#213 Doppeltes Spiel
Shownotes
Mario Forster hat kriminelle Energie in sich, daran gibt es keinen Zweifel. Immer wieder hat er in der Vergangenheit gestohlen, betrogen, unterschlagen und Hehlerware verkauft. Als er 2009 nach einer dreijährigen Haftstrafe die JVA Memmingen verlässt, interessiert ihn vor allem eins: Wie kann er möglichst schnell an viel Geld kommen? Ausgerechnet das LKA Bayern liefert ihm eine Antwort. Mario soll künftig für sie arbeiten und das nicht trotz, sondern gerade wegen seiner kriminellen Vergangenheit. Mario willigt ein, ohne zu ahnen, dass er sich damit auf ein doppeltes Spiel einlässt, aus dem er als Verlierer hervorgehen wird. Achtung, top secret: In dieser Folge von Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe sprechen wir über Vertrauenspersonen, auch V-Leute genannt, die als Informant:innen der Polizei in kriminellen Gruppen und Milieus unterwegs sind um dort Informationen über vergangene oder geplante Straftaten zu sammeln. Warum entscheiden sich Menschen für diesen gefährlichen Job, der immer mit Verrat einhergeht? Wie hilfreich sind ihre Einblicke? Und wie weit darf der Staat für den Erfolg eines Einsatzes gehen? All das erfahrt ihr in dieser Episode.
Experten in dieser Folge: Klaus Nachtigall, ehemaliger Berliner LKA-Ermittler und Polizeioberkommissar sowie Strafverteidiger Alexander Schmidtgall
Credit
Produzentinnen/ Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers, Jennifer Fahrenholz Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen
Quellen (Auswahl)
Landgericht Nürnberg-Fürth, Urteil vom 27.07.2018, 300 Js 12538/14 13 KLs 2 Ss 29/19 Zeit Magazin: “Forster fühlt sich verraten” Die Zeit: “Die Rache des V-Mannes” Spiegel: “Wie eine Ratte” SWR: “V-Leute - Die zwielichtigen Helfer des Rechtsstaats”
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Transkript anzeigen
00:00:11: Hallöchen und herzlich willkommen bei ModLust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:00:14: Hier geht es um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:00:16: Mein Name ist Paulina Kraser und normalerweise sitzt hier mit mir meine Kollegin und Freundin Laura Wohl aus, mit der ich immer einen wahren, bedeutsamen Kriminalfall nacherzähle.
00:00:26: Gemeinsam orten wir den immer ein, erörtern und diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte und sprechen mit Menschen mit Expertise.
00:00:34: Heute aber führe ich euch alleine durch diese Folge.
00:00:37: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
00:00:40: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:00:42: Das machen wir auch selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
00:00:45: Das ist für uns immer so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:00:50: Bevor ich mit der heutigen Geschichte starte, in der es um einen Kriminellen geht, der sich dem vermeintlich Guten zuwendet und das später als den größten Fehler seines Lebens bezeichnen wird, will ich euch noch kurz auf ein anderes Thema aufmerksam machen.
00:01:04: Und zwar geht es um die dreißigjährige Kölner Joggerin Yanni Genj, die beim Joggen von einem Mann heimlich gefilmt wurde, nämlich von einem Radfahrer, der sie von hinten filmte.
00:01:14: Erst als sie seinen Schatten sah, bemerkte sie das.
00:01:17: Offenbar hatte er vor allem ihren Pro gefilmt.
00:01:19: Und als sie ihn zur Redestellte, sagte der ein Ernstes, ja, warum ziehen sie sich denn so eine Hose an?
00:01:25: Vermutlich hat sie einfach eine Jogginghose oder Leggings getragen, aber selbst wenn sie einen Rock angehabt hätte, was zum Teufel.
00:01:31: Jedenfalls würde die Frau das anzeigen.
00:01:34: Doch dann hat man bei der Polizeizelle gesagt, dass das nichts bringen würde, denn so wie das Gesetz aktuell... ist, sei das nicht strafbar, was der Mann gemacht hatte.
00:01:42: Und das ist ein Punkt, der mich wirklich fassungslos macht.
00:01:45: Rechtlich gilt bisher, dass solche Aufnahmen nur dann strafbar sind, wenn sie unter Paragraf-Hundert-Vier-und-Achzig-Karte-Strafgesetz-Buchs fallen.
00:01:52: Und darunter fehlt halt so was wie Abskirting, also die Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen.
00:01:59: Das wurde im Jahr-Zwei-Tausend-Zwanzig ins Strafgesetzbuch aufgenommen.
00:02:02: Aber alles andere, auch wenn es aus sexueller Motivation heraus passiert, ist bislang nicht erfasst.
00:02:08: troffene Körperstelle gegen Anblick, besonders geschützt ist, also quasi der Täter oder die Täterin, diesen Schutz, was im Grunde genommen dann halt die Kleidung ist, durch die Aufnahme gezielt überwindet, halt wie beim Abskirting.
00:02:22: Dann habe ich mich noch gefragt, okay, was ist mit dem Recht am eigenen Bild, aber das greift hier auch nicht, weil das Gesetz vor allem die Veröffentlichung von Bildern regelt, also nicht das bloße Film an sich.
00:02:31: Die Joggerin hat deshalb eine Petition gestartet und über hunderttausend Menschen haben da schon unterschrieben.
00:02:36: Und der NRW Justizminister Benjamin Limbach will das Thema im November auf die Tagesordnung der Justizminister in Konferenz setzen.
00:02:43: Sein Ziel ist eine Gesetzesänderung, damit auch das Film bekleideter Körperteile aus sexueller Motivation heraus klar strafbar wird.
00:02:50: Wenn er sagt, die Kleidung einer Frau ist niemals ein Freifahrtsschein, sie zum Objekt herabzuwürdigen, sollte meiner Meinung nach für alle gelten.
00:02:58: Unser Anwalt des Vertrauens Benedikt Müller von Abe und Kollegen hat da noch auf folgenden Punkt hingewiesen und auf eine von vielen juristischen Auseinandersetzungen zu dem Gesetz hingewiesen.
00:03:08: Und zwar, das Gesetz, also der Nun geht es aber eben auch darum, dass die betroffene Person es durch das Tragen entsprechender Kleidung selbst in der Hand haben soll für einen Sichtschutz zu sorgen.
00:03:24: und so stand es in einem Jurakommentar dazu, Zitat, so auch nach außen zu dokumentieren, dass die genannten Körperteile fremden Anblicken entzogen sein sollen.
00:03:34: Auf diese Weise, so heißt es, bietet das Merkmalgelegenheit zu opferbeschuldigenden Verteidigungsstrategien, dass die betroffene Person keine angemessene Kleidung getragen habe.
00:03:44: Also, wieder die alte Leier, die wir schon alle zu gut kennen, so nach dem Motto, was hattest du an?
00:03:49: Und Benedikt Müller meint, zumindest im Subtext wird hier die Verantwortung wieder auf die, in der Regel, Frau oder weiblich gelesene Person geschoben, sich bitte doch mal ordentlich zu verdecken.
00:04:00: Und ich meine, ab dieser Woche fängt das Oktoberfest auch wieder an.
00:04:02: Kurz dazu auch ein heimlich gefilmtes Dekolltee würde nicht unter Paragraf von halt von den Achtzig K. fallen, solange man halt nicht unter das Dündel filmt oder so.
00:04:11: Da haben wir ja also das gleiche Problem wie mit einer Legends.
00:04:14: In anderen Ländern gibt es etwas breiter aufgestellte Gesetze, beispielsweise in Irland oder in Südkorea.
00:04:19: Da sind gerade so heimliche voyeuristische Aufnahmen, riesen Thema, was man versucht mit Gesetzen zu bekämpfen.
00:04:25: Ich würde mir für solche Situationen schon eine andere rechtliche Grundlage wünschen, damit Menschen nicht denken, dass es okay so was zu machen, denn es ist ganz klar übergriffiges Verhalten.
00:04:36: So, jetzt geht es aber los mit einem Fall, der die Frage aufwirft, wie weit darf der Staat gehen, um hinter die verschlossenen Türen krimineller Welten zu blicken?
00:04:46: Einige Namen haben wir geändert.
00:04:48: Unsere heutige Geschichte beginnt am elften Dezember, in einem kleinen Ort in Bayern.
00:04:53: In einer ruhigen Straße eines Wohngebiets, in dem sich bunte Fachwerkhäuser aneinander rein wie Perlen auf einer Schnur, sitzen an diesem Nachmittag zahlreiche Beamten der Würzburger Polizei in dunklen Zivilfahrzeugen.
00:05:06: Wachsam und konzentriert blicken sie alle auf ein und dasselbe Haus.
00:05:11: Hinter der unscheinbaren Fassade befindet sich jener Mann, den sie heute verhaften wollen, Mario Forster.
00:05:17: Die Würzburger Polizei hat den vierzigjährigen schon länger wegen diverser Drogengeschäfte im Blick.
00:05:22: Erst kürzlich haben sie ihn mit neun Komma sieben Gramm Crystal Meth erwischt, wie er in seiner Unterhose bei sich trug.
00:05:29: Ein Fund, der zur Folge hatte, dass bei Mario Forster die Handschellen klickten.
00:05:33: Doch nach wenigen Stunden auf der Polizeiwache kam die Nachricht der Staatsanwaltschaft, dass man kein Verfahren gegen den Verdächtigen einleiten werde und man ihn wieder auf freien Fuß lassen möge.
00:05:43: Warum ist den Beamtinnen bis heute schleiherhaft?
00:05:46: Doch das ist nun nicht mehr wichtig, denn heute, so lautet die Anweisung von oben, sollen sie ihn endlich dingfest machen.
00:05:53: Die Polizisten wissen, dass das Haus, vor dem sie stehen, der Wohnsitz von Mario Forst, das Mutter ist, bei der der vierzigjährige gerade zur Besuch ist.
00:06:01: Und nach drei Stunden ist es dann soweit.
00:06:04: Der Mann mit kompakter Statur und Glatze tritt aus der Eingangstür hinaus auf die Straße und sorgt dafür, dass die Einsatzkräfte ruckartig ihre Autotüren öffnen und auf ihn zustürmen.
00:06:13: Hände auf den Rücken, Handschellen, Rückbank, die Verhaftung des vielen Vierzigjährigen folgt einer klaren Routine.
00:06:19: Doch was zu diesem Zeitpunkt noch niemand von ihnen ahnt, die Geschichte hinter der Verhaftung des Drogendealers wird die bayerische Polizei in den kommenden Jahren noch schwer beschäftigen.
00:06:29: und einen dunklen Schatten auf die Hüterin des Gesetzes werfen.
00:06:33: Im Dezember, zw.
00:06:34: zw.
00:06:35: etwa neun Monate nach seiner Festnahme beginnt am Landgericht Würzburg der Prozess gegen Mario Forster und erlaubt der Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft.
00:06:46: Ein Vorwurf, mit dem sie klar macht, dass sie den inzwischen forty-fünf-Jährigen nicht für einen Kleinkriminellen hält, sondern für einen gut vernetzten Drogendealer.
00:06:54: Mario Forster sitzt an diesem Tag neben seinem Verteidiger auf der Anklagebank.
00:06:58: Ein Platz, der ihm vertraut ist.
00:07:00: Es ist nicht das erste Mal, das gegen ihn ein Strafprozess geführt wird.
00:07:04: Neben diversen Vorstrafen sorgen zwei verbüßte Haftstrafen für Markel in seiner Biografie.
00:07:09: In den letzten Jahren wird der Wunsch nach einem besseren Leben der Mario Forster erstmals hinter Kitter bringt.
00:07:16: Bei einem Fluchtversuch aus der DDR wird der damals einundzwanzigjährige erwischt und kurz darauf wegen Republikflucht verurteilt.
00:07:23: Insgesamt acht Jahre soll seine Strafe dauern.
00:07:25: Doch als die DDR in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in den letzten Jahren in ihn jedoch nicht.
00:07:45: Bei dem Versuch, schnell und einfach gutes Geld zu machen, gerät Mario Forster auf die schiefe Bahn.
00:07:48: Er stielt, erpresst und hielt und muss schließlich für ein Betrugsache für ein weiteres Mal für drei Jahre ins Gefängnis.
00:07:53: Verbrechen sind, ihr merkt es schon, eine Konstante in Mario Forsters Leben.
00:07:58: Und die zahlreichen Drogengeschäfte, wegen der er.
00:07:59: im Dezember Noch am ersten Verhandlungstag beantwortete der fünfundvierzigjährige die Fragen des Gerichts zu seiner Person und gesteht zugleich all die Drogendelegte, die ihm vorgeworfen werden.
00:08:14: Ja, es stimme, dass er mit Rauschgift gehandelt habe und Substanzen wie Crystal Meth G. unverkauft habe.
