#211 Der Tränentrockner
Shownotes
Freyas kleine Tochter stirbt plötzlich und völlig unerwartet. Ihre Trauer ist unbeschreiblich. Doch gerade als der Schmerz sie zu erdrücken droht, tritt ein Mann in ihr Leben, der ihr neue Hoffnung gibt. Er trocknet ihre Tränen, fängt sie auf, wenn sie zu fallen scheint und spinnt sie zugleich in ein Netz aus Lügen, um sich zu bereichern. Als Freya das erkennt, ist es für sie und viele andere bereits zu spät.
In dieser Folge von „Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe“ geht es um einen Betrüger, der wortwörtlich Leichen im Keller hat – und um einen Kampf für Gerechtigkeit, der an Fahrt gewinnt, als sich mehrere starke Frauen zusammenschließen.
Expert:innen in dieser Folge: Prof. Dr. Ulrich Voderholzer, Psychiater, Psychotherapeut und ärztlicher Direktor der Schön Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee & Christine Habetha, Opferanwältin
Credit
Produzentinnen/ Hosts: Paulina Krasa, Laura Wohlers Redaktion: Paulina Krasa, Laura Wohlers, Isabel Mayer Schnitt: Pauline Korb Rechtliche Abnahme: Abel und Kollegen
Quellen (Auswahl)
Landgericht Rostock, Urteil vom 30.12.2024, 414 Js 19066/22 WDR Doku: Der Trauerschwindler FAZ: “Ich war vollkommen blind” SZ: “Trauerschwindler” legt nach Gerichtsdeal Revision ein
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Transkript anzeigen
00:00:11: Willkommen bei ModLust, einem Podcast der Partner in Crime.
00:00:14: Hier geht's um wahre Verbrechen und ihre Hintergründe.
00:00:16: Mein Name ist Paulina Graser und normalerweise sitzt hier mit mir meine Kollegin und Freundin Laura Wohlas, mit der ich immer einen bedeutsamen wahren Kriminalfall nacherzähle.
00:00:26: Gemeinsam otten wir den ein, erörtern oder diskutieren die juristischen, psychologischen oder gesellschaftlichen Aspekte und sprechen mit Menschen mit Expertise.
00:00:35: Heute aber führe ich euch alleine durch diese Folge.
00:00:37: Hier geht es um True Crime, also auch um die Schicksale von echten Menschen.
00:00:41: Bitte behaltet das immer im Hinterkopf.
00:00:43: Das machen wir auch selbst dann, wenn wir zwischendurch mal etwas abschweifen.
00:00:46: Das ist für uns so eine Art Comic Relief, aber natürlich nicht despektierlich gemeint.
00:00:51: Und bevor ich mit der heutigen Erzählung starte, in der wir eine Person kennenlernen, der offenbar nichts zu pädätlos ist, um andere Menschen auszunutzen, möchte ich noch auf zwei Dinge in eigener Sache aufmerksam machen.
00:01:03: Punkt eins.
00:01:04: Es ist eine neue Schuld- und Sühnedoku draußen.
00:01:08: Langjährige Mordlusthörerinnen wird der Fall vielleicht bekannt vorkommen, da wir den aber zu einer Zeit erzählt haben, als es noch Zweifel pro Folge gab und somit eben auch weniger Zeit pro Fall.
00:01:18: Lohnt sich der Film auf jeden Fall anzuschauen.
00:01:20: Der gibt sehr viel her, ist mit sehr viel Liebe produziert.
00:01:23: Und wir haben auch mit den beiden Ermittlern von damals gesprochen.
00:01:27: Deswegen freue ich mich sehr, wenn ihr reinschaut, findet ihr in der ZDF-Mediathek.
00:01:31: Link dazu pack ich euch aber auch nochmal in die Folgenbeschreibung.
00:01:35: Punkt zwei, wir suchen gerade wieder ausgebildete, freie Journalistinnen für unser Team, die uns bei der Erstellung der Folgen unterstützen.
00:01:43: Genauer ist dazu, was das Profil angeht und was die Aufgaben sind, posten wir die Tage auch nochmal auf Instagram.
00:01:49: Den Link zu der Stellenausschreibung packe ich euch ebenfalls in die Folgenbeschreibung, sobald die auf Instagram gepostet wurde.
00:01:56: Wir suchen ab Oktober, November und hinschicken könnt ihr die Bewerbungen an jobsatpartnerandcrime.de.
00:02:02: Aber, wie gesagt, schaut euch, wenn ihr Interesse habt, bitte vorher einmal die Stellenausschreibung erstmal an und dann freuen wir uns auf eure Bewerbungen bis zum siebten Oktober.
00:02:12: So, jetzt kommen wir aber zu einem Fall, in dem eine Frau in einem eng gestrickten Netz aus skrupellosen Lügen gefangen ist.
00:02:19: Nur ist es, als sie die Erkenntnis hat, da schon längst zu spät sich selbst noch daraus zu befreien.
00:02:27: Einige Namen haben wir geändert und zusätzlich diesmal auch noch ein paar Details um unsere Hauptprotagonisten herum geändert, sodass man weder sie selbst noch Personen in ihrem Umfeld identifizieren kann.
00:02:39: Das war ihr wichtig.
00:02:40: Das Verbrechen an sich bleibt von diesen Änderungen aber unberührt.
00:02:45: Eine Tasse Tee für den Elefanten, eine für die Maus und eine für Lia.
00:02:50: sagt Mutter Freya zu ihrer kleinen Tochter.
00:02:52: Freya hat eine Kanne aus Plastik in der Hand und tut so, als würde sie Tee, den es gar nicht gibt, von der Kanne in Liya's Plastiktasse gießen.
00:03:01: Das elf Monate alte Mädchen, auf dessen Kopf schon einige braune Haare wachsen, lacht.
00:03:05: Mutter und Tochter liegen zu zweit auf dem Fußboden von Liya's Kinderzimmer.
00:03:10: Draußen ist es winter und eisig kalt, aber hier drin haben sie es sich kuschelig gemacht.
00:03:15: Um sie herum hat Freia Lias Kuscheltiere aufgereiht.
00:03:18: Gemeinsam mit denen halten die beiden ein Kaffegrenzchen mit hellblauem Puppengeschirr, mit dem sogar schon Mutter Freia früher gespielt hat.
00:03:26: Jetzt tebt die Zwei-Dreißig-Jährige ihre eigene Plastiktasse hoch und stößt mit Lias Tasse an.
00:03:31: Die kleine lacht wieder.
00:03:33: Es ist ein unbeschwertes Kinderlachen, das den ganzen Raum erhält und auch freier zum Gluchsen bringt.
00:03:39: Die Mutter mit den kurz geschnittenen braunen Haaren und den braunen Augen liebt es ausgelassen mit ihrer Tochter zu spielen.
00:03:44: Denn ihre kleine Tochter hatte keinen einfachen Start ins Leben.
00:03:48: Kurz nach ihrer Geburt hatte Liyia einen Hirn anfragt.
00:03:51: Sie lag auf der Intensivstation und ist seitdem auf Medikamente angewiesen.
00:03:55: Aber sie hat sich prächtig entwickelt.
00:03:58: Sie ist ein gut gelauntes, aufgewecktes Baby.
00:04:00: Jetzt, mit elf Monaten, krabbelt sie schon durch ihr Kinderzimmer, dessen Wende freier Gelb angestrichen hat.
00:04:06: Sie zieht sich an den kleinen Kindermöbeln hoch, will alles entdecken.
00:04:10: Das Einzige, was vom Hirn- und Fakt noch geblieben ist, sind vereinzelte epileptische Anfälle.
00:04:15: Lia verkrampft dann für ein paar Sekunden ihre Muskeln und hört kurzzeitig auf zu atmen.
00:04:20: Für Freia ist das grauenvoll anzusehen.
00:04:23: Aber die Anfälle scheinen in letzter Zeit weniger zu werden.
00:04:26: Eigentlich ein Grund zur Freude.
00:04:28: Aber Mutter und Tochter müssen gerade über einen zweiten Schicksalsschlag hinbekommen.
00:04:32: Freias Lebensgefährte, Liya's Vater, hat sie kürzlich verlassen.
00:04:36: Er ist von jetzt auf gleich aus der gemeinsamen Dreizimmerwohnung, wo sie Liya großziehen wollten, ausgezogen.
00:04:42: Nun gibt es nur noch sie zwei, nur noch Freia und Liya.
00:04:45: Und Liyas kuschelt ihre, mit denen sie in diesem Moment Tee trinken.
00:04:50: Fröhlich und sorglos.
00:04:51: So sollte es immer sein, wünscht sich Freya.
00:04:54: Denn in diesem Moment, wo sie das Lachen ihrer kleinen Tochter hört, ist die Welt perfekt.
00:05:00: Nur leider ist die Magie dieses Moments nicht von Dauer.
00:05:03: Als Freya nur einige Tage später im Zimmer ihrer Tochter steht, ist nichts mehr perfekt.
00:05:08: Liya hat während eines Mittagsschlafes einfach aufgehört zu atmen.
00:05:12: Nicht wie sonst für Sekunden, sondern für immer.
00:05:16: Freya hat sie in ihrem hölzernen Kinderbettchen gefunden.
00:05:19: Leblos.
00:05:20: Panisch hat sie den Rettungsdienst gerufen.
00:05:23: Inzwischen wuselt sowohl der als auch die Polizei und die Gerichtsmedizin in dem Kinderzimmer.
00:05:28: Niemand konnte noch etwas für Liya tun.
00:05:31: Jetzt gehen mehrere Menschen in Uniform in Liyas Kinderzimmer ein und aus.
00:05:34: Sie machen Fotos und Notizen.
00:05:37: Freier bekommt nichts von all dem mit.
00:05:40: Sie steht am Bett ihrer Tochter und hält ihre Hand.
00:05:42: Drehen laufen lautlos über ihre Wangen.
00:05:45: Freier kann nicht begreifen, was hier gerade passiert.
00:05:48: Eben war ihr Mädchen noch lebendig.
00:05:50: Jetzt merkt sie, wie Lias Hand langsam kälter wird.
00:05:53: Sie darf nicht frieren, denkt Freier und stülpt ihrer Tochter ein Body, eine Hose und einen kleinen Pullover über.
00:05:59: wie absurd ihr Verhalten ist, registriert Freier in dem Moment gar nicht.
00:06:04: Dann plötzlich bittet jemand in Uniform, Freier kurz mitzukommen.
00:06:07: Eigentlich will die Mutter ihre Tochter nicht allein lassen, aber sie hat nicht die Kraft zu protestieren und geht mit.
00:06:13: Als sie wenige Minuten später ins Kinderzimmer zurückkommt, liegen Lias Klamotten, die sie ihr gerade angezogen hat, lieblos auf dem Boden verteilt.
00:06:20: Ein Gerichtsmediziner beugt sich über Lias Bädchen und als Freier hinsieht, reißt es ihr den Boden unter den Füßen weg.
00:06:27: Da liegt ihr Kind völlig nackt.
00:06:30: Als sie sie berührt, ist Lias Haut ganz kalt.
00:06:32: Das ist zu viel für Freia.
00:06:34: Erst jetzt wird ihr klar, ihre kleine Tochter ist tot.
00:06:38: Freia zittert und schluchtst und merkt dann, wie ihre Beine sie nicht mehr tragen.
00:06:43: Mehrere Menschen kommen ihr zur Hilfe, man stützt sie.
00:06:46: Aber Freia nimmt zunächst keines der Gesichter wahr, bis sie in ein ganz bestimmtes Gesicht sieht.
00:06:52: Rühmblaue Augen, dünne Lippen, ein gepflegter Dreitagebad.
00:06:56: Der Mann lächelt freundlich.
00:06:57: In seinem Blick liegen Herzlichkeit und Wärme.
00:07:00: Er nimmt freies Hand und stellt sich als Bronco Bada vor.
00:07:03: Die Polizei hat ihn hergebeten, sagt er.
00:07:06: Er ist Bestatter.
00:07:07: Er wolle freier helfen, Lia wieder anzuziehen, sagt Herr Bada und beginnt sogleich damit, die Klamotten vom Boden aufzuheben.
00:07:13: Freier macht mit.
00:07:15: Als sie Lia wieder eingekleidet haben, legen der Bestatter und seine Angestellte, eine jüngere, brünerte Frau, Lias Körper in einen kleinen Sarg und tragen ihn aus dem Zimmer.
00:07:24: Freier Wein bitterlich.
00:07:26: Nichts mehr scheint auf dieser Welt noch Sinn zu ergeben.
00:07:28: Sie fühlt sich verloren, allein.
00:07:30: Der Schmerz auf ihrer Brust scheint sie zu erschrücken.
00:07:33: Wo bringt mein ihr Kind jetzt hin?
00:07:35: Sie können die Kleine doch nicht einfach mitnehmen.
00:07:38: In dem Moment kommt der Bestatter von draußen zurück.
00:07:40: Er drückt noch einmal sein Beileid aus, nimmt Freier kurz in den Armen und sagt die Worte, die ihr am schlimmsten Tag ihres Lebens so viel bedeuten.
00:07:48: Er verspricht, dass er auf Liya aufpassen und sich um sie kümmern wird.
00:07:52: Auch wenn ihr kleines Mädchen längst von dieser Welt gegangen ist, ist es freier, in diesem Moment wichtig, sie in guten Händen zu wissen.
00:08:00: Die Tage nach Lias plötzlich im Tod sind für Freyakum auszuhalten.
