfläche getrieben und hat sich dort in diesem Bereich am Ende des Sees verfangen und war tatsächlich auch nur schwer zu sehen.
00:20:29: Die Obduktion bestätigt später, was allen längst klar ist.
00:20:33: Es ist die Leiche von Olena.
00:20:36: Der Prozess gegen Natalia und Fascal beginnt knapp zehn Monate später am siebten Januar, im Landgericht Mannheim.
00:20:43: Über den Königsblauen Teppich in dem großen Saal marschieren an diesem Tag zahlreiche Fußpaare.
00:20:48: Nicht nur die Publikumsreihen füllen sich zügig, neben gewöhnlichen Prozessbesucherinnen sind auch etliche Presseteams anwesend, die das Erscheinen der beiden Angeklagten wird Spannung erwarten.
00:20:59: Fotos von dem Paar, dem vorgeworfen wird, zwei Menschen getötet zu haben, um ein Baby zu entführen, sollen heute schon online und morgen auf Zeitungstitelseiten veröffentlicht werden.
00:21:09: Ich kann mich noch ganz genau an den Prozessauftakt erinnern.
00:21:11: Also wir haben natürlich berufsbedingt immer ein Auge auf öffentlichkeitswirksame Fälle und deswegen natürlich auch mitverfolgt.
00:21:17: Und dazu gab es wirklich sehr starke Meinungen im Netz.
00:21:21: Und ich glaube, da spielen so verschiedene Dinge mit rein.
00:21:24: Also erstmal, dass die Anklage im Raum steht, dass die beiden eine Mutter getötet haben, um ihren unerfüllten Wunsch wahr werden zu lassen.
00:21:30: Dann hat man aber natürlich, glaube ich, eigentlich generell Mitleid mit Paaren, die keine Kinder bekommen können.
00:21:36: Aber dass sich da jetzt zwei Leute so skrupellos weiterhelfen, ist ja was total Neues.
00:21:41: Also es ist ja kein alltägliches Verbrechen.
00:21:43: Und dann kommt noch dazu diese Vorstellung.
00:21:45: Was wäre denn gewesen, wenn die beiden damit durchgekommen wären?
00:21:48: Also, wenn sie vielleicht eine bessere Geschichte erzählt hätten und weniger Leute verdachtgeschöpft hätten, das Kind hätte dann vielleicht nie herausgefunden, was eigentlich passiert ist und hätte dann möglicherweise eine tiefe Beziehung zu Menschen aufgebaut, die das schlimmste Verbrechen überhaupt begangen haben, um dieses Kind ihr Eigen nennen zu können.
00:22:08: Also jedenfalls war auch die öffentliche Erleichterung groß, dass die beiden vor Gericht gestellt werden können und so eben auch die Umstände der Tat geklärt werden können.
00:22:16: Die Pläne, Fotos von ihnen vor Gericht zu machen, machen Natalia und Pascal der Presse aber zu Nichte.
00:22:22: Auf Erlaubnis der Kammer warten sie mit ihrem Erscheinen bis so kurz vor Beginn der Verhandlung, dass Bild- und Tonaufnahmen nicht mehr gestattet sind.
00:22:29: Währenddessen nehmen an den hellen Holztischen gegenüber der Anklage nicht nur die Oberstaatsanwältin, sondern auch der Nebenklageanwalt Thomas Franzplatz.
00:22:37: Er vertritt zwei Mandantinnen, die mittlerweile einundzwanzigjährige Kira, Sophia Schwester und Olenas Tochter, und die kleine Daria, die zu Prozesse Beginn noch nicht einmal ihren ersten Geburtstag gefeiert hat und trotzdem schon im Mittelpunkt eines so grauenvollen Doppelmorde steht.
00:22:54: Kira war nach den Leichenfunden nach Deutschland gekommen, um von ihrer Schwester und ihrer Mutter Abschied zu nehmen.
00:23:00: Die Ermittlenden führten sie auf ihren Wunsch hin zu den Orten, an denen Sophia und Olena ihre letzten Atemzüge taten und ermöglichten Kira sogar eine Trauerfeier nach orthodoxem Ritual.
00:23:11: Außerdem waren für die junge Frau viele Behördengänge notwendig, damit sie als nächste Angehörige das Sorgerecht für Daria erhielt.
00:23:18: Wie Kira dann letztlich den Prozess verfolgt hat, hat uns ihr Anwalt neben Klagevertreter Thomas Franz im Interview erzählt.
00:23:25: Sie konnte ja selbst an Roses nicht teilnehmen, weil sie bereits mit dem Baby in die Heimat zurückgekehrt war.
00:23:31: Und nach der Ukraine und aus der Ukraine raus gibt es ja auch keinerlei Flüge.
00:23:35: Es wäre eine beschwerliche lange Anreise gewesen.
00:23:37: Sie müssen sich vorstellen, die Rückkehr von Deutschland ins Heimatland mit den Habseligkeiten von den beiden getöteten Frauen, die hat drei Tage gedauert, bis sie dann in der Heimat war.
00:23:50: Und dann kommt ja auch dieser Belastende, also kaum nach empfindbare Umstand noch dazu.
00:23:58: diese Rückkehr geschah ja plastisch dargestellt mit dem Baby im linken Arm und der Schwester und der Mutter im rechten Arm, jeweils allerdings in einer Urne.
00:24:12: Kirat tritt den beiden Menschen, die ihre nächsten Familienmitglieder auf dem Gewissen haben sollen, also nicht vor Gericht gegenüber.
00:24:19: Ihr Anwalt berichtet ihr aber regelmäßig.
00:24:21: So erzählt er ihr auch, wie er die beiden Angeklagten zum Prozessbeginn wahrgenommen hat.
00:24:27: Sie beiden betreten den Gericht sei gebückt und vermeiden jeden Blick ins Publikum.
00:24:31: Die Oberstaatsanwältin wirft Natalia und Pascal gemeinschaftlichen Mord in zwei Fällen vor.
00:24:36: Beide Taten seien heimtürkisch begangen worden und noch dazu aus niedrigen Beweggründen.
00:24:41: Denn der Grund, warum sowohl Sofia als auch Olenna sterben mussten, sei einzig und allein der gewesen, dass das Paar ihr Baby entführen und als ihr eigenes Großziehen wollte.
00:24:51: Und anders als während der Ermittlungen streiten jetzt vor Gericht weder Natalia noch Pascal die Vorwürfe ab.
00:24:57: Im Gegenteil, über ihre Verteidigung lassen die beiden Erklärungen verlesen, in denen sie gestehen, wie sie die beiden ukrainischen Frauen getötet haben.
00:25:05: Für die Zuhörenden setzt sich damit aus der Anklage der Oberstaatsanwältin und den Geständnissen der beiden Angeklagten ein Puzzle zusammen, bei dem kein Teil fehlt.
00:25:14: Und dessen vollständiges Bild ein perfides Verbrechen offenbart, das das Ehepaar von lange Hand geplant hat.