00:08:20: Er spricht ohne Reue und ohne Scham und macht auch klar, warum.
00:08:24: Alles, was ich tat, so verkündet er der Kammer, tat ich im Auftrag des Freistaats Bayern.
00:08:30: Ein Satz, der im Gerichtseife verwirrte Gesichter sorgt.
00:08:34: Und den Mario Forster so gleich konkretisiert, indem er hinzufügt, dass er für das Bayerische Landeskriminalamt gearbeitet habe.
00:08:41: Und zwar als sogenannte Vertrauensperson.
00:08:45: Ja, was ist das?
00:08:45: Ganz allgemein kann man sagen, dass Vertrauenspersonen, die auch V-Männer oder V-Frauen genannt werden oder einfach nur V-Personen oder VPs, Menschen sind, die im Auftrag von Sicherheitsbehörden in kriminellen, milieusen und Gruppen unterwegs sind, um dort Informationen zu sammeln für die Polizei unter anderem.
00:09:03: Und das können Infos über vergangene Straftaten sein, über geplante Verbrechen auch.
00:09:07: oder die V-Personen sind da drin, um einfach Einblicke in die Organisation und Strukturen dieser kriminellen Gruppen zu bekommen.
00:09:13: Und um an diese Informationen zu kommen, lassen sich die V-Leute quasi auf ein doppeltes Spiel ein.
00:09:18: Also bedeutet, Edweder sind sie ohnehin schon Teil der Szene und werden dann als Spitze von Behörden wie Polizeidienststellen angeworben.
00:09:25: Oder sie schleusen sich extra für den Job ein.
00:09:28: Ersteres ist gängiger und ehrlicherweise auch sinniger, weil die V-Personen in dem Fall dann schon entsprechende Kontakte haben und ja nicht erst bei Null anfangen müssten.
00:09:37: Wichtig an der Stelle, die Arbeit einer V-Personen ist zwar ein Undercover-Einsatz, aber Vertrauenspersonen sind keine verdeckten Ermittler, also keine Polizeibeamtinnen, sondern eben Privatpersonen, die quasi als eine Art Freelancer für den Staat und seine Organe arbeiten.
00:09:53: Deswegen müssen sie anders als ermittelnde auch keine Beweise zusammentragen.
00:09:56: Also sie müssen jetzt keine Videos, Fotos oder Tonaufnahmen machen, sondern wirklich lediglich Informationen liefern, die dann halt im besten Fall Ermittlungsverfahren anstoßen oder wenn es sich um eine geplante Straftat handelt, um einen polizeilichen Zugriff zu ermöglichen.
00:10:11: Das kann manchmal ein paar Wochen dauern, manchmal auch ein paar Jahre.
00:10:13: Deswegen kann man jetzt auch nicht pauschalisieren, wie lange ein VP-Einsatz dauert.
00:10:18: Und Auftraggeber gibt es unterschiedliche, also beispielsweise Nachrichtendienste wie den Verfassungsschutz oder dem Bundesnachrichtendienst oder Polizeidienststellen.
00:10:26: Und das sind die, auf die wir uns in dieser Folge konzentrieren wollen, also die Polizeidienststellen.
00:10:31: Unter welchen Bedingungen so ein Vertrauenspersoneneinsatz überhaupt möglich ist, hat uns Klaus Nachtigall erklärt.
00:10:36: Nachtigall ist ehemaliger Polizeioberkommissar und hat viele Jahre als Ermittler des LKA Berlin mit Vertrauenspersonen zusammengearbeitet.
00:10:44: Und er sagt, eine Vertrauensperson kann von der Polizei jetzt nicht einfach nach Lust und Laune beauftragt werden.
00:10:49: Das handelt sich generell um Straftaten im Bereich der Schwerstriminalität, wo V-Personen eingesetzt werden.
00:10:56: Also wir reden jetzt hier nicht mal über einen organisierten... Diebstählen in Einzelhandelsgeschäft und eine Jugendliche Bande, die am Wochenende losrennen und beim Autofelgen klauen, zum Beispiel, da wir keine VPs eingesetzt haben.
00:11:10: Das ist rechtlich nicht zulässig.
00:11:12: heißt zu einem Vertrauenspersoneneinsatz muss immer von der Staatsanwaltschaft genehmigt werden.
00:11:17: Laut Klaus Nachtigall stellt die Polizei dafür einen Antrag, in dem steht, wo die Vertrauensperson eingesetzt wird und welche Informationen sie liefern soll.
00:11:24: Gibt es dann grünes Licht von der Staatsanwaltschaft, hofft die Polizei, dass die VP Zugang zu Erkenntnissen bekommt, die sie selbst nie hätten.
00:11:32: Also im Rahmen der Verbrechensbekämpfung und auch im Rahmen von präventiven Maßnahmen, wenn es hier um schwerste Straftaten geht, sind V-Personen inzwischen das schärfste Schwert, was die Polizei oder überhaupt die Strafverfolgungsbehörden gegen Wanden aus dem Bereich der organisierten Kriminalität haben, weil die eben oft allein aus ethnischen Gründen komplett abgeschlossen sind.
00:11:57: Wir können nicht mal den Verdeckten am Mittler irgendwo einschleusen, weil der da überhaupt nicht reinpassen würde, da hätten wir gar keine Chance ranzukommen, sodass man natürlich auf VP-Informationen aus diesem Bereich einfach angewiesen ist, weil es sonst definitiv keiner wirksame Kriminalitätsbekämpfung gibt, sondern immer erst, wenn es zu spät ist.
00:12:18: Ja, und genau solche Einblicke soll Mario Forster nach eigener Aussage in der Vergangenheit dem Bayerischen Landeskriminalamt gewährt haben.
00:12:25: Von dem Jahr zwei Tausend Neuen bis zum Jahr zwei Tausend Elf sei er als Vertrauensperson für die Münchner Polizeibehörde tätig gewesen.
00:12:32: Insgesamt drei Jahre habe er im Rotlicht- und Drogenmilieu Augen und Ohren offen gehalten, Kontakte aufgebaut und regelmäßig Informationen an das LKA weitergegeben.
00:12:41: Und all die Straftaten, die er in dieser Zeit begangen habe, darunter auch die angeklackten Drogendelegte, seien nun einmal Teil seines Jobs gewesen und er habe sie nur begangen, um seinen Einsatz und seine Tarnung nicht zu gefährden.
00:12:53: Außerdem behauptet er, dass das Bayerische Landeskriminalamt über seine Straftaten im Bilder gewesen sei.
00:13:00: Seine Auftraggeber hätten Bescheid gewusst.
00:13:02: Einige Dinge habe er ohnehin nur getan, weil sie ihn dazu gedrängt hätten.
00:13:07: Es ist eine Aussage, mit der die Rollenverteilung im Gericht sei, plötzlich in Pfanken gerät.
00:13:12: Denn Mario Forster, der Angeklagte, ist nun derjenige, der mit dem Finger auf die mächtigste Polizeibehörde Süddeutschlands zeigt.
00:13:20: Mit großer Entschlossenheit beginnt er, seine Sichtweise der Geschichte zu erzählen.
00:13:24: Und die ist für ihn vor allem eines.
00:13:26: Eine Geschichte des Verrats.
00:13:29: Es ist das Jahr, also sechs Jahre zuvor, als Mario Forster in einer Zelle der JVA Memmingen sitzt.
00:13:37: Er ist zufrieden.
00:13:38: Er wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, deutlich weniger, als er es vermutet hatte.
00:13:42: Und daran ist er nicht ganz unbeteidigt.
00:13:44: Mario sitzt wegen des Liebstahls Mehreratonen Kupfer, die er unter dem Deckmantel einer Scheinfirma begangen hat.
00:13:51: Obwohl er von Anfang an natürlich wusste, dass er die Schulter ranträgt, war da zum Zeitpunkt seiner Festnahme gleichzeitig auch ein Gefühl von Ungerechtigkeit.
00:13:58: Denn der damals neununddreißigjährige fühlte sich hängen gelassen.
00:14:02: Nachdem seine zwei Komplizen ihn verraten und regelrecht ans Messer geliefert hatten, war er der einzige, gegen den ein Prozess geführt werden sollte.
00:14:10: Unverzeihlich für Mario, und deshalb entschied er sich, zwei LKA-Beamten von Falschgeldgeschäften eines seiner Mittäter zu berichten.
00:14:17: Beweisen konnte er seine Anschuldigung, weil er wusste, wo sich entsprechende Muster der sogenannten Blüten befanden.
00:14:24: Das LKA ging seinem Hinweis nach und als die Ermittler wenig später gefälschte Banknoten in den Händen hielt, war klar, Mario Forster, der zwielichtige, mehrfach vorbestrafte Mann in der Urhaftzelle, hatte die Wahrheit gesagt.
00:14:36: Mario ist sich jetzt in seiner Zelle sicher, dass ihm diese Mitarbeit mit den Behörden eine mildere Strafe verschafft hat.
00:14:43: Und bei einem erneuten Besuch der Beamten in der JVA zeigt sich, dass die Behörde offensichtlich gerne an die erfolgreiche Kooperation anknüpfen würde.
00:14:51: Einer der Polizisten drückt ihm eine Visitenkarte in die Hand.
00:14:54: Wenn er hier raus sei, sagt er zu Mario, dann solle er sich mal melden.
00:14:58: Vielleicht können wir ja erneut zusammenarbeiten.
00:15:01: Mario verstaut die Karte gut und zückt sie schließlich wieder, als er im Februar, nach abgesessener Strafe die Haftanstalt verlässt.
00:15:09: Der inzwischen zweiundvierzigjährige hat keine Ahnung, was er mit seiner neu gewonnenen Freiheit anstellen soll.
00:15:15: Was Mario jedoch weiß, er braucht Geld.
00:15:18: Und deshalb schreibt er an die E-Mail-Adresse, die auf der Visitenkarte vermerkt ist.
00:15:22: Womöglich kann ihm die Polizei dabei behilflich sein, Geld zu verdienen.
00:15:26: Und das ist tatsächlich auch einer der Hauptgründe, warum sich Leute aus dem kriminellen Milieu überhaupt dazu entscheiden, Vertrauenspersonen zu werden.
00:15:34: Allerdings sagt Plaus Nachtigay, gäbe es noch andere Gründe.
00:15:37: Manchmal machen die das sogar nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern weil sie einfach... etwas haben, was ihn unter den Nägeln brennt und sagt, ich will das nicht zulassen, ich will hier nicht, dass jetzt, weiß ich, mein Familienanöhrer, mein Onkel, mein Bruder, mein Ehemann hier losrennt und Morde begeht oder sonst irgendetwas, um das zu stoppen, einfach.
00:16:01: Auch... Im Drogenhandel hatten wir schon, dass wirklich eine Frau ankam und hat gesagt, ich habe selber Kinder und ich weiß, die gehen alle kaputt durch diesen scheiß Drogenhandel und ich will es nicht mehr, dass mein Mann da mitmacht.
00:16:13: und aber der hört nicht auf und ja.
00:16:16: Also es hat verschiedene Hintergründe und es ist natürlich für PSD sind absolut Gold wert.
00:16:23: Also kann der eigene Wertekompass, gerade für Leute, die eigentlich nichts mit der kriminellen Szene zu tun haben, eine Motivation sein.
00:16:30: Was nach die Geldzufolge aber auch immer wieder vorkommt, ist, dass sich Menschen aus der kriminellen Szene anbieten, um Konkurrenz aus dem Weg zu schaffen.
00:16:37: Also beispielsweise in der kriminellen Gruppe, in der sie aufsteigen wollen oder in dem Gebiet, in dem sie Drogen verkaufen.
00:16:42: Und deshalb problematisch, weil man in solchen Fällen davon ausgehen müsste, dass die Person halt womöglich auch Sachen erfindet oder verdreht.
00:16:50: Und deswegen muss man bei den Leuten, die sich aus eigenem als Vertrauenspersonen anbieten, im Vorfeld immer die Motivation genau überprüfen.
00:16:58: Mario scheint für das Bayerische Landeskriminalamt auf jeden Fall ein geeigneter Kandidat zu sein.
00:17:03: Denn im März, nur wenige Wochen, nachdem er sich beim LKA gemeldet hat, wird ihm ein persönliches Treffen vorgeschlagen.
00:17:10: Auf einer Autobahnraststätte, irgendwo in Bayern, widdelt Mario nun die Hände von zwei LKA-Beamten, die sich als Frank Selle und Klaus Schlüter vorstellen.
00:17:19: Die beiden Polizisten in den Vierzigern wirken auf Mario wie eine Mischung aus Stereotypen, Beamtentum und Münchner Schickeria.
00:17:27: Die beiden kommen aus einer Welt, mit der Mario nicht viel anfangen kann.
