#212 Avetranas tiefe Abgründe
Shownotes
Triggerwarnung: In dieser Folge geht es um sexualisierte Gewalt und Gewalt gegen Kinder.
An einem heißen Augusttag im süditalienischen Avetrana verschwindet die 15-jährige Sarah. Schon bald sucht nicht nur die Polizei, sondern auch ihre Familie nach ihr. Regelmäßig treten die Angehörigen des Teenagers vor Mikrofone und TV-Kameras, sprechen über ihre Sorgen und ihre Hoffnung, Sarah wieder in ihre Arme schließen zu können. Bis der Vermisstenfall schließlich sechs Wochen später im Live-Fernsehen zu einem Verbrechen wird – und ein Millionenpublikum Zeuge von Schmerz und Trauer.
Ciao ragazzi! In dieser Folge von „Mordlust - Verbrechen und ihre Hintergründe” machen wir einen Abstecher nach Italien und widmen uns einem Fall, der an das Drehbuch eines Hollywood-Films erinnert. Haltet euch bereit für jede Menge Drama und Intrigen und eine Geschichte, die hinsichtlich ihrer zahlreichen Wendungen einer echten Achterbahnfahrt gleicht.
Experte in dieser Folge: Prof. Dr. Christian Schicha, Medienwissenschaftler und Professor für Medienethik
Credit
Produzentinnen/ Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers, Jennifer Fahrenholz Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen
Quellen (Auswahl)
Oberster Kassationsgerichtshof: Urteil vom 21.02.2017 Vanity Fair: “Delitto di Avetrana: dalla scomparsa di Sarah Scazzi all'ultima sentenza” V:Notizie: “L'omicidio di Sarah Scazzi ad Avetrana: dallo zio Michele alla cugina Sabrina, i punti oscuri delle indagini“ TikTok: “Caffè crime con chiachi”
Partner der Episode Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!
Du möchtest Werbung in diesem Podcast schalten? Dann erfahre hier mehr über die Werbemöglichkeiten bei Seven.One Audio!
Transkript anzeigen
00:00:10: Wir kommen bei ModLust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:00:13: Wir reden hier über Wareverbrechen und ihre Hintergründe.
00:00:16: Mein Name ist Paulina Kraser
00:00:18: und ich bin Laura Wohlers.
00:00:20: In jeder Folge erzählen wir einen bedeutsamen Warenkriminalfall nach, ordnen ihn für euch ein, erörtern und diskutieren juristischen, zoologischen und oder gesellschaftlichen Aspekte und wir sprechen mit Menschen mit Expertise.
00:00:32: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
00:00:35: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf, das machen wir auch selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
00:00:40: Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:00:45: Bevor wir mit der heutigen Folge starten, in der wir uns einen Fall gewidmet haben, der angesichts seiner etlichen Wendungen einer echten Achterbahnfahrt gleicht, wollen wir euch kurz erzählen, dass wir ein bisschen traurig sind.
00:00:56: Wir haben nämlich für heute einen Fall aus Italien vorbereitet, weil wir eigentlich mit Lauras Familie in Italien sein wollten.
00:01:04: Jetzt sind wir nicht in Italien und genau das ist letztes Jahr auch schon passiert.
00:01:08: Ja und es ist wirklich so schade und auch finde ich maximal frustrierend, aber nach mittlerweile einem Jahr sind wir auch schon ein bisschen daran gewöhnt, dass wir aufgrund meiner gesundheitlichen Situation einfach sehr schlecht planen können.
00:01:24: Wir geben aber nicht auf, Paulina.
00:01:26: Wir werden irgendwann zusammen in diesem Ferienhaus in Italien im Pool planchen.
00:01:30: Auf jeden Fall.
00:01:31: Da gibt es keinen dran vorbei.
00:01:32: Gedanklich stellen wir uns jetzt aber einfach vor, wir werden in Italien in einem Haus.
00:01:37: Ja, Laura.
00:01:38: Da wäre es ja so gewesen, dass wir uns dort nicht um Liegen hätten streiten müssen, wie beispielsweise in einem Hotel, das ja manchmal passiert.
00:01:45: In dem Haushälte ist für jeden eine gegeben.
00:01:48: Und selbst wenn nicht, also sagen wir mal, es wären zu wenig Liegen da gewesen.
00:01:51: Du hättest ja sicherlich Anspruch auf eine erhoben, richtig?
00:01:55: Ja, ich bin ja auch eine Frühaufsteherin und zu dem Zeitpunkt hätte ich jetzt schon fest eine Liege für mich reserviert.
00:02:02: Womit reservierst du denn die Liege?
00:02:03: Egal in welchem
00:02:04: Urlaub bin, ich mach's immer mit dem Buch.
00:02:06: Weil ich irgendwie glaube Bücher werden nicht geklaut.
00:02:08: Weißt du?
00:02:10: Und Handtücher finde ich irgendwie zu all.
00:02:11: Weil wenn ich jetzt zum Beispiel im Hotel bin und da einfach ein Handtuch hinlege vom Hotel, da kann ja ein anderer Gast denken, die Person war schon hier und ist jetzt schon ja ja aufs Zimmer gegangen, weißt du?
00:02:22: Aber das ist auch schon so, dass du in Hotels dir liegen reservierst.
00:02:29: Eigentlich nicht, aber sozusagen, wenn ich dann schon da war und dann will ich nur kurz was Lanschen gehen.
00:02:34: Dann würde ich es für meinen Buch dann liegen lassen, ja?
00:02:36: Lunch kann ja aber auch mal so ein, zwei Stunden dauern.
00:02:39: Ja.
00:02:41: Und wenn es jetzt andersrum wäre, also du möchtest dich gerne sagen, wir mal in einem Saunabereich auf eine Liege legen und da sind aber alle besetzt und da sind eben die von dir beschriebenen Hotelhandtücher.
00:02:52: Herrenlos, was machst du dann?
00:02:54: Wenn da nichts anderes liegt außer das Handtuch.
00:02:57: Sagen
00:02:57: wir mal, es sind zwei liegen nebeneinander und auf der einen liegt halt so ein Handtuch oder ein Bademantel.
00:03:01: Wenn da ein Handtuch liegt, nehme ich das Handtuch weg und leg mich dahin.
00:03:05: Echt, ja?
00:03:06: Ja.
00:03:06: Und würdest du vorher Zeit abwarten oder einfach sofort weglegen?
00:03:12: Ich glaube, ich würde sofort weglegen, aber natürlich, wenn jemand wiederkommt und sagt, du, das war mein Liege, dann würde ich natürlich ausstehen.
00:03:19: Würdest du machen?
00:03:20: Ja, ja.
00:03:21: Okay.
00:03:22: Was sind das hier für vernehmungsähnliche Fragen?
00:03:25: Nee, ich hab mich das gefragt.
00:03:26: Ich wär, glaub ich, eher so eine Person.
00:03:27: Ich würde eine halbe Stunde richtig genervt da rumstehen.
00:03:31: Nein.
00:03:31: Und dann vielleicht das Handtuch mal weglegen.
00:03:35: Ich frage das.
00:03:36: Denn, zwanzig hat ein Gast in einem deutschen Luxushotel in Bayern das genauso gemacht wie du.
00:03:42: Der hat nämlich diesen Platzhalter eigenhändig weggefegt und sich dann selber dahin geflitzt.
00:03:48: Das Ding ist nur, der Mann, den die Sachen gehörten, Der kam dann schon bald aus der Sauna zurück und hat dann den anderen Mann zur Rede gestellt.
00:03:58: Und der Frischbesetzer, der hat das eben nicht so gemacht wie du, sondern gegen einen diskutiert.
00:04:03: und dann entwickelte sich eben ein hitziges Gespräch und dann flog eine Faust ins Gesicht.
00:04:09: Und zwar von dem Mann, der die liegen zuerst besetzt hatte.
00:04:14: Wow, der also schon in der Sauna war und eigentlich schon diesen after Sauna Entspannungsmodus haben sollte.
00:04:24: Na ja, roter Kopf, hitziges Benut, da kann das schon mal passieren.
00:04:28: Boah, ich finde
00:04:29: das richtig unangenehm und furchtbar in einem Luxushotel eine Stegerei anzufangen.
00:04:35: Nee, oder überall, ja.
00:04:36: Ja, Anstand hat wirklich nichts mit dem Bankkonto zu tun.
00:04:40: Jetzt kommt das Landgericht Nürnberg-Fürt, hat gesagt, na ja, der Provokateur.
00:04:46: Der Handtuchentferner, der ist da nicht so ganz unschuldig dran gewesen, denn er habe die Sachen des anderen Gastes in Ermangelung eines Selbsthilfe-Rechts nicht einfach wegräumen dürfen.
00:04:58: Da hab ich mal den Anwalt unseres Vertrauens Benedikt Müller gefragt, was heißt das jetzt?
00:05:02: Und der hat aufs BGB verwiesen, und da heißt das so nach dem Motto selbst, Hilfe ist gestattet, wenn, Zitat, obregkeitliche Hilfe nicht rechtzeitig zu erlangen ist und ohne sofortiges Eingreifen, die Gefahr besteht, dass die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werde.
00:05:18: Und diese Hilfestellung, das heißt vom Hotel dann oder wie?
00:05:22: Genau, richtig.
00:05:23: Also der Mann trägt offiziell zu twenty-fünf Prozent eine Mitschuld an der Eskalation.
00:05:28: Ja, finde ich ja auch.
00:05:30: Ich wäre ja auch aufgestanden.
00:05:32: Ja, also in dem Fall ja, weil er den Streit bzw.
00:05:35: diesen Angriff des anderen Hotelgastes ohne Vorliegen dieses Selbsthilferecht, also das heißt rechtswidrig provoziert hat.
00:05:43: Es ist ja ein bisschen... Wer zuerst kommt, mal zuerst.
00:05:47: Ich finde das halt auch fair, weil dieser Mann ja wahrscheinlich halt einfach früher da war und jetzt nur kurz in die Sauna gehen wollte, sich abduschen und dann da halt entspannen auf der Liege.
00:05:58: Ich finde natürlich, wie er reagiert, hat absolut mega peinlich und übertrieben.
00:06:03: Ich sehe aber eine große Schuld auch bei dem Hotel.
00:06:07: Weil, wenn es ein Luxushotel ist und da nicht genügend liegen sind, dass ich da auch noch jemanden hinlegen kann, das ist nämlich auch der Grund, warum ich dann sozusagen das Handtuch entferne und mich dahin lege, weil ich mich so denke, sorry, ich habe hier dafür bezahlt, im Zweifelsfall viel Geld.
00:06:25: Ich stehe doch jetzt nicht hier rum nach der Sauna und entspanne mich.
00:06:28: Was ist das für eine Entspannung?
00:06:30: Ja,
00:06:30: ich glaube, theoretisch könntest du das ja auf jede Art von Hotel ausweiten, das Erholung anbietet.
00:06:36: Für mich spielt jetzt dieser Luxusfaktor da nicht unbedingt rein.
00:06:39: Nee, das stimmt.
00:06:40: Und generell ist ja fast für jeden Menschen ein Urlaub etwas Besonderes, wo du Geld für bezahlt hast und wo du dir deswegen erhoffst, irgendwie Erholung zu bekommen.
00:06:49: Und deswegen, ich mag das immer nicht, wenn da irgendwie zu wenig liegen sind für so viele Leute.
00:06:54: Jedenfalls sprach das Gericht dem Geschädigten ein Schmerzensgeld von dreitausend Euro zu und er habe Anspruch auf Ersatz der anfallenden Behandlungskosten in Höhe von rund viertausend neunhundert Euro.
00:07:04: Oha!
00:07:05: Also war schon doll dann auch auf die Nase.
00:07:07: Ich denke, ja.
00:07:08: Was ich auch noch gerecht gefunden hätte, wäre, dass der Mann, also das Opfer, so eine eigene für ihn spezielle Liege in diesem Modell bekommen hätte.
00:07:19: Ich glaube, die einzige Liege, auf der der erstmal Platz genommen hat und wo er nicht gefahr gelaufen ist, was jemand anders besetzen wollte, ist die Liege im Rettungswagen.
00:07:28: Ja.
00:07:29: Jetzt geht es aber los mit unserer heutigen Geschichte, in der die neuen Erkenntnisse in einem vermissten Fall im landesweiten Live-Fersinn für einen Schockmoment sorgen und Trauer und Schmerz zur Nahaufnahme werden.
00:07:42: Die entsprechende Trigger-Warnung findet ihr wie immer in der Folgendeschreibung.
00:07:47: Musik auf den Orn, Flippflops an den Füßen und Badesachen in der Tasche.
00:07:51: In diesem sommerlichen Aufzug läuft die fünfzehnjährige Sarah die verlassenen Straßen des italienischen Dörfjens Avetrana entlang.