00:25:23: Damit klar wird, wie es überhaupt zu der erschreckenden Tat kam, bei der ein paar zwei Frauen tötete, um ihr Baby zu entführen, müssen wir vom Prozessbeginn etwa zweieinhalb Jahre zurückgehen.
00:25:33: Eigentlich sind Natalia und Pascal bisher mit ihrem gemeinsamen Sohn Louis und Natalias beiden Söhne aus erster Ehe eine glückliche Familie gewesen.
00:25:41: Trotzdem nagt es an ihren Seelen, dass sie keine gemeinsame Tochter haben.
00:25:46: Weil es weder auf natürlichem Weg noch mit einer Kinderwunschklinik oder einer Adoption-Klappenmarkt, nisste sich spätestens im Jahr und Jahr zwanzig in ihren Köpfen eine Idee ein.
00:25:56: Wenn sich ihr Traum von einer gemeinsamen Tochter auf legalem Weg nicht verwirklichen lässt, dann vielleicht auf illegalem.
00:26:03: Nach und nach schmietet das Paar einen Plan, der für Außenstehende völlig absurd klingt, für sie aber vor allem eines erscheint, machbar.
00:26:11: Sie wollen ein neugeborenes Mädchen fremder Eltern entführen, um es als ihr eigenes Kind auszugeben und neben ihren Söhnen großziehen.
00:26:19: Ihr Wunsch nach einem gemeinsamen Mädchen scheint jegliche Moral auszuhebeln.
00:26:24: Jedenfalls planen die beiden jetzt eine Entführung und reisen dafür auch zu verschiedenen Geburtskliniken in die Schweiz und nach Tschechien, um ihre Möglichkeiten auszuloten.
00:26:32: Etwa wie einfach es ist, sich Zugang zu einer Säuglingsstation zu verschaffen.
00:26:36: Wie viel Personal dort arbeitet und wie kurz die Fluchtwege sind.
00:26:40: Und all das dokumentieren Natalia und Pascal auch.
00:26:43: Auf ihren Handys werden später unter anderem Fotos von Geburtskliniken und Krankenhausgängen sichergestellt.
00:26:49: Anhand dieser Fotos und der dazu passenden Chatverläufe lässt sich für die Ermittlenden auch rekonstruieren, dass sich das Paar in der Schweiz eigentlich schon ein anderes Opfer ausgesucht hatte.
00:27:00: Stefan Wilhelm hat uns erzählt, was da der Plan war.
00:27:04: Die beiden haben bei Geburtskliniken ausfindig gemacht, wann Babys zur Welt kommen und über deren Namen sind sie dann schließlich auch an eine junge Mutter geraten, die sie, ja man kann schon fast sagen, observiert hatten.
00:27:19: Die Frau ist täglich mit deren Hund und dem neugeborenen Baby spazieren gegangen.
00:27:24: Da gab es dann auch Nachrichten zwischen den beiden Beschuldigten, dass sie die Mutter des Kindes töten werden, das Kind mit nach Deutschland nehmen und der Hund, der wird ja schon alleine nach Hause finden.
00:27:39: An solchen Nachrichten sieht man, wie skrupellos die zwei unterwegs waren, dass sie keine Person, kein Menschenleben gewürdigt haben, um irgendwie an ein Kind zu kommen.
00:27:49: Und das hat uns wirklich erschrocken.
00:27:52: Und vielleicht hatten dieses Baby und diese Frau letztendlich einfach nur Glück, denn laut Ermittler Stefan Wilhelm konnte man nicht herausfinden, wieso Natalia und Pascal nicht in der Schweiz schon zugeschlagen haben.
00:28:03: Die Ermittlungen, die die Polizei dann an die Staatsanwaltschaft übergeben hat, bringen noch mehr verstörende Details ans Licht.
00:28:10: Natalia und Pascal sind überzeugt davon, dass es ihnen irgendwie gelingen wird, an ein kleines Mädchen zu kommen.
00:28:16: Um kein Verdacht zu erregen, darf das Baby aber nicht aus dem Nichts in ihr Leben treten.
00:28:21: Also verbreiten die beiden parallel zu ihren Spionageausflügen ins Ausland verschiedene Geschichten in ihrem Umfeld.
00:28:27: Einigen Personen in ihrem Familien- und bekannten Kreis erzählen sie, dass eine Adoption kurz bevorstehe.
00:28:33: Anderen verkünden sie die Frohe Botschaft, dass Natalia endlich doch wieder schwanger sei.
00:28:38: Also so richtig ausgefallen scheint ihr nicht.
00:28:40: und auch woher sie das Kind jetzt stehlen sollen, dafür haben sie sich noch immer nicht entschieden.
00:28:45: Bis Natalia und Pascal irgendwann ein verheerender Geistesblitz kommt.
00:28:50: Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar, sind viele Menschen von dort nach Deutschland geflüchtet.
00:28:57: Sie sind in ihrer Heimat nicht mehr sicher, weil auf Städte und Dörfer Bomben fallen.
00:29:02: Deshalb haben sie das Notwendigste, was sie zum Leben brauchen, gepackt und ihr Zuhause zurückgelassen, oder zumindest das, was davon übrig ist.
00:29:09: Viele von ihnen hoffen, dass sie in Ländern wie Deutschland vorerst Schutz finden und in Sicherheit leben können.
00:29:14: Auch in der Region in der Natalia und Pascal-Leben haben viele Geflüchtete einen temporären Unterschlupf gefunden.
00:29:21: Doch Natalias und Pascal-Smitgefühl mit denjenigen, die vor dem Krieg flüchten mussten, hält sich in Grenzen.
00:29:27: Sie haben ganz andere Gedanken.
00:29:29: Unter den Schutzsuchenden sind bestimmt auch einige werdende Mütter.
00:29:32: überlegen die beiden.
00:29:34: Vielleicht ergibt sich ja die Möglichkeit, hier ein kleines Mädchen zu kidnapen.
00:29:39: Ja, wie sollte jetzt gerade das für eine gute Idee halten, wird im Prozess nicht so richtig klar, was denen aber natürlich in die Karten spielt.
00:29:46: Und ich vermute mal, dass den beiden das auch bewusst war.
00:29:49: Also Geflüchtete sind ja eh schon in einer Ausnahmesituation, sind möglicherweise traumatisiert, haben keinen stabilen Umfeld, also sind teilweise auch isoliert.
00:29:58: Es gibt Sprachbarrieren, meist kaum finanzielle Mittel und sie sind halt auf Hilfe angewiesen.
00:30:03: Und deswegen natürlich auch viel eher geneigt, sich auf Fremde einzulassen, als das jetzt bei... nicht geflüchteten wäre.
00:30:10: Und genau das wollen Natalia und Pascal sich hier also zu Nutze machen.
00:30:14: Und deswegen tritt Natalia der Telegram-Gruppe Help Ukraine Heidelberg bei.
00:30:19: Und einige Zeit später widert die forty-jährige ihre Chance.