00:17:31: Frank Selle und Klaus Schlüter, die beim Bayerischen Landeskriminalamt für die Abteilung organisierte Kriminalität zuständig sind, schlagen Mario vor, als Vertrauensperson für sie zu arbeiten.
00:17:40: Er würde zukünftig dafür entlohnt werden, in der Drogen- und Rotlichtszene Augen und Ohren offen zu halten und sie darüber zu informieren, wenn er etwas von geplanten oder vergangenen Straftaten erfährt.
00:17:52: Mario stimmt zu.
00:17:53: Und damit beginnt nicht nur sein neuer Job, sondern zugleich eine Beziehung, die in der Zukunft noch sehr bedeutsam sein wird.
00:18:00: Die Beziehung zwischen ihm als Vertrauensperson und den beiden Polizisten als eine sogenannte VP-Führung.
00:18:07: Und was das bedeutet, hat uns Klaus Nachtigerl erklärt.
00:18:09: Die VP-Führung der Landeskriminalämter oder anderer Polizeidienststellen, deren Aufgabe besteht darin, V-Personen zu führen.
00:18:21: und die Einsatzkoordination zwischen Informationen, die die Vorperson bringt und sachbearbeitender Dienststeller.
00:18:29: Als VP-Führer bearbeite ich nicht selber jetzt den großen Drogenschmuggel oder sonst irgendwas, sondern ich bin lediglich dafür da, die Informationen der Vorperson zu sammeln, die Vorperson gezielt zu steuern.
00:18:43: Also sogenannte Vertrauenspersonenführerinnen sagt Klaus Nachtigeil sind die einzigen Leute, die die Identität der Vertrauensperson kennen und persönlich mit ihr zu tun haben.
00:18:53: In Marius Fall sind das jetzt eben die Beamten Frank Selle und sein Stellvertreter Klaus Schlüter, die denn für ihn aber auch schnell zu Frank und Klaus werden.
00:19:00: Und die beiden sorgen jetzt zu Anfang erstmal dafür, dass Mario ideale Bedingung für sein neuen Job als Vertrauensperson hat.
00:19:06: Mit Hilfe seiner beiden Kontaktbeamten gelingt es Mario trotz seiner Vergangenheit als verurteilter Straftäter im bayerischen Amberg.
00:19:12: einen Nachtclub zu übernehmen.
00:19:14: Von hier aus, so die Auffassung des Landeskriminalamtes, könne Mario einen guten Einblick in die Rotlichtszene bekommen und wäre hautnah dabei, wenn zwischen Tresen und Table Dance-Stange illegale Geschäfte geplant und abgewickelt werden.
00:19:26: Während Mario die nächsten Wochen Nacht für Nacht die Geschehnisse im Club scant, trifft er sich einmal die Woche mit Frank und Klaus an abgelegenen Plätzen.
00:19:34: Zum einen um Bericht zu erstatten, zum anderen um abzukassieren.
00:19:38: Denn da die Arbeit als V-Person ein Job ist, kriegt Mario dafür natürlich auch Geld.
00:19:43: Und wir haben für diese Folge persönlich mit Mario gesprochen und er meinte, dass er zu dem Zeitpunkt schon echt ordentlich verdient hat, also sechstausend Euro monatlich sein, das mindestens gewesen, oft mehr, sagt er.
00:19:54: Das Geld habe er immer in Bar von Frank und Klaus überreicht bekommen.
00:19:58: Ob das jetzt ein übliches Gehalt für eine Vertrauensperson ist, lässt sich schwer sagen, weil die Bezahlung laut dem ehemaligen Berliner LKL-Mittler und Vertrauenspersonführer Klaus nach die geil total individuell sei.
00:20:09: Also es gäbe da jetzt kein Katalog, nachdem sich die Polizei den Stellen richten müssen.
00:20:13: Und es gibt auch keine offiziellen Angaben der Polizei.
00:20:16: Im Betäubungsmittelbereich würde man einer Vertrauensperson, mit deren Hilfe man zum Beispiel einen großen Drogenkuh aufgedeckt hat, auch schon mal zehn Prozent des Marktwertes der Drogenmenge zahlen, sagt Nachtigall.
00:20:27: Was ich vollwild finde, weil das können ja etliche tausend Euro sein.
00:20:31: Mario jedenfalls fühlt sich für seine Dienste gut bezahlt und das ist laut Aussage des Experten auch wichtig und richtig.
00:20:38: Man muss ja auch mal sehen, die VPs begeben sich in der Regel in Lebensgefahr.
00:20:43: Wenn das rauskommen sollte in bestimmten Gruppierungen, dass da einer als VP tätig ist, dann wird man versuchen, den zu beseitigen.
00:20:51: Also eine gerechte Entlohnung, was die VPs angeht, das muss auch unbedingt sein.
00:20:56: Es muss ja auch ein Anreiz sein, warum Leute sowas unter Umständen machen und hier wir mit deren Hilfe schwerste Straftaten aufdecken können.
00:21:05: Doch von solch einer Aufdeckung ist das LKA Bayern zu diesem Zeitpunkt weit entfernt.
00:21:10: Mario bekommt nichts Zeitles mit.
00:21:12: Nicht einmal liefert er seinen VP-Führern eine Info, die für einen Ermittlungscoh sorgt.
00:21:17: Sein berufliches Doppelleben dagegen genießt er in vollen Zügen.
00:21:22: Da die Tätigkeit als Vertrauensperson ihn jetzt nicht groß fordert, bleibt ihm umso mehr Zeit die Vorzüge eines Nachtclubbesitzers auszukosten.
00:21:30: Alkohol, das autoritäre Licht eines Geschäftsmannes, indem er sich im dunklen Klubsond sowie die Tänzerinnen und Prostituierten, die ihn Nacht für Nacht umgeben und mit dem Mario trotz des Ehrings an seinem Finger auch mal ins Hinterzimmer verschwindet.
00:21:44: Das Leben als Vertrauensperson könnte für Mario kaum bequemer sein, bis sich der Club nach gut einem Jahr finanziell nicht mehr trägt.
00:21:52: Und eine schicksalshafte Zufallsbegegnung im Jahr zehnt dazu führt, dass Mario sich auf das besinnen muss, wofür das LKA ihn engagiert hat.
00:22:01: In einer kleinen, urigen Kneipe, in der Mario zu dieser Zeit ein- und ausgeht, um den Schmerz seiner inzwischen gescheiterten Ehe zu betäuben, kommt er ins Gespräch mit einem anderen Gast.
00:22:11: Mario findet ihn unangenehm und prollig.
00:22:14: Doch für gemeinsame Schnappsrunden und Datteln am Spielautomaten reicht es.
00:22:17: Die beiden tauschen sich aus und so erfährt Mario schließlich, dass der Mann, den er bereits als Idioten abgestempelt hat, ein Bandido ist.
00:22:25: Und über Bandidos und Rockerclans generell haben wir hier auch schon mal was gemacht.
00:22:28: Trotzdem kurz zur Erklärung, die Bandidos sind neben den Hells Angels einer der bekanntesten Motorrad- und Rockerclubs.
00:22:33: Die gehören zu den sogenannten Outlaws, also zu den Rockergruppen, die für sich selbst beanspruchen, außerhalb von Gesetzen zu stehen und die als Kriminell gelten.
00:22:43: Und die tun sich in lokalen Ablegern des Clubs, also sogenannten Chaptern zusammen.
00:22:47: Und der Typ, den Mario jetzt hier kennenlernt, gehört zum Regensburger Chapter.
00:22:51: Als Mario seiner VP-Führung Frank und Klaus erzählt, dass seine neue Bekanntschaft ein Bandido ist, reagieren die beiden begeistert.
00:22:58: Frank bittet Mario dran zu bleiben, den Kontakt auszubauen und sich mit dem Mann gutzustellen.
00:23:03: und Mario gehorcht, wenn auch wiederfällig.
00:23:06: Als er ein neuer Kneipenkumpel, ihn schließlich wenig später eindäht, bei den Regensburger Rockern mal im Clubhaus vorbeizuschauen, ist Frank völlig aus dem Häuschen.
00:23:14: Wenn Mario da wirklich reinkieme, sagt er, dann würden die in München, also die LKA-Führung, eine Rolle vorwärts und rückwärts machen.
00:23:23: Und das ist aus polizeilicher Sicht auch nachvollziehbar, hat uns Klaus Nachtigerl erzählt.
00:23:28: Wenn die natürlich niemand im Rocker-Bereich hatten und dann plötzlich da jemand die Chance hat, dort reinzugehen, ja, dann ist es wie ein Sechsmal im Lotto, da hätte ich wahrscheinlich auch mich als VP-Führer unwahrscheinliche Freude, wenn ein Bereich für mich eigentlich bis jetzt so eine weiße Stelle wäre.
00:23:44: Das ist schon eine gute Sache.
00:23:46: Und natürlich... Bandidos, Outlaw, Motorcycle Gang, wir wissen, die begehen permanent Straftaten, egal welches Chapter, da jemand reinzukriegen ist natürlich wirklich ein Traum.
00:23:58: Und hat Mario uns erzählt, dass er damals eigentlich gar keine Lust hat, die Einladungen ins Clubhaus anzunehmen, weil er mit dieser ganzen Rocker- und Motorrad-Szene halt gar nichts anfangen konnte.
00:24:08: Aber als Frank und Klaus ihm in Aussicht stellen, dass er als Vertrauensperson bei den Bandidos nochmal ganz anders verdienen könnte, ist er dann plötzlich doch ganz motiviert da, zumindest mal vorbeizuschauen.
00:24:19: Und so findet sich Mario schließlich eines Freitag Nachmittags in dem Clubhaus der Regensburger Bandidos wieder.
00:24:25: Ein Gebäude, das mit seinem rustikalen Gastraum zapfahren und vielen Holzelementen einer bayerischen Wirtschaft gleicht.
00:24:32: Mario kommt zügig mit einigen Männern ins Gespräch und merkt schnell, er hasst es hier.
00:24:37: Die Gesprächsthemen dieses Macho-Gehabe und materialistische Getue, den dreinvierzigjährigen, sind diese Dinger zu wieder.
00:24:43: Wäre er privat hier, würde dieser erste Besuch im Clubhaus zugleich sein letzter sein.
00:24:48: Doch Mario ist eben beruflich hier, als Spitze des Landeskriminalamts.
00:24:53: Und so sucht er in den kommenden Wochen immer wieder das Clubhaus auf, mischt sich unter die Rocker und heuchelt Interesse.
00:24:59: Das Ganze ist ein Schauspiel, das jedes Mal beginnt, wenn er über die Schwelle des Clubhauses tritt.
00:25:04: und mit dem er offensichtlich Erfolg hat.
00:25:06: Mario kommt bei den Bandidos gut an, ergibt sich nahrbar, gesprächig und trinkfest und selbst wenn einer der Rockerkoks auf den Tisch legt, zögert Mario nicht eine Lein zu ziehen.
00:25:17: Mario passt sich an, wie ein Kameleon, das sich nahtlos in seine Umgebung einfügt.
00:25:22: Und so lernt er im Oktober, schließt sich dem Präsidenten des Regensburger Chapters kennen.
00:25:27: Der große bollige Mann ist nicht nur der hochrangigste Rocker im Club, sondern zugleich der erste, der Mario ansatzweise sympathisch ist.
00:25:35: Die beiden verstehen sich gut.
00:25:37: Und als Mario schließlich mitbekommt, dass der Präsident einen persönlichen Fahrer sucht, schlägt er sich selbst für diesen Job vor.
00:25:44: Mit dem Club oberhaupt auf der Rückbank, da es sich Mario sicher, wird er sich leicht Vertrauen erschleichen können und an Informationen kommen, die interessant fürs LKA sind.
00:25:53: Der Plan geht auf.
00:25:54: Mario bekommt auch zur Begeisterung seiner Kontaktbeamten Frank und Klaus den Zuschlag und ist fortan persönlicher Schoffeur des Regensburger Bandidos-Präsidenten.
00:26:03: Und dann war Silberz, was auf den ersten Blick ein bisschen verrückt wirkt, so ein Rockerpräsident, das macht Mario seiner VP-Führung klar, der will natürlich nicht in so einer Schrottkarte zu irgendwelchen Terminen gefahren werden, sondern fürstlich kutschiert werden.
00:26:17: Und so bringt der dreiviertigjährige das Bayerische LKA dazu, ihm eine geließte Mercedes-E-Klasse zur Verfügung zu stellen, inklusive Tankkarte versteht sich.
00:26:26: Ab sofort sitzt Mario, also hinter dem Steuer eines luxuriösen Autos und fährt auf Staatskosten dem Präsidenten des Rocker- durch die Gegend.
00:26:33: Und sowas ist für den erfolgreichen Einsatz einer Vertrauensperson gar nicht so ungewöhnlich, hat uns Experte Klaus Nachtigerl erzählt.