00:08:04: Mit der Akzeptanz, dass ihre Tochter nicht mehr bei ihr ist, zieht eine Traurigkeit in ihr Herz ein, die sie vorher nicht kannte.
00:08:10: Eine Trauer, die Bodenlos zu sein scheint und die sich über sie legt wie eine schwere schwarze Decke.
00:08:16: Ein Lias-Zimmer scheint alles gleich zu sein.
00:08:19: Die Kindermöbel, an denen sie sich nach oben gezogen hat, die Kuscheltiere, die sie liebte, das Puppengeschirr, das ihr so viel Freude bereitet hat, nur Lias selbst fehlt.
00:08:28: Sie krabbelt nicht mehr über den Boden.
00:08:30: Ihr Lachen ist verstummt.
00:08:32: Und das für immer.
00:08:33: Und Freier weiß nicht, wie sie jemals damit klarkommen soll.
00:08:37: Wie sie den Schmerz über den Verlust ihres kleinen Mädchens je überwinden soll.
00:08:42: Weder ihr früherer Lebensgefährte, Liya's Vater, noch ihre Familie und ihre Freundinnen können irgendetwas sagen, was die Situation für Freia besser machen würde.
00:08:51: Im Gegenteil, weil auch sie um Liya Trauern fühlt sich Freia in ihrer Gegenwart, als würde sich der Schmerz verdoppeln.
00:08:59: Deshalb zieht sie sich zurück.
00:09:01: Sie versucht irgendwie weiterzumachen, Tag für Tag durchzustehen, auch wenn das unmöglich scheint.
00:09:07: Die einzige Person, mit der Freia in den nächsten Tagen regelmäßig kontakt hat, ist der Bestatter, Bronco Bader.
00:09:13: Freia muss mehrfach zu ihm ins Bestattungsunternehmen fahren, um mit ihm die Beerdigung ihrer Tochter zu planen.
00:09:19: Und so grauenvoll der Anlass auch ist, umso dankbarer ist sie, dass ihr der freundliche Mann dabei gegenüber sitzt, der ihr schon bald das Duo anbietet.
00:09:27: Bronco steht Freia nicht nur in allen Entscheidungen, die getroffen werden müssen zur Seite, sondern er nimmt sich auch Zeit, um Freia zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
00:09:36: Freier kann sehen, dass er seinen Job mit Leidenschaft und gut macht.
00:09:40: Er führt Bestattungsinstitute in ganz Deutschland, sagt er.
00:09:43: Aus einer zerbrochenen Ehe habe er bereits zwei erwachsene Kinder, die er allein großgezogen habe.
00:09:48: Der zweiundvierzigjährige sagt, dass er mit den beiden Kindern seinen Eltern und seinen Großeltern, die er seit Jahren pflegt, auf einem Bauernhof in der Region lebe.
00:09:57: Er sei ein großer Familienmensch.
00:09:59: Freier hört ihm gern zu, wenn er redet.
00:10:01: Er hat eine tiefe, angenehme Stimme und er strahlt Selbstsicherheit aus.
00:10:05: Was sie aber am meisten an seiner Art schätzt, ist, dass er sie nicht mit Samtanschuhen anfasst.
00:10:10: Der Tod ist Teil seines Lebens.
00:10:11: Der Trauerprozess anderer gehört zu seinem Berufsalltag.
00:10:15: Deshalb behandelt er Freier nicht wie eine gebrochene Person.
00:10:18: Er sieht sie nicht mitleidig an, wie alle anderen.
00:10:22: Freier merkt, dass er mit ihrem Schicksal einen ganz anderen Umgang hat als alle in ihrem Umfeld.
00:10:28: Er hat eine Leichtigkeit an sich, die Freier seit Leers Tod vermisst.
00:10:32: Eine Leichtigkeit, die ihr manchmal sogar ein Lächeln beschert und ihr ein wenig Hoffnung gibt.
00:10:37: Vielleicht wird Freier den Schmerz irgendwann überwinden und wieder lachen können.
00:10:41: Und das ist es, was Freier braucht.
00:10:43: Kein Mitleid.
00:10:44: Das Mitleid hier nicht immer der beste Beistand ist, das hat uns auch Professor Ulrich Fodorholzer erzählt.
00:10:50: Er ist Psychiater, Psychotherapeut und ärztlicher Direktor der Schönklinik Rosenegg in Prin am Chiemensee und hat sich unter anderem auf die Bewältigung von Trauer spezialisiert.
00:11:00: Es geht nicht nur um das Verständnis, um das Mitleiden des anderen, um die Empathie des anderen, sondern auch ganz konkret um die praktische Unterstützung, weil man in einer Situation des Verlustes vor ganz vielen Aufgaben steht, Dinge regeln muss, Dinge organisieren muss, Dinge bezahlen muss.
00:11:19: Man weiß nicht, was muss ich jetzt tun, was muss ich machen, was muss ich regeln und die konkrete praktische Hilfe hat hier neben der emotionalen Unterstützung eine enorme Bedeutung.
00:11:30: Und mal ganz davon abgesehen, ich musste mich schon ein recht junger Jahren mit dem Thema Tod.
00:11:36: Verlust oder auch Angst vor Verlust auseinandersetzen.
00:11:39: Und ich habe damals gerade so in Teen-AIDS-Ojaan schon auch in den Momenten Empathie entgegengebracht bekommen.
00:11:45: Aber verstanden gefühlt habe ich mich nicht.
00:11:48: Und vor allem habe ich mich nicht gestützt und gehalten gefühlt.
00:11:50: Ich glaube, in jungen Jahren ist es auch vielleicht normal, weil so wenig andere Menschen in dem Alter diese Erfahrung schon gemacht haben.
00:11:58: Heute weiß ich auch, dass ich das meinen damaligen Freundinnen nicht hätte vorwerfen dürfen.
00:12:03: Damals habe ich aber nicht verstanden, dass viele mit so einem Schicksalsschlag überfordert sind.
00:12:08: Und ich konnte damals nicht aushalten, dass ich das Gefühl hatte, dass Menschen, die ich jetzt mit meinem Verlust konfrontiere, dass ich das Gefühl hatte, Ich muss die jetzt halten, weil die überfordert sind mit der Situation.
00:12:21: Und das hat mich natürlich geprägt.
00:12:23: Deswegen gucke ich jetzt auch viel bedachter, wem sag ich was und was erwarte ich von meinem Gegenüber, weil ich jetzt weiß, dass ich nicht mit jedem alles teilen kann und dann das von meinem Gegenüber bekomme, was ich brauche.
00:12:35: Manchmal, und da arbeite ich aber auch immer noch dran, gelingt mir das jetzt auch besser zu kommunizieren, was ich brauche.
00:12:40: Natürlich sind manche Leute auch dankbar.
00:12:43: dass ihnen jemand sagt, wie sie unterstützen können, wenn sie sich selbst damit überfordert fühlen.
00:12:48: So eine Erkenntnis ist natürlich schwer für jemanden, der gerade im Trauerprozess drin ist.
00:12:53: Und deswegen kann ich freier hier sehr nachvollziehen, dass sie sich in dem Moment eher in der Person öffnet und sei die Fremd, die ihr das Gefühl gibt, nicht alles ist gut, aber das ist es ja nicht.
00:13:04: Aber dass jemand anderes da ist, der deinen Schmerzen ein Stück weit mittragen kann, ohne selbst daran zu zerbrechen.
00:13:11: Es ist ein Dienstag, als Freia in einem abgetrennten Raum der Bestatt dafür Jahre steht.
00:13:17: Vor ihr, der Sarg.
00:13:19: Alle Angehörigen, die möchten, können sich heute von dem kleinen Mädchen verabschieden.
00:13:22: Ihm für immer, lebe wohl sagen.
00:13:25: Es ist eines der schwersten Dinge, die Freia je tun wird.
00:13:29: Ihre Mutter und einige Freundinnen sind gekommen, um ihr beizustehen.
00:13:32: Freia ist dankbar dafür.
00:13:34: Als sich alle verabschiedet haben, wünscht sie sich noch einmal mit Lia alleine zu sein.
00:13:38: Die anderen warten draußen und schließlich bleibt sie mit ihrer Tochter zurück.
00:13:43: Der Schmerz an ihrer Brust ist überwältigend.
00:13:45: Lia sollte nicht hier sein.
00:13:47: Sie sollte nicht tot sein.
00:13:49: Sie sollte leben, spielen, groß werden.
00:13:52: Der Gedanke, dass sie es nicht wird, schnürt freier die Kehle zu.
00:13:55: Sie muss hier raus.
00:13:57: Sie wirft einen letzten Blick auf den Sarg, dann tritt sie durch den Vorhang in die Filiale, wo der Bestatter Bronco auf sie wartet.
00:14:04: Unvermittelt fällt sie ihm in die Arme und weint bitterlich.
00:14:07: Zu ihrer Überraschung hält er sie fest.
00:14:09: Sie sorgt sich, in dem Moment seine schwarze Weste mit Rots und Tränen zu beschmutzen.
00:14:14: Doch er hält sie einfach und tröstet sie.
00:14:16: Er trocknet ihre Tränen, strahlt Wärme und Sicherheit aus und bietet ihr Halt in einer Zeit, in der sie völlig rastlos ist.
00:14:25: Nach der Abschiednahme wird Lia im engen Familienkreis beerdigt.
00:14:28: Damit enden die offiziellen Trauerfeiern.
00:14:31: Zurück bleibt das Loch in freies Herzen.
00:14:34: Ihre Mutter hilft im Haushalt, erinnert sie an Essen und Trinken.
00:14:37: Doch an Arbeit kann Freyadi als Buchhalterin in einem mittelständischen Betrieb tätig ist, nicht denken.
00:14:42: Sie vermisst Liya und würde sich am liebsten verkriechen.
00:14:46: Aber sie muss sich um wichtige Dinge kümmern.
00:14:48: Die Beerdigung bezahlen, einen Grabstein auswählen.
00:14:51: Sie wünscht sich einen hellen Stein, doch es fehlt ihr die Kraft, Entscheidungen zu treffen.
00:14:56: Vor der Beerdigung hatten ihr die Treffen mit Bronco-Kraft gegeben.
00:14:59: Seine lockere Art, ein Hauch von Hoffnung.
00:15:02: Daran denkt sie nun oft.
00:15:03: Mehrfach überlegt sie sich zu melden, verwürft den Gedanken dann aber wieder.
00:15:07: Doch das Bedürfnis, ihn wiederzusehen, bleibt.
00:15:11: Einige Wochen später gibt sie sich einen Ruck und schreibt ihm, ob sie sich treffen könnten.
00:15:16: Die Antwort kommt schnell.
00:15:17: Ja, gerne, sagt er.
00:15:19: Er habe sich auch schon bei ihr melden wollen, schreibt er weiter, was freier freut.
00:15:23: Sie verabreden sich für einen Abend unter der Woche in seiner Filiale.
00:15:27: Freya ist ein wenig aufgeregt, als sie durch die eisige Januarkälte zu ihm fährt.
00:15:32: Bronco, wie immer im Anzug, begrüßt sie mit einem herzlichen Lächeln und einer Umarmung.
00:15:37: Komisch, sie hat ihn zwar schon oft gesehen, aber erst in diesem Moment fällt ihr auf, wie attraktiv Bronco ist.
00:15:43: Wenig später sitzt Freya auf dem Beifahrersitz eines Bestattungsfahrzeugs.
00:15:48: Bronco plaudert gut gelaunt von seinen Kindern.
00:15:51: Er ist witzig.
00:15:52: da ist sie wieder diese Leichtigkeit, die ihr im Alltag fehlt.
00:15:55: Bronco schlägt vor, zu sich auf den Hof zu fahren.
00:15:58: Freier Zögert, dort leben doch seine Eltern, seine Großeltern und seine Kinder.
00:16:03: Das wäre ihr zu persönlich.
00:16:05: Und doch schmeichelt es ihr, dass er sie dort mit hinnehmen würde.
00:16:08: Schließlich einigen sie sich darauf, dass er ihr eine andere Filiale seines Unternehmens zeigt.
00:16:13: Auf dem Weg dahin halten sie an einer Tankstelle.
00:16:15: Bronco kauft sich einen Schoko-Pudding und bietet freier einen Löffel an.
00:16:19: Sie lehnt erst ab, bis er ihr den Löffel, der gerade noch in seinem Mund steckte, einfach hinhält.
00:16:25: Es ist der Moment, in dem Freier klar wird, zwischen ihnen ist mehr als nur eine aufkeimende Freundschaft.
00:16:31: Der Mann, der in der schlimmsten Zeit ihres Lebens an ihrer Seite stand, sorgt jetzt für Schmetterlinge in ihrem Bauch.
00:16:38: Bei ihrem ersten Date sitzen Freia und Bronco stundenlang in einer seiner Filialen trinken Kaffee und Reden, an den Wänden hängen Zeitungsartikel über Polizeieinsätze, bei denen er beteiligt war und eingerahmte Bibelsprüche.
00:16:50: Bronco erzählt, dass schon sein Großvater Bestatter war und er als Kind unbedingt mitfahren wollte.
00:16:56: Aber erst als er alt genug war, durfte er und seit diesem Moment habe er gewusst, dass er in die Fußstapfen seines Opa's treten wollte.
00:17:03: Heute arbeite er eng mit der Polizei zusammen und sei rund um die Uhr im Einsatz.