00:30:22: Im Januar zwanzig schreibt eine Frau namens Sofia in die Gruppe, dass sie Schwanger mit ihrer Tochter sei, kurz vor der Geburt stehe und nun dringend jemanden suche, der ihr bei den bevorstehenden Ärztinnen besuchen und auch bei der Geburt im Krankenhaus zur Seite steht, um für sie zu dollmetschen.
00:30:39: Deshalb sucht sie jemanden, der Deutsch und Ukraine spricht oder Russisch, die zweite Sprache, die in der Ukraine weit verbreitet ist.
00:30:46: Für Natalia ist das ein Glücksfall, denn sie spricht russisch.
00:30:50: Sie kam als Teenager von Kasachstan nach Deutschland.
00:30:53: Da halfakkelt sie nicht lange und bietet Sophia ihre Hilfe als Übersetzerin an.
00:30:57: Kurz darauf besucht Natalia Sophia in der geflüchteten Unterkunft, in der die siebenundzwanzigjährige mit ihrer Mutter Olena untergebracht ist.
00:31:04: Natalia lernt eine hochschwangere junge Frau mit einem Glitzersteinchen im linken Nasenflügel kennen, die versucht nicht nur für sich, sondern vor allem auch für das ungeborene Kind in ihrem Bauch das Beste aus ihrer Situation zu machen.
00:31:17: Auch wenn dieser Ort eher zweckmäßig statt gemütlich ist und noch dazu keiner zum Aufwachsen, den sich eine Mutter für ihr Kind wünscht.
00:31:24: Aber immerhin sind Sophia, das Kind unter ihrem Herzen und Olena hier, anders als in der Ukraine, in Sicherheit.
00:31:31: zumindest bis Natalia in ihr Leben tritt.
00:31:34: Um das Vertrauen von Sophia und der einundfünfzig Jahre alten Olena zu gewinnen, erzählt sie den beiden, dass sie selbst erst kürzlich Mutter geworden sei.
00:31:41: Ihm Baby sei der Staat ins Leben jedoch leider nicht leicht gefallen.
00:31:45: Er sei krank geworden und könne momentan noch nicht zu ihr nach Hause, sondern müsste im Krankenhaus behandelt werden.
00:31:51: In den nächsten Tagen und Wochen kommt Natalia immer wieder zu Besuch zu den beiden Frauen.
00:31:55: Oft bringt sie auch Pascal mit.
00:31:57: Dann gehen sie gemeinsam spazieren, unterhalten sich über Sufias bevorstehende Entbindung und alles, was sie und ihre Mutter beschäftigt.
00:32:04: Unter dem Deckmantel der Fürsorge gelingt es Natalia und Pascal mit ihrer vorgetäuschten, freundlichen, hilfsbereiten Art, sich in die Herzen der beiden Frauen zu schleichen.
00:32:13: Als bei Sophia dann Anfang Februar die Venen einsetzen, ist es Natalia, die die siebenundzwanzigjährige ins Krankenhaus begleitet, ihr im Kreis Salmud zu spricht und sich nebenbei um alle nötigen Formulare kümmert.
00:32:25: Mit Natalia an ihrer Seite bringt Sophia am dritten Februar schließlich ihre Tochter Daria zur Welt.
00:32:31: Sophia freut sich gemeinsam mit Natalia über das Wunder des neuen Lebens.
00:32:35: Und auch die frisch gebackene Oma Olena ist glücklich, dass ihre Tochter in Natalia eine Vertraute gefunden hat.
00:32:41: Immer wieder lobt sie Natalia und bedankt sich für die großartige Unterstützung in dieser herausfordernden Zeit.
00:32:47: Weder sie noch Sophia ahn von dem teuflischen Plan, den Natalia seit Wochen verfolgt.
00:32:52: Im Gegenteil, für die beiden wirkt die forty-fürzeigjährige Weh ein Engel auf Erden, denn sie haben nicht den Hauch einer Ahnung, dass Natalias Freude über Sufias Mutterglück nur vorgespielt ist.
00:33:03: Dass sie nur darauf wartet, der siebenundzwanzigjährigen ihre Tochter zu entreißen, um sich selbst zur Mädchenmama zu machen.
00:33:09: Dafür bereitet Natalia im Hintergrund, aber bereits alles vor.
00:33:13: Nachdem Sofia mit Baby Daria von der Klinik zu Olena in die geflüchteten Unterkunft zurückgekehrt ist, geht Natalia mit den Nachbarinnen der beiden Frauen auf Konfrontation.
00:33:22: Mit deutlichen Worten macht sie ihnen klar, sich ab sofort leiser und umsichtiger zu verhalten, weil nun direkt nebenan ein neu geborenes Leben das ein ruhiges Umfeld brauche.
00:33:32: Daria, Sofia und Olena sollen am besten überhaupt nicht belästigt oder gestört werden.
00:33:36: Diese Ansage hat, wie alles, was Natalia und Pascal für Sophia, Olena und Daria tun, System.
00:33:42: Sie wollen, dass es in der Unterkunft nicht sofort auffällt, wenn zwei Frauen und ein Baby von einem auf den anderen Tag fehlen.
00:33:49: Damit derzeit ist Natalia und Pascal etwas klar geworden.
00:33:53: Es wird nicht reichen, Sophia und Olena das Kind einfach nur zu entziehen.
00:33:57: Sie wissen, wo sie wohnen und es würde nicht lange dauern, bis die beiden Frauen sie verdächtigen würden.
00:34:02: Also gibt es für das Ehepaar nur einen Weg.
00:34:04: Sie müssen Sofia und Olena aus dem Weg schaffen, um Daria für sich allein zu bekommen.
00:34:10: Währenddessen weiß Sofia nicht, dass die beiden hilfsbereiten eigentlich zwei Wölfe im Schafspelz sind und will ihnen so gerne etwas zurückgeben für all ihre Mühen.
00:34:19: Und die Gelegenheit ergibt sich, als Natalia eine äußerst ungewöhnliche Bitte an die siebenundzwanzigjähre gerichtet.
00:34:25: Natalia erklärt ihr, dass sie um Pascal sich um einen Bankkredit bemühen würden.
00:34:30: Das sei aber gar nicht so einfach.
00:34:32: Wenn sie sich deshalb Daria vielleicht für kurz Zeit gewissermaßen ausleihen könnten, würde ihnen das sehr helfen, denn mit dem Neugeborenen könnten sie bessere Bedingungen für einen Kredit bekommen.
00:34:43: Unter diesem Vorwand gelingt es Natalia, dass Sofia ihre Tochter eine Zeit lang in ihrer Obhut lädt.
00:34:49: Das nutzt die vierzigjährige aus, um mit dem fremden Baby zur U-Untersuchung und zum Standesamt zu gehen, um es als ihr eigenes Kind anzumelden.
00:34:57: Den Geburtsnachweis, den die Standesbeamtin dann auch noch fordert, fällt sie und bekommt kurz darauf die Geburtsokunde Fedaria, die auf dem Papier nun Natalias und Pascalztochter Julia ist, und damit offiziell ihr Kind.