00:26:40: Also ich sag mal, wenn es im Verhältnis zu dem angestrebten oder möglicherweise in Aussicht stehenden Erfolg steht, dann kann man es durchaus machen.
00:26:49: Mal ein anderes Beispiel.
00:26:51: Wenn wir jetzt jemanden an irgendeinen Drogenbaron rankriegen, der sagt so, ich möchte jetzt hier eine Tonne Kokain von A nach B transportieren, dann wird man dem auch zur Notenlaster da hinstellen.
00:27:02: Ein Lkw, der von der Polizeibehörde finanziert ist.
00:27:06: Das wird man schon durchaus machen.
00:27:08: Zumindest wenn das Geschäft schon vorher eingefädelt ist und nur noch der Lkw fehlt, sagt Nachtegal.
00:27:13: Regelmäßig fährt Mario das Rocker überhaupt nun durch die Gegend und verbringt entsprechend viel Zeit mit ihm.
00:27:20: Doch an heikle Informationen kommt er nicht.
00:27:22: Bei sämtlichen Treffen, die der Präsident wahrnimmt, ist Mario außen vor.
00:27:26: Und auch im Clubhaus darf er an vielen Gesprächen nicht teilnehmen.
00:27:29: Da die Bondidos, typisch Rockerclub, hierarchisch streng gegliedert sind und Mario trotz seiner regelmäßigen Besuche kein offizielles Mitglied ist, ist für den V-Mann schnell klar, so wird das nichts.
00:27:40: In einem persönlichen Gespräch mit Frank und Klaus macht Mario deutlich, dass er tiefer in die Rockerwelt eintauchen muss.
00:27:46: Wenn er wirklich etwas herausfinden soll, dann muss er selbst zum Rocker werden.
00:27:50: Da richtig mitmachen, formuliert er es.
00:27:53: Und Frank und Klaus geben ihm grünes Licht.
00:27:56: In den kommenden Wochen und Monaten hängt sich Mario also richtig rein.
00:27:59: Er gaukelt den Bondidos vor, dass er ein Teil von ihnen werden will.
00:28:02: Mario wird so zum Club Anwärter, zum sogenannten Prospekt.
00:28:06: Und als Prospekt sind zu dieser Zeit zwei Dinge unerlässlich, Kuttetragen und Motorradfahren.
00:28:12: Die lederne Weste mit dem gelbroten Schriftzug bekommt Mario vom Club persönlich überreicht.
00:28:17: Und das Motorrad dagegen muss er sich selbst kümmern.
00:28:19: Und in Marios Fall.
00:28:20: heißt das, dass LKA regelt das schon.
00:28:23: Kurze Zeit später fährt Mario mit knatterndem Geräusch auf zwei dicken Rädern, die zu einer Harley-Davidson gehören, die bayerischen Straßen entlang.
00:28:31: Doch nicht nur dafür muss das LKA tief in die Staatskasse greifen.
00:28:34: Nun, wo es Mario gelungen ist, sich bei dem Bandidos einzuschleusen, verdient er, wie von seiner VP-Führung angekündigt, mehr Geld als zu Beginn seines Einsatzes im Nachtclub.
00:28:44: Und seit Mario erzählt, dass das jeden Monat zwischen siebentausend und fünfzeintausend Euro gewesen sein.
00:28:50: Und er meinte, dass sich die Summe damals durch zwei Stundenlöhne zusammengesetzt habe, die er mit Frank und Klaus verhandelt habe, fünfzehn Euro, wenn er alleine im Einsatz ist und dreißig Euro, wenn mindestens ein anderer Rocker dabei ist.
00:29:00: Kommt, wenn man von einem normalen Arbeitstag ausgeht, nicht so richtig hin, aber dass er mit diesen Stunden setzen dann auf so eine hohe Summe gekommen ist, habe angeblich daran gelegen, dass er manchmal auch mit den Rockern verreist sei und dann quasi mehrere Tage bezahlt bekommen habe, selbst die Stunden, in denen er geschlafen habe.
00:29:17: Belegt sind diese Stundensätze nicht und Klaus Nachtigal hat da auch so seine Zweifel dran.
00:29:22: Ich habe noch nicht eine Einzige-VP für den Stundensatz bekommen.
00:29:26: Hatte Thürich zum ersten Mal.
00:29:29: Ich weiß nicht, ob die Kollegen das in Bayern so machen, aber nein, das kann ich mir nicht vorstellen.
00:29:35: Wir haben deswegen beim Bayerischen LKA angefragt und um eine Stellungnahme gebeten, ob das realistisch ist.
00:29:40: Und dort wurde uns gesagt, dass V-Person in der Vergangenheit tatsächlich nie.
00:29:44: einen Stundenlohn erhalten haben.
00:29:47: Aber ob jetzt dieser Stundenlohn damals vielleicht unter der Hand verhandelt wurde, das können wir jetzt an dieser Stelle nicht mehr nachprüfen.
00:29:53: Nun, wo Mario ein Prospekt ist, überlegt er, wie er sich noch beliebter machen kann.
00:29:57: Und als er zufällig mitkriegt, dass es in den Bodellen der Bandidos an Sexarbeiterinnen mangelt, hat er eine Idee.
00:30:03: Mario beginnt zu prallen, dass er Prostituierte besorgen könne.
00:30:07: Mädchen, wie er es nennt.
00:30:09: Die Bandidos sind begeistert und vertrauen ihm Prompt diese Aufgabe an.
00:30:13: Doch es gibt ein Problem.
00:30:15: Obwohl er durch seine Zeit im Nachtclub Prostituierte kennt, ist ihm schleierhaft, woher er auf die schnelle, so viele versprochene Mädchen herzaubern soll.
00:30:23: Nach einiger Überlegung entscheidet der V-Mann sich schließlich an Nonsen in tschechischen Zeitungen zu schalten.
00:30:28: Und auch die bezahlt, ihr könnt es euch denken, das LKA.
00:30:31: Marius zwielichtige Inserate tragen Früchte, denn schon bald fällt er regelmäßig über die tschechische Grenze, um junge Frauen abzuholen, die sich auf die Anzeigen gemeldet haben.
00:30:40: Doch eines Tages, im Winter, muss Mario auf der vertrauten Strecke eine unfreuwillige Pause einlegen.
00:30:47: Der dreinvierzigjährige ist gerade auf dem Rückweg nach Bayern mit vier tschechischen Prostituierten auf seinen Autositzen, als Zollbeamtinnen an der Grenze anhalten und ein Problem erkennen.
00:30:56: Eine der Frauen hat gefälschte Papiere und Mario Forster ist ein mehrfach vorbestr- Kriminella.
00:31:02: Das hat ein kurzer Hintergrundcheck ergeben.
00:31:04: Die Beamtinnen wollen Mario daraufhin ein Gewahrsam nehmen, doch der erinnert sich nun an etwas, was sein VP-Führer Frank ihm zu Beginn seiner V-Mann-Tätigkeit einmal gesagt hat.
00:31:15: Wenn du mal Ärger bekommst, dann kontaktiere mich.
00:31:17: Zieh deinen Joker.
00:31:19: Mit seinem Handy wählt Mario also nun die Nummer seines Kontaktbeamten Frank und reicht das Handy an jemanden von den Zollbeamtinnen weiter.
00:31:26: Und nur wenige Minuten später darf Mario weiterfahren.
00:31:29: Ohne Festnahme, ohne Konsequenzen, darf er aber mit einer großen Portion selbst vertrauen.
00:31:34: Und diese Situation am Grenzübergang verschafft Mario einen regelrechten Höhenflug.
00:31:39: Er fühlt sich mächtig, nahezu unbesiegbar und ist sich sicher, mit dem bayerischen LKA, das ihm den Rücken stärkt, kann er sich schlichtweg alles erlauben, selbst dann, wenn er hier und da mal nicht ganz gesetztes Konform unterwegs ist.
00:31:51: So hat Mario auch keinerlei Scruppe und Sorge, als die Bandidors ihn ab dem Jahr, um ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab dem Jahr, ab Gewohnheit.
00:32:04: Jedes Mal, wenn er von der Polizei mit Drogen im Wagen erwischt wird, zückt er sein Handy und lässt Frank die Sache für ihn regeln.
00:32:11: Mit der Geheimhaltung seines Jobs nimmt er es offensichtlich nicht mehr so ernst.
00:32:15: Bevor Mario Frank kontaktiert, weiß dagegen über Polizeibeamtinnen regelmäßig darauf hin, dass er ein Staatsdiener sei und sich gerade im Einsatz für das Bayerische Landeskriminalamt befinde.
00:32:26: Dabei ist das so ziemlich der größte Fehler, den man sich als Vertrauensperson leisten kann, sagt Klaus Nachtigal.
00:32:33: Es geht überhaupt nicht.
00:32:34: Er gefährdet sich ja a. sich selber da durch.
00:32:38: Ich weiß doch nicht, welchen Polizeibeamten ich da trauen kann.
00:32:41: Ich weiß nicht, was die aufschreiben.
00:32:42: Welche Kreise das zieht.
00:32:44: Die Enttarnung durch sowas, die Chance enttarn zu werden, ist ja gigantisch groß.
00:32:50: Damit gefährdet er sein eigenes Leben.
00:32:53: Normalerweise wäre nach so einer Sache, da wäre dann ja vp-Einsatz beendet gewesen.
00:32:59: Also die Betonung liegt auf normalerweise, denn in Marius Fall ist das nicht so.
00:33:03: Mario meinte zwar zu uns, dass vor allem Frank sich damals im Nachgang... immer wieder kräftig aufgeregt hat, wenn Mario mal wieder Schwierigkeiten mit der Polizei hatte.
00:33:12: Aber das war es dann auch, die VP-Führung und das LKA halten weiter an Mario fest.
00:33:17: Und das war wahrscheinlich auch deshalb, weil er nun, wo er sich bei den Regensburger Bandidos etabliert hat, immer mehr Informationen für sie hat.
00:33:24: Mario berichtet von Drogengeschäften im großen Stil, von Waffenhandel und Körperverletzungen.
00:33:30: Einmal kriegt er sogar mit, wie einer der Rocker sich im Clubhouse damit brüstet, einen Mitglied, das mit einem anderen Club geliebäugelt habe, kloppt und ihm so doll gegen den Kopf getreten zu haben, dass er sich selbst dabei das Schienbein gebrochen habe.
00:33:43: Über diese heiklen Dinge Bericht zu erstatten, ist für Mario emotional aber kein Problem.
00:33:48: Erstens, viel bewirkt er damit ähnlich, allein aufgrund dieser Aussage kann nämlich kein Haftbefehl durchgesetzt werden, die Aussage kann lediglich ein Anschub für Ermittlungsverfahren sein, aber auch da wäre dann Vorsicht geboten, denn Quellenschutz ist sehr wichtig, deswegen muss man immer aufpassen, ob und wie man Infos einer V-Person verwendet.
00:34:04: Denn wenn die nämlich innerhalb der kriminellen Szene Rückschlüsse auf die Vertrauensperson zulässt, weil nur sie davon wissen kann, dann muss man sich laut Nachtiger wirklich gut überlegen, ob man diese Info verwenden will.
00:34:15: Und zweitens, auch wenn Mario viel Zeit mit den Rockern verbringt, führt er sich ihnen freundschaftlich nicht verbunden.
00:34:20: Die meisten Leute, die er verpfeift, sind ihm schlichtweg egal und in seinen Augen, so formuliert er es, menschliche Mülleimer.
00:34:29: Im September, ist seit mittlerweile zweieinhalb Jahren Vertrauenspersonen treten die Bandidos mit einer besonderen Bitte an ihn heran.
00:34:38: Mario soll ihnen helfen, mehrere Baumaschinen aus Dänemark nach Deutschland zu transportieren.
00:34:43: Von einem befreundeten Chapter aus Dänemark habe man erfahren, dass es im Padborg, kurz hinter Flensburg, eine aufgelöste Baufirma gebe und es ein leichtes sei, die dort verbliebenen Bagger zu klauen.
00:34:54: Mario soll den Transport organisieren, dem er einen Schwerlaster besorgt.
00:34:58: Und da er der einzige im Club ist, der einen Lkw-Führerschein hat, soll er den Wagen auch fahren.
00:35:03: Der forty-Jährige berichtet seinem VP-Führer Frank davon und der sagt ihm daraufhin, fahr mit.
00:35:09: Wenige Tage später findet sich Mario folglich hinter dem Steuer eines Vierzichtonners auf der Autobahn wieder.
00:35:15: Auf der Ladefläche befinden sich drei der insgesamt vier geklauten Minibagger, die er und andere Bandidos vor wenigen Stunden entwendet haben.
00:35:23: Mario ist allein in dem Lkw unterwegs, die anderen Rockersitzen in einem kleineren Fahrzeug, in dem sie nun zurückfahren und den vierten Bagger geladen haben.