00:07:59: Angesichts der Hitze, die an diesem August nach Mittag, in der Region Apulien herrscht, haben sich die meisten Menschen in kühle Räume zurückgezogen und sind ans nahegelegene Meer gefahren.
00:08:10: Letzteres hat auch Sarah heute vor.
00:08:12: Als ihre Cousine Sabrina sie vorhin per SMS gefragt hat, ob sie Lust hätte, mit ihr und einer Freundin zum Strand zu fahren, hat die fünfzehnjährige mit den langen blonden Haaren und den rehbrauen Augen sofort zugesagt und ist zu Fuß nun auf dem Weg zu Sabrinas Haus, wo sie sich treffen wollen und wo Sarah regelmäßig ein- und ausgeht.
00:08:30: Zara und Sabrina sind schon seit Jahren der Inbegriff von Pech und Schwefel.
00:08:35: Nahezu täglich verbringen sie Zeit miteinander und sind im Doppelpack unterwegs.
00:08:39: Würde Sabrina sich mit ihren dunklen Augen, Pechschwarzen, mittellangen Hahn und ihrer kräftigen Statur nicht optisch so von ihrer Kursine unterscheiden, könnte man glatt annehmen die beiden seinen Schwestern, so eng und vertraut, wie sie auf andere wirken.
00:08:53: Dabei ist das Verhältnis zwischen Sarah und Sabrina keine Selbstverständlichkeit.
00:08:57: Die beiden haben einen großen Altersunterschied.
00:09:00: Sabrina ist mit ihrem zwanzig Jahren ganze sieben Jahre älter als Sarah und hat im Gegensatz zu ihr ihre Teenager-Jahre längst hinter sich gelassen.
00:09:09: Und dann wären da noch die schwierigen Familienverhältnisse.
00:09:12: Sarahs Mutter Conchetta und Sabrinas Mutter Cosima sind Schwestern, doch im Gegensatz zu ihren Töchtern verbringen die beiden nie Zeit miteinander, obwohl sie nur wenige hundert Meter voneinander entfernt wohnen.
00:09:24: Statt schwesterlicher Nähe bestimmen Ignoranz und Arg wohnen die Beziehungen zwischen ihnen.
00:09:29: Und wenn sie doch mal zufällig aufeinandertreffen, ist die Stimmung regelrecht eisig.
00:09:33: Sarahs Mutter hat sich vor einigen Jahren der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas angeschlossen, was die streng katholische Cosima, Sarastante, zutiefst verachtet.
00:09:43: Sie nimmt das Konchetta übel, dass sie dem Katholizismus den Rücken gekehrt hat und als Zeugen nun regelmäßig an fremden Türen klingelt, um zu missionieren.
00:09:53: An Sarah und Sabrina prallen die familiären Konflikte ab.
00:09:56: Schon seit Sarah klein war, hat ihre große Kusine viel Zeit mit ihr verbracht, sie von der Schule abgeholt, bei den Hausaufgaben unterstützt und mit ihr gespielt.
00:10:05: Auch heute, obwohl Sabrina längst erwachsen ist, schließt die Sarah in ihr Leben ein und nimmt sie sogar in ihren Freundeskreis mit.
00:10:11: Manchmal darf Sarah sie in Bars begleiten oder bei ihrer Arbeit als Kosmetikerin zusehen.
00:10:16: Natürlich streiten die beiden auch mal, doch im Gegensatz zu ihren Müttern können sie bisher nie lange böse aufeinander sein.
00:10:23: Auf dem Weg zu Sabrina's Haus läuft Sarah an diesem Auguststag an einen Drogerie und einer Grundschule vorbei.
00:10:29: Die Straßen sind ihr vertraut.
00:10:31: Mehr als ihr Lieb ist, denn Sarah kann Avetrana nicht leiden.
00:10:35: Zu spießig, zu konservativ, zu farblos.
00:10:38: Am liebsten würde sie mit ihrer Mutter nach Mailand ziehen, wo ihr Vater Jacomo und ihr Bruder Claudio unter der Woche leben und arbeiten.
00:10:45: Doch ihre Mutter Konchetta weigert sich, das Dorf zu verlassen.
00:10:49: Für Sarah steht fest, sobald sie alt genug ist, will sie a Veteraner hinter sich lassen, auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten und die Welt sehen.
00:10:57: Bis dahin bleibt ihr nur die Flucht in kleine Momente wie diesen Ausflug ans Meer.
00:11:01: Dass sie ihr Ziel heute nicht erreichen wird, weiß sie in diesem Moment noch nicht.
00:11:08: Sonnen, Schwimmen und Quatschen, das hatten Sarah und Sabrina heute eigentlich vor.
00:11:13: Doch das Polizeiauto, das vor dem Haus von Sabrina und ihren Eltern Cosima und Michele steht, macht deutlich, dass sich dieser Plan zerschlagen hat und das an dessen Stelle nun ein echter Albtraum gerückt
00:11:24: ist.
00:11:25: Konzentriert richten die Polizistinnen ihre Aufmerksamkeit auf Sabrina.
00:11:29: Obwohl die Worte aus der Zweiundzwanzigjährigen nur so heraus sprudeln, haben die Beamtinnen Mühe ihr zu folgen.
00:11:35: Sabrina steht sichtlich unter Schock, drehen Kohl an die Wangen ihres Runden Gesichts herunter.
00:11:40: Sie wimmert und schlucht.
00:11:42: Sarah ist verschwunden.
00:11:44: Völlig aufgelöst berichtet Sabrina, dass sie mit ihrer kleinen Kursine am Nachmittag bei sich zu Hause verabredet gewesen war, um ans Meer zu fahren.
00:11:52: Sie habe gewartet und gewartet, doch Sarah sei einfach nicht aufgetaucht.
00:11:56: Immer wieder habe sie zum Handy gegriffen und versucht sie zu erreichen.
00:12:00: Doch Sarahs Telefon sei offensichtlich ausgeschaltet, was sehr untypisch für sie sei.
00:12:05: Sabrina macht klar, dass sie sich große Sorgen mache.
00:12:08: Und wenn die Polizistinnen noch dabei sind, sich einen Überblick zu verschaffen, malt die Familie sich bereits ein echtes Horrorszenario aus.
00:12:16: Womöglich wurde Sarah inführt.
00:12:19: So, und Frau, Polizei, Polizei zur Hilfe, hier hat jemand geschrien.
00:12:24: Der Schreilies darauf schließt, dass jemand in einen weißen VW-Bus gezährt wurde und dort nun festgehalten wird.
00:12:31: Was sagen wir zu solchen vorschnellen Schlüssen?
00:12:34: Keine Ahnung.
00:12:35: Ich muss sagen, ich denke auch bei sowas... Im Jahr Jahrzehnteusendzehn, wo es Handys gibt,
00:12:40: etc.,
00:12:41: oft an die schlimmstmögliche Option.
00:12:44: Deswegen kann ich das schon nachvollziehen.
00:12:46: Und das war auch so, als Laura und ich einmal die Polizei gerufen haben bzw.
00:12:50: Laura und da schon dieses Szenario eben gleich mit am Telefon mit durchgegeben hat.
00:12:55: Ich glaube halt nur bei Ärztinnen zum Beispiel, die mögen das ja auch ganz besonders gerne, wenn die Patientinnen die Diagnose gleich schon mit servieren quasi.
00:13:05: Und ganz besonders toll finden die das auch, wenn man dazu sagt, ich habe das mal gegoogelt oder Chatchi Pity sagt.
00:13:12: Und ich würde mich mit so was einfach immer eher zurückhalten, weil ich denke mir dann so, dass die Polizistinnen davon einfach übelst genervt sind.
00:13:20: Wenn es dafür jetzt erst mal noch keine großartigen Hinweise gibt, weißt du?
00:13:24: Also es gab ja Hinweise darauf, dass was Schlimmes passiert ist durch den Schrei damals.
00:13:30: Und ich bin dann der Meinung, lieber setze ich den Floh ins Ohr, der irgendwie dafür sorgt, dass die vielleicht genervt sind, aber dann im Zweifel schneller kommen, als dass die denken, ach, das kann ja noch warten.
00:13:42: Und dann haben wir den Salat und der Entführer ist über alle Berge.
00:13:46: Verstehe ich?
00:13:48: Also, wieso du das machst?
00:13:49: Und ich glaube, gerade wenn man dann Ängste um eine Person hat, dass dieser Reflex auch nachvollziehbar, ich glaube trotzdem, dass es generell nicht so schlecht wäre, nur das zu sagen, was man weiß, weil vielleicht ist es ja auch kein Notfall.
00:14:01: Also, als wir die Polizei wegen des Scheiß gerufen haben, war das am Ende eben auch nur ein eingeklemmter Arm.
00:14:08: Aber ich kann natürlich komplett nachvollziehen, dass eine Familie jetzt hier völlig im Ausnahmezustand ist und sich diese Bilder ausmalt.
00:14:15: Und diese Vorstellung einer Entführung ist was, was natürlich nicht nur Sabrina, sondern auch Sarahs Mutter Concetta an den Rande ihrer emotionalen Belastungsgrenze treibt.
00:14:25: Als ihre nächste Sabrina vor ein paar Stunden anrief und sagte, dass Sarah nicht zum verabredeten Treffen erschienen sei.
00:14:31: hatte die zweiundvierzigjährige noch auf ein Missverständnis gehofft.
00:14:34: Vielleicht hatte ihre Tochter ihre Pläne kurzfristig verworfen und sich in der Uhrzeit vertan oder war einfach aufgehalten worden.
00:14:40: Doch je länger Mutter Konchetta nichts von Sarah hörte, desto größer wurde ihre Angst, sodass sie schließlich die Polizei verständigte und sich zum Haus ihrer Schwester begab.
00:14:50: Jenes Haus, um dass sie sonst einen großen Bogen macht.
00:14:53: Wo steckt Sarah nur?
00:14:55: Ist ihr wirklich etwas passiert?
00:14:57: Die Polizistinnen gehen vorerst nicht vom Schlimmsten aus.
00:15:01: Berutsam machen sie sowohl Concetta als auch Sabrina klar, dass seit Sarahs Verschwinden gerade einmal wenige Stunden vergangen sind.
00:15:08: Außerdem sei Sarah eine Teenagerin und ihr ausgeschaltetes Handy womöglich einfach nur ein Zeichen pubertärer Unzuverlässigkeit.
00:15:16: Doch zumindest Sabrina lässt sich davon nicht beruhigen.
00:15:19: So ist Sarah nicht, gibt sie der Polizei zu verstehen.
00:15:22: Es muss etwas Schlimmes passiert sein.
00:15:26: Die Polizei lässt sich offenbar breitschlagen und beginnt noch am Abend nach Sarah zu suchen.
00:15:30: Mehrfach fahren Einsatzfahrzeuge den kurzen Weg zwischen Sarahs und Sabrinas zu Hause ab, den die fünfzehnjährige am Nachmittag zur Fuß zurücklegen wollte.
00:15:39: Aber auch in weiteren Straßen und Gassen Avitranas suchen die Beamten der sogenannten Carabinieri, der Polizeibehörde, die vor allem in ländlichen Gebieten Italiens aktiv ist, nach Sarah.
00:15:49: Die Hoffnung ist groß, sie irgendwo aufzuspüren und in einem Streifenwagen zu Hause abzusetzen, wo eine Standpaucke ihrer besorgten Mutter einen Schlussstrich unter diesen aufregenden Tag ziehen wird.
00:16:00: Doch Sarah taucht nicht wieder auf, nicht heute, nicht morgen und auch nicht an den darauffolgenden Tagen.
00:16:08: Wenige Wochen später.
00:16:09: Ein orangefarbenes T-Shirt, eine hellblaue Jeans und ein verträumter Blick in die Kamera.
00:16:15: So sieht Sarah auf dem Foto aus, das mittlerweile ganz Avetrana kennt.
00:16:20: Abgedruckt ist es auf den vielen Plakaten, die im gesamten Dorf auf die vermisste fünfzehnjährige aufmerksam machen.
00:16:26: Da es von Sarah nach wie vor kein Lebenszeichen gibt und einen Verbrechen nun immer wahrscheinlicher wird, hat sich die Polizei dazu entschieden, die Suche zu verschärfen.
00:16:35: Beamtinnen sind nun quasi vierundzwanzig sieben präsent in den Straßen Avetranas und der Umgebung.
00:16:41: Sie durch Kämme von Olivenbäumen bedeckte Felder und auch Polizeihubschrauber drehen in der Luft immer wieder ihre Runden, in der Hoffnung, aus dieser Perspektive mehr zu sichten.
00:16:51: Die Suche nach den Mädchen legt sich wie ein dunkler Schatten über das süditalienische Dorf.
00:16:57: Unterstützung bekommt die Polizei von privaten Suchtrupps, bestehend aus Saras Umfeld.
00:17:01: Geleitet und organisiert werden sie vor allem von einer Person, die unermüdlich alles in die Wege leitet, was mehr Aufmerksamkeit auf den Fall lenkt.