00:35:11: Dieses Dokument ist für die beiden Gold wert, denn erst damit gibt es Julia offiziell auf dieser Welt.
00:35:17: Und deswegen haben die beiden auch den ganzen Aufwand betrieben, denn diese Geburtsurkunde ist ja quasi das Basisdokument für alle wichtigen Unterlagen, also die wahrscheinlich nicht nur dass Natalia und Pascal die Eltern der vermeintlichen Julia sind, sondern sie brauchen sie auch um Kinder und Eltern Geld zu beantragen oder für eine Krankenversicherung zum Beispiel.
00:35:36: Am sechsten März, drei Wochen nachdem Natalia die meisten Behördengänge hinter sich gebracht hat, finden Natalia und Pascal den perfekten Vorwand, um Sofia, Olena und Daria erneut aus ihrem Temporären zu Hause zu locken.
00:35:49: Pascal hat Geburtstag, er wird dreiundvierzig Jahre alt und den wolle er gerne mit den Menschen feiern, mit denen er in den vergangenen Wochen so viel Zeit verbracht hat, erklärt er Sofia und Olena.
00:35:58: Geplant ist ein schönes Essen beim Chinesen.
00:36:01: Dafür holt das Party drei am Abend mit dem Auto von der geflüchteten Unterkunft ab.
00:36:05: Nach dem Abendessen machen die vier Erwachsenen samt Baby Daria noch einen Verdauenspaziergang.
00:36:10: Vermeintlich fürsorglich, wie eh und je, geben Natalia und Pascal, Sophia und Olena jeder eine kleine Flasche Rotbeckchensaft.
00:36:19: Das Fruchtgetränk soll sie angeblich mit Vitaminen versorgen und stärken, sorgt und wahrheit jedoch für das Gegenteil.
00:36:26: Denn Natalia und Pascal haben die beiden Fläschchen mit Schlafmitteln versetzt.
00:36:30: Nach dem Spaziergang steigen sie zu viert mit dem Baby wieder ins Auto.
00:36:35: Natalia steuert den Wagen durch die Dunkelheit in Richtung der geflüchteten Unterkunft.
00:36:39: Es dauert nicht lange, bis Olena über Übelkeit und Herzprobleme klagt.
00:36:44: Im Gegensatz zu Tochter Sophia, die sich Sorgen um ihre Mutter macht, verschleiern Natalia und Pascal mit mitleidigen Blicken und mit fühlenden Worten die Tatsache, dass sie für Olenas immer schlechter werdenden Gesundheitszustand verantwortlich sind.
00:36:58: Das Paar bietet an, Sophia und Baby Daria noch schnell wie geplant nach Hause zu bringen und Olena dann ins Krankenhaus zu fahren.
00:37:05: Die beiden Frauen sind dankbar, denn sie ahnen nicht, was wirklich hinter der vermeintlichen Hilfsbereitschaft von Natalia und Pascal steckt.
00:37:12: Nachdem sie Sophia und Daria gegen zweiundzwanzig Uhr an der Unterkunft abgesetzt haben, fährt Natalia nämlich nicht wie abgemacht zum Krankenhaus, sondern zu einem abgelegenen Weier.
00:37:22: Das krumme Loch, wie er genannt wird, ist tagsüber ein verwunschenes Naturparadies mit lauschigen Ecken und überwucherten Ufern, an den AnglerInnen auf fette Beute hoffen.
00:37:33: allerdings überhaupt nicht mehr einladend, sondern wie der einsamste Ort auf Erden.
00:37:38: Die Scheinwerfer des Autos schneiden Lichtkegel in die Pechschwarzen Nacht.
00:37:42: In der Stille dröhnt nur das Brummen des Motors, denn auch von der Rückbank sind kaum noch Geräusche zu hören.
00:37:48: Die Schlafmittel in Olena Saft haben ihre Wirkung entfaltet.
00:37:51: Die einundfünfzigjährige ist völlig benommen.
00:37:55: Als Natalia das Auto am krummen Loch abstellt, ist Pascal an der Reihe.
00:37:59: Er zieht die sedierte Olena aus dem Wagen und dann geht alles ganz schnell.
00:38:03: Vermutlich, mit einem Gummihammer, den er später in den Rheingeworfen haben will, versetzt er ihr mehrere wuchtige Schläge auf den Kopf.
00:38:10: Olena geht sofort zu Boden.
00:38:12: Pascal legt der sterbenden Frau ein Stahlseil um den Hals und schleift sie so etwa hundert Meter weit bis ins dunkle Wasser des Weyers.
00:38:20: Zwar treibt der Leichnam zuerst auf dem Seegrund, aber wegen der vollen Gase, die sich danach entwickeln, bewegt er sich dann vom Seegrund an die Oberfläche.
00:38:28: Wie die Obduktion später ergeben wird, starb die einundfünfzig jährige letztlich an ihren massiven Kopfverletzungen.
00:38:35: Nach dem ersten Akt ihres grausamen Dramas fahren Natalia und Pascal zurück in ihre Wohnung, um den zweiten und finalen Teil ihres Plans vorzubereiten.
00:38:45: Kurz vor Mitternacht meldet sich Natalia noch einmal bei Sophia.
00:38:48: Sie erzählt ihr, dass Olena einen Herzinfarkt erlitten habe und im Krankenhaus behandelt werde.
00:38:53: Und bei dieser Lüge belässt sie es nicht.
00:38:55: Fürsorglich wie immer, bietet Natalia der jungen Mutter an, sie und Baby Daria sofort abzuholen und zu Olena in die Klinik zu bringen.
00:39:04: Sophia, die sich wegen der Schlafmittel im Saft inzwischen selbst seltsam kaputt fühlt, ist mehr als dankbar dafür, dass sich Natalia mitten in der Nacht noch dazu am Geburtstag ihres Ehemanns auf den Weg damit sie ihrer kranken Mutter zur Seite stehen kann.
00:39:19: Als die aufgrund der Medikamente immer müder werdende Sophia, mit der kleinen Daria kurze Zeit später wieder bei Natalia und Pascal im Wagen sitzt, spielen die beiden ihr falsche Spiel zum zweiten Mal.
00:39:30: Sie denken gar nicht daran, zur Klinik zu fahren, wozu auch.
00:39:33: Olena liegt ja nicht in einem sterilen Bett mit weißen Lagen, sondern tot in einem kalten Weier.
00:39:39: Und auch mit ihrer Tochter Sophia fahren Natalia und Pascal nun ans Wasser, an den Rhein in Hockenheim.
00:39:45: Doch die Mutter... ihrer zukünftigen Tochter soll ihr Grab nicht in den Fluten finden.
00:39:50: Für Sophia ist ein anderes Element bestimmt.
00:39:53: Nach dem Pascal, die sedierte siebenundzwanzigjährige mit mehreren Schlägen auf den Kopf getötet hat, übergießt er ihre Leiche mit Benzin und zündet sie an, um Spuren zu verwischen.