00:35:31: Die Rückfahrt, mit die bisgut an Bord, ist fast geschafft, als Mario an einer Autobahnraststätte in Schwandorf sich einen Teller mit Spaghetti Bolognese genehmigt, als plötzlich zahlreiche Polizeiautos mit Sirene und Blaulicht auf den Autorof fahren.
00:35:46: Der Diebstahl ist offenbar aufgeflogen.
00:35:48: Einer der Bagger hatte einen Peilsender.
00:35:51: Mario greift zum Telefon, ruft Frank an und fragt ihn, was er nun machen soll.
00:35:55: Und der red ihm, sich zu stellen.
00:35:58: Er werde sich um alles weitere kümmern.
00:36:00: Mario befolgt seinen Rat und ist zuversichtlich.
00:36:03: Schließlich hat sein VP-Führer ihn schon oft aus brenzlichen Situationen rausgeborgszt.
00:36:07: Nachdem in Marius Lkw der angepeilte, geklaute Bagger sichergestellt wird, legen die Beamtinnen der lokalen Polizei ihm Handschellen an und nehmen ihn mit auf die Dienststelle.
00:36:16: Doch nur wenige Stunden später zeigt sich, dass Frank Wort gehalten und ihn erneut vor ernsthaften Konsequenzen bewahrt hat.
00:36:24: Mario darf gehen.
00:36:26: Schon wieder.
00:36:27: So, und ehrlicherweise ist das ziemlich heikel.
00:36:30: Denn wir reden hier über einen Bandendiebstahl, über den das bayerische LKA laut Mario Schilderung Bescheid wusste und ihn trotzdem hat mitmachen lassen.
00:36:38: Und das ist aus zwei Gründen problematisch.
00:36:40: Zum einen sind Polizistinnen dem sogenannten Legalitätsprinzip verpflichtet, wonach sie Straftaten verfolgen müssen, wenn es einen Anfangsverdacht gibt.
00:36:48: Also demnach hätte das LKA hier eigentlich einen Zugriff organisieren müssen.
00:36:52: Und zum anderen haben die LKA Beamten jetzt hingenommen, dass Mario hier die wichtigste Regel überhaupt bricht, die für Vertrauenspersonen gilt, nämlich die, während eines Einsatzes keine Straftaten begehen zu dürfen.
00:37:06: Das ist Vertrauenspersonen nämlich eigentlich untersagt und darüber werden sie im Vorfeld auch aufgeklärt.
00:37:12: Nun ist es aber ja bei Mario so, dass er immer tiefer in diese Welt der Bandidos eintaucht und damit natürlich auch Teil einer Gruppe wird in der Straftaten in der Regel zum Alltag gehören.
00:37:21: Und weil er sich ja deren Vertrauen erarbeiten muss, kann er sich da jetzt nicht einfach immer verweigern.
00:37:27: Wir haben Klaus Nachtigal deshalb gefragt, wie realistisch es ist, ein kriminelles Milieu zu infiltrieren und gleichzeitig nicht straffällig zu werden.
00:37:35: Und er sagt, dieses Dilemma sei ein großes bei Polizeidienststellen.
00:37:39: Es gibt kleine Ausnahmen bis ich.
00:37:42: jemand hat keinen Führerschein.
00:37:43: Und wir wissen, dass diese V-Person jetzt um diesen Einsatz durchzuziehen, meinetwegen ein Kraftfahrzeug führen muss, dann kann ich zur Staatsanwaltschaft gehen und sagen, wir haben hier dieses rechtliche Problem.
00:37:55: Staatsanwaltschaft genehmigt ihr das ja oder nein.
00:37:58: Aber das kann ich als Polizeibeamter nicht aus Kraft meiner Wassersuppe entscheiden, sondern das muss wirklich genehmigt werden.
00:38:05: Wichtig ist eben, dass man auch im Falle einer geplanten illegalen Handlung der Vertrauensperson den legalen Weg geht, indem man das also bei der zuständigen Staatsanwaltschaft transparent macht.
00:38:15: Aber auch das hat natürlich seine Grenzen und wirklich schwere Straftaten, also zum Beispiel Gewalttaten, durch die jemand schwer verletzt oder getötet werden könnte, würden laut Aussage des Experten niemals durchgewunken werden.
00:38:29: Man muss aber ehrlicherweise sagen, dass Mario nicht erst jetzt mit dem Baggadiebstahl die Grenzen der Strafbarkeit übertreten hat.
00:38:36: Eigentlich macht er das ja schon die ganze Zeit, seitdem er bei den Bandidoßen Fuß durch die Tür gesetzt hat.
00:38:41: Also mit den Drogengeschäften, die Kurierfahrten, die Prostituierten.
00:38:45: Ob diese ganzen Delikte jetzt als Ausnahme gelten, die von der Staatsanwaltschaft genehmigt werden, das könne man jetzt laut Klaus Nachtigal nicht pauschal sagen.
00:38:52: Da kommt es immer darauf an, welcher Staatsanwalt oder welche Staatsanwälte in den Fall bearbeite.
00:38:57: Bei dem Baggadiebstahl, sagt der Experte, ist es jetzt so, dass es prinzipiell schon okay gewesen ist, Mario da mitfahren zu lassen.
00:39:04: So fern die Staatsanwaltschaft das genehmigt.
00:39:06: Man hätte aber mit dem Wissen, dass es darum einen schweren Band in Diebstahl geht, die entsprechenden polizeilichen Maßnahmen einleiten müssen, also halt eben beim Grenzübertritt auf zugreifen müssen.
00:39:16: Das hat Marius V.P.
00:39:17: Führung hier nicht gemacht.
00:39:19: Und wenn es diese Peilserner nicht gegeben hätte, dann wären die Bandidos damit vermutlich durchgekommen und das LKA hätte den Schaden, der ja bei der Baufirma entstanden wäre, dann so hingenommen.
00:39:30: Nachdem die Sache mit den Waggern für Mario dank Franks Fedenzin im Hintergrund kein juristisches Nachspiel hatte, setzt Mario seinen Einsatz als Vertrauensperson ganz normal fort.
00:39:40: Das Leben des forty-jährigen gleicht mittlerweile dem Spiel Räuber und Gendarm, indem er gewissermaßen beide Rollen gleichzeitig einnimmt.
00:39:47: Einerseits ist Mario als Prospekt tief in die kriminellen Strukturen der Bandidos eingebunden, andererseits versorgt er seine Auftraggeber vom LKA weiterhin mit Informationen, die nach wie vor ihr Schutzschild vor Mario positionieren.
00:39:59: Selbst dann, als er im November, nur drei Monate nach dem Bagger Diebstahl schon wieder mit der Polizei zu tun hat.
00:40:07: Bei einer Kontrolle in Würzburg wird Mario gefilzt und mit Crystal Meth erwischt.
00:40:11: Die neun Komma sieben Drammen, die er für den Regensburger Bandidos Präsidenten beschafft hat und daraufhin in seiner Unterhose versteckt hatte, gelten laut Betäubungsmittelgesetz als nicht geringe Menge und garantieren in Bayern den sicheren Gang in Untersuchungshaft.
00:40:24: Doch wie so oft muss Mario sich keine Gedanken machen und darf die Polizeiwache nur wenige Stunden nach seiner Verhaftung wieder verlassen.
00:40:32: Doch dieses Mal haben Mario und seine Kontaktbeamten das Spiel zu weit getrieben.
00:40:37: Im Gefühl der Unantastbarkeit entscheidet Mario am Abend des XXV.
00:40:41: November nur wenige Stunden nach der Quistelmessache, dem Weihnachtsmarkt seines Wohnortes einen Besuch abzustatten.
00:40:48: Und als er im Schein der festlichen Lichter an den gut besuchten Ständen vorbeischlendert, schaut er plötzlich in einige vertraute Gesichter.
00:40:55: Gesichter von Bandidos, die ihn nicht nur misstrauisch, sondern teilweise feindselig, mustern.
00:41:02: Wie kann es sein, fragen sie sich offenbar, dass er schon wieder auf freiem Fuß sei?
00:41:07: Wie kann es sein, dass Mario, egal wobei er erwischt wird, bisher nicht eine Nacht in einer Zelle verbringen musste?
00:41:14: Die Rocker sagen dem Vierzigjährigen, dass er morgen mal im Clubhaus vorbeischauen solle.
00:41:19: Es sei an der Zeit, sich mal zu unterhalten.
00:41:21: Es ist eine Begegnung, die in Mario einen Schalter umlegt.
00:41:25: Vorbei ist es mit dem Gefühl der Unbesiegbarkeit, der Arroganz und der Überheblichkeit.
00:41:30: Mario ist überzeugt, das war's.
00:41:32: Die Bondidos haben ihn durchschaut.
00:41:34: Und diese Erkenntnis.
00:41:35: verschafft ihm Todesangst.
00:41:38: Mario, denn nun nach der Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt sicher ist, dass die Bandidos ihn durchschaut haben, blickt jetzt dem Worst Case-Scenario jeder Vertrauensperson entgegen.
00:41:48: Denn gerade im Bereich der organisierten Kriminalität der sogenannten Outlaw-Motocycle-Gangs müssen Verräterinnen damit rechnen, dass die Gruppe Vergeltung übt und auch dazu bereit ist, zum Äußersten zu gehen, also sprich zu töten.
00:42:01: Wenn jetzt also bei einer Vertrauensperson wie Mario eine Enttarnung droht, dann muss die VP-Führung schnell handeln, hat uns Klaus Nachtigerl erzählt.
00:42:10: Wenn eine Enttarnung droht, muss ich natürlich sehen, was in der einzelnen Situation für die VP wichtig ist.
00:42:16: Wenn ich den komplett in ein fremdes Milieu eingeschleust habe, sprich bei irgendwelchen Rockern und der vielleicht aus mehreren anderen Umfeld kommt, dann nehme ich den raus.
00:42:25: Es geht bis dahin, dass man ehemaligen VPs das Zeugenschutzprogramm angedeihen lässt.
00:42:31: Das ist aber wirklich nur das letzte Mittel.
00:42:34: Mario jedenfalls geht dahinter so der Maßen auf Grundeils, dass er jetzt sofort die Reißleine ziehen will.
00:42:41: Und das sagt er dem Bayerischen LKA auch.
00:42:43: Am nächsten Tag trifft sich Mario mit seinem VP-Führer Frank auf einem Rastplatz.
00:42:47: Panisch berichtet er ihm von der Reaktion der Rocker auf seine Freilassung und ihre Bitte um ein persönliches Gespräch.
00:42:54: Mario macht klar, dass der Einsatz als Vertrauensperson für ihn nach fast drei Jahren vorbei sei.
00:43:00: Frank aber lässt sich von Marius Panik nicht anstecken.
00:43:03: Im ruhigen Ton redet er auf Mario ein, sagt, dass er sich keine Sorgen machen solle und sich bei dem Bandidos schon herauswinden werde.
00:43:11: Doch Mario hat seine Entscheidung längst getroffen.
00:43:13: Er ist raus hier und jetzt.
00:43:15: Frank nimmt seine Entscheidung schließlich zur Kenntnis und verspricht ihm, so hat Mario es uns erzählt, sich darum zu kümmern, dass er ins Zeug in den Schutzprogramm kommt.
00:43:24: Dann wird Mario sein Diensthandy abgenommen.
00:43:27: Eine symbolische Geste, die klar macht, dass die jahrelange Verbindung zwischen Mario, der Vertrauensperson und Frank dem VP-Führer nun gekappt ist.
00:43:35: Nach dem Treffen fährt Mario zu seiner Mutter, mit der er an diesem Tag Mittag essen will.
00:43:40: Während er über die Autobahn rauscht, kommt er ins Grübeln.
00:43:43: Die Zusammenarbeit mit dem LKA zu beenden war die richtige Entscheidung.
00:43:47: Erleichtert ist er trotzdem nicht.
00:43:49: Zwar hat Frank ihm versprochen, sich um seine Sicherheit zu kümmern, doch die Bandidos sind nun nicht mehr die einzigen, von denen sich Mario bedroht fühlt.
00:43:56: Jahrelang hat das LKA ihn geschützt, Verhaftungen verhindert, Anklagen abgewendet.
00:44:01: Aber jetzt, wo er ihn in den Rücken gekehrt hat, glaubt Mario nicht, dass sie weiter zu ihm... halten.
00:44:05: Und damit behält er recht.
00:44:07: Nur wenige Stunden später wird er vor dem Haus seiner Mutter wegen diverser Drogengeschäfte von Würzburger Polizeibeamtinnen verhaftet.
00:44:15: Unter anderem wegen der Sache, mit dem Crystal Meth aus der Frank ihn eigentlich rausgeboxt hatte.
00:44:20: Mario kommt in Untersuchungshaft, wo er zwei Wochen nach seiner Verhaftung Besuch von Frank bekommt.