00:17:09: Sabrina.
00:17:10: Die zwanzierige zeigt Fotos ihrer Kusine umher, verteilt selbst entworfene Flyer und ruft mit kräftiger Stimme Sarahs Namen in die Ferne.
00:17:19: Die Suche nach der vermissten fünfzehnjährigen hat mittlerweile Wellen geschlagen und beschäftigt nun auch die Presse, die in Sabrina eine bereitwillige Interviewpartnerin findet.
00:17:27: Immer wieder tritt sie vor Mikrofonen und Kameras, um Journalistinnen von ihrer Angst um Sarah zu berichten.
00:17:33: Auch dabei spricht sie immer wieder eine mögliche Entführung an.
00:17:37: Wir hören mal kurz in einen der Ausschnitte rein.
00:17:48: Also, sie sagt hier so was wie, wenn die Entführer in einen Gewissen haben, dann sollen sie Sarah freilassen, damit sie endlich nach Hause kann und dass sie mit offenen Armen dort auf sie warten.
00:17:58: Sabrina ist die einzige, die sich öffentlich Gehör verschafft.
00:18:04: Auch Sarahs Mutter Konchetta, ihre Tante Kusima und ihr Onkel Michele sprechen regelmäßig mit der Presse.
00:18:10: Oft stehen sie eng beieinander, wenn Reporterinnen ihre Fragen stellen, tauschen besorgte Blicke aus und präsentieren das, was sie die vergangenen Jahre eigentlich nicht waren.
00:18:19: Eine Familie, die zusammenhält.
00:18:22: Seit Sarahs Verschwinden sind vor allem Konchetta und Kusima wieder enger zusammengerückt.
00:18:27: In Zeiten wie diesen, da sind sich die beiden Schwestern wohl einig, sind vergangene Konflikte bedeutungslos.
00:18:32: und es gilt einander, den Rücken zu stärken.
00:18:34: Vor allem Conchetta geht das Verschwinden ihrer Tochter sichtlich an die Substanz.
00:18:39: Die dunklen Schatten unter ihren traurigen brauen Augen zeugen von schlaflosen Nächten, von mütterlicher Sorge und lebender Angst.
00:18:47: Und doch hält die Zweiundvierzierige mit den mittellangen, feuerruten Haaren und der markanten Zahnlücke an der Hoffnung fest, Sarah eines Tages wieder in die Are schließen zu können.
00:18:56: Deswegen gewährt Concetta den Medien sogar Zutritt zu Sarahs Zimmer, die daraufhin jeden Winkel des Teenagerzimmers ablichten, dessen Wände mit Postern von Ava Lavine und der Rockband Paramore bedeckt sind.
00:19:08: Persönliche gar intime Einblicke, von denen sich Concetta offenbar erhofft, den Druck auf die Ermittlung zu erhöhen oder dass sich jemand meldet und den Hinweis zu einer Spur gibt.
00:19:18: Ja, das muss man wirklich sagen, das funktioniert bei Vermisstenfällen ja einfach dann auch sehr gut.
00:19:23: Also wenn Leute ein Bild zu der Person haben, wenn die die Familie kennen, ich meine, das war damals, wir erinnern uns an Rebecca Reusch.
00:19:31: Die Familie war überall, jeder kannte diese Bilder mit Filter von der Vermissten und das emotionalisiert die Leute einfach, was wiederum dafür sorgt, dass mehr Leute den Fall kennen.
00:19:43: Total.
00:19:43: Und ich habe auch das Gefühl bei manchen Kindern, die verschwunden sind über die letzten Jahrzehnte, dass durch diese emotionale Berichterstattung am Anfang, das ist sogar noch so lange Nachhalt.
00:19:54: Aber ich
00:19:55: habe z.B.
00:19:55: letztens erst an die kleine Inga gedacht, die in dem Familienausflug im Wald verschwunden ist.
00:20:02: Der Fall war nämlich bei Aktenzeichen XY und da haben die Eltern zwar zu dem Zeitpunkt noch nicht gesprochen.
00:20:07: Aber weil im Fernsehen das Foto des Kindes zu sehen war und auch die Situation, in der sie verschwunden ist, so realitätsnah dargestellt wurde, kann ich mich bis heute so gut daran erinnern, weil das hat mich einfach sensibilisiert.
00:20:21: Und das ist das, was die Familien und Angehörigen brauchen, um vielleicht den entscheidenden Hinweis zu bekommen.
00:20:27: Im Fall von Sarah ist es jetzt so, dass alle Bemühungen der Polizei im Sande verlaufen.
00:20:32: Der entscheidende Hinweis über Sarahs Verbleibt bleibt aus.
00:20:36: bis sich am sechsten Oktober, zwei Tausendzehn, sechs Wochen nach ihrem Verschwinden, gegen Mittag eine Person bei der Polizei meldet, die angibt, Sarahs Handy gefunden zu haben.
00:20:46: Und damit eine Ermittlung ins Rollen bringt, die die bisherige Theorie zu Sarahs Verschwinden absurdum führt.
00:20:53: Der selbe Tag einige Stunden später.
00:20:55: Es ist einundzwanzig Uhr zwanzig als rund vier Millionen Menschen in Italien pünktlich zur Primetime vor dem Fernsehsitzen.
00:21:02: Auf dem Senderei TRE ertönt das Intro einer der bekanntesten Sendungen des Landes.
00:21:19: Also auf Deutsch heißt die Sendung ungefähr wer hat was gesehen und ist das italienische Pendant zur Aktenzeichen XY.
00:21:25: Jeden Mittwoch wird mit sich das Format ungelösten Kriminal- und vermissten Fällen.
00:21:29: Und auch in diesem Abend hat die Moderatorin Federica Scherrelli eine schlanke blonde Frau mit einem kleinen Leberfleck oberhalb der Oberlippe mehrere Fälle im Programm und einer davon ist Zaras.
00:21:40: Zaras Mutter Konchetta hat sich dazu entschieden im Live-Fernsehen über das Verschwinden ihrer Tochter zu sprechen, in der Hoffnung, dass irgendeine Person, die vor dem Fernseher sitzt, nach der Sendung zum Telefon greifen wird, um den entscheidenden Hinweis zu liefern.
00:21:53: Concetta hat an diesem Abend im Wohnzimmer ihrer Schwester Cosima und ihres Schwagers Michele Platz genommen.
00:21:59: Die beiden sind an diesem Abend nicht zu Hause.
00:22:01: An einem kleinen runden Tisch wartet Concetta auf die Liveschalte.
00:22:05: Zur Unterstützung hat sie ihren Anwalt sowie einen Freund der Familie an ihrer Seite.
00:22:10: Zudem ist eine Redakteurin des Senders anwesend, die die Liveschalte betreut und überwacht.
00:22:14: Etwas abseits hinter der Kamera sitzt auch ihre Nichtes Sabrina.
00:22:18: Still beobachtet sie das Geschehen.
00:22:20: Als es schließlich losgeht, beantwortet Konchetta ruhig und geduldig die Fragen der Moderatoren.
00:22:25: Sie spricht über ihre Sorge um Sarah, die Suchaktion und wie sehr sie hofft, dass ihre Tochter noch lebt.
00:22:31: Die Moderatoren der Sendung hört ihr aufmerksam zu, immer wieder nickt sie und stellt weitere Nachfragen.
00:22:38: Doch dann wird sie plötzlich ganz unruhig und gerät ins Stolpern.
00:22:43: Es wirkt so, als würde sie etwas aufs Ohr gesagt bekommen.
00:22:47: Also Ohr heißt dieser Nupsi, den ModeratorInnen von vor allem Live-Sendungen im Ohr haben, wobei sie dann Anweisungen aus der Regie bekommen.
00:22:55: Und offenbar bekommt die Moderatorin darüber gerade was gesagt.
00:22:58: Wir werden jetzt kurz in diese Szene rein.
00:23:24: Also was hier passiert?
00:23:25: Die Monitorin sagt, dass sie eine Info bekommen habe, also übers Ohr, und dass sie hofft, dass es sich dabei aber um eine Falschmeldung handelt und dass sie nicht weiß, wie sie das jetzt Concetta sagen soll.
00:23:38: Dass sie aber völliges Verständnis dafür hätte, wenn Concetta die Verbindung jetzt unterbrechen würde, also sozusagen das Interview abbrechen würde.
00:23:46: Und die Moderatorin betont nochmal, dass es eine Meldung gibt, die sie bisher nicht bestätigen können.
00:23:51: Genau, und man sieht, Concetta ist jetzt komplett verwirkt, die weiß gar nicht, was da jetzt auf sie zukommt.
00:23:56: Und die Moderatorin selber hat auch total Schwierigkeiten, diese Situation zu händeln.
00:24:01: Und dann sagt sie aber folgendes.
00:24:09: Sie sagt, dass offiziell bestätigt wurde, dass eine Leiche gefunden wurde.
00:24:14: Den Part, wie Concetta darauf reagiert, wollen wir an dieser Stelle nicht einspielen.
00:24:18: Sie bekommt jedenfalls von der Redakteurin, die bei ihr ist, also im Haus ihrer Schwester, ein Telefon gereicht.
00:24:24: Das sieht man alles im Live-Fernsehen, weil es im Studio der Sendung über einen großen Bildschirm übertragen wird.
00:24:30: Und jemand von den Ermittlungsbehörden will mit ihr darüber sprechen.
00:24:33: Aber Concetta sagt, dass sie niemanden hören kann.
00:24:37: Und man sieht, wie ein Freund der Familie, der neben ihr sitzt, dann ihr sanft die Hand auf die Schulter legt.
00:24:42: Aber Concetta selbst, die wirkt, als würde sie das alles gar nicht wahrnehmen.
00:24:47: Also ihr ist wirklich der Schock regelrecht ins Gesicht geschrieben.
00:24:50: Also man sieht, dass sie das nicht fassen kann, was da gerade passiert.
00:24:55: Sie guckt nur leer gerade aus und sagt dann auch keinen Ton mehr.
00:24:58: Sabrina, die ja nicht im Bild ist, aber im Hintergrund sitzt, fängt fürchterlich an zu weinen in dem Moment, wie eine Redakteurin der Sendung, die die Live-Schalte betreut, dann später sagt.
00:25:08: Ja, und was ist passiert?
00:25:09: Also die Polizei, die birgt in dem Moment eine Leiche aus einem Brunnen in Avetrana und dabei soll es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Sarah handeln.
00:25:19: Die Moderatorin betont aber immer wieder, dass sie die Nachricht, Zitat, nur mit großer Zurückhaltung weitergeben kann.
00:25:26: Ja, und das war es noch nicht.
00:25:27: Noch bevor Konchetta irgendwie die Möglichkeit hat, sich vielleicht auch aus dieser Live-Situation zu befreien, verkündet die Moderatorin auch noch die nächste Hyops Botschaft, nämlich, dass Sarah Körperskörper vermutlich gefunden wurde, kein Zufall ist, sondern das Ergebnis eines Geständnesses.
00:25:44: Und dann wird im Studio ein Artikel einer Tagestaltung eingeblendet.
00:26:03: Michele Miserie hätte auf dem Artikel, den die Regie, derweil auf dem riesigen Screen da in der Sendung eingespielt hat, ein Bild von Sarah zu sehen.
00:26:18: und die Zeitung titelt, ersten Gerüchten zufolge soll Michele Miserie während einer mehrstündigen Vernehmung gestanden haben.
00:26:28: Und Michele ist ja Sarahs Onkel, Sabrina's Vater und Cosimas Ehemann, also auch Conchetta Schwager, in dessen Wohnzimmer sie gerade sitzt.
00:26:39: Er soll seine Nichte getötet und ihre Leiche daraufhin in einem abgelegenen Brunnen entsorgt haben.
00:26:45: Noch sei die Bergung nicht abgeschlossen, so die Moderatorin.
00:26:49: Deshalb ist noch keine offizielle Bestätigung gäbe, doch alles deutet daraufhin, dass Sarahs vermissten Fall so eben ein trauriges Ende genommen hat.
00:26:58: Das kann nicht sein, rummelt Konchetta, viel mehr zu sich selbst als zu der Moderatorin.
00:27:03: Obwohl die Zweiundvierzig ihre gesichtlich überfordert ist, wird die Leihschalte nicht unterbrochen.
00:27:09: Im Gegenteil, die Kamera hält weiter drauf und zoomt zusätzlich näher ran.
00:27:15: Der Sender überträgt nun eine Nahaufnahme von Konchettas Blasm verstörten Gesicht.
00:27:20: Erneut fragt die Moderatorin kurze Zeit später, ob sie das Gespräch beenden wollen.
00:27:25: Worauf Konchetta sagt, dass das besser war.
00:27:28: Doch wirklich unterbrochen wird die Übertragung erst drei Minuten später.
00:27:33: Konchetta wurde so eben live im Fernsehen die schlimmste Nachricht ihres Lebens verkündet und das unter den Augen eines Millionen Publikums.