00:40:03: Sophia ist Tochter Daria, die mit Natalia im Wagen zurückgeblieben ist, weiß nicht, dass der grelle Feuerschein, der sich im Autofenster spiegelt, die sterblichen Überreste ihrer Mutter in Flammen setzt.
00:40:15: Als die Polizei am nächsten Morgen anrückt, haben die Flammen die einst so lebendige junge Frau in einen verkohlten Leichnam verwandelt.
00:40:23: Nachdem Pascal und Natalia die beiden Frauen getötet haben, haben sie nun das erreicht, was sie immer wollten.
00:40:28: Gemeinsam mit Baby Daria, aber ohne die in ihren Augen lästige Mutter und Großmutter des Mädchens, fahren sie nach Hause.
00:40:36: Am siebzehnten März, einen Tag nach Pascal's Geburtstag und einen Tag, nachdem sie das Schlimmste getan haben, wozu Menschen fähig sind, starten Natalia und Pascal in das Leben, dass sie sich so lange gewünscht haben.
00:40:48: Endlich sind sie Eltern einer Tochter, die das Familienglück vollkommen macht.
00:40:52: Sie geben Daria den neuen Namen Julia und schweben mit dem kleinen Mädchen auf Folge sieben.
00:40:57: Ihre Julia ist perfekt für Natalia und Pascal.
00:41:01: Und das sollen alle sehen.
00:41:02: Die Gelegenheit, Julia im Freundeskreis vorzustellen, ergibt sich wenige Tage später auf einer Geburtstagsfeier, bei der das Baby dem Geburtstagskind fast den Rang abläuft.
00:41:12: Aber Natalia und Pascal können mit ihrer Freude einfach nicht hinterm Berg halten.
00:41:16: Solange hatten sie keinen Glück, doch nun ist dieses Mädchen zu ihnen gekommen.
00:41:20: Sie hätten ihre Tochter aus Tschechien adoptiert, erzählen sie allen Gästen.
00:41:23: Doch nach einer Woche zwischen Kuscheleinheiten und Windeln wechseln, verfliegt der Babyzauber der frisch gebackenen Eltern innerhalb von Sekunden, als Natalia Pascal, Julian nicht mehr in ihren Armen wiegen können, sondern sich stattdessen handschellen, um ihre Handgelenke legen.
00:41:38: Für die meisten Anwesenden im Saal des Mannheimer Landgerichts ist das, was im Prozess ans Licht kommt, schier unbegreiflich.
00:41:45: Ein Detail ist schockierender als das andere.
00:41:48: Wie keitblütig und abgebrüht müssen Menschen sein, die einem fünfwochen alten Baby sowohl die Mutter als auch die Großmutter nehmen, um das Kind als ihr eigenes auszugeben.
00:41:58: Jene Prozessbesucherinnen, die versuchen, aus den Gesichtern von Natalia und Pascal irgendeine Gefühlsregung herauszulesen, bleiben erfolglos.
00:42:06: Ihre Mienen sind wie versteinert.
00:42:08: Na zu reglos lassen sie all die Vorwürfe der Gräueltaten, die sie nicht abstreiten, über sich ergehen.
00:42:14: Den beiden Angeklagten scheint es auch nichts auszuwachen, als das Ausmaß ihrer Verbrechen für alle im Saal nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar wird.
00:42:22: Die beiden zucken kaum mit der Wimper als ein Foto von Sophia, überlebensgroß an die Leinwand projiziert wird und auch nicht als das Bild der lächelnden jungen Mutter, einer Aufnahme ihrer verkohlten Überreste weicht.
00:42:34: Selbst die kleine Daria, die Natalia und Pascal so sehr als ihre eigene Tochter wollten, dass sie dafür wortwörtlich über Leichen ging, scheint im Prozess keine Emotionen mehr in den beiden auszulösen.
00:42:45: Dafür reagiert eine Frau im Publikum umso heftiger, als auf der Leinwand ein Videosmädchen gezeigt wird, das in einer Babyschale auf und ab wirbt.
00:42:54: Für die ältere Dame, die im selben Ort wie Natalia und Pascal wohnt und die sich selbst ebenfalls immer eine Tochter gewünscht hatte, ist der Gedanke nicht zu ertragen, dass die beiden Angeklagten ihr persönliches Leid zudem von mindestens drei anderen Menschen gemacht haben.
00:43:07: Unter Tränen verlässt ihr den Saal.
00:43:10: Wie abgebrüht Natalia und Pascal gehandelt haben, offenbaren vor allem die Chatverläufe auf ihren Handys.
00:43:17: Wenn nur ein Teil davon liest, könnte davon ausgehen, dass es sich um ganz normale Konversationen zwischen einem langjährigen Paar handelt.
00:43:23: Mal geht es darum, was sie abends essen wollen, mal ums Kegeln, auch kleine Streitigkeiten werden schriftlich ausgetragen.
00:43:29: Doch dazwischen tauchen immer wieder die Mordpläne auf.
00:43:33: Ganz so, als seien sie genau wie Einkäufe oder Wäsche waschen, ein weiteres alltägliches Tudu.
00:43:39: Auf Nataljas Frage etwa, wie sie Sophia und Olenna am besten aus dem Weg schaffen, antwortet Pascal schlicht, Zitat, erledigen und anzünden.
00:43:48: Als er ihr später schreibt, dass sie noch Benzin besorgen müssten, fragt Natalia nur für.
00:43:54: Er erklärt ihr, dass sie damit die Spuren der Tötung beseitigen könnten.
00:43:57: Ihre knappe Antwort lautet.
00:43:59: Ah, okay.
00:44:00: Und zwischendurch machen sie sich sogar über ihre nichtsahenden Opfer lustig und schreiben darüber, dass Fußpflegerin Natalia, Sofia und ihrer Mutter Olena vor ihrem Tod eigentlich noch die Füße machen sollte.
00:44:12: Nur wenn es um das Baby geht, dann ist der Schreibstil der beiden weder abgebrüht noch spöttisch, sondern liebevoll.
00:44:18: Daria nennen sie im Chat die Maus.
00:44:21: Sie schicken sich gegenseitig Bilder von niedlichen Strampelanzügen und besprechen, wie sie gefüttert werden und wo in ihrer Wohnung sie schlafen soll.
00:44:28: Der Nebenklageranwalt ordnet die Chatverläufe so ein.
00:44:31: Es hatten dieses Gesamtbild, dieser Skrupellosigkeit, dieser Gefühlskelte, dieser Menschenverachtung, gepasst, die die beiden in jeglicher Handlungsweise an den Tag gelegt haben.
00:44:46: Also auch das gemeinsame Abendessen, wo die Tötung der beiden Frauen bereits feststand.
00:44:51: Eine Einladung zum Geburtstagsabendessen.
00:44:53: Anschließend ermordet man die Menschen, das ganze Vorgehen, das Aussuchen der Kinder, wie man sich umschaut hat in Tschechien.
00:45:00: in der Schweiz nach neugeborenen Babys.
00:45:03: Also dieses ganze Vorgehen hat an allein diese Texte stimmig erscheinen lassen.