00:44:26: Der Beamte versucht Mario zurück zu gewinnen und weist ihn auf den angeblichen Vorzug seiner Situation hin.
00:44:32: Wenn er sich für die Drogengeschäfte verantworte und eine Weile ins Gefängnis gehe, sagt Frank, würden sich all seine Probleme quasi in Luft auflösen.
00:44:41: Für die Bandidos würde es dann nämlich so aussehen, als sei er eben kein Spitzel und so könne er nach der Haftzeit seinen Einsatz als Vertrauensperson fortsetzen.
00:44:51: Mario kann nicht glauben, was er da hört.
00:44:54: Meint Frank das ernst?
00:44:55: Wütend macht er ihm klar, dass er auf keinen Fall für das Landeskriminalamt ins Gefängnis gehe.
00:45:01: Er verschenkt doch nicht ein paar Jahre seines Lebens nur, um diesen Job weiterzumachen.
00:45:05: Nein, auf gar keinen Fall.
00:45:07: Es sei denn die Bezahlung stimmt.
00:45:11: Mario sagt Frank nun, dass er sich darauf einlasse, wenn das LKA ihm die Zeit hinter Gitter bezahle.
00:45:17: Dreihundertvierzig Euro Entschädigung pro Haftag, das sei der Preis.
00:45:21: Doch der VP-Führer verneint.
00:45:23: Mehr als fünfzig Euro im Monat wird Zigaretten und ein paar andere Annehmlichkeiten seien nicht drin.
00:45:29: Und darüber ist Mario Empert.
00:45:31: Und ich kann das ehrlicherweise verstehen, denn er sitzt ja nicht im Knast, wegen der kriminellen Dinge, die er gedreht hat, um sich selber einen Vorteil zu verschaffen, sondern weil das sein Job war, den er für das LKA gemacht hat.
00:45:43: Und natürlich kann man hier nicht sagen, oh, der arme Mario, der ist ja so ein unbescholtener Bürger, der wäre ja mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn er nicht mit dem LKA zusammengearbeitet hätte, wieder nach dem Gefängnis auf die Schiefe Bahngeraden, um halt schnell an Geld zu kommen und hätte dann vielleicht auch wieder eingesessen.
00:45:59: Aber das ist ja hier jetzt nun mal nicht der Fall.
00:46:01: Als er das größte Methanon herkutschiert hat, hat er für den Staat gearbeitet.
00:46:06: Also mit dem Banditos hätte er ja gar nichts zu tun gehabt ohne den Job.
00:46:09: Und das LKA wusste sowohl von dem als ... auch von anderen Drogengeschäften, sonst hätten sie ihn ja nicht immer wieder rausboxen können.
00:46:17: Und wäre das für sie zu weit gegangen, dann hätten sie den Einsatz halt nicht mehr weiter fortführen dürfen.
00:46:23: Also, dass da überhaupt von ihm erwartet wird, dass man dafür dann ins Gefängnis geht.
00:46:28: Aber dann auch noch zu sagen, das hier ist jetzt deine eigene Lebenszeit und dafür wirst du nicht mal von uns bezahlt.
00:46:35: Das ist vielleicht eine Hot-Take, aber ich versteh da jetzt seinen Ärger, ja.
00:46:39: Und Mario hält damit vor seinem ehemaligen VP-Führer auch nicht hinterm Berg und zusätzlich droht er... Wenn sich das LKA nicht auf seine Forderungen einlasse, dann, so macht er klar, würde er sich enttahnen.
00:46:51: Dann sei es nämlich endgültig vorbei mit der Zusammenarbeit und das LKA könne zusehen, wie es zukünftig an Infos aus der Rockerszene kommt.
00:46:59: Frank beendet daraufhin den Besuch in der JVA und Mario macht seine Drohung schließlich wahr und enttahnt sich im Gerichtseil des Würzburger Landgerichts, in dem ihm nun der Prozess gemacht wird.
00:47:10: So, und das war Marius' Geschichte, wie er sie erzählt und die hinterlässt Eindruck im Gericht, denn weder der Vorsitzende Richter noch die Staatsanwaltschaft hatten bei Prozessbeginn geahnt, dass sich der fünfundvierzigjährige, der hier wegen eines Drogengeschäfts auf der Anklagebank sitzt, plötzlich als Vertrauensperson entpuppen und ihnen eine Geschichte erzählen würde, die ein äußerst fragwürdiges Licht auf das bayerische LKA wirft.
00:47:33: Wenn Marios Geschichte stimmt, dann würde das nämlich bedeuten, dass die Behörde über mehrere Jahre Straftaten ihres V-Mannes versteiert hat und ihn sogar dazu ermutigt hat.
00:47:43: Und dass nicht nur Mario die Grenzen des Rechtsstaats übertreten hat, sondern auch jene, die sich als Polizisten dazu verpflichtet haben, ihm zu dienen.
00:47:51: Dass Mario tatsächlich als Vertrauensperson für das LKA tätig war, hat das Gericht schnell überprüft.
00:47:57: Beim LKA in München existiert eine VP-Akte auf seinen Namen, die das beweist.
00:48:01: Doch ist sein Einsatz wirklich genauso gelaufen, wie er es berichtet hat?
00:48:05: Die Würzburger Staatsanwaltschaft hat hinsichtlich der von Mario geschilderten Details große Zweifel.
00:48:10: LKA beamte die Straftaten durchgehen lassen, einen kriminellen V-Mann den Rücken stärken und sich selbst als Joker anbieten.
00:48:17: Das klingt für die Anklage einfach zu abenteuerlich.
00:48:20: Womöglich, so die Auffassung der Behörde, hat Mario die meisten Dinge nur erfunden, um die juristische Verantwortung von sich zu schieben oder seine ehemaligen VP-Führer nun, wo ihm erneut einer Haftstrafe droht, zumindest mit in den Abgrund zu ziehen.
00:48:34: Mario muss seine Geschichte daher irgendwie beweisen.
00:48:37: Doch das kann er nicht, denn auf seiner VP-Akte liegt ein sogenannter Sperrvermerk.
00:48:43: Kurz zur Erklärung, ein Sperrvermerk ist ein öffentlich-rechtlicher Akt, bei dem eine Regierung, also in unserem Fall ist es jetzt das bayerische Innenministerium, aus Sicherheits- und staatsrechtlichen Gründen eine Akte sperrt, sodass niemand, also weder Gerichte, Anwältinnen noch andere Behörden, sie einsehen können.
00:49:00: Bei den Akten, die Vertrauenspersonen betreffen, ist das häufig der Fall, weil man dadurch natürlich die Quelle, aber auch die jeweilige Vertrauensperson schützen will, aber auch weitere Informanten, die sich innerhalb der beobachteten Szene bewegen, in der sich die VP befindet.
00:49:14: Also im Klartext, niemand kommt an diese Akte ran, weil die Inhalte unter Verschluss gehalten werden.
00:49:19: Und das ist für Mario und seine Verteidigung jetzt hier im Prozess eine Katastrophe, wie uns sein Anwalt Alexander Schmidgall erzählt hat.
00:49:27: Das war natürlich das, was Mario massiv geschadet hat, weil einfach alle Behauptungen, die er getätigt hat und die meines Erachtens auch für das Gericht jetzt nicht so abwechig waren.
00:49:35: Ich habe schon gemerkt, dass die geneigt sind, ihm da zumindest in Teilen zu glauben und mitzugehen, aber natürlich nicht die entscheidende Behauptung, dass er von Straftaten berichtet hat und quasi die sehenden Auges beziehungsweise im Augenswinkern durchgewunken wurden.
00:49:51: Und so war es eben für den Mario schwierig, sich zu verteidigen bzw.
00:49:55: für mich als Verteidiger seine Behauptungen dann auch entsprechend durch Unterlagen, durch neue Formelabde eben zu begründen.
00:50:01: Die gesperrte Akte ist nicht das einzige Problem vor dem Mario und sein Verteidiger nun stehen.
00:50:06: Ein Gutachten macht Marius Aussage zusätzlich unglaubhaft.
00:50:10: Der psychologische Sachverständige, der Mario vor Prozessbeginn evaluiert hat und seinen Ergebnis nun der Kammer präsentiert, gibt an, dass er den Angeklagten für Paranoid und Depressiv halte.
00:50:20: Marius Wahrnehmung, so der Gutachter, sei verzerrt und erneige dazu, an irregend möglicherweise wahrnhaften Inhalten festzuhalten.
00:50:28: Ja, und die Inhalte, auf die der Gutachter sich da bezieht, die betreffen vor allem die Dinge, die Mario über die Entscheidungen des LKA erzählt.
00:50:37: Also wir halten fest, die Grundaussagen von Mario, die lassen sich im Prozess schon belegen, also dass er eine V-Person des Bayerischen Landeskriminalamts war, dass Frank und Klaus seine VP-Führung waren und ihnen im Bereich organisierte Kriminalität eingesetzt haben.
00:50:51: Das steht jetzt zu dem Zeitpunkt alles fest.
00:50:53: Aber all die Dinge, die ein schlechtes Licht auf das LKA werfen, eben nicht.
00:50:58: Also, dass sie Straftaten haben durchgehen lassen, dass sie ihn gedeckt und rausgeboxt haben und auch, dass sie diese ganze Sache mit dem Bagger erlaubt haben.
00:51:05: Daran zweifelt das Gericht eben, weil es nur Marius Aussage gibt.
00:51:09: Und das verpasst Marius Verteidigung schließlich den Tod des Stoß.
00:51:12: Schlussendlich wird er am vierundzwanzigsten Oktober, Zwei-Tausenddreizend, wegen diverser Drogendelikte schuldig gesprochen und zu sechs Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt.
00:51:21: Die Urteilsverkündung gleicht für Mario einem Schlag ins Gesicht.
00:51:25: Drei Jahre lang hat er im Auftrag des LKA die Bandidos infiltriert, seine VP-Führung mit Informationen über Drogen und Waffen, die jetzt versorgt und sich auf ein gefährliches Doppelspiel eingelassen.
00:51:35: Und nun soll er dafür ins Gefängnis.
00:51:38: Der forty-fünf-Jährige, der bis zur Rechtskraft des Urteils erst mal in U-Haft bleibt, fühlt sich benutzt und verraten.
00:51:44: Seiner Ansicht nach waren seine Straftaten für Frank keine große Sache, solange Mario ihn weiterhin mit Informationen versorgte.
00:51:52: Das habe Frank ihm klar zu verstehen gegeben, hat Mario uns erzählt, indem er sich selbst als Joker anbot und ihn immer wieder aus der Patsche half.
00:52:00: Doch jetzt, wo Mario kein V-Mann mehr ist und Frank nichts mehr nützt, hält er nicht mehr zu ihm.
00:52:05: Mario hat das Gefühl, mit der größten Ungerechtigkeit seines Lebens konfrontiert zu sein.
00:52:11: Und neben dieser Wut ist danach wie vor die Angst vor den Bandidos.
00:52:14: Mario ist überzeugt, dass hier in der JVA auch Stachhydrat und Gitterstäbe, die Rocker nicht abhalten werden, sich zu rächen.
00:52:21: Regelmäßig, so hat er uns erzählt, würden ihm von mitinhaftierten Drohungen zugeschlustert.
00:52:25: was darauf schließen lasse, dass sein Verrat in der Szene längst die Runde gemacht habe.
00:52:31: Der forty-fünf-Jährige ist verzweifelt und all das hat er seiner Ansicht nach dem LKA zu verdanken.
00:52:37: Da weder Marios Anwalt Alexander Schmittgall noch die Staatsanwaltschaft, die eine höhere Haftstrafe gefordert hatte, mit dem Urteil zufrieden sind, legen beide Parteien Revisionen ein.
00:52:47: Marios Verteidigung hat damit keinen Erfolg, die Staatsanwaltschaft dagegen schon.
00:52:51: Und so verweist der BGH die Sache schließlich zurück ans Würzburger Landgericht, wo sich Mario im Januar, zwei Tausendsechzehn erneut wiederfindet.
00:52:59: Obwohl er auch diesmal wieder auf der Anklagebank sitzt, sieht er in dem erneuten Prozess auch eine Chance, um noch einmal deutlich mit dem Finger auf seine Eben... maligen Auftraggeber zu zeigen.
00:53:09: Zwar ist Marius V.P.
00:53:10: Akte nach wie vor unter Verschluss, doch das Gericht hofft nun, durch die Aussagen seiner ehemaligen VP-Führer Frank und Klaus herausfinden zu können, ob an Marius Geschichte etwas Wahres dran ist und ob der angeklagte Drogenhandel womöglich eine Straftat war, die er als V-Mann unter den Augen des LKA begangen hat.
00:53:26: Sowohl Frank als auch Klaus bestätigen vor Gericht, dass Mario für sie als Vertrauensperson gearbeitet hat.