00:17:07: Er sei der Erste, den die Beamtinnen rufen, wenn jemand gestorben ist.
00:17:11: Darauf scheint Bronco stolz zu sein.
00:17:14: Die Geschäfte laufen gut, sagt er.
00:17:16: Das sieht freier.
00:17:17: Allein in der Region führt er sechs Filialen.
00:17:19: Er wolle für seine Kinder vorsorgen und ihnen später etwas hinterlassen.
00:17:23: Freier findet es bemerkenswert, dass seine Familie für Bronco so eine große Rolle spielt.
00:17:28: Sie ist schon bei diesem ersten privaten Treffen völlig überrumpelt davon, wie sie sich diesen Mann, der durch so unkonventionelle Art und Weise in ihr Leben getreten ist, so schnell, so verbunden führen kann.
00:17:40: Das ändert sich auch bei allen weiteren Treffen nicht, die von jetzt an regelmäßig ein bis drei Mal die Woche im Broncos für Jahren stattfinden.
00:17:46: Freier könnte stundenlang mit ihm sprechen und sich in der Leichtigkeit fallen lassen.
00:17:51: Die Treffen sind wie Urlaube für sie.
00:17:53: Gleichzeitig erschrickt sie das, denn dieses schöne Gefühl des Verknalltseins passt überhaupt nicht zu der Trauer, die weiterhin allgegenwärtig ist.
00:18:02: Freia quält sich noch immer jeden Tag aus dem Bett.
00:18:05: Sie fragt sich, wie sie ohne ihr Kind überhaupt weitermachen soll.
00:18:08: Und manchmal machen sich sogar Schuldgefühle in ihr Breit.
00:18:11: Psychiater Ulrich Fodorholzer hat uns erklärt, warum das so ist.
00:18:15: Also Schuldgefühle sind ja in solchen Situationen häufig und können psychologisch gut erklärt werden.
00:18:22: Wenn ein Mensch in einer frühen Trauer ist, empfinde der oft, dass sie ihrem verstorbenen, in dem Fall dem Kind ja loyal sein müssen.
00:18:30: Und wenn sie dann sich neu verliebt, dann kann sie das wie als ein Verrat empfinden gegenüber dem Kind, auch wenn das gar nicht rational ist.
00:18:39: Also es entsteht dann so eine Art Widerspruch zu ihrem Erleben.
00:18:42: Ich bin jetzt verliebt und plötzlich ist nur diese... beliebte Person wichtig und das Kind ist gar nicht mehr wichtig.
00:18:48: Das wird so als Diskrepanz empfunden und das kann starke Schuldgefüge natürlich auslösen.
00:18:54: In der Psychotherapie würden wir dann den Leuten verständlich machen, dass Liebe und Trauer auch nebeneinander existieren dürfen und dass positive Gefühle ja auch den Heilungsprozess unterstützen können.
00:19:05: Also daran würden wir intensiv arbeiten, aber es kann erst mal als unangebracht erscheinen.
00:19:11: Freya lässt die Gefühle, die sie für Bronco empfindet, schließt nicht zu.
00:19:15: Und am Januar, etwa einen Monat nach dem Liya beerdigt wurde, werden Freya und Bronco offiziell ein Paar.
00:19:22: Bronco ist zwar beruflich viel unterwegs, aber sie texten und telefonieren regelmäßig.
00:19:26: Und immer werden sie sich sehen, inzwischen auch bei ihr zu Hause, denn fühlt sich das für Freya kurzzeitig an, als hätte sie ein neues Leben.
00:19:34: Eines, in dem sie nicht nur die trauernde Mutter ist.
00:19:37: Zwei Monate nach Lias Tod geht sie nun auch wieder zur Arbeit, der Ablenkung wegen.
00:19:42: Doch sowohl im Büro als auch in ihrer Freizeit hat sie immer das Gefühl stark sein zu müssen, Haltung bewahren zu müssen.
00:19:49: Nur bei Bronco ist das anders.
00:19:51: In seiner Gegenwart kann sie abschalten, er hilft ihr die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, gibt ihr Kraft und manchmal schafft er es sogar sie wieder zum Lachen zu bringen.
00:20:00: Manchmal erwischt sich Freya dabei, wie sie über Bronco staunt, dass er sich ausgerechnet sie anlacht, wo sie gerade so viele Baustellen hat, so viel zu bewältigen.
00:20:10: Es muss schon jemand Besonderes sein, der all das, ohne mit der Wimper zu zucken, auf sich nimmt.
00:20:15: Freya beeindruckt das.
00:20:16: Sie hat ihm das Wichtigste in ihrem Leben anvertraut, ihr Kind.
00:20:21: Und nun legt sie auch noch ihr Herzen seine Hände.
00:20:25: Freya und Bronco verbringen mehrere Monate zusammen, in denen er ihre wichtigste Stütze im Heilungsprozess wird.
00:20:32: Er hört ihr zu, wenn sie über Lia spricht und hilft ihr, auf andere Gedanken zu kommen.
00:20:36: Eines Abends erzählt er wieder von dem Bauernhof, auf dem er lebt, idyllisch mit grünen Wäldern und Pferden auf den Koppeln.
00:20:43: Freya stellt ihn sich schön vor.
00:20:45: Bis jetzt hatte sie noch nicht den Mumm, ihn dort bei seiner Familie zu besuchen.
00:20:49: Dann überrascht er sie mit einer Frage, ob sie zu ihm ziehen würde, damit sie mehr Zeit miteinander verbringen könnten.
00:20:56: Der Gedanke gefällt und schmeichelt ihr, doch etwas sträubt sich in ihr.
00:21:00: Sie kennen sich noch nicht lange genug und sie möchte noch nicht weg aus ihrer Wohnung, dem Ort, an dem sie mit Liya war.
00:21:06: Sie versucht Bronco schon zu sagen, dass es ihr zu schnell geht.
00:21:09: Er wirkt zunächst verständnisvoll, doch in den folgenden Wochen meint sie eine gewisse Enttäuschung zu spüren.
00:21:15: Es ist als nehme erst persönlich, dass sie nicht zu ihm ziehen will.
00:21:18: Es hätte eher mehr Gefühle oder würde mehr in die Beziehung investieren als sie.
00:21:23: Das tut ihr Leid.
00:21:24: Schließlich war in der schlimmsten Zeit ihres Lebens für sie da und ist es immer noch.
00:21:28: Ihnen jetzt vor den Kopf zu stoßen, ist das Letzte, was sie will.
00:21:31: Vor allem, wo er es gerade ohnehin nicht leicht hat.
00:21:34: Etwa ein halbes Jahr nach Beginn ihrer Beziehung erzählt er freier von finanziellen Schwierigkeiten in seiner Firma.
00:21:40: Ein ehemaliger Kollege habe ihn betrogen, Geschäftspartner hätten nicht rechtzeitig gezahlt.
00:21:45: Sie sieht ihm die Sorge an, seine gute Laune und die Leichtigkeit ihrer Treffen sind wie weggeblasen und kommen auch in den nächsten Wochen nicht zurück.
00:21:53: Immer wieder spricht Bronco den Engpass im Bestattungsunternehmen an, wirkt übermüdet und angespannt.
00:21:59: Freiheit tut das so leid, er war so lange für sie da, jetzt will sie ihm helfen, dass auch seine Leichtigkeit zurückkehrt.
00:22:06: Er braucht nur vorübergehend Geld, sagt er.
00:22:08: Freier weiß, dass seine Geschäfte gut laufen.
00:22:10: Er hat ja für Jalen in ganz Deutschland mehrere Mitarbeitende, die sie kennengelernt hat, fährt noble Autos.
00:22:17: Nur flüssig ist er gerade nicht.
00:22:19: Freier überlegt.
00:22:20: Mit ihrem Erspartem und Notfall einem Kredit könnte sie aushelfen.
00:22:24: Und ein Privatderlehen wäre auch ein Beweis, wie ernst es ihr mit ihm ist.
00:22:30: Als sie ihm die Idee vorstellt, lehnt er zunächst ab.
00:22:32: Er wolle seine Probleme nicht zu ihren machen.
00:22:35: Männer leihen sich kein Geld von Frauen, sagt er.
00:22:38: Er habe so viel für sie getan, sagt Freya.
00:22:40: Jetzt sei sie an der Reihe.
00:22:42: Schließlich lässt er sich umstimmen.
00:22:45: Und so nimmt Freya einen Privatkredit auf und gibt ihm vierzigtausend Euro.
00:22:50: Er verspricht, die Summe bald in Raten zurückzuzahlen, ohne festen Zeitraum.
00:22:54: Sie spürt sofort, wie die Last von seinen Schultern weicht.
00:22:57: Er ist dankbar, sagt er immer wieder.
00:22:59: Und bei ihren Treffen blüht er wieder auf und steckt sie damit an.
00:23:03: Das ist es, was Freya so sehr braucht.
00:23:06: Sie braucht diese Leichtigkeit so sehr, dass sie dafür bereit ist, eine andere Last auf sich zu nehmen.
00:23:12: Doch das Glück hält nicht lange.
00:23:14: Bronco spricht nach der Geldübergabe nie wieder von Schulden und zahlt auch nicht zurück.
00:23:20: Freya hatte mit einer Rückzahlung binnen zwei Monaten gerechnet, doch nach acht Wochen hat sie keinen Cent gesehen.
00:23:26: Sie traut sich nicht, das Thema anzusprechen.
00:23:28: Zu selten sehen sie sich und sie will die wenige Zeit zu zweit nicht belasten.
00:23:33: Zwei Monate lang, zeitfreier die Bank raten selbst und schieb die Gedanken beiseite.
00:23:38: Doch ihr Geld wird knapper.
00:23:39: Sie erwischt sich dabei, wie sie im Supermarkt jeden Euro zweimal umdreht.
00:23:43: Und den hellen Grafstein für Lia, den sie sich seit der Beerdigung wünscht, kann sie sich jetzt über ein halbes Jahr später nicht mehr leisten.
00:23:51: Schließlich fasst sie sich ein Herz und sagt Bronco, dass sie dringend die Rückzahlung braucht.
00:23:56: Sofort entschuldigt er sich, sagt es sei ihm unangenehm.
00:23:59: Die finanziellen Schwierigkeiten würden noch andauern.
00:24:01: Es sei ihm peinlich, gibt er zu.
00:24:03: Als erfolgreicher Geschäftsmann habe er nie in so eine Lage graten wollen, dass er jemandem Geld schulde.
00:24:09: Freier mag ihn so nicht sehen und rudert zurück.
00:24:12: Sie versichert ihm, dass alles in Ordnung sei.
00:24:14: Sie will nicht, dass das Geld zwischen ihnen steht.
00:24:17: Und damit ist das Thema vorerst vom Tisch.
00:24:20: In den Wochen danach spricht keiner mehr über das Privatdarlehen.
00:24:23: Ein Teil von Freya will das auch nicht, denn Bronco ist wieder ganz der Alte.
00:24:28: Bei ihren Begrüßungen trägt er, dass ihr vertraute breite Lächeln, das sich beim Scherzen zu einem schelmischen Grinsen entwickelt.
00:24:34: Freya liebt dieses Grinsen, dann fühlt sich die Welt für ein Moment in Ordnung an.
00:24:39: Doch wenn er weg ist, muss sie ihren Alltag alleine bestreiten und die Geldsorgen werden immer drängender.
00:24:45: Besonders am Grab ihrer Tochter.
00:24:47: Mindestens einmal am Tag ist sie dort, sorgt dafür, dass Liya's letzte Ruhestätte gepflegt ist.
00:24:53: Nur das hölzerne Kreuz, das Bronco bei der Beerdigung angebracht hat, ist ihr einen Dorn im Auge.
00:24:58: Freier wünscht sich dort endlich einen Grabstein für ihre Tochter.
00:25:02: Ihre Familie hat angeboten ihr zu helfen, doch sie lehnt ab.
00:25:05: Sie will sich selbst drum kümmern, so wie sie es zu Liyas Lebzeiten auch immer getan hat.
00:25:12: Ab Herbst, zwei Tausend siebzehnt, spricht freier Bronco immer öfter auf das Darlehen an.
00:25:17: Seine Reaktion bleibt dieselbe.
00:25:19: Er entschuldigt sich, verspricht Rückzahlung, nennt aber keinen Zeitpunkt.
00:25:23: Als Lias erster Todestag näher rückt, steht das Geld nun eben doch spürbar zwischen ihnen.
00:25:29: Mittlerweile sehen sie sich auch für seltener.
00:25:31: Nur noch höchstens einmal die Woche kommt Bronco vorbei und wenn sie sich sehen, streiten sie.
00:25:36: Er sagt es falle ihm schwer, sie zu sehen, weil er sich wegen der Schulden schlecht fühle.
00:25:40: Auf ihrer SMS reagiert er manchmal tagelang nicht.
00:25:44: Freya ist wütend und zugleich vermisst sie ihn.
00:25:47: Gerade jetzt, wo sich Lias Tod jährt, braucht sie ihren Freund an ihrer Seite, ihn und seine Fähigkeit, ihre Batterien wieder aufzuladen.
00:25:55: Stattdessen nimmt er ihr jetzt wertvolle Kraft, denn Freya fühlt sich ungeliebt, mehr wie ein Klotz an seinem Bein.
00:26:02: In ihrem Kummer fährt sie eines abends unangekündigt zu einer seiner Filialen.
00:26:07: Es ist schon zwanzig Uhr, längst dunkel, doch Bronco arbeitet oft spät.