00:45:09: Vor dem Hintergrund der für viele nicht nachvollziehbaren lapidaren Chat-Nachrichten wird die Aussage des psychiatrischen Sachverständigen mit Hochspannung erwartet.
00:45:18: Nicht nur im Gerichtssaal, sondern auch in den Medien schwingt die Frage mit, was um Himmels Willen in den Köpfen von Natalia und Pascal vor sich geht, um zu solchen Taten fähig zu sein.
00:45:28: Wie kann ein Ehepaar, ein Elternpaar, zwei Menschen töten, um einem Neugeborenen seine Mutter und seine Großmutter zu rauben und das Baby dann als sein eigenes auszugeben?
00:45:39: Ich habe ja vorhin von diesem Kommentarspalten auf Social Media geredet, die ich damals zum Prozessauftakt gelesen habe.
00:45:45: Und da waren sich sehr, sehr viele einig, dass die Verbrechen, die Natalia und Pascal begangen haben sollen, einfach nur Zitat krank oder Irre gewesen sein.
00:45:55: Also ich verstehe, das soll zeigen, wie entrüstet man ist.
00:45:57: Aber mit solchen Aussagen gehen wir hier im Podcast ja eher vorsichtig um.
00:46:01: Und darüber haben wir auch mit Anwalt Franz gesprochen.
00:46:03: Ich meine, für Außenstehende sagt man ja, wer sowas macht, wer so kalt vorgeht, bei dem da kann ja irgendwas nicht stimmen im Kopf.
00:46:11: Es gibt eben Menschen, die entscheiden sich bei klarstem Verstand einen anderen aus welchen Gründen auch immer zu töten.
00:46:22: Als nun der Psychiater, der als Gutachter geladen ist, seiner Aussage macht, wird klar, keiner von beiden.
00:46:28: Weder Natalia noch Pascal hat eine psychische Störung.
00:46:31: Pascal habe zwar gesagt, dass er nach einer von Natalias Fehlgeburten Stimmen und Schreie in Form von Hallezinationen gehört hätte, doch selbst wenn dem so sei, genüge das alleine nicht als Nachweis für eine schizofrene Erkrankung, sagt der Gutachter.
00:46:45: Pascal versuchte jedoch den Psychiater davon zu überzeugen, dass etwas anderes seine Schuldfähigkeit vermindert habe, seinen Rogenkonsum.
00:46:53: Denn Pascal ist illegalen, aufputschenden Mitteln nicht abgeneigt.
00:46:57: Der inzwischen dreiundvierzigjährige gab vor dem Gutachter an, nach den Fehlgeburten noch mehr als ohnehin konsumiert zu haben, fast täglich am Fetamin in großen Mengen, oft auch Koks.
00:47:08: Der Experte schätzt das jedoch anders ein.
00:47:10: Pascal's Haarproben würden auf einen deutlich weniger regelmäßigen und auch eher moderaten Drogenkonsum schließen lassen, erklärt der Psychiater vor Gericht.
00:47:19: Daraus schlussfolgt er, dass auch Pascal's Drogenkonsum keine tiefgreifenden Auswirkungen auf seine Psyche habe.
00:47:25: Auch die nazistische Persönlichkeitsstruktur, die der Gutachter bei ihm feststellt, sei nicht so stark ausgeprägt, dass sie sich in irgendeiner Form auf seine Schuldfähigkeit auswirken würde.
00:47:35: Und auch bei Natalia stellt der Psychiater nichts fest, was ihre Schuldfähigkeit mindern würde.
00:47:40: Anders als ihr Mann konsumiert die forty-fünf-Jährige keine Drogen.
00:47:44: Zwar sei bei Natalia eine depressive Grundstruktur zu erkennen, doch auch dieser Zustand sei forensisch nicht relevant.
00:47:51: Der Experte kommt daher zu dem Schluss, beide Angeklagten sind voll schuldfähig.
00:47:56: Nicht jede kranke Tat muss durch kranke Täter erfolgen.
00:47:59: Das sagt die Oberstaatsanwältin schließlich, als die Plädoyers gesprochen werden.
00:48:03: Sie macht keinen Hehl daraus, dass Natalia an Pascal Zitat gefühlt kalt und mit hoher krimineller Energie vorgegangen sein.
00:48:11: Die beiden seien bereit gewesen, zwei Menschenleben auszulöschen, um sich den Traum einer gemeinsamen Tochter zu erfüllen.
00:48:17: Letztlich gebe es für die beiden gemeinschaftlich ausgeführten Morde nur eine angemessene Strafe, lebenslange Haft, mit besonderer Schwere der Schuld.
00:48:26: Dieser Zusatz, so ist dem Ehepaar, unmöglich machen, nach fünfzehn Jahren im Gefängnis auf Bewährung frei zu kommen.
00:48:32: Neben Klager Anwalt Thomas Franz schließt sich in seinem Plädoyer der Oberstaatsanwalt in An und selbst die Verteidigung von Natalia und Pascal fordert für die Tat in ihrer Mandant in den Lebenslangenhaft.
00:48:43: Und dass selbst die Verteidigung so eine hohe Strafe fordert, mag für manche dann doch vielleicht etwas verwunderlich klingen.
00:48:49: Für Herrn Franz ist das aber ganz klar, warum die Verteidigung in dem Fall so plädiert hat.
00:48:55: Also die beiden sind ja von einem sehr erfahrenen Kollegen, auch beide Fachanwälte für Strafrecht verteidigt worden.
00:49:04: Und die haben natürlich nach Abschluss der Beweisaufnahme, insbesondere auch aufgrund des anfänglichen Geständnisses von beiden natürlich gesehen, dass hier nichts anderes im Betracht kommt als die Verhängung einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
00:49:20: Die hätten sicher lächerlich gemacht und das tunvoll Profis nicht.
00:49:24: wenn sie da was anderes gefordert hätten.
00:49:26: Das Einzige, was sie halt nicht so gesehen haben, wie die Staatsanwaltschaft und wir von daneben klagen, die besondere Schwere der Schulden.
00:49:36: In ihren letzten Worten sprechen Natalia und Pascal zum ersten Mal während des Prozesses selbst.
00:49:41: Natalia's Stimme klingt verweint, als sie sich bei den Angehörigen von Sofia und Olena entschuldigt.
00:49:47: Sie habe einen großen Fehler gemacht, den sie sehr bereue.
00:49:51: Es seien nicht nur zwei Frauen tot, auch Daria müsste nun ohne ihre Mutter aufwachsen.
00:49:56: Doch das Mädchen, das nun gerade einmal ein Jahr alt ist, sei nicht das einzige Kind, das unter den Verbrechen Leide, die sie und Pascal begangen haben.
00:50:04: Auch ihre eigenen Kinder müssten nun ohne Mutter aufwachsen.
00:50:08: Natalia erklärt, dass die Taten sie psychisch sehr belasten würden.
00:50:12: Jetzt, im Nachhinein, mache sie sich große Vorwürfe, dass sie ihren Mann, der Sophia und Olena erschlagen hat, nicht im letzten Moment doch noch aufgehalten habe.