00:53:32: Doch von Straftaten, die er während dieser Zeit begangen hat, wollen sie nichts gewusst haben.
00:53:38: entsprechend auch nie etwas genehmigt oder gedeckt.
00:53:41: Mario findet diese Aussagen unverschämt.
00:53:43: Doch auch wenn er innerlich vor Wut hobt, ermahnt er sich, die Fassung zu wahren.
00:53:47: Sein Anwalt Alexander Schmidt-Gall weiß warum.
00:53:50: Ich habe den Mario immer gefragt, wie hältst du das eigentlich aus hier in der öffentlichen Verhandlung dieser, ja aus deiner Sicht, dann krassen Lügen, die anzuhören, weil das, was eine Möglichkeit war und das, was die Beamten davor gerichtet gesagt haben, was angeblich war, natürlich das absolute Gegenteil war.
00:54:04: Und er hat immer gesagt, naja, das ist ja genau das, was die wollen.
00:54:07: Die wollen, dass ich ausflippe und dann bin ich richtig am Arsch.
00:54:11: Also das ist wahnsinnig belastend gewesen für ihn.
00:54:14: Die haben sich hingestellt und waren relativ, waren eigentlich sehr arrogant und Ja, waren sich ja sicher, also konnten sich ja auch aufgrund der Erfahrungen von anderen Verfahren sicher sein, dass das, was sie sagen, durch eine beigezogene Formulakte niemals verifiziert oder falsifiziert werden kann, dass kein Gericht der Welt daran kommt und man hier sagen kann, was man will, ohne dass das überprüft werden kann.
00:54:38: Alexander Schmittgeil bezieht sich hier auf diesen Sperrvermerk, also dass die LKA-Beamten sich quasi in Sicherheit wegen konnten, dass man an die Inhalte der VP-Aktion nicht rankommt.
00:54:46: Letztendlich geht der erneute Prozess für Mario trotzdem ganz gut aus.
00:54:51: Alexander Schmittgeil kann zwar keinen Freispruch für ihn erzielen, aber seine Freiheitsstrafe wird immerhin von sechs Jahren und zehn Monaten auf zwei Jahre herabgesetzt.
00:55:00: Dieses Urteil wird dann auch rechtskräftig.
00:55:02: Für Mario ist das jedoch nur ein kleiner Trost.
00:55:05: Zwar ist er froh über die verringerte Strafe, doch die Gewissheit, dass seine ehemalige VP-Führung ihm so in den Rücken gefallen ist, nagt weiter an ihm.
00:55:13: In seiner Zelle beginnt Mario, Briefe an diverse Politikerinnen und Journalistinnen zu schreiben.
00:55:18: Mario will, dass seine Geschichte gehört wird.
00:55:21: Dass man ihm glaubt und erkennt, dass nicht nur er, sondern auch das LKA während seines Einsatzes als Vertrauensperson eine Grenze überschritten hat.
00:55:29: Mario schreibt und schreibt, doch letztendlich ist es nicht seine Hartnäckigkeit, sondern ein Zufallsfund, der ihm zugute kommt.
00:55:37: Und der sorgt dafür, dass sich das Blatt in dieser Geschichte wendet.
00:55:41: Während Mario in Haft sitzt, läuft gegen seinen ehemaligen VP-Führer Frank ein internes Ermittlungsverfahren.
00:55:48: Marius Anwalt, Alexander Schmidt-Gall erklärt, worum es dabei geht.
00:55:51: Es gab Hinweise, dass er unrichtmäßige Abfragen von Polizeikamplitern macht.
00:55:55: Also wer ist denn eigentlich der Freund meiner Tochter?
00:55:58: Was hat der Nachbar von mir?
00:56:00: Hat der Steuer schulden?
00:56:01: Also diese Abfragen waren wohl da.
00:56:03: Und da wurde ein Verfahren gegen ihn angeleitet wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses.
00:56:07: Und im Rahmen dieses Verfahrens gab es auch eine Hausgesuchung bei dem Herrn.
00:56:11: Und da wurde natürlich zur Beprüfung, was wir Abfragen da waren, war natürlich recht interessant.
00:56:17: Und die habe ich mitgenommen.
00:56:17: und dann war der sogenannte Zufallsfund.
00:56:20: Was die Ermittlenden jetzt nämlich auf Frankskomputer finden, ist eine ganz bestimmte Akte, und zwar Marios komplette VP-Akte.
00:56:29: Der LKA-Beamte hat also jene Dokumente, die als streng geheim galten und von der Landesregierung unter Verschluss gehalten werden, noch vor deren Sperrung auf seinem Privatrechner abgespeichert.
00:56:39: Und dieser schlampige Umgang hat jetzt Konsequenzen, denn der Sperrvermerk, der ja eigentlich auf der Akte liegt, spielt jetzt gar keine Rolle mehr, und zwar nicht, weil der jetzt von offizieller Seite aufgehoben wird.
00:56:50: sondern weil nun quasi eine weitere Version der Akte einsehbar wird.
00:56:54: Alexander Schmidgall hat erklärt, dass Marius Voppege Akte jetzt hier in dem Fall eine privat ermittelte Akte ist, die entsprechend auch gelesen und für die Ermittlungen verwendet werden kann.
00:57:04: Ermittlungen, die schließlich auch die Nürnberger Staatsanwaltschaft gegen mehrere bayerische LKA-Beamte einleitet, nachdem die Akte auf ihrem Tisch landet.
00:57:13: Einige Monate später.
00:57:15: Hohe Decken, Hölzerne Pfolte und Menschen an schwarzen Roben.
00:57:19: Für Mario ist dieser Anblick vertraut.
00:57:21: Nach zahlreichen Stunden in Gerichtssin in den letzten Jahren findet er sich nun in Herbst, in einem Verhandlungsraum wieder.
00:57:28: Doch dieses Mal ist es anders.
00:57:30: Mario sitzt nicht auf der Anklagebank, sondern als Nebenkläger im Saal.
00:57:35: Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürt beginnt am heutigen Tag der Prozess gegen sechs hochrangige Beamte aus der Abteilung organisierte Kriminalität des Bayerischen Landeskriminalamts.
00:57:44: Sowohl Marius ehemaligen Kontaktbeamten Frank und Klaus als auch dem Nahrtsleiter und drei Sachbearbeitern wird vorgeworfen, während Marius Zeit als V-Personen gegen Gesetze verstoßen zu haben und sich durch ihr Verhalten strafbar gemacht zu haben.
00:57:58: Dem Beamten werden unterschiedliche Vorwürfe gemacht.
00:58:01: Sämtlichen Beamten wird Strafvereintelung vorgeworfen, also heißt die sollen mehrere Straftaten von Mario vertuscht und dafür gesorgt haben, dass Mario deswegen nicht zur Rechenschaft gezogen wird.
00:58:10: Wahrscheinlich so die Auffassung der Anklage, um halt den VP-Einsatz fortzuführen zu können.
00:58:15: Und dann geht es hier in dem Prozess auch ganz wesentlich um diese Baggergeschichte, also den Diebstahl von vier Minibaggern, in denen Marc, bei dem Mario da mitgemacht hat.
00:58:24: Da werden jetzt Frank und seinem Vorgesetzten dem Abteilungsleiter der Gruppe mittelbare Täterschaft vorgeworfen.
00:58:30: Sie sollen sich laut Staatsanwaltschaft nämlich an dem Diebstahl beteiligt haben, indem sie Mario das Ganze erlaubt hätten.
00:58:37: Soviel zu den Anklagepunkten?
00:58:38: Man könnte sagen, es geht hier also mehr oder weniger um den Umgang einer ganzen LKA-Afteilung mit der V-Person Mario.
00:58:46: Der Fall, so viel wird klar, hat einen dunklen Schatten auf die Polizeibehörde geworfen.
00:58:50: Seit Wochen berichten Medien über die sogenannte V-Mann-Affäre beim Bayerischen LKA.
00:58:56: Die Beamten auf der Anklagebank wurden im Zuge der Anklage vom Dienst suspendiert.
00:59:00: Sie erhalten zwar weiterhin ihre Bezüge, also werden nach wie vor bezahlt, mussten jedoch ihre Waffe und Marke abgeben.
00:59:06: Und wenn es nach Mario geht, landen sie am Ende dieses Prozesses da, wo er dank ihnen auch gelandet ist, hinter Gitter.
00:59:14: Der mittlerweile fünfzigjährige setzt große Hoffnung in diese Verhandlung.
00:59:17: Er sieht darin die Möglichkeit, seine Geschichte zu untermauern und zu beweisen, dass er kein Märchen erzählen der Spinner ist.
00:59:24: Als Zeuge erzählt Mario daher erneut seine Geschichte, ausführlich und selbstbewusst.
00:59:29: Auch wenn die Gegenseite laut Verteidiger Alexander Schmittgall immer wieder versucht, ihn aus dem Konzept zu bringen.
00:59:34: Es wurde viel gelacht, es wurde auch vieles, was der Mario dann gesagt hat, lächerlich gemacht, wieder einfach Sachen, die man einfach als Beamter nicht macht.
00:59:43: Das ist einfach ungeheuerlich.
00:59:45: Man melacht nicht über irgendwelche Zeugen.
00:59:48: dass sich da die LKA-Beamten und ihre Anwälte so daneben Verhalten haben, das bestätigen auch einige Medien, die den Prozess begleitet haben.
00:59:55: Mario lässt sich davon aber nicht verunsichern.
00:59:57: Zwar hören sich die Angeklagten größtenteils in Schweigen und erklären über ihre Anwälte, sie hätten wie bereits im vorherigen Verfahren in Würzburg nichts von Marius Straftaten gewusst.
01:00:07: In Bezug auf den Baggadiebstahl in Dänemark, etwa, behaupten sie, sie seien damals davon ausgegangen, dass es sich bei den Baufahrzeugen um eine Zitat Legalfracht handele, die die Bandidas noch... normal gekauft hätten und dass das Ganze nur eine Keuschheitsprobe sei, also ein vorgetäuschter Diebstahl, mit dem Marius Loyalität getestet werden sollte.
01:00:26: Vor allem Marius ehemaliger VP-Führer Frank beharrt darauf, keine Ahnung gehabt zu haben, dass die Rocker vorhatten, die Baufahrzeuge zu stehlen.
01:00:34: Aber die VP-Akte spricht eine andere Sprache.
01:00:37: So gibt es in der Akte etwa eine von Frank angefertigte Kostenübersicht, in der ein Posten sich explizit auf die Bagger-Sache bezieht.
01:00:46: Und dieser trägt nicht etwa den Namen Baga-Beschaffung oder Keuschheitsprobe, sondern wortwörtlich Unterschlagung Baga.
01:00:52: Also ein kurzer, prägnanter Titel, der nahe liegt, dass eine legale Beschaffung nie wirklich Thema gewesen sein kann.
01:00:58: Mitarbeiter des LKA berichten vor Gericht zudem von einer Dienstbesprechung, in der es um Marius Fahrt nach Dänemark gegangen sei und Frank klargemacht habe, dass seine V-Person von einem Diebstahl ausgehe.
01:01:09: Und hinzu kommen noch Textnachrichten, die Mario Frank nachweislich schickte, während er in Dänemark war, die belegen, dass Mario Frank sehr wohl darüber in Kenntnis setzte, dass die Gang die Bagger stehlen wollte.
01:01:21: Und dann sind dann auch die VP-Berichte, Berichte, die zum Teil nachträglich verändert wurden.
01:01:26: Das hatte die Kripo im Ermittlungsverfahren gegen die Beamten herausgefunden.
01:01:30: Und zwar wurden die so verändert, dass jetzt aus der Akte hervorgehen soll, dass Frank und Klaus sicher waren, dass es sich um eine legale Aktion handelt.
01:01:38: Und frisiert hatten sie wiederum Inhalte, die nahe legen, dass Frank es war, der darauf bestanden hatte, dass Mario sich den Bandidos in dieser Sache anschließt.
01:01:46: Diese Tatsache ging dann nach der Veränderung nicht mehr eindeutig aus der Akte hervor.
01:01:50: Aber wie gesagt, man konnte sehen, dass die Akte verändert wurde.
01:01:53: Für Mario gleich die Beweisführung im Prozess, so hat er es uns selbst erzählt, einem inneren Fest.
01:01:59: Endlich gibt es Beweise für seine Geschichte.
01:02:01: Endlich wird klar, dass er all diese Dinge nicht nur erfunden hat.
01:02:05: Denn wir merken nun, vieles, was im ersten Prozess angezweifelt wurde, lässt sich nun mittels VP-Akte belegen.
01:02:12: Also die Tatsache, dass Frank wollte, dass Mario mit nach Dänemark fährt, um die Bagger zu klauen.
01:02:16: Dass er wusste, dass es sich um einen geplanten Diebstahl handelt und auch, dass das LKA von Straftaten wusste und ihn immer wieder vor juristischen Konsequenzen bewahrt hat, indem sie ihn dann rausgeboxt haben.