00:26:12: Sie hofft, ihn dort zu treffen.
00:26:13: Stattdessen sieht sie, wie er mit einer jungen Frau aus seinem Auto steigt.
00:26:17: Die beiden wirken vertraut, als sie gemeinsam die Filiale betreten.
00:26:21: Freya bleibt wie Erstaat im Wagen sitzen.
00:26:24: Wer ist diese Frau?
00:26:26: Warum treffen die sich so spät?
00:26:28: Völlig aufgelöst fährt sie nach Hause.
00:26:30: Am nächsten Tag konfrontiert sie ihn.
00:26:33: Doch Bronco winkt ab.
00:26:35: Es sei nur eine Kundin ein Trauergespräch.
00:26:37: Freier glaubt ihm nicht.
00:26:39: Die letzte Zeit hat dazu geführt, dass sie ihm gegenüber ein Gefühl entwickelt hat, dass sie nicht erwartet hätte.
00:26:45: Misstrauen.
00:26:47: Und so setzt sie sich zum ersten Mal an den Rechner und googelt seinen Namen.
00:26:51: Und was sie findet, trifft sie wie ein Schlag.
00:26:56: Nach dem Freier Broncos Namen eingegeben hat, erscheint ein Artikel, in dem eine Regionalzeitung titelt, Bestatter unter Betrugsverdacht.
00:27:04: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Abrechnungsbetrugs.
00:27:08: In den Kommentaren unter einem Facebook-Post zu dem Artikel liest Freier, wir sind auch auf ihn reingefallen oder wir haben Strafanzeige erstattet.
00:27:17: Und als Frau sollte man sich in Acht nehmen.
00:27:20: Was hat das zu bedeuten?
00:27:22: Worauf spielen diese Worte denn an?
00:27:24: Freyja klappt den Laptop zu.
00:27:26: In ihrem Kopf war Bronco der perfekte Bestatter, Geschäftsmann und Lebensgefährte.
00:27:31: Jetzt brücke dieses Bild plötzlich.
00:27:33: Kann es sein, dass er nicht der ist, für den sie ihn hält?
00:27:37: Wer ist er dann?
00:27:38: Und wozu ist er fähig?
00:27:41: Die Facebook-Kommentare geben ihr ein ungutes Gefühl, dass sie zunächst wegschieben will.
00:27:46: Sie möchte die Kritik an dem Mann, den sie so schätzt und so liebt, nicht wahrhaben, durch die Vorwürfe nagen an ihr.
00:27:53: Als sie ihn auf den Artikel anspricht, erwartet sie Empörung, doch Bronco hat für alles eine Eckierung.
00:27:58: Die Ermittlungen würden ins Leere laufen, sagt er, da habe sich nichts zu Schulden kommen lassen und manche Kundschaft sei eben schwer zufrieden zu stellen.
00:28:06: Mehr sagt er nicht.
00:28:08: Für Freie ist das zu wenig, ihr ungutes Gefühl wächst.
00:28:11: Sie merkt, dass sie, um mit Bronco weitermachen zu können, Klarheit braucht.
00:28:15: Wenn er keine Antworten gibt, dann muss sie jemand anderen fragen.
00:28:19: Also kontaktiert sie Susanna, die Angestellte aus seinem Bestattungsinstitut, die auch am Tag von Lias Tod dabei war.
00:28:25: Freier findet sie auf Facebook und schreibt sie an und bekommt schnell eine Antwort.
00:28:30: Susanna arbeitet nicht mehr für Bronco, schreibt sie, habe aber einiges über ihn zu erzählen.
00:28:36: Im Chat erfährt Freier, Broncos Unternehmen läuft seit Jahren schlecht, er kann die Mieten für mehrere Filialen nicht mehr bezahlen.
00:28:43: Außerdem habe ihn das Hygieneamt im Visier, weil er wichtige Vorschriften missachtet habe.
00:28:48: Freia ist schockiert.
00:28:50: Bronco hat nie darüber gesprochen.
00:28:52: Betrifft das auch Liya?
00:28:54: fragt sie sich sofort.
00:28:55: Das kann Susanna nicht beantworten.
00:28:57: Stattdessen folgt eine weitere Offenbarung, die Freia Eiskall trifft.
00:29:02: Bronco ist seit mehr als zehn Jahren in einer Beziehung, schreibt Susanna.
00:29:07: Die Frau lebt mit ihm seinen Kindern aus erster Ehe und seinen Eltern auf dem Hof.
00:29:13: Seine Großeltern, von deren Pflege er Freia erzählt hatte, sind längst tot.
00:29:18: Freier versteht die Welt nicht mehr.
00:29:20: Er wollte doch mit ihr auf diesem Hof leben, wie kann er dort eine weitere Beziehung führen?
00:29:25: Und warum sollte er sie wegen seiner Großeltern anlügen?
00:29:28: Susanna scheint zu wissen, wie Freier sich fühlt.
00:29:31: Auch sie hatte jahrelang Gefühle für Bronco, ihren damaligen Chef.
00:29:34: Sie waren sogar heimlich ein Paar.
00:29:37: Und aus Liebe hat sie alles mitgemacht, für wenig Geld gearbeitet, nie Urlaub genommen und es ist ständig erreichbar gewesen.
00:29:44: Er gab ihr das Gefühl, sie würden sich etwas aufbauen, dass sie die Einzige sei.
00:29:48: Bis sie erfuhr, dass er auch eine heimliche Beziehung zu einer Polizistin hatte.
00:29:53: Das habe ihr das Herz gebrochen, schreibt Susanna.
00:29:56: Deshalb habe sie gekündigt.
00:29:58: Freier ist entsetzt.
00:30:00: Susanna war dabei als Broncolia abholte.
00:30:03: Offenbar, während er mit mehreren Frauen liiert war.
00:30:07: Wenn Susannas Angaben stimmen, gab es neben der Polizistin auch die Frau auf dem Hof, also vier Frauen gleichzeitig.
00:30:14: Oder sogar noch mehr?
00:30:16: Susanna bestätigt, Bronco sei ein Meister, darin mehrere Beziehungen parallel zu führen.
00:30:21: Vertrauen können sie seitdem niemandem mehr.
00:30:25: Als Freier den Chat beendet, möchte sie wütend schreien, aber sie kann nur weinen.
00:30:29: Sie fühlt sich hintergangen und verletzt.
00:30:31: Das ungute Gefühl, dass sie anfangs unterdrücken wollte, liegt ihr nun schwer im Magen und auf dem Herzen.
00:30:38: Denn wenn das stimmt, was Susanna sagt, dann hat Bronco ihr von Anfang an etwas vorgemacht.
00:30:42: Dann ist er nicht der Mann, für den Freier ihn hält.
00:30:45: Dann wird sie ihn verlieren.
00:30:47: Und mit ihm all das Schöne, das er in ihr Leben zurückgebracht hat.
00:30:51: Es fühlt sich an, als würde ihr zum zweiten Mal der Mensch genommen werden, der ihr am nächsten steht.
00:30:56: Professor Fodor Holzer hat uns erzählt, warum das in der Situation besonders schwer wiegt.
00:31:01: In so einer Situation einen weiteren Schicksalsschlag zu erleben, ist natürlich schon besonders schlimm, weil man ja verletzlicher ist, verwundbarer, ohnehin schon sehr belastet, auch in der Trauerphase.
00:31:14: oft depressive Gefühle hat und da ist man besonders verletzlich, so dass das schon besonders schlimm ist.
00:31:19: Auf der anderen Seite wird nicht jede Frau gleichermaßen damit umgehen und es kommt hier auch wieder darauf an, ob sie andere soziale positive Unterstützung hat, ob sie gute Freunde hat, ob sie Familienangehörige hat, die sie auch darin wieder unterstützen.
00:31:37: Freya hat ein Umfeld, dem sie sich anvertrauen kann und natürlich raten ihr alle dazu, Bronco zu verlassen, aber ganz so einfach ist es nicht, findet Freya.
00:31:47: Denn da ist auch das viele Geld, das sie Bronco geliehen und noch immer nicht zurückbekommen hat.
00:31:53: Und wenn sie Bronco jetzt verlässt, wird sie es vielleicht nie wieder bekommen, vermutet sie.
00:31:58: Deshalb entwickelt Freya eine andere Strategie, die ihr hilft, ihren Herzschmerz zu überwinden oder ihn zumindest zur Seite zu schieben.
00:32:06: Freya fängt an zu recherchieren.
00:32:08: Jetzt, da sie merkt, wie wenig sie den Mann kennt, mit dem sie das letzte Jahr verbracht hat, will sie alles über Bronco Bader erfahren, den Bestatter, der auch Betruger sein soll.
00:32:18: Sie will wissen, wie viele Frauen es neben ihr gibt, ob er wirklich so viel arbeitet oder die Arbeit nur als Vorwand nutzt und was es mit den Betrugsvorwürfen und Hygienemengeln auf sich hat.
00:32:28: Direkt an Bronco wendet sie sich nicht.
00:32:30: Er würde ihr wohl kaum die Wahrheit sagen und sie hat es subbelogen zu werden.
00:32:34: Stattdessen kontaktiert sie die Menschen, die sich auf Facebook über ihn beschwert haben.
00:32:38: Mit ihnen ein will sie sprechen und ihnen erst dann konfrontieren, wenn sie genug Informationen über seine Machenschaften gesammelt hat.
00:32:45: Wie lange es dauern wird und was sie dabei alles erfährt, kann sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
00:32:52: Durch ihre Recherzen kommt Freya in Kontakt mit einer Frau namens Ankathrin, eine Ärztin, deren Mann sich im gemeinsamen Ferienhaus das Leben genommen hat.
00:33:01: Wie bei Lia war es auch hier die Polizei, die Bronco als Bestatter hinzugezogen hat und der hat sich einen Tag später bei Ankathrin, die selbst nicht im Ferienhaus war, gemeldet, um sich mit ihr bezüglich der Beerdigung abzustimmen.
00:33:14: Dabei hat er ihr eine schaurige Geschichte aufgetischt.
00:33:17: Ihr Ehemann habe sich im Schlafzimmer erschossen, sagte Bronco, dann sei er aber noch ins Wohnzimmer gewankt und habe sich dort aufs Sofa gelegt.
00:33:25: Die Blutspur, die er hinterlassen habe, würde sich deshalb über zwei Räume erstrecken.
00:33:29: Außerdem seien mehrere Möbel mit Blut befleckt.
00:33:33: Ankatrin stand damals nur einen Tag nach dem Suizid ihres Mannes natürlich völlig neben sich.
00:33:38: Sie hat dem Bestatter gefragt, ob er ihr einen Tatortreiniger und Entrümpler empfehlen könne.
00:33:43: Daraufhin hat sich Bronco selbst angeboten.
00:33:46: Ankatrin hat zugestimmt.
00:33:48: Sie hat achtundzwanzigtausend Euro gezahlt, damit er die Räume für sie reinigt und die blutverschmierten Möbel entsorgt.
00:33:54: Heute ist ihr bewusst, dass das viel zu viel Geld war, aber damals nur kurz nach dem Tod ihres Mannes hat sie die Summe nicht hinterfragt.
00:34:03: Erst später hat Ankatrin aus dem Polizeibericht erfahren, dass sich ihr Mann gar nicht im Schlafzimmer erschossen hat, sondern im Wohnzimmer.
00:34:09: Trotzdem hatte Bronco die zwei Betten, die Nachtische und die Lampen aus dem Schlafzimmer mitgenommen.
00:34:14: Wahrscheinlich, um sie weiter zu verkaufen.
00:34:17: Das konnte Ankatrin ihm aber nie nachweisen.
00:34:20: Sie ist anweitlich gegen den Bestatter vorgegangen, hat aber nur einen Teil ihres Geldes zurückbekommen.
00:34:25: Und die Möbel bleiben verschwunden.
00:34:28: Eine intime Beziehung hatte Ankatrin zu Bronco nicht, sagt sie freier.
00:34:33: Anders als Theodorer, eine knapp sechszig Jahre alte Bankangestellte, die auch bereits Strafanzeige gegen Bronco gestellt hat.
00:34:40: Sie erzählt freier, dass sie Bronco vor einigen Jahren als Kunden ihrer Bank kennengelernt hat.
00:34:45: Sie haben sich auch privat verabredet und Bronco hat sie umgarnt.
00:34:48: Erst glaubte Theodorer, dass sie sich das einbildet.
00:34:51: Bronco war damals erst um die vierzig, also knapp zwanzig Jahre jünger als sie.
00:34:56: Aber er hat ihr gesagt, dass ihm der Altersunterschied egal sei.
00:34:59: Er sei an ihr als Frau interessiert und wolle sich ein Leben mit ihr aufbauen.
00:35:04: Das war das erste Mal seit ihrer Scheidung, dass sie sich wieder auf einen Mann eingelassen hat, erzählt Theodora Freia.
00:35:10: Sie war sehr verliebt, als Bronco plötzlich anfing, von beruflichen Problemen zu sprechen.
00:35:15: Theodora hat ihm daraufhin einen Großteil ihres Ersparten gegeben, knapp vierzigtausend Euro.
00:35:21: Als sie es verweigert hat, noch zusätzlich einen Kredit für ihn aufzunehmen, hat er sie fallen gelassen.
00:35:26: Das Geld hat er ihr nie zurückgezahlt.
00:35:29: Sie hat sogar versucht ihn zu verklagen, aber auf dem Papier ist Bronco längst Bankrott, erklärt Teodora Freia.