00:50:21: Denn auch wenn sie den Kontakt nur gesucht hatte, um Sophias damals noch ungeborene Tochter zu entführen, habe sich mit der Zeit wirklich eine Freundschaft zu ihr entwickelt.
00:50:31: Nun wünsche sich Natalia nicht sehnlicher, als dass sie die Zeit zurückdrehen und ihre Gräueltaten ungeschehen machen können.
00:50:39: Und darüber habe ich doch wirklich ein bisschen überrascht.
00:50:41: Denn erstens klingt das jetzt für mich hier so, als ob sie auf den letzten Metern da nochmal mit dem Finger auf das Kalt zeigen wollen würde.
00:50:47: Und zweitens finde ich diese Aussage noch perfider, weil sie verbindet ja hier zwei Sachen.
00:50:52: Also zum einen, dass sie ja eigentlich das Kind nur entführen wollten, sich aber dann nachher doch für einen Mord entschieden haben, obwohl Sie eine Art Freundschaft entwickelt haben soll zu ihren Opfern.
00:51:04: Also das macht das Ganze irgendwie noch ekliger.
00:51:09: Auch Pascal gibt sich in seinem letzten Wort rollmütig.
00:51:12: Er sagt, ich kann nicht verstehen, wie ich so etwas tun konnte.
00:51:16: Er finde es abscheulich, was er den beiden Frauen der kleinen Daria und den Angehörigen angetan habe.
00:51:22: Nun erwarte er seine gerechte Strafe.
00:51:25: Das Urteil gegen Nataya und Pascal fällt am Montag, den zehnten Februar, zwanzig.
00:51:30: Wie schon zu Beginn der Verhandlung vor gut einem Monat gelingt es den Kameras der Presse-Themen, nur die Justiz Angestellten vor die Linse zu bekommen, die sich in ihren schwarzen Roben von dem Königsblauen Teppichboden abheben.
00:51:42: Die beiden Angeklagten geben sich auch jetzt am letzten Prozesttag Öffentlichkeitscheu und betreten den Saal erst, als keine Aufnahmen mehr gemacht werden dürfen.
00:51:51: Natalia und Pascal erheben sich wie alle anderen, als der vorsitzende Richter das Urteil spricht.
00:51:56: für beide lautet es, lebenslange Freiheitsstrafe mit besonderer Schwere der Schuld.
00:52:00: Denn in beiden Fällen sieht das Gericht jeweils gleich drei Mordmerkmale verwirklicht.
00:52:05: Das Ehepaar habe sowohl heimtückisch als auch aus niedrigen Beweggründen gehandelt.
00:52:10: Und dazu komme in Olenas Fall noch das der Ermöglichungsabsicht.
00:52:13: Natalia und Pascal hätten sie nämlich getötet, um eine weitere Straftat, also den Mord an Sofia zu ermöglichen.
00:52:19: Und in Sofia's Fall greife zusätzlich die Verdeckungsabsicht, denn sie musste sterben, um den Mord an ihrer Mutter zu verdecken.
00:52:25: So, und jetzt hab ich mir gedacht, fehlt da nicht noch ein Straftatbestand, denn Natalia und Pascal haben getötet, um ein Baby zu entführen.
00:52:32: Und dieses Baby zu entführen ist ja verboten.
00:52:35: Deswegen hab ich gedacht, haben die nicht bei beiden Taten auch das Mordmerkmal zur Ermöglichung einer anderen Straftat erfüllt.
00:52:42: Diese Straftat wäre aber gewesen Entziehung minderjähriger und ist im Paragraf zweihundertdreißig STGB geregelt.
00:52:49: Deswegen wurden Natalia und Pascal zunächst auch angeklagt, aber das wurde dann wegen rechtlicher Bedenken recht schnell wieder eingestellt.
00:52:56: Ausschlaggebend waren juristische Feinheiten, aber vereinfacht gesagt war das Problem, dass Sophia in dem Moment, in dem Daria entzogen wurde, schon nicht mehr gelebt hat.
00:53:06: Es gab dann also ab da keine erziehungsberechtigte Person mehr, also jedenfalls keine, von der man wusste.
00:53:11: der Natalia und Pascal Daria hätten entziehen können.
00:53:15: Und dann funktioniert eine Verurteilung wegen dieses Straftatbestands nicht mehr so richtig.
00:53:20: Und deswegen hatte man sich dazu entschlossen, den hier nicht mit zu verhandeln.
00:53:23: Zum einen, weil man sich da natürlich auch absichern wollte, dass das kein Revisionsgrund ist.
00:53:28: Und zum anderen, weil es für das Gesamturteil eh egal gewesen wäre.
00:53:32: In der Urteilsbegründung wird unter Vorsitzenderichter das Paar habe die Morde ohne Skruppe und mit großer Kaltblütigkeit geplant und ausgeführt.
00:53:40: Der Prozess habe, Zitat, erschreckende und verstörende Einblicke in die menschlichen Abgründe zu Tage gefördert.
00:53:47: Um das zu untermauern, dieste er noch einmal eine Chatnachricht vor, die zeigt, wie charmlos es das Paar ausgenutzt hat, dass die Hochschwangere Sophia damals in der Telegram-Gruppe um Hilfe rund um die Geburt gebeten hatte.
00:53:59: Kurz nachdem es Natalia gelungen war, Sofia zu überreden, ihre Tochter für einen angeblichen Banktermin auszuleihen, schrieb Natalia Pascal.
00:54:06: Wenn ich nie übersetzt hätte, hätte sie das nie mitgemacht.
00:54:10: Aber die merken, dass man sich bemüht.
00:54:12: Dieses Zitat lässt der Vorsitzende Richter im Saal stehen und schüttelt nur stumm den Kopf.
00:54:18: Für Sofia-Schwester Kira ist das Urteil immerhin ein Abschluss, auch wenn das Verbrechen an ihrer Mutter und ihrer Schwester, damit natürlich nicht zu sünn sei, sagt ihr Anwalt Herr Franz.
00:54:28: Also es war auf jeden Fall eine Erleichterung da, eine Erleichterung, dass die beiden Mörder ihrer Schwester und ihrer Mutter die höchste Strafe bekommen haben, die das Dolsen-Strafrecht überhaupt kennt und dass ja die Sache dann auch abgeschlossen ist und sie zumindest das Verfahren für sich auch abschließen konnte.
00:54:49: Thomas Franz hat für Kira und Baby Daria außerdem jeweils fünfzehntausend Euro Schmerzensgeld und Schadensersatz erwirkt.
00:54:55: Aber das Geld ist natürlich ein schwacher Trost.
00:54:57: Es ist nicht der Wert eines Menschenlebens, um das klar zu sagen, betont der Nebenklageanwalt.
00:55:03: Sofia ist mit ihrer Mutter Olena schwanger nach Deutschland gekommen.
00:55:06: Die beiden Frauen flogen vor dem Krieg und suchten in Deutschland Hilfe und Schutz und liefen dann ausgerechnet Natalia und Pascal in die Arme.