00:27:41: Ja, und das hat... Wie wir uns alle denken können, in Italien für einen ziemlichen Shitstorm gesorgt.
00:27:48: Nach der Sendung gab es heftige Vorwürfe gegen den Sender.
00:27:51: Viele waren der Meinung, dass Concetta Slide hier für Einschaltquoten instrumentalisiert wurde.
00:27:56: Und ich meine, das muss man sich mal vorstellen.
00:27:59: Da sitzt eine Mutter, die krank vor Sorge ist, wahrscheinlich seit Wochen kein Auge mehr zugemacht hat, mit großen Hoffnungen in diese Sendung gekommen ist und dann wird ihr da live gesagt, dass ihr Kind höchstwahrscheinlich tot sei.
00:28:13: Das ist so schlimm.
00:28:14: Du bist ja in dem Moment so ausgeliefert, nicht nur dieser ganzen Produktion, sondern allen Menschen, die zusehen.
00:28:22: Und dann tut diese Moderatoren auch noch so, als könnte Concetta das ja in dem Moment entscheiden, als ob die nicht komplett unter Schock steht.
00:28:32: Ja.
00:28:32: Und da jetzt irgendwie eine rationale Entscheidung treffen könnte.
00:28:36: Ne, genau,
00:28:36: das ist die Verantwortung der Medienmenschen in dem Fall.
00:28:41: das für diese arme Mutter zu entscheiden.
00:28:44: Und ich weiß ja nicht, wie weit das im Voraus alles schon feststand in der Sendung, dass das jetzt so passiert.
00:28:52: Kommt mir auf jeden Fall alles ein bisschen shady vor, weil Concetta ja in dem Moment in dem Wohnzimmer von Michele und Cosima sitzt, also dem Mann, der mutmaßlich ihre Tochter getötet haben soll.
00:29:09: Also wie passt das alles zusammen?
00:29:11: Richtig, ja.
00:29:12: Und das, was du sagst, ist, denke ich, nämlich auch, denn Michele, da kommen wir ja gleich noch zu roh, wurde da schon einige Zeit von der Polizei befragt.
00:29:21: Also kann man sich hier schon fragen, ist das alles wirklich
00:29:26: Zufall?
00:29:27: Wenn es vorher schon geplant gewesen wäre, noch tausendmal schlimmer.
00:29:31: Aber selbst in dem Moment, stell dir mal vor, du bist die Monitorin von Aktenzeichen Next Y und du kriegst wirklich gerade so live so was aufs Ohr.
00:29:39: Ich kann mir vorstellen, dass das auch ein krasses Zwiespalt in dem Moment ist, aber... Bei dir muss doch direkt eigentlich dieser Schalter umlegen, dass das jetzt jetzt so weit geht.
00:29:49: Ja,
00:29:49: und das muss vor allem auch die Regie im Hintergrund machen.
00:29:52: Also ich bezweifle auch, dass bei so einer seriösen Produktion und zurückhaltenden Produktionen wie bei Aktenzeichen XY, dass die das da dem Moderator überhaupt aufs Ohr sagen würden, weil die Personen, die dann ... und er im Studio live ist, wer dann komplett damit überfordert.
00:30:07: Aber hier in der Situation weiß man ja ganz genau, dass die Regie das weiter gesagt hat, damit sie Concetta in dem Moment damit konfrontiert.
00:30:15: Die haben ja nebenbei auch noch die Grafikabteilung darauf angesetzt, damit da dieser Zeitungsartikel auf dem Screen eingeblendet werden kann.
00:30:22: Boah, also weiß ich nicht, aber das ist das Schlimmste, was ich je gehört habe, was im Fernsehen passiert ist.
00:30:31: Und ich mein... Konchetta muss erst mal mit dieser Information umgehen, die sie ins Markt erschüttert.
00:30:37: Und dann wird es ja irgendwann dazu kommen, dass sie eben auch merkt, wie sie da dann nochmal ausgenutzt wurde von Menschen für die Einschaltquote.
00:30:45: Ja,
00:30:45: ich meine, niemand will,
00:30:48: dass
00:30:48: andere dabei sind, fremde Leute, wenn wir den schlimmsten Schmerz unseres Lebens erleben.
00:30:55: Also da hat der Sender ordentlich Mist gebaut, findet auch Medienwissenschaftler Professor Christian Schicher.
00:31:01: Schicher ist Professor für Medienethik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg.
00:31:06: Und er hat uns erklärt, dass das Verhalten des Senders ein Muster widerspiegelt, das es in der Medienwelt leider immer wieder gibt.
00:31:13: Man spricht in der Medienächtig in solchen Fällen gerne vom sogenannten Witwenschüttel.
00:31:17: Das ist so ein sarkastischer Begriff, den hat es damals gegeben.
00:31:21: Das war, wenn ich mich richtig erinnere, ein groben Unglück in Borken gewesen.
00:31:26: Da sind also eine ganze Reihe von Berggeleuten gerettet worden.
00:31:28: Einige sind aber verschüttet worden.
00:31:29: Und als klar war, wer verschüttet worden ist, sind die Kameramenschen dann auf die Angehörigen losgegangen und haben gesagt, ja, wie fühlen sie sich jetzt?
00:31:38: Witwin Schüttel meint also, dass das Leid anderer Menschen journalistisch ausgeschlachtet wird für Koten, Abos, Klickzahlen, was auch immer und ihnen in den schlimmsten Momenten ihres Lebens quasi Mikrofon oder Kamera vor die Nase gehalten werden.
00:31:52: Christian Schicher meinte, dass das etwa nach Terroranschlägen oder Armergläufen leider immer wieder der Fall ist.
00:31:58: Ja, und wir haben vorhin erst in unserer Redaktionskonferenz darüber gesprochen.
00:32:03: Wir sind nämlich gerade auch dabei, einen großen Fall zu recherchieren.
00:32:06: Und da ist uns eine Geschichte ins Auge gesprungen, die uns wirklich sehr berührt hat.
00:32:10: Und wir haben die Mutter angesprochen, womit die Mutter also Bescheid wusste, dass wir darüber berichten möchten.
00:32:15: Und sie hat aber gesagt, dass sie halt so schlimme Erfahrungen mit den Medien gemacht hat in der Zeit, als das passiert ist, dass sie wirklich so belagert wurde und dass sie das deswegen eigentlich nicht mehr kann.
00:32:28: Jetzt sitzt da aber unsere Redakteurin Magda drauf, die wirklich das immer schafft, einen ganz tollen Zugang zu Menschen zu finden.
00:32:34: Und die schreiben jetzt schon länger und vielleicht spricht sie jetzt doch mit uns.
00:32:38: Aber ich kann das so nachvollziehen, dass die Leute denn auch so ein Bild von der Presse haben, was sich dann natürlich auch nicht mehr korrigieren lässt eigentlich.
00:32:47: Ja, voll.
00:32:48: Richtig.
00:32:49: traurig auch für die Journalistinnen, die es halt richtig machen wollen.
00:32:53: Und von denen gibt es ja auch welche, aber die anderen vermasseln es dann halt für die auch.
00:33:00: Ja.
00:33:00: Und der Fall von Sarah sagt, unser Experte ist in puncto Witwin-Schütteln, ein ganz besonders krasses Beispiel, weil die Moderatorin im Gegensatz zu Concetta wusste, was passiert ist und sie damit in einem völlig ungeschützten Setting jahregericht überfallen hat.
00:33:15: Christian Schicher bewertet das so.
00:33:18: Aus meiner Sicht ist es vollkommen indiskutabel.
00:33:20: Menschen in einer Medienöffentlichkeit mit so einem Grauen zu konfrontieren, das ist nicht in Ordnung, das gehört sich nicht.
00:33:25: und da hätte man sagen sollen, wir haben neue Ergebnisse und dann hätte man auch vor allen Dingen auch in einem persönlichen Gespräch dann diese Tat mitteilen sollen.
00:33:34: Das ist auch nicht die Aufgabe eines Fernsehmenschen sowas zu machen.
00:33:37: Das hätte dann letztendlich ein Polizeibeamter, eine Polizeibeamtin unter Seelsorge, Berücksichtigung, Psychologen, wer auch immer das hätte machen sollen.
00:33:45: Die Moderatorin hat später in einem Interview gesagt, sie hätte die Live-Schalte natürlich abbrechen können, aber das wäre, Zitat, ein Todesurteil für die Sendung gewesen.
00:33:56: Ja, also als ob wäre es erstens überhaupt nicht, weil solche Sendungen funktionieren sowieso immer.
00:34:03: Und ich beispielsweise könnte diese Sendung jetzt nach so einer Aktion nicht mehr gucken, wenn da keine ethischen Standards eingehalten werden.
00:34:09: Nee, und man hätte es einfach abbrechen können, das Live-Interview.
00:34:13: Und hättet dann ja trotzdem darüber berichten können?
00:34:15: Ja, du hättest die Meldung ja trotzdem geben können, genau.
00:34:18: Aber man hätte halt vorher die Mutter da mal aus dem Schussfeld ziehen können.
00:34:21: Ja, und vielleicht in eine Werbung gehen, damit die Mutter den vorher auch... Abgeholt wird.
00:34:26: Ja, richtig.
00:34:27: Man tut hier so, als müssten sich die Medien nicht an Regeln halten.
00:34:31: Das ist aber natürlich nicht so.
00:34:32: Hier in Deutschland übernehmen diese Kontrolle ja auch verschiedene Organe.
00:34:35: Es gibt einmal den Presserat, der Print und deren Online-Medien überwacht und dann noch die Landesmedienanstalten der Bundesländer, die für private Fernseh- und Radioprogramme zuständig sind und auch für alles, was... auf Social Media abgeht, so sollte das zumindest sein.
00:34:49: Ja, und sowohl Presserat als auch Landesmedienanstalten achten darauf, dass die von ihnen überwachten medienethische Standards einhalten.
00:34:56: Dazu gehören zum Beispiel Verhaftigkeit und Sorgfalschutz der Persönlichkeitsrechte und auch die Achtung der Menschenwürde.
00:35:02: Letzteres bedeutet zum Beispiel, dass keine Inhalte veröffentlicht werden dürfen, die diskriminierend oder entwürdigend sind.
00:35:09: Ja, aber so eine Live-Konfrontation mit einer traumatischen Nachricht, wie im Fall von Concetta, verletzt diese Würde eindeutig, weil ihr Leid für mediale Zwecke instrumentalisiert wird.
00:35:20: Wäre so was im deutschen Fernsehen passiert, kann man also davon ausgehen, dass da die zuständige Landesmedienanstalt sich im Nachgang eingeschaltet hätte, eine Rüge ausgesprochen oder sogar ein Verfahren eingeleitet hätte.
00:35:30: In Italien gibt es zwar auch so was wie ein Presserat und der Vorfall hat auch zu einer öffentlichen Debatte über Ethik im Live-Fernsehen geführt.
00:35:37: Wirklich Konsequenzen für den Sender hatte das Ganze aber nicht.
00:35:41: Konsequenzen dieser Nachricht gibt es in unserem Fall aber sehr wohl und die hören wir uns jetzt an.
00:35:46: Es ist etwa, dreinzwanzig Uhr abends und die Sendung noch im Gange, als die Bergungskräfte am traurigen Ziel ihres Einsatzes ankommen.
00:35:55: Dort unten, am schlammigen düsteren Grund des Bruns, blicken sie nun auf das, wonach sie seit Stunden suchen.
00:36:02: Eine Leiche.
00:36:03: Sarahs Leiche.
00:36:04: Die langen blonden Haare und die zierliche Statur lassen keine Zweifel daran, dass sie es ist.
00:36:10: Ihr Körper ist nackt und der Zustand ihres Leichnahms macht deutlich, dass sie bereits eine ganze Weile hier liegen muss.
00:36:17: Wochenlang hatte die Polizei nach Sarah gesucht, gebannt und gehofft, die Fünfzehnjährige entgegen aller Wahrscheinlichkeiten wieder mit ihrer Familie vereinen zu können.
00:36:26: Doch mittlerweile ist klar, es gab nie eine Chance sie zu finden, denn Sarah starb laut Aussage ihres Onkels Michele bereits am Nachmittag ihres Verschwinden durch seine Hände.
00:36:37: So hatte es selbst der Polizei erzählt.
00:36:40: und damit ein Geständnis abgelegt, hinter dem noch viel mehr steckt, als die Polizei es in diesem Augenblick annimmt.
00:36:48: Das überraschende Geständnis von Michele ist das Ergebnis einer stundenlangen polizeilichen Vernehmung.
00:36:54: Erst gestern war der sixundfünfzigjährige Landwirt mit der sonnengebräunten Haut und den kurzen braunen Haaren bei der Polizei aufgetaucht, um ihn Sarahs Handy zu überreichen.