00:35:35: Und wer kein Geld hat, von dem kann man auch nichts holen.
00:35:39: Theodoras Geschichte, auch wenn sie Bronco unter anderen Umständen kennengelernt hat, erinnert Freia sofort an ihre eigene Liebesgeständnisse, Zukunftsträume, die Geldprobleme und schließlich das Fallen lassen, wenn nichts mehr zu holen ist.
00:35:52: Auch bei ihr meldet sich Bronco nur noch selten.
00:35:55: Vom Leben auf dem Bauernhof ist keine Rede mehr.
00:35:58: Freier wird klar, wahrscheinlich ging es ihm von Anfang an nur um das Geld, das sie ihm so großzügig gegeben hat.
00:36:04: Und er hatte nie vor, es zurückzuzahlen.
00:36:07: Offenbar ist genau das seine Masche.
00:36:10: Auf die auch Monika reingefallen zu sein scheint.
00:36:12: Nach dem Tod ihres Mannes, mit dem sie ein erfolgreiches Unternehmen geführt hatte, brach ihre Welt zusammen.
00:36:18: Bronco, der Bestatter ihres Mannes, war in der Trauer für sie da.
00:36:21: Aus langen empathischen Gesprächen entwickelte sich eine Liebesbeziehung.
00:36:25: Wie bei den anderen versprach er auch ihr eine gemeinsame Zukunft und sprach von finanziellen Engpässen.
00:36:32: Als Unternehmerin wusste Monika, wie schnell es zu Notlagen kommen kann und wollte helfen.
00:36:37: Über Monate gab sie ihm immer wieder Geld.
00:36:40: Insgesamt mehr als hunderttausend Euro.
00:36:44: Mehr als alle anderen Betroffenen, mit denen Freia spricht.
00:36:47: Als Freier sich bei ihr meldet, ist Monika noch immer mit Bronco zusammen.
00:36:52: Erst durch freier Schilderungen wird ihr klar, dass sie es womöglich mit einem Betrüger zu tun hat und dass sie Opfer derselben Masche geworden ist.
00:37:01: Also, wir fassen zusammen, Freier hat mehrere Frauen ausfindig gemacht und mit fünf von denen hatte er Beziehung in der Zeit, in der er auch mit ihr liiert war.
00:37:11: Er hat es offenbar häufig auf trauernde und alleinstehende Frauen abgesehen.
00:37:15: von denen er weiß, wie er sie umwerben kann.
00:37:17: Und das ist ja hier das Perfide, denn er begegnet den ja in einem Moment, in dem sie besonders verletzlich sind, nämlich mitten in der Trauer.
00:37:27: Und sein Status als Bestatter verschafft ihm da auch nochmal einen ganz anderen Zugang zu den Frauen.
00:37:33: Also das zumindest bei den Trauernden.
00:37:34: Es gab ja auch noch andere, die schon lange nicht mehr an das Glück geglaubt haben und sich vielleicht doch insgeheim nach Nähe gesehen haben.
00:37:43: und Zuneigung.
00:37:45: Und was irgendwie auch aufhält, ist, dass er oft Frauen auswählt, die sich in einer Lebensphase befinden, in der ihr selbst wird angekratzt ist.
00:37:53: Also sei es halt durch den Verlust eines Partners, durch Einsamkeit oder durch das Gefühl, nicht mehr begernswert zu sein.
00:38:00: Er sucht da auch Menschen aus, von denen er denkt, dass sie sich geschmeichert fühlen, wenn er mit ihnen ausgeht.
00:38:06: Also ein Beispiel, die Susanna, die mit ihnen gearbeitet hat.
00:38:10: Und es brach mir wirklich das Herz, als ich das gehört habe.
00:38:12: Ja, die sagt halt... Ja, er ist ne Zehn von Zehn und sie sieht sich eher so als fünf oder sechs.
00:38:19: Über diese Bewertungsschämen müssen wir jetzt nicht sprechen, ja, aber... Also man sieht an ihr einfach, dass sie selber denkt, dass sie so jemanden wie ihn nicht verdient hat und dass sie deswegen auch weniger liebenswert ist.
00:38:31: Und dann kommt da so jemand, der ihr das Gegenteil vermittelt und sieht sie und macht, dass sie sich gewollt und geschätzt fühlt und knüpft halt an so ganz tiefe Sehnsüchte an.
00:38:43: Und das... bei so vielen Frauen auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
00:38:48: Freier spricht innerhalb von vier Monaten mit knapp zwanzig Betroffenen, die er um Geld betrogen hat.
00:38:53: Wie gesagt, viele davon hat er in seiner Rolle als Bestatter kennengelernt und Psychiater Ulrich Fodorholzer hat uns erklärt, warum das so niederträchtig ist, Menschen in Trauer so auszunutzen.
00:39:05: In der Trauerphase fühlt man sich allein.
00:39:08: Man hat Sehnsucht nach Nähe, man hat ja erstmal Sehnsucht nach Nähe zu der verstorbenen Person, aber allgemein ist man viel stärker verletzlich und verwundbar.
00:39:18: Und dieses gezielt auszunutzen für seine persönlichen Zwecke ist natürlich... Eine sehr miese Sache, muss man ganz ehrlich sagen.
00:39:28: Und die Bedürftigkeit nach Nähe und Verständnis ist da die eine Sache.
00:39:32: Man ist vielleicht auch nicht so gut in der Lage, kritisch sich auseinanderzusetzen, weil man eben verwundbar ist.
00:39:38: Man ist angeschlagen und das, was man sonst vielleicht kann.
00:39:43: vernünftig nachdenken, fällt einem vielleicht in so einer Zeit besonders schwer.
00:39:47: Und wenn da ist man natürlich auch besonders empfänglich, wenn jemand sehr einfühlsam dann erstmal so tut, als wenn er sehr einfühlsam damit umgeht oder sehr verständnisvoll umgeht.
00:39:58: Bronco hat freier und viele der anderen Frauen in einer emotionalen Ausnahmesituation kennengelernt und er war dann genau der, den sie gebraucht haben.
00:40:07: Drehntrockner, Zuhörer, Aufmunterer und Liebhaber in einem.
00:40:12: Und aus dieser Verletzlichkeit wuchs dann schnell Vertrautheit und auch eine emotionale Abhängigkeit, die er ja offenbar aufnutzte, um sich zu bereichern.
00:40:21: Wie groß diese Abhängigkeit war, sieht man bei Freia.
00:40:24: Anfangs war es für sie viel schlimmer Bronco als Menschen zu verlieren, als den finanziellen Schaden zu verkraften.
00:40:31: Sie hat ja den Mann geliebt und wollte nicht innerhalb eines so kurzen Zeitraums wieder einen Menschen verlieren und das wusste Bronco natürlich.
00:40:38: Aber jetzt bleibt Freia nichts anderes mehr übrig, als sich dem zu stellen.
00:40:42: Und zu ihrer Trauer um ihre Tochter kommen jetzt auch noch Liebeskummer und Geldsorgen dazu.
00:40:48: Im Februar, vier Monate nach dem Chat mit seiner ehemaligen Mitarbeiterin Susanna, ist Freier überzeugt, genug über Broncosmasche zu wissen.
00:40:56: Sie hat akzeptiert, dass die Beziehung, die ihr so viel bedeutet, hat von seiner Seite aus eine Lüge war.
00:41:01: Die beiden haben keine Zukunft.
00:41:03: Und jetzt will sie vor allem eins antworten und ihr Geld zurück.
00:41:08: Nervös ruft sie ihn also an.
00:41:10: Sie sagt ihm, dass sie sein Spiel durchschaut hat und dass sie weiß, dass er neben ihr noch viele andere Frauen hat und dass er sich von ihnen allen Geld geliehen hat.
00:41:19: Damit soll jetzt Schluss sein, sagt Freier.
00:41:21: Sie fordert eine sofortige Rückzahlung.
00:41:24: Sonst werde sie Anzeige erstatten.
00:41:26: Zum ersten Mal erlebt sie ihn sprachlos.
00:41:28: Keine Ausreden, kein Kleinreden.
00:41:31: Er weiß, dass sie recht hat.
00:41:32: Schließlich will ich er ein, die Schulden in großen Schritten zurückzuzahlen.
00:41:36: Sie vereinbaren, dass Freyja in einigen Tagen spät abends zu ihm in die Filiale kommt, wo er ihr einen Teil des Geldes in Bar geben will.
00:41:44: Freyja ist unwohl bei der Sache, sieht aber keine andere Wahl.
00:41:49: Das Geld war ein freiwilliges Privatdarlehen.
00:41:51: Sie hatten damals nur eine mündliche Vereinbarung über die Rückzahlung und Bronco ist bereits pleite, also kein solventar Schuldner.
00:41:59: Wie freier es dreht und wendet, sie weiß, dass die rechtliche Grundlage, um ihr Geld zurückzufordern, schwach ist.
00:42:06: Also fährt sie am Abend ins nahegelegene Bestattungsinstitut.
00:42:10: Früher hatte sie hier bei ihren Treffen Schmetterlinge im Bauch, heute hat sie Angst.
00:42:15: Als Bronco die Tür öffnet, ist da keine Wärme mehr in seinem Blick.
00:42:18: Sie setzen sich und freier hofft auf Antworten.
00:42:22: Warum tust du das?
00:42:24: Gab es nie Gefühle?
00:42:25: Wie viele Frauen gibt es noch?
00:42:27: Doch Bronco weicht aus.
00:42:29: Schließlich drückt er ihr wiederwillig ein Kuvert mit siebentausend Euro in die Hand, die erste Rate.
00:42:35: Dann sagt er etwas, das ihr nicht mehr aus dem Kopf geht.
00:42:38: Wer mich zum Bluten bringt, der wird auch bluten.
00:42:42: Eine Drohung.
00:42:43: Freier verlässt schnell die Filiale.
00:42:46: Sie weiß nicht, wozu er noch fähig ist.
00:42:49: Es gibt noch einige Rückzahlungstermine, zu denen Freier Bronco widersieht.
00:42:53: Jedes Mal, wenn sie dahin fährt, gibt sie einen bekannten Bescheid.
00:42:57: Wenn ich mich in dreißig Minuten nicht melde, ruft die Polizei.
00:43:00: Doch die Beträge werden immer kleiner.
00:43:02: Zuletzt sind es nur noch fünfhundert Euro pro Umschlag.
00:43:05: Das ist freier die Angst nicht wert, die sie vor jedem Treffen hat.
00:43:08: Also bricht sie den Kontakt ab.
00:43:10: Knapp zwanzigtausend Euro hat sie bis dahin zurückbekommen, nur die Hälfte dessen, was sie ihm geliehen hat.
00:43:16: Den Kredit in Höhe von mehreren zehntausend Euro zahlt sie seit einem Jahr selbst ab.
00:43:21: Mit Zinsen.
00:43:22: Freier hat sogar einen Nebenjob in der Gastro angenommen, um den Schuldenberg, den Bronco hinterlassen hat, schneller loszuwerden.
00:43:29: Sie kann kaum fassen, dass sie überhaupt für ihn zur Bank gegangen ist.
00:43:33: Aber genau das ist das Problem.
00:43:34: Sie hat das Darlehen freiwillig gegeben.
00:43:36: Welche rechtlichen Möglichkeiten bleiben ihr da?
00:43:39: Kann sie sich in dem Fall überhaupt auf Betrug berufen?
00:43:42: Sie wendet sich schließlich an eine Rechtsanwältin und erfährt das, was sie bereits befürchtet hatte.
00:43:47: nämlich, dass ihr Fall einzeln betrachtet rechtlich schwierig ist.
00:43:51: Man könnte das Geld, das Bronco ihr schuldet, zwar mit Hilfe eines Gerichtsvollzieheres vollstrecken, aber das kostet auch wieder Geld, Zeit und Nerven.
00:43:59: Und erschweren kommt hinzu, dass Bronco auf Papier bereits pleite ist.
00:44:03: Es ist also kein Geld da, das man vollstrecken könnte.
00:44:07: Die zivilrechtlichen Möglichkeiten sind also überschaubar und auch strafrechtliche Konsequenzen zu erwirken.
00:44:12: Also zum Beispiel eine gefängene Strafe ist nicht einfach.
00:44:16: Man müsste ihm dafür einen Betrug nach Paragraph twohundertsechzig STGB nachweisen.
00:44:21: Und das bedeutet, ein Gericht müsste feststellen, dass er die Frauen in der Absicht sich zu Bereichern getäuscht hat.
00:44:27: Also, dass er vorgegeben hat, eigentlich viel Geld zu haben und damit einen Privatdarlehen auch schnell zurückzahlen zu können, so dass die Frauen sich quasi sicher genug gefüllt haben, um ihm Geld zu wahlen.
00:44:38: Aber ihm das halt nachzuweisen, ist schwierig.
00:44:41: Bronco hat nämlich nie Großkopf sich mit seinem Geld angegeben.
00:44:44: Freier ist einfach aufgrund seiner vielen Filialen und Autos davon ausgegangen, dass er ein erfolgreicher Geschäftsmann ist.
00:44:52: Zusätzlich könnte man jetzt noch versuchen Bronco wegen gewerbsmäßigen Betrugs anzukriegen.
00:44:57: Dazu müsste man aber nachweisen, dass Bronco das Ziel verfolgt hat, sich durch die Betrügereien eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen, also dass er quasi von dem Geld lebt, das ihm die Frauen, die er getäuscht hat, zur Verfügung stellen.