00:55:14: Ein Neugeborenes zu entführen, um es als das eigene auszugeben, ist kaltherzig und skrupellos.
00:55:20: Aber für die vermeintlich perfekte Familie, auch noch einen Doppelmord zu begehen, ist an Abscheulichkeit nicht zu überbieten.
00:55:27: Statt in ihren gemütlichen vier Wänden verbringen Natalia und Pascal nun viele Jahre ihres Lebens hinter dicken Gefängnismauern.
00:55:34: Ohne irgendeines ihrer Kinder.
00:55:36: Denn auch die müssen nun ohne Eltern aufwachsen, genau wie Daria.
00:55:40: Doch im Gegensatz zu den Kindern von Natalia und Pascal kann Daria trotz allem, sogar trotz des Krieges in ihrem Land, bei einer Verwandten aufwachsen, die sich liebevoll um sie kümmern wird.
00:55:51: Ihre Tante Kira will sie als ihre Tochter annehmen.
00:55:53: Der Adoptionsprozess läuft zu dem Zeitpunkt.
00:55:56: Und wenn Daria einmal alt genug ist, dann wird ihr Kira sicher von ihrer Mama und ihrer Oma erzählen.
00:56:02: Und was für starke, tapfere Frauen sie waren.
00:56:06: Also das ist so ein grausamer Fall, der mich wieder komplett sprachlos zurücklässt.
00:56:13: Also, abgesehen von der Tat an sich die grausam, grausam, grausam ist, macht mich dieses Ausnutzen einer Notsituation so fassungslos.
00:56:22: Und ich meine, man kann ja sicher mit so einem unerfüllten Kinderwunsch mitfühlen, hat die Expertin vorhin ja auch erklärt, wie verzweifelt ein das machen kann.
00:56:30: Aber hier ist das Ding, die beiden waren ja nicht kinderlos.
00:56:33: Insgesamt gab es ja vier Kinder, drei, die mit ihnen gelebt haben, eins davon gemeinsam.
00:56:38: Und das finde ich ganz interessant, dann unter den Kommentaren auf Instagram waren viele über den Fakt schockiert.
00:56:44: Also die haben geschrieben, war es, die haben ja schon Kinder, sollen sie sich mal um die kümmern, etc.
00:56:50: Aber nun ist es ja so, schon vorhandene Kinder lassen den Kinderwunsch nach einem weiteren Nummer nicht immer verschwinden.
00:56:57: Auch darüber haben wir mit Dr.
00:56:58: Kathrin Mautner, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie gesprochen.
00:57:03: Ein starker Kinderwunsch ist eben nicht immer rational oder quantitativ erklärbar.
00:57:08: Auch Menschen mit bereits vorhandenen Kindern können den Wunsch nach einem bestimmten Kind, also zum Beispiel einem gemeinsamen oder einem... sozusagen richtigen als übermäßig oder übermächtig erleben.
00:57:21: Das Kind wird dabei nicht als eigenständige Person erlebt, sondern innerlich als eine Art idealisiertes Objekt, ein Symbol für Vollständigkeit, Heilung oder Neuanfang.
00:57:33: Das alles immer auf der unbewussten Ebene.
00:57:37: Im genannten Fall scheint das Paar die Vorstellung entwickelt zu haben, dass eine gemeinsame Tochter ihr Leben vervollständigen würde.
00:57:44: Diese Fantasie wurde Anscheinend so stark, dass die reale Mutter und Großmutter des Babys quasi nur noch als Hindernisse wahrgenommen werden konnten.
00:57:56: Dr.
00:57:56: Mautner hat natürlich auch gesagt, dass das hier schon ein sehr außergewöhnlicher Fall von Kinderwunsch ist.
00:58:02: Aber, auch das sei hier nochmal betont, dieser starke, starke Wunsch, selbst wenn er in dem Fall Natalia und Pascal psychisch stark belastet hat, dann hat er hier trotzdem nicht deren Schuldfähigkeit in irgendeiner Art beeinflusst.
00:58:15: Also dieser pure Egoismus zu sagen, ja, ich will hier gar nicht das Beste für ein Kind, sondern ich will vor allem das Beste für mich.
00:58:23: und dann ist mir das egal, wenn ich die wichtigsten Bezugspersonen dieses Kindes fühlte.
00:58:28: Dafür haben die sich aktiv entschieden.
00:58:30: und sie hätten sich anders entscheiden können.
00:58:33: Sie wussten, was Recht und Unrecht ist und hätten die Chance gehabt, sich demnach zu verhalten.
00:58:38: Was ich so erschreckend finde, ist, es ist nicht der einzige Fall gewesen, bei dem Menschen über Leichen gegangen sind, um sich diesen Kinderwunsch zu erfüllen.
00:58:45: Und ich habe immer gehofft, dass es so eine Art Urban Legend ist, bis ich davon selber mal in einem amerikanischen True Crime Podcast gehört hatte.
00:58:52: In dem Jahr zwei Tausend neun hatte in Oregon eine siebenundzwanzigjährige, auch bereits Mutter von zwei Kindern, eine schwangere Bekannte umgebracht.
00:58:59: Sie schnitt ihr den Bauch auf und entnahm das Baby, um das dann halt ihr Eigenes auszugeben.
00:59:04: Sowohl die Kindesmutter als auch das Kind starben und auch die beiden... hatten sich vorher Online kennengelernt über so ein Online-Kleinanzeigenportal.
00:59:12: Und darüber hat die Täterin offenbar tatsächlich auch mehrere schwangere Frauen in der Umgebung von Portland systematisch angeschrieben.
00:59:19: Und es gibt auch noch weitere Fälle.
00:59:20: In den vergangenen Jahren hat sich eine Frau in Pennsylvania, einer Schwangeren, ebenfalls den Bauch auf, um das Kind zu kriegen.
00:59:26: Da überdebte das Kind aber die Mutter nicht.
00:59:29: Und in dem Fall war die Täterin sogar vorbestraft und hatte gerade eine achtjährige Haftstrafe verbüsst, weil sie zuvor aus denselben Gründen eine werdende Mutter erstochen hatte.
00:59:40: Wir haben jetzt alleine bei einer Online-Recherche, um um zwanzig Fälle in den USA gefunden, die nach dem ungefähr gleichen Schema verlaufen sind.
00:59:48: Also solche Taten passieren erschreckenderweise tatsächlich immer wieder.
00:59:53: So, ich weiß, das war jetzt hier ganz schön harter Tobak und davon müssen wir uns glaube ich jetzt auch erstmal alle eine Woche erholen.
00:59:59: In der kommenden Episode ist Laura wieder mit dabei und wir besprechen gemeinsam einen Fall, bei dem Amors giftiger Pfeil sein Opfer zunächst in den siebten Himmel katapultierte und danach ganz tief fallen ließ.
01:00:12: Bis dahin.
01:00:23: Redaktion Magdalena Höchl und wir Schnitt Pauline Korb Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.
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