00:37:03: Michele gibt zu dem Zeitpunkt an, dass er das teils verbrannte Telefon seiner Nichte, bei dem die Rückenabdeckung fehlt, zufällig bei der Arbeit in einem Olivenhain entdeckt habe.
00:37:13: Aber den Ermittlernen kommt dieser angebliche Zufallsfund alles andere als schlüssig vor.
00:37:17: Wochenlang haben sie immer wieder die gesamte Umgebung durchkämmt und nun will Michele ihn weiß machen, dass ihm das Handy regelrecht in die Hände gefallen war.
00:37:25: Die Polizei nimmt sich Sarahs Onkel daher am nächsten Tag vor und befragt ihn.
00:37:30: Während Conchetta sich auf die Sendung vorbereitet, muss er sich auf dem Polizeirevier den Fragen der Polizisten entstellen.
00:37:37: Und schließlich, nach neun Stunden Vernehmungsdruck, platzt es nur so aus Michele heraus.
00:37:43: Der Sechsundfünfzigjährige berichtet, dass er am Nachmittag des Sechsundzwanzigsten August in seiner Garage an einem defekten Traktor rumgeschraubt habe, als seine Nichte hereingekommen sei, um ihn zu begrüßen.
00:37:54: Unter ihrer Kleidung, so formuliert er es, hätten sich ihre, Zitat, «fraulichen Formen abgezeichnet».
00:38:01: Schon öfter habe er in der Vergangenheit anzügliche Gedanken über die Fünfzehnjährige gehabt und nachts erotisch von ihr geträumt.
00:38:08: Dieses Mal habe er sich jedoch nicht zurückhalten können.
00:38:11: Michele berichtet den Beamtenen, dass er zudringlich geworden sei und Sarah angefasst habe.
00:38:17: Sie habe ihn zurückgewiesen, woraufhin er in einer Art Rausch verfallen sei.
00:38:22: Zunächst habe er zu einem Seil gegriffen und sie stranguliert.
00:38:25: Als sie tot gewesen sei, habe er sich an ihrem leblosen Körper vergangen und die Leiche anschließend in dem Brunnen entsorgt.
00:38:34: Da der Fall von Sarahs verschwinden große Wellen geschlagen hat und auf der Polizei seit Wochen ein riesiger Ermittlungsdruck lag, dauert es nicht lange, bis die Information an die Presse gerät und kurz nach seinem Geständnis auf den Titelseiten der italienischen Zeitung landet.
00:38:48: Die öffentliche Empörung ist riesig.
00:38:51: Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht, dass ein fünfzehnjähriges Mädchen von seinem eigenen Onkel getötet und anschließend missbraucht wurde.
00:38:59: Vor allem Boulevardblätter finden schnell klare, wenn auch Geschmack.
00:39:03: warte und betiteln Michaela als Monsterunkel.
00:39:06: Die dramatische Wendung in dem Fall macht Sarahs Schicksal nun in ganz Italien bekannt.
00:39:12: Journalistinnen und Fernsehteam strömen aus dem ganzen Land nach Avetrana und verwandeln das einst ruhige, verschlafende Dörfchen in einen regelrechten Medien-Hotspot.
00:39:21: Doch Interviews bekommen sie jetzt keine mehr.
00:39:24: Seit Miquelis Geständnis und einer anschließenden U-Haft hat sich Sarahs Familie aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
00:39:31: Concetta und ihre Schwester Cosima, Miquelis Frau, verlassen das Haus kaum noch.
00:39:36: Zu heftig ist die mediale Dauerpräsenz.
00:39:39: Nussabrina äußert sich noch ab und an gegenüber der Presse, erzählt, dass sie ihrem Vater niemals verzeihen wird, was er ihrer Kusine angetan hat, dass sie aber dennoch eine Erklärung von ihm erwarte.
00:39:55: Ja, also Sabrina sagt hier, dass sie ihm ins Gesicht schauen will und dass sie wissen will, ob er den Mut hätte, ihr zu erzählen, warum er das getan hat.
00:40:03: Eines ist klar, dass Michele gestanden hat, Sarah umgebracht zu haben, stellt die Familie vor ganz neue Herausforderungen.
00:40:11: Sarahs Verschwinden hatte eine Wiederannäherung bewirkt.
00:40:14: Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte die zerrüttete Familie wieder Seite an Seite gestanden, gemeinsam gehofft und nach Sarah gesucht.
00:40:22: Doch nun, da klar ist, dass das Verbrechen aus den eigenen Reihen kam, scheint dieser Fortschritt zerstört.
00:40:28: Denn der Bruch, den die Tat hinterlässt, geht tiefer als alle Konflikte zuvor.
00:40:34: Es ist der neunte Oktober, als in Avetrana kollektive Trauer herrscht.
00:40:39: Drei Tage nach dem Fund von Sarahs Leiche wird die fünfzehnjährige heute beerdigt und das im großen Stil.
00:40:46: Tausende Menschen haben sich in den Straßen der Apulischen Kleinstadt versammelt und richten ihre Augen nun auf den weißen Sarg mit pompösen Blumenschmuck, der von mehreren Männern durch die Menge getragen wird, wo die offizielle Trauerfeier stattfinden soll.
00:40:59: Die Szene erinnert an ein Staatsbegräbnis fast im Stil von Lady Diana.
00:41:04: Die Menschen lassen ihren Tränen freien Lauf, rufen laut Sarahs Namen und fühlen mit ihrer Mutter Konchetta, ihrem Vater Jacomo und ihrem Bruder Claudio, die mit gesenktem Blick hinter dem Sack hertrotten.
00:41:16: Neben jenen, die heute vor Ort sind, schauen auch etliche die Live-Übertragung im Fernsehen, darunter auch Kuzima und Sabrina.
00:41:23: Obwohl sie als Tante und Kuzine zu Sarahs engsten Angehörigen zählen, bleiben sie der Beerdigung fern.
00:41:30: Nach Micheles Geständnis fürchten sie auf offener Straße beschimpft oder angefeindet zu werden.
00:41:35: Und die selbstgeschriebenen Plakate in der Menge, auf denen unter anderem die Todesstrafe für Michele gefordert wird, geben ihnen recht.
00:41:42: Stattdessen sitzen Cosima und Sabrina in ihrem Wohnzimmer vor einem kleinen Fernseher.
00:41:47: Ich verstehe sie total, dass sie da nicht mit der Menge gehen, weil auch wenn Angehörige nichts für die Taten ihrer Familienmitglieder können in der Regel, würden die ja mit Missgabeln dadurchs Dorf gejagt werden, ja.
00:42:00: Ja.
00:42:00: Wir hatten hier ja in einer Folge, in der wir immer aus der Ich-Perspektive erzählt haben, weißt du, die wir so sehr nah mit den Betroffenen zusammengestaltet haben, da hab ich doch mit einer gesprochen, deren Vater jemanden umgebracht hat.
00:42:12: Ja.
00:42:12: Und die war ja selber Opfer vom gewalttätigen Vater.
00:42:15: Ja.
00:42:15: Also das muss man auch immer im Hinterkopf behalten, dass gerade, wenn es da so einen kriminellen Werdegang gibt bei einer Person, die Angehörigen, der Täterin manchmal eben auch Opfer sind.
00:42:26: Dann hatte uns einmal eine Person geschrieben, nachdem wir den Fall ihres Vaters im Podcast erzählt haben.
00:42:35: Der Vater war einer der Täter und sie hat sich total bei uns bedankt dafür, dass wir den Namen geändert haben.
00:42:41: weil sie selber mit dieser Person gar nicht zu tun hat und das auch aufs tiefste Verurteilt, was er damals getan hat, aber es eben auch nichts mit ihrem Leben zu tun hat.
00:42:49: Und sie hat immer wieder Angst hat, dass wenn diese Geschichte noch mal irgendwo erzählt wird, dass die Leute halt nicht die Persönlichkeitsrechte achten, zumal ihr Vater auch schon wieder aus der Haft draußen ist und sie dann dadurch immer wieder damit konfrontiert wird.
00:43:02: Ja, und man kann sich ja auch mal in die Angehörigen eines Täters oder einer Täterin hineinversetzen, die nichts davon wussten.
00:43:09: und deren Grundvertrauen oder auch einfach deren Leben dadurch auch komplett erschüttert sein kann.
00:43:16: In einer deiner liebsten Menschen zu etwas Fähig ist, was du niemals von der Person gedacht hättest.
00:43:24: An dem Tag von Sarahs Beerdigung werden Cosima und Sabrina exklusiv von einem Kamerateam begleitet.
00:43:30: Und da ist Sabrina anzusehen, dass sie von dem großen Aufriss nichts hält.
00:43:35: Als sie die Szene sieht, wie der Sack durch die Menge getragen wird und wie die Menschen darauf reagieren, stößt sie generfte Seufzer aus.
00:43:42: Wir hören uns mal kurz an, welche Reaktionen sich Sabrina da vor dem Fernseher ansieht.
00:44:10: Sabrina sagt hier, dass sie den Applaus unnötig findet, woraufhin Mutter Kozima sie fragt, wie sie das meint und darauf antwortet Sabrina, dass das alles ein Theater sei.
00:44:21: Die Zweiundzwanzierige macht dem Kamerateam klar, dass ein Applaus ihre Kusine auch nicht wieder lebendig machen würde.
00:44:27: Sie findet diese große Trauer heuchlerisch.
00:44:30: Die meisten Menschen, die um Sarah weinen, hätten sie nicht mal gekannt.
00:44:34: Doch der Fahrer, der an diesem Nachmittag durch den Gottesdienst führt, scheint das anders zu sehen.
00:44:39: Sarah war unser aller Tochter, sagt er.
00:44:42: Der Gottesdienst folgt einem umfangreichen Programm.
00:44:45: Musik von Ava Lavine, eine von Sarahs Lieblingskünstlerin, ertönt.
00:44:49: Ach Luftballons werden in die Höhe gelassen und weiße Tauben, die aufgeregter von flattern.
00:44:54: Eine Grundschulklasse aus Ervetraner trägt zudem ein paar nachdenkliche Zeilen vor.
00:44:59: Und vor allem ein Zitat bleibt den Menschen dabei besonders im Ohr.
00:45:03: So viele Engel im Himmel, so viele Bestien auf Erden.
00:45:08: Während Trauer und Entsetzen Avetrana fest im Griff haben, richtet die Polizei ihre volle Aufmerksamkeit weiterhin aufs Haras Onkel, Michele.
00:45:16: Zwar hat der fifty-six-Jährige vor einigen Tagen gestanden, seine Nichte getötet und sich anschließend an ihrem Leichnamen vergangen zu haben, doch für die Ermittlerinnen ist der Fall damit längst nicht abgeschlossen.
00:45:28: Denn die Ermittlungen fördern zunehmend Widersprüche zu Micheles Geständnis zur Tage.
00:45:33: Zwar hat die Obduktion ergeben, dass Sarah, wie von ihm beschrieben, erdrosselt wurde, ihr Körper weist jedoch keinerlei Spuren sexueller Gewalt auf.
00:45:42: Auch in der Rekonstruktion der Tat tut sich Michele schwer.
00:45:45: Als er das Erdrosseln pantomimisch darstellen soll, fuchtelt er unter den irritierten Blicken der Beamtinnen unsicher mit den Händen hin und her.
00:45:53: Die Polizei wird misstrauisch.
00:45:54: In den kommenden Tagen wird Michele daher immer wieder vernommen.
00:45:58: Jedes Mal präsentiert er dabei neue, abweichende Details.
00:46:02: Einmal sagt er zum Beispiel, dass er versucht habe, Sarah an den Brüsten zu berühren, woraufhin die Situation eskaliert sei.
00:46:08: Ein anderes Mal sagt er, dass Sarah in die Garage kam, gestürzt sei und er sich zu Nutze machte, dass sie am Boden lag und dann zudringlich wurde.
00:46:17: Es kristallisiert sich heraus, mit den Versionen, die Mikäle den Ermittlungsbehörden auftischen will, stimmt etwas ganz und gar nicht.
00:46:26: Doch am fünfzehnten Oktober, neun Tage nach seiner Verhaftung, sagt er schließlich etwas, das die Ermittlenden aufhorchen lässt.
00:46:33: Zaras Onkel bringt nun eine weitere Person mit ins Spiel, die er zur Protagonistin des Verbrechens an Zara macht.
00:46:40: Eine Person, die nicht nur ihm vertraut ist, sondern auch seiner toten Nichte nahe stand.
00:46:45: Und zwar seine Tochter Sabrina.
00:46:49: Michele berichtet, dass Sarah kurz vor ihrem Tod seiner Tochter Sabrina verraten habe, dass Michele sie immer wieder belästige.
00:46:57: Weil er so fürchtete, aufzufliegen und Sarah zum Schweigen bringen wollte, hätten sie ihr eine Lektion erteilen wollen.
00:47:04: Zunächst habe es Sabrina die fünfzehnjährige zu ihnen nach Hause in die Garage gelockt, dann habe er angefangen sie zu strangulieren.