00:45:12: Um das nachzuweisen, könnte man zum Beispiel die Fälle der anderen Frauen, die er betrogen hat, nebeneinander stellen, um so eine Art Modus operandi auszumachen.
00:45:21: Aber Freya weiß noch nicht mal, wie viele der Betroffenen überhaupt juristisch gegen ihn vorgehen wollen.
00:45:27: Sie weiß nicht mal selbst, ob sie aktuell die Kraft hat, einen Rechtsstreit anzuzetteln und auszutragen.
00:45:33: Dennoch kann Freya in den folgenden Wochen nicht aufhören, in Broncos Vergangenheit zu graben.
00:45:39: Überall, wo sie nachfragt, stößt sie auf Ungeheuerliches.
00:45:42: Beim Bestatterverband erfährt sie von zahlreichen Beschwerden, sogar das Hygieneamt sei schon eingeschaltet worden.
00:45:48: Susanna, seine ehemalige Mitarbeiterin und Partnerin, hatte sowas ja schon angedeutet, doch das, was der Vorsitzende berichtet, erschüttert freier Besonderes.
00:45:57: Denn auf dem angeblich so idyllischem Hof von dem Bronco immer schwärmte, hatte er in Wahrheit ein provisorisches Leichenhaus, in dem sich tote Körperstabilten, die ihrem eigenen Zerfall ausgesetzt waren.
00:46:12: Aus Platzgründen habe Bronco verstorbene nicht im städtischen Krematorium, sondern in seinem sogenannten privaten Kühlhaus auf seinem Hof gelagert.
00:46:21: Tatsächlich ein umgestrichener Pferdestall ohne Kühlung.
00:46:25: Manche Tote habe er einfach auf dem Boden gelegt.
00:46:28: Ein Seemann, der in die Ukraine überführt werden sollte, war nach vier Wochen Verwesungsprozess so entstellt, dass ein Abschied unmöglich war.
00:46:37: Bekannt wurde das nur, war ein anderer Bestatter, die zustände fotografierte und ans Hygieneamt gab.
00:46:43: Daraufhin haben die Behörden festgestellt, dass Bronco, abgesehen von den hygienischen Mängeln, nicht mal eine baurechtliche Genehmigung für die Nutzung des Stalles für sein Bestattungsunternehmen hatte.
00:46:52: Der Stall wurde deshalb von der Polizei versiegelt.
00:46:55: Bronco machte trotzdem weiter.
00:46:57: Freier wird übel bei dem Gedanken.
00:47:00: Auch Lias Leiche hatte er auf seinen Hof gebracht.
00:47:03: Er hatte ihr gesagt, dass Krematorium sei unzureichend.
00:47:06: Im Wahrheit waren es seine eigenen pietätlosen Zustände.
00:47:10: Damals hatte er ihr Versprochen auf Lia aufzupassen.
00:47:13: Nur so konnte sie es ertragen, was ihre Tochter weggebracht wurde.
00:47:16: Der Gedanke daran verreist ihr das Herz.
00:47:19: Aber irgendwann macht sich auch eine Überlegung breit.
00:47:22: Bronco lebt doch nicht allein auf dem Hof.
00:47:24: Laut Susanna wohnen da auch noch seine Eltern, seine Kinder und eine Partnerin.
00:47:29: Wie konnten die alle nichts merken?
00:47:32: Oder wussten die Bescheid?
00:47:34: Freier erfährt schließlich, dass die Frau die Jahre lang mit ihm lebte, Muriel vor kurzem ausgezogen ist.
00:47:40: Das lässt sie aufhorchen.
00:47:41: Sie findet Kontaktdaten, traut sich aber nicht anzurufen.
00:47:45: Stattdessen gibt sie die Nummer an die Rechtsanwältin weiter, von der sie sich schon einmal beraten lassen hat und mit der sie weiterhin im Austausch ist.
00:47:52: Christine Habeta, mit der wir zur Vorbereitung dieser Folge auch gesprochen haben, Frau Habeta ist es auch die Moriell schließlich zu einem Gespräch in ihre Kanzlei einlädt und von diesem Treffen hat uns die Anwältin erzählt.
00:48:05: Als ich diese Frau kennengelernt habe, das müssen sie sich so vorstellen, die war noch im freien Flug, die war noch auf dem Boden der Realität noch gar nicht aufgeschlagen.
00:48:16: Für sie war es unbegreiflich, dass der Mann an ihrer Seite, den sie an ihrer Seite glaubte, achtzehn Jahre lang, sie betrogen, gelogen, benutzt, ausgenutzt hatte.
00:48:28: Das war ein langer Prozess des Begreifens und es brauchte auch vieler Gespräche und auch Begegnung mit den anderen Mandantinnen und bis dann so nach und nach die Gewissheit reift, was ihr eigentlich wirklich widerfahren war.
00:48:46: Freier und Muriel lernen sich also im Laufe der Zeit kennen und abgesehen von dem, was Bronco Muriel emotional angetan hat, hat er sie auch finanziell ruiniert.
00:48:55: Über achtzehn Jahre hinweg hat sie etliche Kredite für Bronco aufgenommen und er hat sie mit den angehäuften Schulden am Schluss komplett alleine gelassen.
00:49:04: Dadurch wird Freier einmal mehr bewusst, dass Bronco nie aufhören wird.
00:49:10: Er lebt schon seit Jahren vom Geld von anderen.
00:49:12: Er ernährt sich wortwörtlich von der Trauer der Frauen.
00:49:16: Und Konsequenzen gab es nie.
00:49:18: Als Monika, die Unternehmerin, die ihm mehr als hunderttausend Euro gegeben hat, ihm damit gedroht hat, ihn zu verklagen, hat er sie ausgelacht.
00:49:25: Mal sehen, wie weit du kommst, hat er zu ihr gesagt, erzählt sie freier.
00:49:30: Er muss sich in dem, was er tut, wahnsinnig sicher fühlen, glaubt freier.
00:49:34: Vielleicht auch, weil er das ist?
00:49:36: bei ihren Recherchen fällt freier auf, dass die Polizei längst über seinen Ton Bescheid wissen müsste.
00:49:41: Der Pferdestall, den er als Kühlung deklariert hat, wurde schließlich von der Polizei geschlossen.
00:49:47: Nicht etwa wegen der fragwürdigen Nutzung, sondern weil er nicht einmal die baurechtliche Genehmigung für den Raum hatte.
00:49:53: Die Anzeigen der Menschen, die sich von Bronco betrogen fühlen, liegen der Polizei ebenfalls vor.
00:49:58: Und auch der Abrechnungsbetrug, um den es in dem Zeitungsartikel ging, den Freyja vor einiger Zeit gelesen hat, ist der Staatsanwaltschaft bekannt und damit auch der Polizei.
00:50:08: Wie kann es also sein, dass Bronco noch immer der Bestatter ist, den die Polizei ruft, wenn jemand verstirbt?
00:50:13: Als Dia damals gestorben ist, hat Freyja keine Sekunde daran gezweifelt, dass Bronco ein seriöser Bestatter ist, weil der Auftrag von der Polizei kam.
00:50:22: Heute fragt sie sich, ob er dort Kontakte hat, die ihn schützen.
00:50:26: Freier muss an die Polizisten denken, von der Susanna erzählt hat, mit der Bronco angeblich eine Affäre hatte.
00:50:32: Beweisen kann sie nichts.
00:50:34: Sicher ist nur, die Polizei arbeitet weiterhin mit ihm zusammen.
00:50:37: Während von offizieller Seite also niemand mit dem Finger auf Bronco zeigt, zeigen seine Opfer stattdessen auf sich selbst.
00:50:45: Auch Freya hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder gefragt, wie sie so naiv sein konnte, warum sie ihm so viel Geld gegeben hat.
00:50:53: Aber je weiter sie mit ihrer Recherche über ihn kommt, desto deutlicher wird ihr, dass er es offenbar als seinen Job ansieht, Frauen finanziell auszunehmen.
00:51:02: Und den macht er erschreckend gut.
00:51:04: Und er wird weitermachen, wenn ihn niemand stoppt.
00:51:06: Und das will Freya nicht zulassen.
00:51:09: Er darf nicht länger ungeschoren davon kommen.
00:51:12: Also tut Freia jetzt zwei Dinge.
00:51:15: Einerseits stellt sie jetzt doch selbst Strafanzeige gegen Bronco wegen Betrugs und andererseits gründet sie eine WhatsApp-Gruppe, zu der sie alle Frauen, mit denen sie bisher gesprochen hat, einlädt.
00:51:26: Sie möchte, dass die Betroffenen sich untereinander kennenlernen.
00:51:29: Ihr selbst hat der Austausch mit den anderen Frauen die Augen geöffnet.
00:51:33: Aber durch die Gruppe gelingt ihr auch noch etwas anderes.
00:51:36: Die Frauen entwickeln ein Gemeinschaftsgefühl und finden wieder neuen Mut.
00:51:40: Gemeinsam mit ihrer Anwältin schlägt freier vor, sich an die Presse zu wenden.
00:51:43: So könnten weitere Frauen gewarnt werden, eventuell melden sich noch mehr Geschädigte und Bronco könnte seinen Job verlieren.
00:51:51: Vielleicht würde sogar die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufnehmen.
00:51:54: Und die anderen Frauen stimmen zu.
00:51:56: Als der erste Artikel in einer Lokalzeitung erscheint, indem sie alle anonym auftreten, sind sie aufgeregt.
00:52:02: Aber es passiert nichts.
00:52:04: Kein Aufschreiten der Region, keine Konsequenzen für Bronco.
00:52:08: Aber wenigstens werden weitere Medien aufmerksam.
00:52:10: und so stimmen die Frauen schließlich einer vierteiligen Doku-Reihe im WDR zu.
00:52:15: Sie ist sehr empfehlenswert, haben wir natürlich zur Vorbereitung auch gesehen und die verlinken wir euch in der Folgenbeschreibung.
00:52:21: Die Dreharbeiten dauern fast ein Jahr lang.
00:52:24: Viele von den Frauen treten vor die Kamera, Freia, Broncos ehemalige Angestellte Susanna, die Ärztin Ankatrin, Bankhauffrau Theodora, Unternehmerin Monika, Broncos langjährige Partnerin Muriel und mehr Betroffene sind darin zu sehen.
00:52:38: Einige von ihnen auch Freia sind unkenntlich gemacht.
00:52:41: Bronco selbst lehnt eine Interviewanfrage ab, aber sein Anwalt spricht mit dem WDR.
00:52:46: Vor der Kamera betont er, dass es nicht strafbar sei, mehrere Beziehungen gleichzeitig zu führen und den Frauenversprechungen zu machen.
00:52:53: Wir hören da mal kurz rein.
00:52:55: Das ist eine freie Entscheidung gewesen, dafür haben Sie ja auch was bekommen.
00:52:59: Was haben Sie denn bekommen?
00:53:00: Sie haben mit meinem Mandanten fast wöchentlich geschlafen und das auch sehr genossen.
00:53:04: Wie unangebracht ist das denn bitte?
00:53:07: Also, ich finde an dem Zitat hier wird auch schon deutlich was Bronke und sein Verteidiger für eine Sicht auf die Frauen haben und dass da wirklich Null, Null, Einsichtsvermögen ist.
00:53:18: Verteidigungsstrategie jetzt hin oder her, ja, diese Aussage hätte nicht sein müssen.
00:53:23: Das hört sich ja nach einem Leistungsausgleich an und als ob damit die erlittene Täuschung und der finanzielle Schaden aufgewogen werden.
00:53:31: Diese Menschen, die haben Verlust erlitten und sich ja offenbar nach Halt und Geborgenheit gesehen und nicht nach einem Bett gefärbt haben.
00:53:39: Und das auf so eine sexuelle Ebene zu heben, entwertet ja auch die Verbindung, die die Frauen zu ihm hatten, die die Frauen ja erst dazu geführt hat, dass sie ihm das Geld gegeben haben.
00:53:51: Jedenfalls trägt die Doko, in der auch dieser Anwalt spricht, Früchte.
00:53:55: Ende of the year of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende of the year, Ende.
00:54:13: Sie haben es geschafft, die erste Etappe auf dem Weg Bronco zu stoppen.
00:54:17: Freya hat uns im Gespräch erzählt, dass es sich damals für sie so angeführt hat, als hätte sie einen Stück Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen können.
00:54:26: ihr ging es nie um Rache oder das Verlorene Geld, sagt sie, sondern um Gerechtigkeit und die Hoffnung, dass er diesmal nicht ungeschauen davon kommt und dass man ihm diesmal nachweisen kann, dass er Frauen hinterlistig um ihr Geld betrogen hat.
00:54:40: Und allein die Hoffnung darauf führt sich für Freier und die anderen Frauen großartig an.
00:54:45: Und das Gefühl wird sogar noch verstärkt, als die Staatsanwaltschaft relativ zügig Anklage erhebt und das Gericht einen ersten Verhandlungstag festsetzt.
00:54:53: Es ist Dienstag, der zweite Mai, im Braun-Polova, neben seinem Anwalt auf der Anklagebank platznimmt.
00:55:01: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm den gewerbsmäßigen Betrug in drei Fällen vor, dem von Freya, von Teodora, der Bankangestellten und von Monika, der Unternehmerin, die ihm am meisten Geld gegeben hat.