01:02:27: Der forty-fünf-Jährige und sein Anwalt sind daher zuversichtlich, was den Ausgang des Prozesses betrifft.
01:02:34: Doch letztendlich kommt es ganz anders.
01:02:36: Am siebenzwanzigsten August, zwei-tausendachzehn nach rund einjähriger Verhandlung fällt das Landgericht Nürnberg-Viert sein Urteil.
01:02:42: Alle sechs angeklagten LKA-Beamte werden vom Vorwurf der Strafvereitelung freigesprochen.
01:02:47: Die Kämmer macht deutlich, dass dem Polizisten nicht nachzuweisen sei, dass sie im Beispiel des Baggadiebstahls nicht von einer Käuschheitsprobe ausgegangen seien.
01:02:56: Für insgesamt vier der sechs Angeklagten bleibt der Strafprozess daher ohne juristische Konsequenzen.
01:03:03: Und auch der Anklagepunkt der mittelbaren Täterschaft, mit der sich Frank und sein Vorgesetzter konfrontiert seien, verläuft nun zu Prozessende geregerecht im Sande.
01:03:11: Zwar sei laut Auffassung der Kammer erwiesen, dass Frank Mario dazu brachte, mit den Bandidos nach Dänemark zu fahren und damit einen Tatbeitrag zum Diebstahl heißt hatte, doch eine mittelbare Täterschaft komme schon allein deswegen nicht infrage, weil es Frank an einer sogenannten Aneignungsabsicht der Bagger gefehlt habe.
01:03:27: Also bedeutet es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass sich Frank die Bagger selbst oder jemand anderem aneignen wollte.
01:03:34: Vielmehr sei Mangels andersweitige Erkenntnisse davon auszugehen, dass Frank Mario nur dazu gedrängt habe, sich den Mandidos nach Dänemark anzuschließen, in der Hoffnung, dass der V-Mann dadurch im Rocker-Club aufsteige und zumindest an Vertrauen im Club gewinne.
01:03:47: Franks großer Fehler, so sieht es das Gericht, sei gewesen, dass er weder die Staatsanwaltschaft noch die Dezernatsleitung im Vorfeld über die Baggergeschichte informiert habe.
01:03:56: Doch dass er keine Straftat, sondern höchstens ein Dienst vergehen.
01:04:00: Was zum Prozessende bleibt, sind lediglich zwei Schuldsprüche wegen uneitlicher Falschaussagen.
01:04:05: Sowohl Frank als auch Klaus hätten wahrheitswidrig behauptet, nie etwas von Mario Straftaten gewusst zu haben.
01:04:11: Dass seine Verhaftungen nie Einfluss auf irgendwen ausgeübt zu haben und dass Mario ihnen gesagt habe, die Baggerbeschaffung sei ein legales Geschäft.
01:04:19: Wegen falscher Angaben im Würzburger Prozess werden die beiden Beamten daher zu sieben bzw.
01:04:23: drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
01:04:27: Mehr bleibt von den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft nicht übrig.
01:04:30: Ein Schlag in die Magengrube für Mario und seinen Verteidiger Alexander Schmittgall.
01:04:35: dass eine Zweifelurteilung rauskam, der Rest wurde freigesprochen und auch diese Baggergeschichte wurde so dargestellt, als wenn es tatsächlich eine Keuschatzprobe, also ja, ein gefakter Diebstahl gewesen wäre, das hat mich schon massiv enttäuscht und einfach auch da wieder ist mein Glaube an Rechtsstaat erschüttert worden.
01:04:49: Da muss ich wirklich sagen, dieses Urteil habe ich nie akzeptiert, kann ich nicht ernst nehmen.
01:04:54: Also ich weiß, dass da viele Journalisten dabei waren von der Zeit beispielsweise und dass die das genauso gesehen haben und dass mir auch viele gesagt haben, ich weiß noch genau, da hat mir Ein bekannter Sachverständiger, der auch in dem Verfahren mit drin war, der hat mir dann irgendwann eine Pause gesagt, Alexander, allein wenn man in den Gerichtssaal kommt, man spürt überall, man riecht überall, dass die schuldig sind.
01:05:16: Ja, das Gericht ist da aber offensichtlich anderer Meinung.
01:05:19: Während die Freisprüche gegen die vier Beamten schnell rechtskräftig werden, werden die Verurteilungen von Frank und Klaus, Marius ehemaligen VP-Führer, nach einer Revision ihrer Anwälte in einem neuen Verfahren noch einmal runtergestuft.
01:05:30: Gegen Klaus wird das Verfahren letztendlich wegen Geringfügigkeit eingestellt und bei Frank wird aus einer Bewährungsstrafe schließlich eine Geldstrafe von neunzig Tages setzen a hundertdreißig Euro.
01:05:39: Das Ganze ist also ganz anders ausgegangen, als Mario und sein Verteidiger es sich erhofft haben.
01:05:44: Und trotz allem sieht Mario sich in diesem Prozess nicht als Verlierer.
01:05:48: Denn er hat es geschafft, dass nahezu eine ganze LKA-Abteilung auf der Anklagebank Platz nehmen musste.
01:05:54: Das klar wurde, dass er sich all die Dinge, die er in seinem Drogenprozess in Würzburg vorgetragen hatte, nicht nur ausgedacht hat.
01:06:01: Und auch wenn die LKA-Beamten mehr als glimpflich davon gekommen sind, ist ihm klar, dass sein Fall dafür gesorgt hat, dass auf der zuvor vermeintlich weißen Weste der Polizei Behörde nun ein deutlich sichtbarer Fleck haftet.
01:06:12: Mario hat kriminelle Energie, in Sicht.
01:06:15: darüber müssen wir hier gar nicht reden.
01:06:16: Er hat Menschen belogen, betrogen, beklaut und hintergangen.
01:06:20: Aber als Vertrauensperson des Landeskriminalamtes musste er schließlich am eigenen Leib erfahren, wie es ist, ein Opfer menschlichen verratzt zu sein.
01:06:28: Heute ist Mario Foster fifty- acht Jahre alt und aus Angst vor möglicher Vergeltung der Bandidos hat er in Deutschland alle Zähne abgebrochen und lebt nun sehr weit weg unter einem neuen Namen an einem Ort, wo ihn tausende Kilometer und ein Ozean vom Regensburger Chapter trennen.
01:06:43: Unterdenkt noch oft an sein Lebenskapitel als Vertrauensperson zurück.
01:06:46: Und obwohl Mario bereits viele Verbrechen an seinem Leben begangen hat, steht für ihn fest, Vertrauensperson, das bayerischen LKA gewonnen zu sein, wird für immer der größte Fehler seines Lebens bleiben.
01:06:58: Denn ohne diesen Job sagt er, wie wir es heute niemanden, der ihn totsehen will.
01:07:03: Ja, also... Ich glaube, ihr habt es auch gemerkt, das ist gar keine typische Mordlustgeschichte gewesen, aber eine, die ich unfassbar spannend finde.
01:07:11: Vor allem auch, weil das Thema Vertrauenspersonen medial nicht sonderlich gut gecavart ist.
01:07:15: Also, weil die Identitäten der Vertrauenspersonen sind ja einfach sehr gut geschützt, weil sie sonst keine Quelle mehr sein könnten und denen natürlich Gefahr drohen würde.
01:07:26: Auch in Gerichtsverfahren und in Urscheinen übrigens werden die natürlich anonymisiert, die heißen dann nur VP-null eins.
01:07:32: Und oft reden die Vertrauenspersonen aber auch wirklich nur öffentlich und auch meist dann anonymisiert, wenn so eine Zusammenarbeit mit der Polizei halt beendet wurde.
01:07:41: Eventuell dann eben, weil die Vertrauenspersonen enttäuscht davon waren, wie das alles abgelaufen ist, so wie das eben bei Mario Forster hier auch der Fall war.
01:07:49: Was ich irgendwie bezeichnen finde, hier ist, dass Mario ursprünglich mit den Behörden zusammengearbeitet hat, weil er sich von seinen kriminellen Kumpels verraten gefühlt hat.
01:07:58: Und die Zusammenarbeit mit der Polizei endet dann aber für ihn in dem selben Gefühl.
01:08:04: Kann man sagen, vielleicht liegt das ja auch an dem Umfeld, in das er sich da reinbegeben hat.
01:08:07: Ja.
01:08:08: Und ich meine, mit dem Polizeiverrat jetzt nicht diese Gefängnestage, die die da nicht bezahlen wollten und dass sie nicht auf seine Forderungen eingegangen sind, denn die haben auch nicht unendlich viel Spielraum, sondern ich meine damit, dass die VP-Führung im Gericht geleugnet hat, dass das alles über ihren Tisch ging.
01:08:24: Und nicht nur das, sondern auch diese Sache mit dem psychiatrischen Sachverständigen, der da eine Paraneuer festgestellt haben will, ey, kommon, das ist so offensichtlich, dass hier jemand Mundtot gemacht werden sollte.
01:08:35: Ich meine, hier haben Polizisten nachweislich Aussagen vor Gericht getätigt und Akten frisiert, um ein Saubermann-Image zu behalten und zu verschleiern, dass die da am Ende diese ganzen Sachen durchgewingt haben.
01:08:48: Und da wird dann am Ende von sechs Angeklagten nur einer verurteilt, und zwar zu einer Geldstrafe.
01:08:55: Es gibt Studien, die zeigen, dass rund dreinneinzig Prozent der Ermittlungen gegen Polizeibeschäftigte eingestellt werden.
01:09:00: Nur zwei Prozent landen überhaupt vor Gericht und Verurteilungen gibt es dann ja noch weniger.
01:09:07: Marius Fall ist also kein Einzelfall.
01:09:09: Ermittlungen gegen Polizistinnen selbst bei Gewalt im Amt landen in der Regel im Vergleich zum Gesamtstrafrecht selten vor Gericht.
01:09:17: Und da kommt natürlich bei einigen die Frage auf, schützt hier die Justiz ihrer eigenen Institutionen vielleicht sogar strukturell.
01:09:24: Man könnte zumindest auf die Idee kommen, wenn man sich den Vergleich von Verfahren und Verurteilungen von durchschnittlichen Bürgerinnen ansieht.
01:09:31: Auch das, finde ich, macht den Fall so spannend, weil dieses typische Gut und Böse, was Leute gerne in Geschichten haben, das vermischt sich hier total, weil Also klar, Mario ist ein Krimineller gewesen, der hat Sachen gedreht, für die er im Gefängnis saß.
01:09:43: Also das ist nicht einfach irgendwas.
01:09:46: Und diese Leute sind hier einfach in der Regel nicht die, mit denen man mitfühlt oder deren Emotionen man nachvollziehen kann.
01:09:52: In dem Fall kann ich hier aber schon verstehen, dass er sich da ungerecht behandelt gefühlt hat.
01:09:57: Also es ist jetzt nicht so, als hätte er jetzt ein starkes Bedürfnis gehabt, aus der Kriminalität rauszukommen.
01:10:04: Definitiv nicht, Mario brauchte schnell Geld.
01:10:06: Aber für diese Drogengeschäfte, die er da in Bezug auf die Bandidos abgewickelt hat, da finde ich es echt schwierig, dass er dafür bestraft wird.
01:10:14: Ich finde es einfach fragwürdig, dass er dafür etwas ins Gefängnis gehen soll, wobei seine VP-Führung... Offensichtlich zumindest im Nachgang, also mindestens im Nachgang, regelmäßig Bescheidwürste, weil ihn Frank und Klaus ja immer wieder rausgeboxt haben aus diesen Situationen.
01:10:30: Ich meine, das heißt ja nicht umsonst VP-Führung, ja?
01:10:32: Die sollen den führen.
01:10:34: Der entscheidet, dass er nicht einfach selber was macht und was nicht.
01:10:37: Ja, also bin gespannt, was ihr davon haltet.
01:10:39: Beteile ich euch da gerne die Tage nochmal auf unserer Instagram-Seite.
01:10:43: Da findet ihr uns unter Mordlos der Podcast.
01:10:45: Und das war's zu dieser Folge.
01:10:46: In der nächsten hört er wieder mich gemeinsam zusammen mit Laura.
01:10:49: Und da geht's um einen sehr emotionalen Fall, also haltet Taschentücher bereit.
01:10:53: Da geht's um ein Verbrechen, das etliche Menschenleben zerstört hat wegen eines ganz, ganz niederträchtigen Grundes.
01:11:01: Bis dahin.
01:11:05: Das war ein Podcast der Partner in Crime.
01:11:07: Hosts und Produktionen Paulina Graser und Laura Wohlers.
01:11:11: Redaktion Jennifer Fahrenholz und wir.
01:11:15: Schnitt Pauline Korb.
01:11:17: Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.
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