00:47:10: Eigentlich habe er ihr nur Angst machen wollen, doch das Ganze sei irgendwie aus dem Ruder gelaufen und Sarah sei gestorben.
00:47:18: Micheles Worte klingen absurd, doch sie haben Sprengkraft.
00:47:22: Wenn sie stimmen, dann würde das schlichtweg alles ändern.
00:47:25: Es würde bedeuten, dass Sabrina Sorge nur eine Maske war, ihre Trauer nur gespielt und dass die Zweiundzwanzigjährige, die die Suchtrupps anführte und Suchaktionen koordinierte, die ganze Zeit überwusste, was ihrer Kursine zugestoßen ist.
00:47:39: Und wieso sollte ein Vater seine Tochter belasten, wenn sie in Wirklichkeit nichts mit der Tat zu tun hätte?
00:47:44: Oder denkt er etwa, dass die juristische Schlinge um seinen Hals lockerer sitzt, wenn er die Schuld auf zwei Personen verteilt?
00:47:51: Die Ermittlenden wollen seine Aussage jedenfalls nicht vorschnell als Schutzbehauptung abtun.
00:47:56: Denn tatsächlich kam ihnen Sabrinas Verhalten am Tag von Zarras Verschwinden irgendwie seltsam vor.
00:48:03: Sabrinas Freundin, die mit ihr und Sarah am sechsozwanzigsten August ans Meer fahren wollte, erzählte der Polizei, dass Sabrina nahezu vorschnell einen Nervenzusammenbruch gekriegt hat und die Polizei rufen wollte, als Sarah gerade einmal dreißig Minuten nach der vereinbarten Uhrzeit nicht aufgetaucht war.
00:48:21: dass Sabrina direkt von einer Entführung ausging, ohne auch nur andere Gründe für das Verschwinden ihrer Cousine in Betracht zu ziehen, wie etwa einen Unfall.
00:48:30: Jedenfalls ist das für die ermittelnden Grund genug, um Sabrina vorerst zu verhaften.
00:48:36: Und das ist doch jetzt ein Ding, ja.
00:48:37: Also erst der Onkel und jetzt auch noch die Cousine, das ist so... Absurd bei so einem öffentlichkeitswirksamen Fall, dass es da zweimal jetzt so eine Wendung gibt, die dafür so viel Drama sorgt, auch innerhalb dieser Familie.
00:48:54: Ja,
00:48:55: und vor allen Dingen das, was Michele da gesagt hat mit von wegen, er sei zudringlich geworden und es weiter, das kann man meinetwegen dann auch vielleicht auch noch glauben, aber jetzt soll die Kusine, die doch eigentlich eine der besten Freundinnen vom Opfer war, auch was damit zu tun haben.
00:49:10: Ja, und man fragt sich auch, warum zieht er die jetzt mit rein?
00:49:13: Es wäre ja auch eine Idee, einfach ab jetzt nicht zu sagen,
00:49:17: und nicht das eigene Kind mit reinzuziehen.
00:49:20: Ja, ich meine, die ermittelenden Wissen erzählen natürlich auch noch gar nicht, ob das überhaupt stimmt, weil wenn das stimmt, dann muss man ja auch mal sagen, dass das ein enormer schauspielerischer Akt gewesen wäre, den die Sabrina da geleistet hat, weil sie sich ja die ganze Zeit auch von Kameras hat begleiten lassen und niemand hätte das dann durchschaut.
00:49:39: Damit Michele und Sabrina nun zwei Familienmitglieder beschuldigt werden, für Saras Tod verantwortlich zu sein und in Untersuchungshaft sitzen, ist aus dem anfänglichen Vermisstenfall nun ein Kriminalfall geworden, der mit seinen vielen Wendungen an das Drehbuch einer italienischen Telenovela erinnert.
00:49:56: Es wirkt daher wie ein Cliffhanger zur zweiten Staffel, als Michele einige Wochen später noch einmal seine Aussage ändert.
00:50:04: Diesmal in Bezug auf seine Tochter Sabrina.
00:50:07: Der sechsundfünfzigjährige behauptet nun, dass Sabrina keine Mittäterin sei, sondern Sarah alleine, ohne seine Beteiligung getötet habe.
00:50:17: Zwischen den beiden habe es eine Streit gegeben, der eskaliert sei, woraufhin Sabrina Sarah gewirkt habe, bis das Leben aus ihr Gewichen sei.
00:50:25: Als er in die Garage gekommen sei, sei Sarah schon tot gewesen.
00:50:29: Und er habe sich, um seine Tochter zu schützen, bereit erklärt, die Leiche verschwinden zu lassen.
00:50:35: Die Ermittlerinnen stehen nun vor einer schwierigen Einschätzung.
00:50:39: Schiebt Michele die Schuld auf Sabrina, um selbst einer Mordanklage zu entgehen oder sagt er mit dieser Version womöglich zum ersten Mal die Wahrheit?
00:50:47: Die Polizei schlägt nun eine neue Richtung bei den Ermittlungen ein und schaut sich Sabrina's Umfeld genauer an.
00:50:53: Sowohl Freundinnen als auch Bekannte werden befragt und Handydaten von Sabrina und Sarah ausgewertet.
00:50:59: Außerdem stellen die Beamtinnen bei Sabrina zu Hause Sarahs Tagebuch sicher.
00:51:04: Laut der Aussage von Sarahs Mutter Conchetta, hatte Sabrina es während der Suche nach ihrer Kursine an sich genommen, angeblich, um es nach nützlichen Hinweisen durchzusehen.
00:51:13: Die handschriftlichen Zeilen erweisen sich für die Ermittlenden als aufschlussreich.
00:51:17: Sie bieten Einblicke in Sarahs Gedanken, ihre Träume und Wünsche.
00:51:21: Und sie machen klar, das einst zu innige Verhältnis zwischen den Kursinen hat in den Monaten vor Sarahs Verschwinden tiefe Risse bekommen.
00:51:28: Und aus zwei besten Freundinnen waren Rivalinnen geworden.
00:51:33: Rückblick.
00:51:34: Es ist Dezember, als in Sabrina's Klicke ein neues Gesicht auftaucht.
00:51:38: Giuseppe Moretti.
00:51:40: Der siebenundzwanzigjährige Koch, mit dem kurzen dunklen Hahn und dem dichten Bart, der seine markante Kieferpartie umspielt, gilt in Avetrana als echter Mädchenschwarm.
00:51:49: Auch Sabrina ist seit der ersten Begegnung hin und weg, himmelt ihn an und sucht bei gemeinsamen Abenden in Bars gezielt seine Nähe.
00:51:57: Sabrina und Giuseppe verstehen sich gut, sie können miteinander lachen und reden, aber sie ist nicht die einzige, die seine Aufmerksamkeit genießt.
00:52:04: Auch zwischen Sarah, die dank Sabrina Teil ihres Freundeskreises ist, und Giuseppe entwickelt sich eine gewisse Vertrauteid.
00:52:11: Die fünfzehnjährige findet Giuseppe toll.
00:52:14: So hält sie es in ihrem Tagebuch fest.
00:52:16: Ich interessiere mich gerade sehr für einen siebenundzwanzigjährigen Jungen, schreibt sie.
00:52:21: Das ist kein Junge, das ist ein Mann, möchte ich sagen.
00:52:24: Er heißt Giuseppe und meine Cousine Sabrina mag ihn auch.
00:52:27: In ihren handschriftlichen Teilen macht Sarah deutlich, dass es ihr Schwerfeld ihre Gefühle für Giuseppe zu deuten.
00:52:33: Sie wisse nicht, schreibt sie, ob sie verliebt sei oder den fast doppelt so alten Mann einfach als Freund keep habe.
00:52:40: Ihre Cousine Sabrina dagegen weiß offenbar genau, was sie für Giuseppe empfindet.
00:52:44: Die Zweiundzwanzigjährige lässt keinen Zweifel daran, dass sie über beide Ohren in ihn verliebt ist.
00:52:49: Doch Sabrinas Gefühle gehen über normale Verknalltheit hinaus.
00:52:53: Giuseppe wird so etwas wie der Mittelpunkt in Sabrinas Alltag, die Sonne, um die sich ihr Leben dreht.
00:52:59: Ständig fragt sie ihre Freundinnen darüber aus, wo Giuseppe ist, was er macht und mit wem er unterwegs ist.
00:53:05: Das ist ja jetzt nicht so ungewöhnlich, wenn man verschossen ist.
00:53:08: Ne, das kennen wir alle ja vielleicht.
00:53:11: Aber auch Giuseppe selbst gegenüber hält Sabrina mit ihrer Begeisterung nicht hinterm Berg.
00:53:16: Die Nachrichten, die sie ihm schickt, lesen sich wie die Fanpost eines Groupies.
00:53:21: Sabrina schreibt Giuseppe etwa, wie attraktiv sie ihn findet und dass er für sie einem Gott gleiche.
00:53:32: Wenn ich solche Nachrichten von einem Typen bekomme, wird mich das eher abschrecken.
00:53:37: Ich bin nicht nur Eher, ich werde Meilen weit hinterm Berg.
00:53:41: Also wenn mein Mann heute zu mir sagt, dass er mich attraktiv findet und ich einer Göttengleiche, freu ich mich natürlich sehr darüber.
00:53:47: Ja, und der
00:53:48: eigene Mann, der soll einen ja auch vergöttern.
00:53:51: Das erwarte ich auch.
00:53:52: Aber wenn man gar nicht dieses Verhältnis zueinander hat, dann schreckt das ja eher ab.
00:53:57: Also ich war auch immer so eine Person, die sich eher angezogen geführt hat durch Unerreichbarkeit als durch zu übertriebenes Interesse.
00:54:04: Ja.
00:54:05: Und ich meine, das fällt natürlich auch unter Spielchen spielen, aber zu viel Aufmerksamkeit tut manchen Menschen auch nicht gut.
00:54:12: Und die Sabrina macht jetzt hier ihrem Schwarm auch noch dazu klar, dass es ihr nicht gefalle, dass er ihrer Cousine Sarah so viel Aufmerksamkeit schenkt und dass es ihr wehtun würde, ihn mit einer Zitat hübscheren und schlankeren zu sehen, womit sie Sarah meint.
00:54:27: Sabrina möchte Giuseppe um jeden Preis gefallen und näher kommen.
00:54:31: Und schließlich gelingt ihr das auch.
00:54:33: Anfang August, Jahrzehnte, wenige Wochen vor Sarahs verschwinden, geht für Sabrina ein echter Traum in Erfüllung.
00:54:41: Sie und Giuseppe schlafen miteinander.
00:54:43: Hin und wieder stürzen sich die beiden nun gemeinsam in die Laken.
00:54:47: Die Intimität mit Giuseppe katapultiert Sabrina auf Wolke sieben und zugleich verschärft sie ihre Eifersucht.
00:54:54: Die Zweizwanzierige ist nun noch fixierter auf Giuseppe und stört sich noch mehr daran, wenn er ihrer kleinen Cousine Sarah Aufmerksamkeit und Beachtung schenkt.
00:55:03: Immer wieder schließt Sabrina Sarah nun bewusst von gemeinsamen Unternehmungen aus.
00:55:08: Und wenn Sarah doch dabei ist, kommt es zwischen ihnen regelmäßig zum Streit, wie auch Sarahs Tagebucheinträge zeigen.
00:55:14: Sabrina war wie immer sauer auf mich, weil sie sagt, dass ich immer bei Giuseppe bin, wenn er da ist.
00:55:19: Schreibt Sarah etwa einmal.
00:55:22: Sabrina empfindet eine große Unsicherheit darüber, dass Giuseppe nicht das Gleiche für sie fühlt, wie sie für ihn.
00:55:28: Und das kommt nicht von ungefähr.
00:55:29: Der siebenundzwanzigjährige hat nämlich nur ein körperliches und kein romantisches Interesse an Sabrina.
00:55:35: Das zeigt vor allem die Diskretion, auf die er beharrt.
00:55:38: Giuseppe hat Sabrina gebeten, ihr tächte Mächte für sich zu behalten.
00:55:43: Eine Bitte, die unerhört bleibt.
00:55:44: Vielleicht ist es Euphorie, vielleicht auch der Wunsch nach Überlegenheit, der Sabrina dazu bringt, ihrer kleinen Cousine Sarah von der Affäre mit Giuseppe zu erzählen.
00:55:53: Allerdings ermahnt sie sie, es nicht weiter zu erzählen.
00:55:56: Doch genauso wenig wie Sabrina gedingt es auch Sarah, stillschweigen zu waren.
00:56:00: Die Fünftienjährige berichtet ihrem älteren Bruder Claudio davon, der es wiederum anderen erzählt und so weiter und so fort.
00:56:07: Sarah hat mit ihrer Plaperei eine echte Tratschlawine in Gang gesetzt.