00:55:13: Trotzdem sind die drei Frauen heute nicht im Saal anwesend.
00:55:17: Weil Betrug nicht zu den Delikten gehört, in denen eine Nebenklage üblich ist, treten sie im Prozess als Zeugenen auf.
00:55:23: Christina Habeta ist währenddessen als Zeugenen-Beistand dabei.
00:55:27: Sie hat uns gesagt, was Bronco vor Gericht für einen Eindruck auf sie gemacht hat.
00:55:31: Der Eindruck, den er zu machen, gedacht war, er wollte überheblich wirken, über den Dingen stehend.
00:55:40: Er hat sein Kind immer auf die Hand aufgestellt.
00:55:44: Er hat wohlwollende Blicke in den Zuschauerraum, der ja bis zum letzten Platz gefüllt war, ausgesandt.
00:55:51: Er hat sich auch medial nicht versteckt.
00:55:55: Er ist ja mit seinem Verteidiger auch sehr offensiv aufgetreten, immer in der Überzeugung ihm könne keiner was.
00:56:03: Die Staatsanwaltschaft sieht das anders.
00:56:05: Sie geht laut Anklage davon aus, dass sich Bronco als Zitat solventer erfolgreicher Geschäftsmann präsentiert hat, um so zumindest in zwei Fällen, im Fall von Freia und der Witwe Monika, also die Unternehmerin, die er um hunderttausend Euro erleichterte, die emotionale Notlage seiner Opfer auszunutzen und sich an ihnen zu bereichern.
00:56:24: Und die Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Polizei bestätigen gleichzeitig, dass Bronco nicht annähernd die Person ist, die hervorgibt zu sein.
00:56:33: von der Schule abgegangen und hat zwei Ausbildungen begonnen.
00:56:36: Erst zum Tischler, dann zum Schlosser, aber er hat nie in diesen Berufen gearbeitet.
00:56:41: Stattdessen war er mehrere Jahre in der Altenpflege tätig, dann lange Zeit arbeitslos und dann hat er sich als Bestatter selbstständig gemacht.
00:56:48: Er ist aber auch schon vorher strafrechtlich in Erscheinung getreten.
00:56:51: Zwischen two-tausend-eins und zwei-tausend-fünfzehn wurde er sogar dreizehnmal von Gerichten verurteilt, unter anderem wegen Betrugs- und Steuerhinterziehung.
00:57:01: Er hat aber jedes Mal nur Geld- oder Bewährungsstrafen kassiert und einfach mit seinen Betrügereien weitergemacht.
00:57:08: Privat hat er freier zumindest die halbe Wahrheit erzählt.
00:57:11: Es stimmt, dass seine zwei erwachsenen Kinder aus erster Ehe mit ihm auf dem Hof leben.
00:57:15: Er hat aber auch noch zwei weitere Kinder mit einer Frau, mit der er weiterhin liiert ist.
00:57:21: An dieser Stelle muss ich kurz einwerfen, von dieser Frau haben wir bisher noch gar nichts gehört und das ist dann vermutlich die Fünfte, mit der er neben Freia zusammen war.
00:57:30: Zumindest die Fünfte von der wir wissen.
00:57:32: Freia hat uns erzählt, dass sie im Nachhinein herausgefunden hat, dass diese Frau im Gegensatz zu allen anderen über seine Betrügereien Bescheid wusste.
00:57:41: Die Anklage offenbart außerdem, dass Bronco schon lange kein eigenes Geld mehr besitzt.
00:57:46: Seit der Zwangsversteigerung einer Immobilie im Jahr und Jahrhundertundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:58:07: Er taucht dort nur noch als Angestellter auf.
00:58:12: Selbst der Hof, auf dem er lebt und seine diversen Autos, mit denen er Eindruck machen wollte, laufen auf andere Personen.
00:58:17: Teils auf Familienmitglieder, teils auf andere Frauen.
00:58:20: Er selbst besitzt auf dem Papierrein gar nichts.
00:58:23: Seit Jahren führt er nicht mal mehr ein Konto unter seinem Namen.
00:58:28: Schulden hat er trotzdem weiter angestaut.
00:58:30: In den Jahren des Jahrhunderts schuldet er zahlreichen Gläubiger in rund siebenhundertdreißig tausend Euro.
00:58:37: Also ich frage mich immer.
00:58:39: Wie kommt man überhaupt auf so eine Summe als normalsterblicher?
00:58:44: Bei Bronco setzen sie sich aus nicht bezahlten Krediten und offenen Rechnungen zusammen.
00:58:49: Sein Lebensunterhalt hat er sich also maßgeblich vom Geld anderer, zum Beispiel von Freia, bestritten.
00:58:55: Als Freia am zweiten Verhandlungstag den Gerichtssaal betritt, ist sie nervös.
00:58:59: Nicht weil sie zum ersten Mal seit langem wieder auf Bronco trifft, sondern Anwesenheit lässt sie sieben Jahre nach ihrem Kennenlernen kalt.
00:59:06: Aber ihr liegt viel daran, dass er endlich Verantwortung übernimmt für das, was er ihr und den anderen angetan hat.
00:59:12: Sie will heute die richtigen Dinge sagen und hat sich deshalb gut vorbereitet.
00:59:15: Sie hat sich einen Zeitstreil notiert, mit den wichtigsten Punkten ihrer Beziehung zu Bronco, weil sie sich die Daten sonst nicht merken kann.
00:59:22: Sie möchte vor Gericht klarmachen, dass es um mehr geht als um fehlende Gelder, nämlich um Manipulation.
00:59:28: Bronco nutzte sie aus, als es ihrem schlechtesten ging.
00:59:31: stellte sich als erfolgreicher Unternehmer da, um so eine langerprobte Masche wie ein Schauspieler abzuziehen.
00:59:37: Für Freyja ist er ein gerissener Betrüger und das will sie heute verdeutlichen.
00:59:40: Durch die Befragung läuft anders als erhofft.
00:59:44: Um Freyjas Gefühle, die Trauer, die sie damals erfüllte, geht es gar nicht.
00:59:48: Die Richterin fragt vor allem nach dem Geld, das Freyja Bronco gab und von wem die Initiative ausging.
00:59:54: Von ihr gibt Freya zu, aber nur weil Bronco ihr sechs Monate lang eine Lüge vorspielte, möchte sie hinzufügen.
01:00:02: Aber sie schweigt.
01:00:03: Nach eineinhalb Stunden wird sie entlassen, frustriert und mit dem Gefühl ihren Punkt nicht rübergebracht zu haben.
01:00:09: Sie befürchtet, dass es nicht reicht, um Bronco das Handwerk zu legen.
01:00:12: Freya verfolgt dem Prozess nach ihrer Aussage von den Besucherinnenplätzen aus und rückt Theodora und Monika die Daumen.
01:00:19: Dass sie füreinander da sind und Bronco sieht, wie eng sie zusammengewachsen sind, gibt ihnen Halt.
01:00:24: Kraft diese spätestens brauchen, als Broncos Anwalt das Wort erhebt und eine Erklärung verließt.
01:00:29: Er betont erneut, die Frauen hätten ihm das Geld freiwillig gegeben.
01:00:33: Offenbar fehle es ihnen an geschäftlicher Erfahrung, weshalb sie sich nicht abgesichert hätten.
01:00:38: Jedenfalls sei vereinbart gewesen, dass er das Geld nur nach seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten zurückzahlen würde.
01:00:44: Freya führe darüber hinaus einen ungezügelten Rachefeld zu gegen ihn und sei daher gänzlich unglaubwürdig, lässt der Anwalt verlauten.
01:00:52: Am Schluss betont er noch einmal, dass hier keine Täuschung im rechtlichen Sinne vorliege.
01:00:57: Christine Habeta ist der andere Meinung.
01:01:00: Es ist ja das eine, ein Darlehen aufzunehmen, dann irgendwann in Schwierigkeiten zu kommen, nicht mehr zahlen zu können, raten nicht mehr zurückzahlen zu können und so weiter.
01:01:10: Das ist ja nur die eine Seite.
01:01:12: Aber der Mann hat ja seinen Lebensunterhalt durch diese Frauen finanziert.
01:01:18: Er hat ja alles, was ihn begleitet hat, finanziert, auch seine eigene Familie dadurch finanziert.
01:01:24: Und er war zu keinem Zeitpunkt in der Lage, diese Zahlungen zurückzuführen.
01:01:31: Und das ist das Wesentliche dabei.
01:01:33: Und wenn man die unterschiedlichen Frauen auch vergleicht, so ist die Herangehensweise immer wieder dieselbe.
01:01:41: Er täuscht eine Liebesbeziehung vor von Dauer und man spricht von der Zukunft, von einem künftigen Leben gemeinsam und so weiter.
01:01:51: Und jetzt müsse man eben genauso gemeinsam gewisse Schwierigkeiten finanzieller Art überwinden und da wollte er sich dann auf die jeweilige Frau verlassen können.
01:02:03: Und wenn man dann diese Frauen nebeneinander sieht, dann sieht man, dass er durch Täuschung über seine wahren Verhältnisse, über seine Lebensverhältnisse hinweg, die Frauen veranlasst hat, Geld herauszugeben, darlehnen aufzunehmen, sich wirtschaftlich zu verschulden.
01:02:23: Hauptsache, er hat sein Geld, dann bekommen, wie es ja auch der Fall war.
01:02:27: Für Frau Habeta liegt hier also ganz klar eine Täuschung vor und auch das Gericht kommt nach nur wenigen Verhandlungstagen zu dem Schluss.
01:02:34: Bronco hat die Frauen in den drei angeklackten Fällen bewusst getäuscht.
01:02:39: Die Kammer spricht von einem Vorgehen, bei dem es allein um persönliche Bereicherung ging.
01:02:44: Das Urteil, drei Jahre und zehn Monate Haft wegen gewerbsmäßigen Betrugs.
01:02:48: Mit diesen Worten endet die Verhandlung, ein Schlusspunkt, auf den Freya und ihre Mitstreiterinnen so lange gewartet haben.
01:02:55: Freya spürt, wie in diesem Moment eine Anspannung von ihr abfällt, die sie über Jahre begleitet hat.
01:03:01: Zum ersten Mal seit Langem kann sie tief durchatmen.
01:03:04: Draußen vor dem Gerichtsgebäude umarmt sie die anderen Frauen.
01:03:06: Dann gehen sie gemeinsam Kaffee trinken, um zu feiern, was sie erreicht haben.
01:03:11: Denn heute, an diesem sonnigen Tag im Mai, hat Bronco zum ersten Mal in seinem Leben echte Konsequenzen zu spülen bekommen, zu denen es ohne den Zusammenhalt der Frauen nie gekommen wäre.
01:03:22: Aber sie ahnen schon, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
01:03:26: Weil es sich nur um Betrug handelt und Bronco sofort Berufung gegen das Urteil einlegt, muss er nach dem Urteilspruch nicht in Haft.
01:03:32: Zunächst bleibt er frei.
01:03:34: Und das, obwohl gegen ihn noch ein weiteres Verfahren läuft.
01:03:38: Auch hier geht es um Betrug.
01:03:39: Bronco hat Handwerksarbeiten in Höhe von mehr als hunderttausend Euro nicht gezahlt.
01:03:44: Darüber hinaus hat er ein altes Ehepaar, um viel Geld betrogen.
01:03:48: Auch den beiden hat er vorgespielt, Bequite zu sein.
01:03:50: Innerhalb von mehreren Monaten haben sie ihm darlehnen, in Höhe von insgesamt knapp hundertdreißigtausend Euro bewilligt.
01:03:58: Ein anderes Gericht hat deshalb eine Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten gegen ihn verhängt.
01:04:03: Außerdem wurden sechzigtausend Euro als Wertersatz eingezogen.
01:04:07: Aber auch hier ist Bronco in Berufung gegangen.
01:04:10: Gleichzeitig ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil er gemeinsam mit seiner Tochter auch noch ein Bestattungsinstitut aufgekauft, aber den Kaufpreis nie gezahlt haben soll.
01:04:19: Also ums abzukürzen, dass Westen-Nest und das Freier da gestochen hat, ist viel größer, als sie sich anfangs vorgestellt hat.
01:04:25: Bronco Bader ist ein Berufsbetrüger.
01:04:28: Davon sind mittlerweile auch die Gerichte überzeugt.
01:04:31: Und um sich nicht noch länger mit ihm herumschlagen zu müssen, schlägt man Bronco schließlich vonseiten der Justiz einen Deal vor.
01:04:37: Die beiden Verfahren, also das von Freya, Theodora und Monika vor dem Landgericht und das Verfahren, in dem es um das ältere Ehepaar geht vor dem Amtsgericht, sollen zusammengelegt werden.
01:04:47: Aus den beiden jetzt angesetzten Haftstrafen, die insgesamt sechs eineinhalb Jahre betragen würde, eine Gesamtstrafe werden, die kürzer ist.
01:04:53: Maximal fünf eineinhalb Jahre.
01:04:55: Außerdem würden die noch laufenden Ermittlungsverfahren nach Paragrafhundert fünfzig der Strafprozessordnung eingestellt werden, steht das Gericht Bronco in Aussicht.
01:05:03: Dieser Paragraf kommt für einzelne Taten zum Einsatz, die im Hinblick auf die viel höhere Straferwartung aus anderen Taten nicht mehr ins Gewicht fallen würden.
01:05:12: Das bedeutet, für die Geschädigten in den Fällen gibt es dann nie einen Urteilspruch, aber die Justiz spart sich natürlich Zeit und Ressourcen, um weitere Verfahren zu führen, die eben am Strafmesser aber nichts ändern würden.
01:05:23: Alles, was das Gericht dafür von Bronco möchte, ist, dass er das, was er getan hat, gesteht.
01:05:28: Und zu freies Überraschung geht Bronco Ende im Jahr mehr als ein Jahr nach dem Urteil des Prozesses, in dem sie als Zeugen ausgesagt hatte, auf den Deal ein.
01:05:38: Im November, fast acht Jahre nach Lias Tod, gibt es deshalb einen neuen Gerichtstermin, in dem Freier erneut im Besucherinnenbereich sitzt.
01:05:46: Gemeinsam mit den anderen Frauen und inzwischen auch mit dem älteren Ehepaar, das sich ihnen angeschlossen hat.
01:05:52: Sie alle hören zu, als Broncos Neue Anwältin eine Erklärung verließt, in der er unter anderem gesteht zwischen dem Jahr zwei Tausend Sechzehn und dem Jahr zwei Tausend Achtzehn Frauen vorgetäuscht zu haben, ein solventer Geschäftsmann zu sein, um sie zur Zahlung von großen Summen zu bewegen, obwohl er schon insolvent war.
01:06:07: Die Erklärung umfasst noch weitere Punkte, aber für Freia ist das, was sie eben gehört hat, der größte Gewinn.
01:06:12: Es ist das erste Mal, dass er bzw.
01:06:15: seine Anwältin die Worte ausspricht, wie sie sich schon damals gewünscht hätte, als sie ihn zur Rede gestellt hat.
01:06:21: Endlich ist da diese Klarheit, Klarheit darüber, dass er von Anfang an nur das Geld im Kopf hatte, dass er ein Profi war, auf den sie hereingefallen ist, in einer Zeit, in der sie sich einen Vertrauten gewünscht hat, in einer Zeit, in der die Trauer um ihre Tochter sie zermürbt hat.
01:06:36: Bronco wusste das und hat ihren Schmerz und den Schmerz vieler anderer Frauen aktiv ausgenutzt, um zu bekommen, was er will.
01:06:44: Nämlich Geld.
01:06:45: Nichts weiter.
01:06:47: Das Untermau hat einige Tage später bei der Urteilsverkündung auch der Vorsitzende Richter.
01:06:51: Der Angeklagte habe sich dafür entschieden, durch Straftaten seinen Lebensunterhalt zu sichern, sagt der Richter.
01:06:57: Und gesteht dann, die Justiz hätte ihm früher auf die Füße treten müssen.
01:07:00: Wir machen das heute sehr deutlich.
01:07:03: Anschließend verhängt das Gericht die Gesamtfreiheitsstrafe von fünf und einhalb Jahren wegen gewerbsmäßigen Betrugs.
01:07:09: Und dann ist der Prozess vorbei.
01:07:11: Das letzte Wort ist gesprochen.
01:07:13: Mit ihm fällt eine riesige Last von freier Schultern.
01:07:17: Und auch die Anwältin Frau Habeta ist zufrieden mit dem Ausgang des Verfahrens.
01:07:21: Also das Strafmaß geht völlig in Ordnung.
01:07:24: Unsere Zielrichtung, zwei Tausend neunzehn war es ja, ihn vor ein Strafgericht gestellt zu wissen.
01:07:32: Also, wir haben da noch überhaupt nicht über ein Strafmaß nachgedacht, sondern lediglich über ein Strafmaß der Gestalt, das es ihm nicht ermöglicht, in Freiheit weiterzuleben.
01:07:46: Also unsere Zielrichtung war angedacht, immer eine Freiheitsstrafe von über zwei Jahren, die man nach dem deutschen Recht eben nicht zur Bewährung aussetzen kann.
01:07:58: Und das ist ja im Endeffekt auch sehr gelungen.
01:08:02: Der Tag, an dem Bronco ins Gefängnis kommt, ist der fünfte Mai, ein Montag, fünf Monate nach dem Urteilsspruch.
01:08:10: Als Freya an dem Tag aufwacht, ist sie froh, dass es endlich soweit ist.
01:08:13: Was der Mann, der sie und so viele andere Menschen nach Strich und Faden betrogen und belogen hat, nun endlich aus dem Verkehr gezogen wird.
01:08:21: Freya geht an dem Tag, an dem Bronco seine Haftstrafe antreten muss, wie gewohnt zur Arbeit.
01:08:25: Mittags ist sie im Auto unterwegs und hält an einer Bäckerei, in der sie sonst nie einkauft.
01:08:31: Sie ist gerade auf dem Weg zur Theke, als freies Blick auf einen Mann fällt, der im Bäcker Kaffee sitzt und Kaffee schlürft.
01:08:38: Es ist Bronco.
01:08:39: Ihm gegenüber sitzt eine Frau.
01:08:41: Als er freier sieht, fällt ihm für einen Moment alles aus dem Gesicht.
01:08:45: Er sieht sie an und sie schaut zurück.
01:08:47: Ihr Herz klopft.
01:08:49: Plötzlich sieht er weg, wieder ins Gesicht der Frau im Gegenüber.
01:08:52: Freier kennt sie nicht.
01:08:53: Sie weiß nicht, was Bronco hiermit ihr macht.
01:08:56: Er sollte im Gefängnis sein.
01:08:57: Wieso trinkt er hier Seelen durch Kaffee?
01:09:00: Zurück im Auto beruhigt sich ihr Puls wieder.
01:09:02: Aber die Begegnung beschäftigt sie noch in den nächsten Stunden.
01:09:05: Was, wenn Bronco sich irgendwie vor der Haftstrafe drückt.
01:09:09: Was, wenn er wieder einen Weg gefunden hat, um ungestraft davon zu kommen.
01:09:13: Freier weiß, dass das eigentlich nicht möglich ist.
01:09:15: Aber mittlerweile traut sie ihm alles zu.
01:09:18: Umso erleichterter ist sie, als sie noch am selben Tag die Bestätigung bekommt, dass Bronco um dreizehn Uhr zwanzig im Gefängnis angekommen ist.
01:09:25: Der Kaffee beim Bäcker war offenbar sein letzter in Freiheit.
01:09:29: Eigentlich glaubt Freier nicht ans Schicksal, aber diesmal ist sie sich sicher, es sollte so sein.
01:09:34: Im Geist hat sie ihm noch einmal gewinnt, stellvertretend für alle Menschen, die er benutzt hat, um sich selbst zu bereichern.
01:09:42: Was Freier nicht leugnen kann, auch wenn Bronco für sie persönlich heute keine Rolle spielt, er hat Spuren hinterlassen.
01:09:48: vor allem in Form eines Schuldenberges, der sie noch Jahre begleiten wird.
01:09:52: Noch immer arbeitet sie nebenbei, um die Raten jeden Monat stemmen zu können.
01:09:56: Den Kredit, den sie damals für ihn aufgenommen hat, wird sie erst im Jahr im Jahr- und Jahrzehnte im Jahr- und Jahrzehnte im Jahr- und Jahrzehnte im Jahr- und Jahrzehnte im Jahr- und Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrzehnte im Jahrze.
01:10:16: Der Stern ist beige und hell, so wie Freya es wollte.
01:10:20: Freya denkt hier am Friedhof so gerne an die glücklichen Momente mit ihrer Tochter, auch wenn es nur wenige waren.
01:10:26: Lange war dieser Ort und Liya's Grab für Freya untrennbar mit Bronco verbunden, so dass ihr das Trauern schwer fiel.
01:10:33: Heute ist das anders.
01:10:34: Jetzt kann Freya an ihrem Grab wieder um Liya weinen, frei von ihm, aber verbunden mit ihr.
01:10:42: Also ich bin wirklich immer wieder beeindruckt, was für Kräfte gebrochene Menschen mobilisieren können, wenn es darum geht, Gerechtigkeit zu bekommen.
01:10:53: Viele Menschen, und das könnte man denen gar nicht vorwerfen, hätten sich vermutlich verkrochen werden so beschämt gewesen und so kraftlos nach all dem, was hier passiert ist.
01:11:04: Und ich finde das so beeindruckend von Freia, dass sie das nicht gemacht hat und dass sie nicht nur für sich diese Kraft aufbringen konnte, sondern auch noch für die anderen Frauen, weil sie hat ja am Ende alle mobilisiert und hat die alle zusammengetrommelt.
01:11:16: Es ist ja nicht so, als ob das nicht schon vorher aufgefallen wäre bei verschiedenen Frauen, dass er mit mehreren Frauen gleichzeitig eine Beziehung führt und sein Geld auch nicht ehrlich verdient.
01:11:26: Aber vor Freia wurde dieses Netz aus Lügen, das ergesponnen hat, nicht deutlich, sondern sie hat das alles an die Oberfläche gebracht.
01:11:33: Und wir haben für diese Folge auch mit Freia gesprochen und sie ist ein sehr positiver Mensch und das hat sie sich trotz allem immer beibehalten.
01:11:42: Und sie sagt, was ihr geholfen hat, war vor allem auch der enge Austausch mit den betroffenen Frauen, also dass sie sich gegenseitig zuhören, dass sie durch den Austausch miteinander verstehen lernen, was da eigentlich mit ihnen passiert ist.
01:11:54: und gemeinsam Stück für Stück dieses Erlebte loslassen konnten.
01:11:59: Manchen von ihnen fällt das leichter als anderen.
01:12:01: Ich habe das hier im Podcast auch schon mal erzählt, dass ich auch mal in der Verbindung mit jemandem stand, der mehrere Beziehungen gleichzeitig geführt hatte, bevor das rauskam.
01:12:10: Ich habe das erste erfahren, nachdem ich mit besagter Person diese romantische Ebene E gekappt hatte.
01:12:15: Deswegen bin ich damals ohne Verletzungen daraus gegangen.
01:12:19: bei anderen war das leider nicht so, weil sie damals wirklich in einer Hochphase der Beziehung plötzlich erfahren haben, dass der genauso eine Beziehung noch mit anderen geführt hat.
01:12:28: Aber was ganz interessant für mich war und woraus ich auch wirklich gelernt habe ist, damals als das aufgeflogen ist, da wurde ich auch von zwei Frauen kontaktiert und mein erster Impuls war... ist jetzt auch schon viele Jahre her, aber diesen Frauen kein Glauben zu schenken und sie abzustempeln als die verbitterten in den Windgeschossenen, weil Personen, die mehrere Beziehungen gleichzeitig führen, natürlich auch Vorarbeit leisten.
01:12:51: Da werden dann Personen vorgestellt, als das ist die verrückte Ex-Freundin oder das ist sie, der ich mal eine Abfuhr erteilt habe.
01:12:58: und das kratzt immer noch so doll am Ego und so.
01:13:00: Und Gott sei Dank habe ich mich dann doch auf Eintreffen eingelassen, mit allen zu dem Zeitpunkt Bekannten beteiligten.
01:13:08: Und da habe ich auch erlebt, wie sich auf einmal so Dinge aufklären, die ich vorher zwar weltsam fand, aber nie daran gedacht hätte, dass da so eine Geschichte hintersteckt und wie dann gewisse Situationen plötzlich in einem ganz ganz anderen Licht erscheinen.
01:13:23: Und ich habe das ja vorhin erzählt, Freya hat ja auch eine Person kennengelernt, die zu dem Zeitpunkt noch mit Bronco in einer Beziehung war.
01:13:31: und die auch erst mal den Impuls hatte, das alles nicht wahrhaben zu wollen.
01:13:34: Diese Person sagt selber in der Doku, weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte.
01:13:40: Bei dieser Gedanke daran, so schmerzhaft war, die Liebe zu verlieren, dass man Frauen und selbst in's mehrere Sünden, die das erzählen, nicht glaubt.
01:13:50: Natürlich ist das gerade, wenn man in einem Alter ist, in dem man gar nicht mehr damit gerechnet hat, sich zu verlieben und plötzlich noch mal eine Chance auf ein neues Leben bekommt, auf ein neues glücklicheres Leben.
01:14:02: So schmerzhaft das wieder loszulassen und mit der Erkenntnis zu gehen, dass das alles eine Lüge war.
01:14:08: Aber ich finde das in dieser Geschichte so toll und das ist hier mein Happy End, dass jeder einzelne dieser Freundes trotzdem gemacht hat.
01:14:16: und sie am Ende Kraft gezogen haben aus dem geteilten Leid.
01:14:21: Sie mögen alle ihren Partner und damit meine ich Bronco verloren haben in dem Moment.
01:14:24: Aber wenigstens hatten sie am Ende sich selbst und sind da Hand in Hand durch.
01:14:29: Und solche Geschichten, wir kennen das vom Tinder Swindler auch manchmal darin, dass man eine wichtige Sache, von der man dachte, man könne nicht ohne sie leben verliert, aber etwas anderes Wichtiges dazu gewinnt.
01:14:39: Nächste Woche ist mein Partner in Crime Laura wieder mit dabei.
01:14:42: Und wir werden in Italien sein.
01:14:45: Ob auch wirklich vor Ort, das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
01:14:48: Das Leben ist leider für uns gerade nicht so sehr vorhersehbar, was sowas angeht.
01:14:51: Aber wir sollten zumindest da sein.
01:14:53: Und deswegen haben wir uns auch inhaltlich darauf vorbereitet.
01:14:55: Und das hört ihr auf jeden Fall nächste Woche.
01:15:09: Bis dahin.
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