00:56:12: Als Giuseppe, die sich erfährt, das halb Avetrana über ihn und Sabrina Bescheid weiß, beendet er die intime Beziehung mit ihr.
00:56:19: Und darin sehen die Ermittlenden ein klares Motiv.
00:56:23: Denn in Sabrina's Augen war Sarah offensichtlich nicht nur eine Rivalin, sondern der Ausdöser dafür, dass der Mann, den sie vergöttert hat, sich von ihr abwandte.
00:56:32: Unmöglicherweise waren es genau diese Entwicklungen, die Sarah das Leben kosteten.
00:56:38: Die gekränkte Sabrina tötete ihre kleine Kusine und ihr Vater half ihr, die Leiche zu beseitigen, indem er den toten Körper in einen abgelegenen Brunnen warf.
00:56:47: So muss es gewesen sein.
00:56:49: Mehrere Monate nach Sarahs verschwinden, ist sich die Polizei mittlerweile sicher, das Verbrechen an der fünfzehnjährigen weitestgehend aufgeklärt zu haben.
00:56:57: Doch dann meldet sich im April, ein Mann bei den Ermittlenden und gibt etwas zu Protokoll, was dem Fall eine neue Wendung beschert.
00:57:06: Ein Gloom-Händler aus Avetrana berichtet, dass er am Tag von Sarahs verschwinden eine Beobachtung gemacht habe.
00:57:13: Er habe am Nachmittag gesehen, wie die Teenagerin von zwei Personen gedrängt worden sei, in ein Auto zu steigen.
00:57:19: Eine davon sei Sabrina gewesen.
00:57:22: Doch als er die Identität der zweiten Person benennt, beschert er dem Fall eine erneute Wendung, die ein noch problematischeres Licht auf die Familie wirft, als ohnehin schon.
00:57:31: Und die die Beamtinnen regelrecht fassungslos macht.
00:57:34: Es sei Cosima gewesen, Sabrina's Mutter.
00:57:38: Der Zeuge gibt an, dass er genau gesehen habe, wie Mutter und Tochter neben der fünfzehnjährigen Halt machten und sie dann benötigt hätten einzusteigen.
00:57:47: Bisher hat Sarahs Tante Cosima in den Ermittlungen keine Rolle gespielt.
00:57:51: Die sechsundfünfzigjährige mit den grausen grauen Haaren und der schwarz gerammten Brille wirkte viel mehr wie eine betroffene Randfigur, die sich Sorgen um ihre Nichte machte und ihre Schwester Conchetta, mit der sie zuvor zerstritten war, in dieser schweren Zeit den Rücken stärkte.
00:58:05: Aber durch die Aussage des Blumenhändlers gerät dieses Bild in Zwangten.
00:58:10: Wusste Cosima etwa, was mit Zara passiert ist?
00:58:13: War sie eingeweiht in ein furchtbares Verbrechen, das offenbar jemand aus Haras Familie begangen hat?
00:58:20: Ja, also wie absurd ist das denn?
00:58:22: Also erst rückt dieser Mann in den Fokus, dann die Tochter, dann die Mutter und alle stehen die ganze Zeit bei der Suche an Concetters Seite.
00:58:33: Also noch mehr ein Messer in den Rücken gerannt bekommen.
00:58:37: Von der eigenen Familie kann man ja gar nicht.
00:58:40: Nee, wie kann man überhaupt morgens in den Spiegel gucken?
00:58:43: Ja, und ich meine... Eigentlich würde man doch meinen, dass man sich vielleicht so ein bisschen raushält aus der Sache, weil man vielleicht mit seinem Gewissen auch nicht so klar kommt.
00:58:52: Aber die haben sich ja vor jede Kamera gestellt.
00:58:55: Die haben sich noch begleiten lassen.
00:58:57: Als deren sollte das jetzt die richtige Version sein.
00:59:01: Todesopfer, da live im Fernsehen beerdigt wird und dann sitzen die da und sagen noch, was für ein Aufriss und so.
00:59:08: Das macht die Sarah auch nicht wieder lebendig.
00:59:11: Die kannten die doch alle nicht.
00:59:12: Aber ihr habt die offenbar umgebracht.
00:59:14: Ja und weiß was da eigentlich auch so ein bisschen wieder rauskommt, diese Eifersucht.
00:59:19: Dass die Sarah auch noch als tote Person da jetzt so viel Aufmerksamkeit und so viel Liebe zufällt.
00:59:27: Ja, die Sabrina ist offenbar der Meinung, das hat sie nicht verdient.
00:59:31: Weder zu Lebzeiten noch im Tode.
00:59:34: Um herauszufinden, ob und inwieweit Cosima an dem Verbrechen an Sarah beteiligt war, befragen die ermittelnden nun verschiedene Menschen aus Abitraner.
00:59:42: Und dabei wird klar,
00:59:43: Cosima
00:59:44: ist keinesfalls eine ruhige, zurückhaltende Person, sondern eine Frau, die vor allem für ihre Wutausbrüche bekannt ist.
00:59:51: Cosima ist herrisch, rechthaberisch und impulsiv.
00:59:54: Die Beamtinnen erfahren, dass die fifty-sech-jährige diejenige ist, die zu Hause den Ton angibt.
01:00:00: Wenn Cosima sauer ist, kann es schon einmal vorkommen, dass Geschirr durch den Raum fliegt.
01:00:04: Außerdem lässt sie ihren Mann Mikaelit, der erst im erwachsenen Alter Lesen und Schreiben gelernt hat, spüren, dass sie ihm intellektuell überlegen ist.
01:00:13: Die Polizei nimmt aber nicht nur Cosimas Persönlichkeit in den Blick, sondern überprüft nun, wo sie verdächtigt wird, auch ihr Alibi.
01:00:20: Am Tag von Sarahs verschwinden hatte Cosima berichtet, nicht zu Hause gewesen zu sein.
01:00:25: Eine Aussage, die sich nun etwa neun Monate später als unwahr herausstellt.
01:00:29: Anhand von Handydaten konnte man herausfinden, dass sich sowohl Cosimas als auch Sarahs Handy am Nachmittag des sechsohnzwanzigsten August zwei Tausendzehn in der Garage befunden haben.
01:00:39: jenem Ort, an dem Sarah laut Michele von Sabrina getötet wurde.
01:00:44: Die sechsundfünfzigjährige war also am vermeintlichen Tatort als Sarah starb.
01:00:48: Und diese Erkenntnis führt nun dazu, dass nach Michele und Sabrina auch beim letzten Mitglied der Familie die Handschellen klicken.
01:00:55: Zehnter Januar, zw.
01:00:57: zw.
01:00:59: Die dunklen Polsterstühle bieten an diesem Tag nicht allen Anwesenden im Saal Platz.
01:01:04: Viele Menschen drängen sich an den Wänden des Raumes mit den grau-weißen Wänden und hohen Decken, der immer wieder vom Blitzlichtgewitter der Journalistinnen erhält wird.
01:01:12: Am sogenannten Corte d'Asise in Taranto, dem italienischen Schuhgericht, beginnt heute der Prozess wegen des Mordes an Sarah.
01:01:20: Auf der Anklagebank sitzen
01:01:22: an diesem Dienstag,
01:01:23: wenn auch in Abstand zueinander drei Personen sind.
01:01:26: Sabrina, Cosima und Michene.
01:01:29: Während Sarahs Cousine wegen Mordes angeklagt wird und ihre Tante wegen Beihilfe, hilft die Staatsanwaltschaft Michele mittlerweile nur noch die Leichenbeseitigung vor.
01:01:39: Der Prozessauftakt gleich gewissermaßen einem Familienwidersehen.
01:01:43: Sabrina, Cosima und Michele haben einander seit Monaten nicht mehr gesehen.
01:01:47: Kurz nach Cosimas Verhaftung am sechsten, zwanzigsten April, war Michaela aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
01:01:54: Nach den neuen Erkenntnissen, die nahe legen, dass Cosima und Sabrina die Hauptverantwortlichen sind, hielt man es offenbar nicht mehr für nötig, ihn bis zum Prozessbeginn weiter hinter Gitter zu halten.
01:02:04: Der Achtundfünfzigjährige hat in den vergangenen Monaten immer wieder den Kontakt zu seiner Frau und Tochter gesucht und Cosima und Sabrina immer wieder Briefe geschrieben.
01:02:13: Doch jeder davon blieb unbeantwortet.
01:02:16: Nun, wo er die Schuld nicht mehr auf sich nimmt, wollen sie anscheinend nichts mit ihm zu tun haben.
01:02:22: Auf einem der Plätze in der ersten Reihe sitzt an diesem Tag auch Concetta, Sarah's Mutter.
01:02:26: Ihre roten, offenen Haare sind leicht zerzaust und ihre Augen traurig und leer.
01:02:32: Im Verhandlungssaal des Schuhrgerichts muss die Vier- und Vierzierige heute der schmerzhaften Tatsache ins Auge blicken, dass ihre Schwester und Nichte beschuldigt werden, für den Tod ihrer Tochter verantwortlich zu sein.
01:02:43: Und dass jene Menschen, die ihr in den Wochen nach Sarahs Verschwinden zur Seite standen, offensichtlich eiskalt ins Gesicht gelogen haben.
01:02:50: Allen voran Sabrina.
01:02:53: Die mittlerweile Vier- und Zwanzierige ist im Prozess diejenige, die im Mittelpunkt der angeklagten Geschehnisse steht.
01:02:59: Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass sie ihre kleine Kusine aus Eifersucht und Groll tötete, nachdem Sarahs Blaberei letztendlich dafür gesorgt hatte, dass sich Giuseppe von ihr abwandte.
01:03:10: Obwohl die Vorwürfe gegen Sabrina schwerwiegen, hat sie sich dazu entschieden, Stellung zu beziehen.
01:03:15: Schluchzen macht sie klar, dass sie unschuldig sei und dass es so etwas wie Eifersucht zwischen ihnen nie gegeben habe.
01:03:22: Wieso auch?
01:03:22: Sie habe sich von Giuseppe, die sich immer nur körperlich angezogen gefühlt.
01:03:26: Ein ernsthaftes Interesse habe sie jedoch nie an ihm gehabt.
01:03:30: Es sind Behauptungen, die das Gericht Sabrina nicht abnimmt.
01:03:33: Denn die Ermittlungsergebnisse sprechen eine andere Sprache.
01:03:36: Da sind etwa die liebestrunkenen Textnachrichten, die Sabrina Giuseppe in der Vergangenheit geschrieben hat, Sarahs Tagebuch-Einträge, in denen die fünfzehnjährige die Eifersucht ihrer Kursine beschreibt, sowie der Streit, den die beiden kurz vor Sarahs Tod hatten.
01:03:50: Mehrere Freundinnen von Sabrina berichten vor Gericht, dass es am Abend vor Saras verschwinden, regelrecht zwischen den Beinen geknallt habe.
01:03:57: Sabrina habe Sarah zur Rede gestellt, weil sie das mit ihr und Giuseppe weiter erzählt habe.
01:04:02: Sie habe die fünfzehnjährige vor der gesamten Klicke in einem Pub angeschrien, sodass Sarah angefangen habe zu weinen.
01:04:09: Während Sabrina unter Tränen immer wieder ihre Unschuld beteuert, sagt ihre Mutter schlicht gar nichts.
01:04:14: Cosima macht von ihrem Schweigerecht Gebrauch.
01:04:17: Mit versteinter Termine sitzt sie auf der Anklagebank und verfolgt die Verhandlung, als sei sie keine Angeklagte, sondern lediglich eine Zuschauerin.
01:04:25: Doch der Mantel des Schweigens nutzt ihr nicht viel.
01:04:28: Zwar liegen weder gegen sie noch gegen Sabrina handfeste Beweise vor, doch was bleibt ist die Erkenntnis, dass Cosima gemäß ausgewerteter Handydaten zum Tatzeitpunkt in der Garage war.
01:04:38: an dem Sarah laut Michaelis Aussage getötet wurde.
01:04:42: Und dann ist dann auch die Schilderung des Blumenhändlers, der sie dabei gesehen haben will, wie sie gemeinsam mit Sabrina Sarah in ein Auto drängte.
01:04:49: Zwarzog er seine Aussage zwei Tage später zurück und erklärte, er habe das Geschehen womöglich nur geträumt, doch mehrere Angehörige bestätigten später, dass er ihnen gegenüber genau diese Beobachtung geschildert hatte.
01:05:01: Seine späteren Zweifel, so vermuten Ermittlerinnen, könnten darauf zurückzuführen sein, dass er die Szene zunächst für sich behalten hatte und Angst vor Unverständnis und Anfeindungen bekam, als er seine Beobachtung schließlich äußerte.
01:05:13: Cosimas Unschuld wird jedoch nicht nur durch Zeuginnenaussagen und technische Daten in Frage gestellt.
01:05:18: Auch das medizinische Gutachten macht klar, dass Sabrina nicht die einzige gewesen sein kann, die Sarah das Leben genommen hat.
01:05:25: Ihr sei mit einem rund zweieinhalb Zentimeter breiten Gegenstand vermutlich einem Gürtel, die Luft abgeschnürt worden.
01:05:31: Auffällig sei bei der Untersuchung des Leichnahms gewesen, dass es an Sarahs Körper keine weiteren Kampfspuren gab, die darauf schließen lassen, dass sie versucht habe, sich zu wehren oder den Gürtel um ihren Hals zu lockern.
01:05:43: Sarahs Tod heißt es in dem Bericht, könne daher nicht das Werk einer einzelnen Person sein, sondern habe das Zusammenwirken zweier erfordert, indem eine die Strangulation ausführte und die andere Sarah festhielt.
01:05:55: Für die Staatsanwaltschaft gibt es keinen Zweifel mehr, dass Sabrina und Cosima diese zwei Personen waren.
01:06:00: Es kristallisiert sich immer mehr heraus, Saras Tod ist das Ergebnis eines durchdachten und hinterhältigen Plans, der begann, als die fünfzehnjährige am sechsten zwanzigsten August, zwei Tausendzehn auf die Textnachricht ihrer Cousine blickte, sie sie trotz ihres Streits am Vorabend fragte, ob sie mit zum Strand wolle.
01:06:17: Doch Sabrina wollte nie mit Sarah zum Strand.
01:06:21: Es war eine taktische Frage, die sie später für ihre Entführungstheorie nutzen wollte und die erhelfen sollte, sich als besorgte, liebende Cousine zu inszenieren.
01:06:30: Noch während Sarah auf dem Weg zu Sabrinas Haus war, passten Sabrina und Cosima sie ab, trinken sie ins Auto und fuhren mit ihr nach Hause.
01:06:39: In der Garage erdrosselte eine von ihnen die Fünfzehnjährige, während die andere sie an Gegenwehr hinderte.
01:06:45: Ob nun Sabrina oder Cosima diejenige war, die Sarah den Gürtel um den Hals legte, ist unklar.
01:06:51: Doch fest steht, die beiden haben gemeinsam gehandelt.
01:06:54: Sabrina aus gekränktem Stolz und Cosima, so nimmt es die Staatsanwaltschaft an, aus Wut, dass Sarah so intime Details ihrer Tochter in dem katholischen konservativen Avetrana verbreitet hat.
01:07:05: Nachdem Sarah tot war, riefen Sabrina und Cosima Michele zur Hilfe und drückten ihm die Leichenbeseitigung aufs Auge.
01:07:11: Während die Ermittlungen Fahrtaufnahmen verlangten sie dann stetsig von ihm, die Schuld auf sich zu nehmen.
01:07:17: und auch dieses Mal gehorchte Mikäle.
01:07:19: Bis ihm die Aussicht auf eine lebenslange Haftstrafe letztendlich dazu brachte, seinen Geständnis zu widerrufen und Sabrina als Täterin zu benennen.
01:07:27: Etwas, das er nun inmitten des Prozesses offensichtlich bereut, denn als Mikäle sich vor Gericht zu den Vorwürfen einlässt, sagt er etwas, womit angesichts der zahlreichen Wendungen in dem Fall wohl niemand mehr gerechnet hat.
01:07:40: Er nimmt die Schuld auf sich.
01:07:42: schon wieder.
01:07:43: Mikkele beteuert, dass seine Frau und Tochter zu Unrecht auf der Anklagebank sitzen würden.
01:07:48: Er sei derjenige, der Sarah getötet habe.
01:07:50: Er ganz allein.
01:07:52: Diese Aussage sorgt im Gericht für Unruhe.
01:07:55: Mikkeles Worte hatten seit Beginn der Ermittlung immer Konsequenzen.
01:07:58: Sie führten zum Fund von Sarahs Leiche zu seiner Verhaftung und der anschließenden Festnahme seiner Tochter.
01:08:04: Doch dieses Mal bewirken sie gar nichts.
01:08:07: Niemand glaubt ihm mehr.
01:08:09: Und so trifft Sabrina und Cozima am zwanzigsten April, zehntzehntzehntzehntzehntzehntzehntzehntzehntzehntzehn, fünfzehn Monate nach Prozessbeginn, schließt sich die volle Härte des Gesetzes.
01:08:18: Sabrina und Cosima werden beide wegen Mordes an Sarah zu lebenslanger Haft verurteilt.
01:08:23: Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass Mutter und Tochter die fünfzehnjährige töteten und damit einen gemeinsamen Tatplan realisierten.
01:08:31: In Sabrina's Fall, so wird es in der Urteilsbegründung deutlich, findet das Gericht es besonders verwerflich, wie sie die Medien für ihr falsches Spiel instrumentalisiert hat, sich als besorgte Angehörige inszeniert hat und auf diese Weise versucht hat, die Polizei zu täuschen und Ermittlungen zu sabotieren.
01:08:46: Und auch bei Cosima sieht die Kammer kaum mildernde Umstände.
01:08:49: Statt den Konflikt zwischen Sabrina und Sarah zu besänftigen, habe sie sich entschieden, gewaltsam mitzumischen und den guten Ruf ihrer Tochter und Familie höher gestellt als das Leben ihrer Nichte.
01:09:00: Sowohl Cosima als auch Sabrina werden angesichts der Höchststrafen somit mindestens sechsundzwanzig Jahre hinter Gitter wandern.
01:09:07: So sieht es das italienische Strafrecht bei einer lebenslangen Haftstrafe vor.
01:09:11: Mikäle dagegen wird wegen der Leichenbeseitigung lediglich zu acht Jahren Haft verurteilt.
01:09:17: Es sind Urteile, die im Februar, zwei Tons, siebzehn nach einem umfangreichen Berufungsprozess schließlich rechtskräftig werden.
01:09:23: Das Verbrechen an Sarah ist nun abgeschlossen, zumindest aus juristischer Sicht.
01:09:28: Doch die Tat, die ganz Italien erschüttert hat, halt bis heute nach.
01:09:31: Was bleibt sind die Erinnerungen an ein fünfzehnjähriges Mädchen, das sein ganzes Leben noch vor sich hatte.
01:09:37: Sarah hatte Träume.
01:09:38: Sie wollte raus aus Aventraner, hinaus in die große weite Welt.
01:09:42: Doch das von ihr so verhasst du Dorf, wird sie nie verlassen.
01:09:46: Wenn Sarah liegt neben ihrer Großmutter auf dem örtlichen Friedhof begraben, getötet von Menschen, durch deren Adern das gleiche Blutfloss wie durch ihre.
01:09:55: Im vergangenen Jahr wurde ihr Onkel Michela aus dem Gefängnis entlassen.
01:09:58: Noch immer behauptet er, dass er es war, der Sarah getötet habe und dass Sabrina und Cosima, die sich im Gefängnis übrigens eine Zelle teilen, unschuldig inhaftiert seien.
01:10:09: Ein letzter verzweifelter Versuch, sich seiner Familie wieder anzunähern.
01:10:13: oder doch die Worte eines Mannes, der womöglich mehr Verantwortung trägt, als ihm juristisch zugeschrieben wurde.
01:10:18: Fest steht, was am XXS.
01:10:21: August, in der Garage der Familie tatsächlich geschah, wissen vermutlich nur drei Menschen.
01:10:26: Michele, Sabrina und Cosima.
01:10:29: Eine Tatsache, die vor allem an Concetta, Saras Mutter, nagt.
01:10:32: Die inzwischen siebenundfünfzigjährige wünscht sich nicht sehnlicher als Antworten.
01:10:36: Antworten darauf, wie die letzten Minuten ihrer Tochter aussahen.
01:10:40: wer aus ihrer Familie welchen Part bei der Tat übernahm und durch Wessenhahn Zara letztlich starb.
01:10:46: Mit ihrer Schwester Cosima und ihrer Nichtessabrina hat sie seit deren Verhaftung nie wieder ein Wort gewechselt.
01:10:51: Doch nach der Entlassung ihres Schwagers Michele sagte sie in einem Interview, dass sie bereit sei, mit ihm zu sprechen.
01:10:57: Und wer weiß, vielleicht bekommt Concetta eines Tages die Antworten, die sie sich erhofft, auch wenn diese schmerzlich und grausam sein werden.
01:11:07: Boah, also das kann man sich wirklich nicht ausdenken.
01:11:11: Also das hört sich wirklich an wie aus einem Film oder aus einem Buch.
01:11:15: Und wenn ich mir vorstelle, dass das wirklich passiert ist und das Concetta das erlebt hat, dass ihre Tochter von ihrer eigenen Familie getötet wurde aus Eifersucht, dann bin ich wirklich froh darüber, dass es jetzt diese Haftstrafen-Dagab in dem Fall.
01:11:31: Und auch die acht Jahre für die Leichenbeseitigung absolut gerechtfertigt, weil Michele mit seinen ganzen bescheuerten Aktionen da dass immer nur noch schlimmer für alle gemacht hat.
01:11:42: Und auch, dass er jetzt noch da sitzt und sagt, dass er ja schuldig ist.
01:11:45: Es ist so bescheuert.
01:11:47: Also ja, ich wundere mich auch darüber, weil wir haben ja auch vorhin gesagt, jedes Mal, wenn Michele irgendwas gesagt hat, hat das die Ermittlung wieder umgelenkt.
01:11:55: Ja.
01:11:55: Und ich frage mich, ob die Polizei dem da vielleicht auch ein bisschen auf den Leim gegangen ist.
01:12:01: Weil da sind ja noch so viele Fragen offen irgendwie.
01:12:04: Also zum Beispiel, wer hat jetzt zugezogen?
01:12:08: Wieso sind sie sich überhaupt so sicher, dass Cosima in der Garage war?
01:12:11: Wie haben die das denn ausgewertet anhand der Handidaten?
01:12:13: Das ging für uns aus dem Urteil nicht hervor.
01:12:16: War Michele wirklich nicht dabei?
01:12:18: Hat der das wirklich vorher getan, um die Familie zu schützen?
01:12:21: Aber dann soll er sich das plötzlich anders überlegt haben und hat dann seine Tochter reingerissen, aber nicht seine Frau.
01:12:28: Ich finde es irgendwie alles so absurd.
01:12:30: Also, was ich dafür ein Gefühl bekomme, ist, dass die Cosima halt wirklich so eine Macht auch auf die Michele irgendwie ausgeübt hat.
01:12:39: Weil, gehen wir jetzt mal davon aus, dass der wirklich nichts mit der direkten Tat zu tun hatte.
01:12:45: Wer sagt, dass er seine eigene Nichte getötet und dann mit der Leiche Sex hatte, wenn das nicht
01:12:53: stimmt.
01:12:54: Also das macht doch niemand.
01:12:56: Und da kann ich mir halt nur vorstellen, dass da der Kusima irgendwie höch
01:13:01: war,
01:13:01: beziehungsweise vielleicht ja auch noch ist, weil er immer noch versucht das ganze Aufsicht zu nehmen und sich ja so weiterhin anzunähern.
01:13:09: Ja, ich finde diese ganze Familie ganz merkwürdig.
01:13:12: Und dann frage ich mich auch... Wieso, wenn es jetzt so war, wie der Blumenhändler das gesagt hat?
01:13:17: Sind eigentlich Cosima und die Sabrina ins Auto gestiegen und haben die Sarah dann auf offener Straße ins Auto gezogen.
01:13:25: Anstatt dass die einfach warten, bis die bei denen zu Hause von selbst durch die Haustür geht.
01:13:31: Ich meine, klar, vielleicht wollten die nicht, dass jemand sieht, wie die durch die Haustür geht.
01:13:36: Aber ist das nicht viel auffälliger, jemanden ins Auto zu drängen?
01:13:41: Ja, das stimmt.
01:13:42: Und er hat seine Aussage ja auch wieder zurückgezogen.
01:13:45: Also
01:13:48: diese Concetta... Die finde ich so beeindruckend.
01:13:51: und auch, dass sie das sogar in Erwägung ziehen würde, mit Michele noch mal zu sprechen, alleine nur, um die Wahrheit zu erfahren.
01:13:57: Ja.
01:13:58: So, in der nächsten Folge geht es übrigens um jemanden, der sich verraten fühlt.
01:14:02: Deswegen auf die vermeintlich gute Seite wechselt.
01:14:05: Nur, um zu erfahren, dass man ihm dann auch dort in den Rücken fällt.
01:14:08: Und das wird letztendlich für einen riesen Skandal sorgen.
01:14:12: Bis dahin.
01:14:16: Das war ein Podcast der Partner in Crime.
01:14:19: Hosts und Produktion, Paulina Graser und Laura Wohlers.
01:14:23: Redaktion Jennifer Fahrenholz und wir.
01:14:26: Schnitt Pauline Korb.
01:14:28: Rechtliche Abnahme und Beratung Abel und Kollegen.
Neuer Kommentar